Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

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Barschverwandte - Percomorphaceae

Ordnung Carangiformes

Familie Barrakudas - Sphyranidae

Größe: 40 cm, Tiefe: 1 m                            Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993

Großer Barrakuda - Sphyraena barracuda (Edwards, 1771)

An den Touristeninseln der Malediven sind die großen Barrakudas ab Mitte der 90er Jahre praktisch verschwunden - einfach weggeangelt. War ja auch so einfach. 


Schnell nahe am Riff entlang fahren, die Handleine schleppen, einen Fischkopf am großen Haken mit bunten Plastikfäden interessant gemacht - und der Barrakuda konnte nicht widerstehen. Das alles morgens ab 4 Uhr. Wie Großwildjagd in Afrika. 2 Mann, ein Dhoni, teuer, aber alles erfolgreich ausgerottet...

Barrakudas - Sphyranidae

Barrakudas haben langgestreckte, fast zylindrischeren Körper mit einem langen Kopf und großem, tiefgespaltenen Maul. Sie ähneln unseren Hechten, sind aber nicht mit ihnen verwandt. Die Zähne lehren das Fürchten. Sie stehen einzeln, sind kegelförmig, gegenständig und scharf wie Rasierklingen. 


Was der Barrakuda einmal gepackt hat, reißt er auch heraus. Er beißt allerdings immer nur ein einziges Mal zu. Der kräftige Schwanz ist gegabelt. Die Seitenlinie ist gerade und gut erkennbar. Die Größe der in einer Gattung mit 20 Arten unterteilten Familie schwankt zwischen 0,50 und 2 m. Angaben wie 3 m gehören bestimmt unter die Rubrik Anglerlatein. 


Barrakudas sind schnelle und gefürchtete Räuber, die ziemlich wahllos alle Arten von Fisch und Kraken fressen, auch giftige Tiere bleiben nicht verschont. Fälle von Fischvergiftungen nach dem Genuss von großen Einzelgängern sind bekannt. Jungtiere finden sich zu großen Schulen zusammen. Es ist, als schwimmen sie mit der Nase gegen eine Glasscheibe: so exakt ausgerichtet stehen sie wie eine Wand plötzlich aus dem Nichts hinter einem.


Immer kommen sie von hinten heran. Oft spürt man ihre kalten, starren Augen, denen nie eine Regung anzusehen ist, auf dem Rücken ohne sich umzudrehen. Ihre gefährlichen Zahnreihen mit den dolchartigen Zähnen lehren das Fürchten. Ausgewachsene Barrakudas stehen alleine am Riff. In der Dämmerung, sowohl morgens als auch abends, erwachen sie zum Leben, schießen blitzartig ins Riff, reißen Fische, Kraken, Kalmare. 

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Fam. Barrakudas Sphyranidae

Gat. Sphyraena Sphyraena

Art Großer Barrakuda Sphyraena barracuda  Great barracuda 

Art Gelbschwanz-Barrakuda Sphyraena flavicauda Yellowtail barracuda 

Art Pfeilbarrakuda Sphyraena novaehollandiae Australian barracuda 

Art Querbinden-Barrakuda Sphyraena qenie Blackfin barracuda 

Großer Barrakuda  Sphyraena barracuda  (Edwards, 1771)

E: Great barracuda, F: Barraouda, J: Oni-kamasu, D: Farutholhi

Größe: ca. 1 m, Tiefe: ca. 6 m   Außenriff im Norden des Ari-Atolls, 1986

Großer Barrakuda  Sphyraena barracuda  (Edwards, 1771)

Größe: ca. 1 m, Tiefe: ca. 6 m   Außenriff im Norden des Ari-Atolls, 1986

Ein großer Barrakuda auf dem Foto oben inmitten seines Frühstücks. Den Schwarm (Blaue Füsiliere, Caesio lunaris) hatten drei zusammen jagende Barrakudas mächtig durcheinander gewirbelt. Erst dadurch sah man die gut getarnten Barrakudas, die sich kaum vor der dunkeln See am frühen Morgen abheben. Sie hatten allerdings keinen Erfolg. Vielleicht schaut er deswegen so grimmig drein.


Normalerweise ist diese Art in großen Schulen unterwegs. Junge Barrakudas halten sich in Riffnähe auf, während größere Exemplare sich auch weit von den Küsten und Inseln entfernen. Der hier abgebildete Einzelgänger suchte wohl eine Putzerstation. 


An den beiden schwarzen Bändern in seiner Schwanzflosse und an den ungefähr 20 nach hinten gewinkelten Querbändern ist er als Großer Barrakuda gut zu identifizieren. Näher ließ mich dieser Barrakuda nicht heran kommen. Das ist der Moment, wo man das Normalobjektiv der Nikonos verflucht. 


Näher sollte man auch nicht an solche Einzelgänger herangehen, denn sie flößen nicht nur mir als einziger Fische am ganzen Riff einen gehörigen Respekt ein. Sie sind sich ihrer Gefährlichkeit voll bewusst. Keinen Zentimeter machen sie Platz, weichen nicht aus. Der Blick ist starr, kalt, nicht berechenbar. Der Reflex der Armbanduhr, eine falsche Bewegung kann sie zum blitzschnellen Angriff veranlassen. 


