BERLIN - MITTE

  Berlin
12
/ 85

Von der Siegessäule zum Fernsehturm

Unter den Linden, Seite 5

Alles Mitte, oder was?

Zeughaus (Deutsches Historisches Museum)

Die Westfassade des Deutschen Historischen Museums Unter den Linden 2, 04. April 2003, 7:54,

Vom Waffenarsenal zum Deutschen Historischen Museum

Berlins bedeutendster Barockbau und das älteste erhaltene Gebäude
Unter den Linden. Von der Grundsteinlegung 1695 bis 2015 ist das
immerhin ein Alter von 320 Jahren. Da kann man in Berlin schon von
"bewegter" Geschichte sprechen. (Dabei hat man als Kind ganz genau
hingeschaut, aber nichts hat sich bewegt...).

Hier ein kurzer Abriss dieses ehrwürdigen Bauwerks.

Baugeschichte

1667
Der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm von
Brandenburg, verfügte in seinem Testament, dass ein
Zeughaus gebaut werden soll.

Der Pariser Stararchitekt François Blondel legt Entwurf
vor.

Am 28. Mai legt Kurfürst Friedrich III. den Grundstein.
Die militärischen Erfolge, seine Krönung zum König
1701 und der Ausbau Berlins zur Residenzstadt
machen repräsentative Gebäude erforderlich.

Johann Arnold Nering, *1659 † 23. Oktober 1695,
kurfürstlicher brandenburgischer Baumeister, beginnt
den Bau.(Gendarmenmarkt, Schloss Oranienburg und
Charlottenburg)

Martin Grünberg, *1655 † 1707, führt den Bau weiter.

Andreas Schlüter, *1660 † 1714, führt den Bau weiter.

Jean de Bodt, *1670 † 1745, führt den Bau weiter.
Barocke Prunkhelme als Schlusssteine der Fenster des
Erdgeschosses. Die insgesamt 76 Stück werden Schlüter zugeschrieben.

Mit dem Anbringen eines vergoldeten Reliefs Friedrich
I. am Hauptportal galt der Bau als eröffnet. Er war aber
noch lange nicht fertig. Geldmangel und schlechte
Materialien hatten schon am 5.August 1699 einen
Pfeiler des Ostflügels einstürzen lassen.

 starb Friedrich I. Sein Sohn Friedrich Wilhelm I., der
Soldatenkönig, beendete die Prunksucht des Hofes
durch strikte Sparsamkeit. Er sah das Zeughaus nicht
mehr als Prunk, sondern als Nutzbau.

bewilligte er die letzten Gelder zum schlichten
Innenausbau.

35 Jahre hatte der Bau gedauert. Da kann es mit dem
Flughafen BER ja noch werden!
1685
1695
1695
Barocke Prunkhelme als
Schlusssteine der Fenster des
Erdgeschosses. Die insgesamt 76 werden Schlüter zugeschriebe
1695
1695
1699
1706
1713
1713
Die Ostfassade am Kupfergraben gegenüber vom Lustgarten und Berliner Dom 03. Dezember 2006, 17:09 - Canon EOS 5 D - Canon Zoom Lens EF 24-105 mm (24 mm), 1:4-5,6 IS, UMS - f4; 1/2 sek., ISO 400

Bauwerk

Jetzt hatte Berlin ein mächtiges, repräsentatives Gebäude an prominenter
Stelle. Es steht auch nach 300 Jahren dort immer noch, als wenn es keine
der vielen Kriege seit dem Bau je gegeben hätte. Und das in Berlin.

19 Achsen durchziehen den quadratischen, vierflügligen Grundriss
(Seitenlänge: 90 m) mit seinen 2 Stockwerken. Das Sockelgeschoss ist
gebändert und die Rundbögen der Fenster sind mit plastischen
Schlusssteinen versehen. Überhaupt hat der Bau viel Figurenschmuck.
Meistens sind es fantastische Helme, die wohl im Felde eher unpraktisch
gewesen waren.

Ist die Lindenfassade mit freistehenden Säulen unter einem Dreiecksgiebel
prächtig gestaltet, haben die anderen drei Fassaden nur Dreiviertelsäulen
abbekommen. Geld hat schon immer eine große Rolle in Berlin gespielt.
Nicht wahr, Herr Wowereit, Herr Müller?

Nutzung

1730-1876
1732
1731
1844
1848
1877-1880
Das Zeughaus war in dieser Zeit das
bedeutendste Waffenarsenal Preußens. Unten
waren die Kanonen der Artellerie und oben die
Waffen der Infanterie und Kavallerie
untergebracht.

Sie waren fein säuberlich nach Herkunft und
damit nach Kaliber geordnet. Es gab viele
erbeutete Waffen.

gab es 623 preußische Kanonen und 119
erbeutete Geschütze aus Frankreich, Polen,
Schweden und Bayern.

Im Obergeschoss wurden in diesem Jahr 78.060
Waffen wie Degen, Säbel, Musketen und
Gewehre verzeichnet. Es war eben der
Soldatenkönig an der Macht. Außerdem wurden
hier Kriegstrophäen wie erbeutete
Regimentsfahnen aufbewahrt.

durfte Publikum die 1828 zusammengestellte
"Königliche Waffen- und Modellsammlung"
besichtigen.

