Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

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Ordnung der Barschartigen - Perciformes 

Noch Familie: Doktorfische - Acanthuridae

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Unterfamilie: Nasendoktorfische - Nasinae

Gattung: Naso

Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m            Dhigufinolhoo, Süd-Male-Atoll, 1990

Buckelheinhornfisch  Naso brachycentron , besonders neugierig

Einhornfische  Nasinae

Während Doktorfische oft ein recht buntes Äußeres haben, sind Einhornfische meist einfarbig blaugrau bis olivgrün und sie sind um einiges größer. Der Hauptunterschied zeigt sich, neben dem auffälligen Horn, welches einige ausgewachsene Arten ausbilden, in den zwei messerscharfen Hornplatten auf jeder Seite des Schwanzstiels, denen man nicht zu nahe kommen sollte. 

Die Unterfamilie der  Nasinae besteht nur aus einer Gattung mit 15 Arten von denen 7 Arten hier beschrieben werden. Es gibt sie im gesamten Raum des Indischen und des Pazifischen Ozeans. Einige Arten wurden in Tiefen von 100 m nachgewiesen, obwohl ihr Lebensraum normalerweise das freie Wasser vor den Riffen oder direkt am Riff ist, je nachdem ob sie Algen abweiden oder von Zooplankton leben. 

Buckelheinhornfisch, maskulin, halb erwachsen

Die Einhornfische haben längliche, fast eiförmige Körper, die erst mit zunehmendem Alter gestreckter werden und meist sichelartige Schwanzflossen. Die Haut ist dick und lederartig, dicht besetzt mit kleinen, dicken, nicht überlappenden Schuppen. Sie haben für ihre Größe erstaunlich kleine, mit nur einer Reihe Zähne besetzte Mäuler.

Mit zunehmendem Alter entwickeln einige Arten ein Horn auf der Stirn. Es wird angenommen, dass das wachsende Horn sie davon abhält, ihr ganzes Leben nur von den oft giftigen, immer aber schwer verdaulichen und nicht sehr nahrungsreichen Algen zu leben. 

Mit dem Horn vor dem kleinen Maul dürfte es den Fischen in der Tat unmöglich sein, von einer glatten Fläche weiterhin Algen abzuschaben. So werden sie mit zunehmendem Wachstum gezwungen, sich ihre Nahrung im freien Wasser vor der Riffkante in Form von Plankton zu suchen. Einhornfische sind an allen Inseln der Malediven auch nach dem Korallensterben von 1998 häufig zu sehen. Sie schwimmen einzeln, paarweise, meist aber in kleinen Schulen.

Riesennasen-Doktorfische  Naso annulatus (Quoy & Gaimard, 1825)

E: Whitemargin unicornfish , F:Nason, J: Hime-tenguhagi, D: Ran geri

Größe: 70 cm, Tiefe: 3 m          Dhigufinolhoo, Süd-Male-Atoll, 1991

Riesennasen-Doktorfisch  Naso annulatus (Quoy & Gaimard, 1825)

Größe: 60 cm, Tiefe: 2 m                   Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

An ihm ist alles riesig: Seine Nase steht mindestens 12 cm über und, obwohl er nur von Plankton lebt, ist er ausgewachsen mit 1 m Länge der größte Nasendoktor der Gattung  Naso Lacépède, 1802. Das wirklich riesige Horn wächst ihm erst ab einer Körperlänge von 40 oder 50 cm. 

Erst als man in Schauaquarien so große Fische halten konnte, erkannte man 1960, dass die Fische mit dem langen Horn keine eigene Art darstellten. Diese Art ist einheitlich grau und hat keinen Buckel wie die ansonsten ähnlichen  N. brachycentron  weiter unten.

Vorkommen: Gesamter Indopazifik von Ostafrika bis Japan, Australien und Hawaii.

Die Riesennasendoktoren sind bei Weitem seltener am Riff, weil sie einen tieferen Lebensraum zwischen 15 und 60 m bevorzugen. Aber jeder Fisch kommt nach oben und sei es nur um sich putzen zu lassen, wie auf dem Bild unten. 

Größe: 60 cm, Tiefe: 2 m                      Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Ohne Putzerstation geht es nicht am Riff. Hier warten 2 Riesennasen -Doktorfische und ein Halsband-Falterfisch auf die Dienste der Putzer.

Einige Male hat der Autor aus sicherer Entfernung Putzerstationen beobachtet, um herauszufinden, ob große Fische - oder gar Raubfische - von den  Putzerlippfischen bevorzugt behandelt werden. Es scheint nicht so zu sein. Die Putzer vollbringen im Trupp erste ihre Arbeit an einem Fisch und suchen sich dann selbst den nächsten aus. Dabei richten sie sich nicht nach der Größe ihres nächsten Gastes. Um es genau herauszubekommen müsste man eine Station 24 Stunden filmen und dann auswerten.