Haie kann man füttern, Muränen die seidenweiche Haut streicheln aber mit Barrakudas hört jeder Spaß auf, auch nach jahrzehntelangen Erfahrungen in tropischen Meeren. Diese Art wird bis 1,65 m lang und kann dann 38 kg wiegen. Wie fast alle Barrakudaarten jagen auch diese noch in 100 m Tiefe. Bei der Jagd spielt der Geruchsinn keine Rolle. Barrakudas verlassen sich auf ihre scharfen Augen


Vorkommen: Indopazifik.

Gelbschwanz-Barrakuda - Sphyraena flavicaudae  Rüppell, 1838

E: Yellowtail barracuda, F: Tazar rouge, J: Taiwan-kamasu, D: Farutholhi

Größe: 30 cm, Tiefe: 5 m             Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1994

Gelbschwanz-Barrakuda - Sphyraena flavicaudae  Rüppell, 1838

Ebenfalls im trüben Wasser an Weihnachten an dem langen Riff von Kuramathi kamen diese beiden Gelbschwanz-Barrakudas daher. Sie zogen schnell über das Riff ohne sich von den Schwimmern auch nur im Geringsten stören zu lassen.


Diese Art ist meist in Schwärmen unterwegs. Einen Schwarm habe ich allerdings hier in den Gewässern der Malediven noch nie gesehen, von keiner Art. Ganz anders als in der Karibik. Dort standen große Schulen von Barrakudas immer hinter einem. Als wenn sie die Tätigkeiten der großen und unbeholfenen Wesen aufmerksam mit ihren kalten und starren Augen beobachten. Es könnte ja etwas Fressbares abfallen. Diese Art wird ungefähr 45 cm lang und jagt an den Riffen und Küsten bis in Tiefen von 70 m.


Vorkommen: Gesamter Indopazifik einschließlich Rotes Meer.

Pfeilbarrakuda  Sphyraena novahollandiae  Günther, 1860

E: Australian barracuda, F: Barracouda, J: Hoso-kamasu, D: Farutholhi

Größe: 50 cm, Tiefe: 3 m                 Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1994

Pfeilbarrakuda Sphyraena novahollandiae  Günther, 1860

Ihr pfeilartiger Körperbau zusammen mit der kräftigen Schwanzflosse am schlanken Schwanzstiel dürfte dieser Art eine große Geschwindigkeit für die Jagd ermöglichen. 


Pfeilbarrakudas gibt es nur im westlichen Indischen Ozean von der Küste Ostafrikas, den Mascaren und den Malediven. Sie sind selten. Dieses Paar auf dem Bild habe ich nur einmal in dem relativ trüben Wasser zur Weihnachtszeit am langgestreckten Riff Kuramathis früh am Morgen gesehen. Sie haben Längsstreifen und nicht die winkligen Querbänder, an denen man sonst die Barrakudas in allen warmen Meeren so leicht erkennen kann. Mit 50 cm Körperlänge ist es die kleinste Barrakudaart.


Vorkommen: Die genaue Verbreitung ist noch nicht bekannt. Diese Art fand man vor Australien, Papua-Neuguinea ebenso wie in dem Gebiet von Ostafrika bis zu den Malediven.

Querbänderbarrakuda Sphyraena qenie Klunzinger, 1870

E: Blackfin barracuda, F: Barracuda à queue noire, J: Kamasu, D: Farutholhi

Größe: 30 cm, Tiefe: 2 m                Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Querbänderbarrakuda Sphyraena qenie  Klunzinger, 1870

Auch dieser Art fühlt sich in großen Schulen am wohlsten. Junge Querbinden- oder auch Schwarzflossen-Barrakudas halten sich, wie die beiden hier abgebildeten, in Riffnähe auf. Sie waren in der Morgendämmerung noch auf der Jagd und schossen mit großer Geschwindigkeit zielstrebig vorbei ohne überhaupt Notiz von uns zu nehmen.


Die beiden schwarzen Ränder an der Schwanzflosse und die 18 - 22 Querbänder sind ihr Erkennungszeichen. Bei ausgewachsenen Barrakudas ist der Schwanz völlig schwarz. Diese Art kommt in allen warmen Meeren häufig vor und wird bis 115 cm lang. Wie fast alle Barrakudaarten jagen auch diese ihre Fische und Tintenfische noch in 100 m Tiefe.


Vorkommen: Ostafrika, Arabischer Golf und Rotes Meer, im gesamten zentralen Indischen Ozean, Französisch-Polynesien bis Panama, Costa Rica, Nicaragua und Mexico.

Größe: 50 cm, Tiefe: 3 m                 Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

In den 80er Jahren gab es viele Barrakudas am Außenriff von Kuramathi. Wollte man sie fangen, musste man morgens um 4 möglichst schnell am Riff entlangfahren. Wenn es so um 7 hell wurde, kamen sie ans Riff und ließen sich putzen. Meistens reichte das Licht noch nicht für ein gutes Foto. Am Tage waren sie nicht zu sehen. Vielleicht schliefen sie weit draußen, dicht unter der Oberfläche. Feinde hatten sie da ja nicht zu befürchten.



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