Zu den Anfängen der Industrialisierung Preußens
fand hier die Allgemeine Deutsche-Gewerbe-
Ausstellung mit immerhin 3060 Ausstellern und
260.000 Besucher statt.

1848 Im Zuge der Märzrevolution wurde das Zeughaus
am 14. Juni gestürmt und geplündert.

1877 - 1880 Kaiser Wilhelm I. ließ das Haus zur preußischbrandenburgischen Ruhmeshalle umbauen. Militärhistorische Dinge waren ja genug vorhanden.
Balustradenplastik
…und auf der Rückseite
Die Westfassade. 14. April 2007, 14:14- Canon EOS 5 D - Canon Zoom Lens EF 24-105 mm (24 mm),1:4-5,6 IS, UMS - f11; 1/250 sek., ISO 100
1918


1933-1945
1945
1952
1952-1967
1967-1990
1990-2003
Der Versailler Vertrag bestimmte, dass die in der
Schlacht von Waterloo von Napoleon erbeuteten
Orden und die Trophäen des Krieges 1870/71 an
Frankreich zurück zugeben sind.

Daraufhin drangen Offiziere und Soldaten des
Gardekavallerie-Schützenkorps in das Zeughaus ein
und verbrannten diese Dinge unter dem
Reiterstandbild des Alten Fritzens mitten Unter den
Linden.

1933 - 1945 Die Nationalsozialisten glorifizierten hier den 1.Weltkrieg. Hitler hielt hier seine jährliche Rede zum Heldengedenktag am 10. März. Bis zum Herbst 1944 blieb das Zeughaus offen und wurde als Teil der Kriegspropaganda genutzt.

Die Alliierten verfügten das Ende als Kriegsmuseum.
Es wurde beschlossen, das im Krieg schwer
zerbombte und ausgebrannte Gebäude wieder
auszubauen

Das Zeughaus lag ja nun in Ostberlin. Es wurde also
am 18. Januar

"ein Beschluss des Zentralkomitees der SED gefasst, die einstige Traditionsstätte des preußisch-deutschen Militarismus, des nationalistischen und faschistischen Ungeistes in ein marxistisch-leninistisches Geschichtsbewusstsein umzuwandeln."

Wirklich, so haben die bis zum Erbrechen gesprochen! Preußen kann man hinterher weinen. Denen nicht.

Nach Beginn der Arbeiten - natürlich "mit der Unterstützung der Partei- und Staatsführung" - stellte sich die Bausubstanz als so schlecht heraus, dass das Innere des Gebäudes total entkernt und durch Beton-Stahl-Einbauten ersetzt werden musste. Nur die Außenmauern blieben übrig.

War es der Druck der Alliierten, dass das Gebäude stehenblieb? Schinkels schöne Bauakademie nebenan haben sie skrupellos abgerissen.

Bis September 1990, kurz vor der Wiedervereinigung, fungierte das Zeughaus als Museum für Deutsche
 . Dann wurde es aufgelöst. Die Sammlung
wurde übernommen, die Mitarbeiter nicht.

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ist es seit
2003 wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Das
Zeughaus ging an die Bundesregierung und an die

Es firmiert jetzt als Deutsches Historisches Museum.
Mal sehen, wie lange...

Skulptur am Eingang
Skulptur am Eingang

Nachtrag

Wenn de een Berliner frachst - falls de een findest -, treffen wa uns am
Deutschen Historischen Museum, kieckt der janz blöde: Wat soll ick mir denn den 300ter vom ollen Adenauer ankieken? Dit is doch in Bonn!

Oda meenste etwa det Zeughaus?
Selten hat es ein Architekt so gekonnt geschafft, ein 300 Jahre altes Gebäude durch einen modernen
Anbau zu erweitern wie der Chinese I. M. Pei. 18. April 2007, 13:31- Canon EOS 5 D - Canon Zoom
Lens EF 24-105 mm (24 mm), 1:4-5,6 IS, UMS - f9; 1/160 sek., ISO 100
Skulpturen auf dem Dach des Zeughauses an der Fassade Unter den Linden.
28. Dezember 2004, 12:13 Uhr - Canon EOS 20 D - Canon Lens EF400mm (680mm);
1:4, DO, IS, UMS - f5; 1/500 sek., 400 ISO
Blick auf das Zeughaus von der Info-Box der Schlossbaustelle März 2014
Links Unter den Linden, hinter dem Zeughauses das Internnationale Handelszentrum in der Friedrichstraße und rechts hinten das Bettenhochhaus der Charité im März 2014

Unter den Linden (4), 8 von Berlin Home 12 Schlossbrücke, 10 von 12 Giebelrelief über dem Hauptportal auf der Südseite mit 400 mm-Teleobjektiv aufgenommen (August 2014)
Giebelrelief über dem Hauptportal auf der Südseite mit 400 mm-Teleobjektiv aufgenommen (Dezember 2004) 
Die Gegend ist durch den 10 Jahre U-Bahnbau der Kanzler Kohls so häßlich geworden. dass keiner mehr hingeht. Hier ist der Beweis: 19.04.2015, allerdings um 7:45 Uhr
Ungewohnt, so fast ganz ohne Zaun (Februar 2022) 
Haus und Straße werden wohl nie mehr fertig wie auf dem ersten Bild oben von 2003 (März 2022) 

Literaturverzeichnis Berlin