Buckeleinhornfisch  Naso brachycentron (Valenciennes, 1835)

E: Humpback unicornfish , F: Nason bossu, J: Oni-tenguhagi, D: Ran geri

Ihnen wächst ein Horn, das das Maul mit zunehmendem Alter um einiges überragt. Genausso werden die Schwanzflossen-Fortsätze immer länger.

Auch wird der Buckel mit einsetzender Geschlechtsreife größer. Was man kaum unter Wasser vermutet: Es ist wie bei den bekannten Tieren an Land ein Energiespeicher.

♂ ♂ Maskuliner Buckeleinhornfisch

Größe: 90 cm, Tiefe: 2 m             Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Buckeleinhornfisch  Naso brachycentron 

(Valenciennes, 1835)

Der Doktorfisch im ersten Bild ist noch nicht ganz ausgewachsen. 

Der Doktor im zweiten Bild dürfte mit knapp einen Meter voll ausgewachsen sein, zu sehen am langen Horn. Mit diesem Horn vor dem Maul schabt er keine Algen mehr von einer senkrechten Fläche ab.

Die weiblichen Buckeleinhornfische bilden an Stelle des Hornes nur eine Beule zwischen den Augen aus.

Was auffällt und traurig stimmt: Ausgewachsene Fische sieht man überhaupt nicht mehr. 2008 um Embudu gab es dies Art häufig, aber so ein richtig dicker Brocken war nicht mehr dabei.

♀♀ Feminine Buckeleinhornfische

Sie haben nicht so einen großen Buckel und sind auch etwas kleiner.

Größe: 100 cm, Tiefe: 2 m          Dhigufinolhoo, Süd-Male-Atoll, 1991

Größe: 60 cm, Tiefe: 3 m                   Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m           Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

♂ ?-♀ ? Juveniler Buckeleinhornfisch

Wahrscheinlich ist es ein junger Buckeleinhornfisch.

Größe: 20 cm, Tiefe: 2 m                                  Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994

Buckeleinhornfische sind in den Gewässern der Malediven die häufigst zu sehenden Art dieser Gattung. 

Sie sind tagaktiv und da sie von Plankton leben, das am Tage ja in den ersten 20 Metern unter der Oberfläche zu finden ist, sind sie auch dort zu sehen. 

Größe: 70 cm, Tiefe: 1 m                        Ari-Beach, Ari-Atoll, 1992

Ausgewachsen erreichen sie eine Größe von 90 cm. Sie sind an allen Inseln vor den Riffen im strömungsreichen Wasser auch heute noch anzutreffen, wo diese großen Tiere mit ihrem relativ kleinen Maul nach Zooplankton schnappen.

Vorkommen: Gesamter Indopazifik. Von Ostafrika bis zum zentralen Pazifik einschließlich des südlichen Japans und Australien.

Größe: 70 cm, Tiefe: 1 m        Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

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Langnasendoktor  Naso brevirostris  (Cuvier, 1829)

E: Spotted unicornfish, F: Nason pointillé, J: Tsumari-tenguhagi, D: Thumbi

Größe: 15 cm, Tiefe: 1 m           Dhigufinolhoo, Süd-Male-Atoll, 1991

Langnasendoktor  Naso brevirostris  (Cuvier, 1829)

Das männliche Tier im Vordergrund wirbt um das Weibchen dahinter und es ist wirklich nur Zufall, dass diese darob die lange Nase so hochhält. Das Männchen leuchtet dabei an den hellen Stellen neon-blau auf. Es ist, als ging in seinem Inneren eine Lampe an. Das Weibchen wechselt dagegen seine hellgraue Farbe nicht. 

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                      Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                   Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Junge Einhornfische haben bis zu einer Größe um die 10 cm einen scheibenförmigen Körper und leben von Algen. Hindert sie dann das langsam wachsende Horn, weiterhin die Algen abzuraspeln, stellen sie sich auf Zooplankton um. In den Gewässern der Malediven sind die Einhorn- oder auch Langnasendoktorfische überall zu sehen und werden um die 40 cm groß; im Pazifik bis zu 60 cm. Ihr Lebensraum reicht bis in Tiefen von 50 m hinab.

Größe: 30 cm, Tiefe: 2 m                                   Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994

Vorkommen: Indopazifik, vom Roten Meer bis Japan und Hawaii.

Größe: 30 cm, Tiefe: 2 m                                   Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994

Größe: 30 cm, Tiefe: 2 m                                   Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994

Blauklingen-Nasendoktor  Naso hexacantus (Bleeker, 1855)

E: Sleek unicornfish, F: Nason lisse, J: Nason lisse, D: Ran geri

Größe: 70 cm, Tiefe: 5 m                   Veligandu Huraa, Ari-Atoll, 1990

Blauklingen-Nasendoktor  Naso hexacantus (Bleeker, 1855)

Größe: 60 cm, Tiefe: 4 m                        Embudu, Süd-Male-Atoll, 2002

Am wildbewegten Außenriff der kleine Insel bei Dhigufinolhu schwamm dieser Doktor mit der mächtigen blauen Schwanzflosse zu einer Putzerstation hoch über dem Grund fern jeder Koralle. Weder Männchen noch Weibchen bilden ein Horn aus. Im Gegensatz zu den anderen Arten der Gattung Naso ist er fast ein Allesfresser. 

Neben dem obligatorischen Zooplankton macht er sich - nicht von einem Horn behindert - auch über Algen her, frißt Salpen und Würmer. Kommt er in Balzstimmung, zeigt sich am Kopf und am Nacken ein heller, kräftig leuchtender bläulicher Fleck - das einzige äußere Unterscheidungsmerkmal zu den femininen Tieren. 

Sie leben unter der 10 m Marke und wurden schon in 137 m Tiefe gefunden. Sie schwimmen rastlos am Riff entlang und werden mit 75 cm recht groß.

Vorkommen: Gesamter Indopazifik. Von Ostafrika bis zum zentalen Pazifik einschließlich des südlichen Japans und Australien und bis Hawaii.

Gelbklingen-Nasendoktor  Naso lituratus  (Forster, 1801)

E: Spotted surgeon, F: Orangespine unicornfish, J: Miyako-tenguhagi, D: Ran geri

Größe: 35 cm, Tiefe: 2 m                            Nord-Male-Atoll, 1989

Gelbklingen-Nasendoktor  Naso lituratus (Forster, 1801)

Größe: 35 cm, Tiefe: 2 m                            Nord-Male-Atoll, 1989

Dieser hübsch gezeichneten Art der Einhornfische wächst auch im Alter kein Horn aus der buckligen Stirn. In seinem Körperbau gleicht er eher den Acanthurusarten, auch die Knochenzapfen am Schwanzstiel sind vorhanden. Nur sind sie, wie bei allen Nasoarten nicht ganz so scharf wie bei den Doktorfischen. Aber auch damit können sie Angreifern beim kräftigen Schwanzschlagen durchaus Verletzungen zufügen. Seine Länge über alles kann bis 40 cm betragen. Er lebt ausschließlich vom Algenbewuchs auf den abgestorbenen Korallen. Gelbklingen - Nasendoktoren oder in älteren Büchern auch „Ungehörnte Hornfische“, die im Pazifischen Ozean leben, weichen in der Farbgebung stark von den in den Gewässern der Malediven so häufig vorkommenden Art ab. Unten links in der Nachtaufnahme ist er fast noch schöner gezeichnet. Rechts sind die gewaltigen Schwanzanhänge gut zu erkennen. Ein schöner und häufiger Fisch.

Vorkommen: Indopazifik und Rotes Meer.

Größe: 80 cm, Tiefe: 3 m                        Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Größe: 80 cm, Tiefe: 3 m                                 Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Kurznasendoktor  Naso unicornis  (Forsskål, 1775)

E: Bluespine unicornfish , F: Nason à éperons bleus, J: Tenguhagi, D: Ran geri

Größe: 70 cm, Tiefe: 4 m                      Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993

Kurznasendoktor  Naso unicornis  (Forsskål, 1775)

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                     Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Der Kurznasen-Doktorfisch erreicht immerhin eine Länge von 60 cm. Er hat nun wirklich schöne blaue Klingen, heißt aber nicht so! Hier auf dem Bild ist er in seiner Nachtfärbung am Fuße eines Korallenstockes zu sehen. Am Tage trägt er ein einheitliches Grau ohne jegliches Muster. Der abgebildete Fisch hat ein ausgewachsenes Horn. Es reicht nicht über das Maul hinaus und fängt an zu wachsen, wenn er eine Länge von 15 cm erreicht hat. Außer länger ausgezogene Schwanzflossenenden und ein kräftiger entwickeltes Horn bei den maskulinen Tieren gibt es keine weiteren äußerlichen Geschlechtsunterschiede. Dieser schnelle Schwimmer lebt von den blättrigen Braunalgen. Einzelne Kurznasen wurden noch in Tiefen um 80 m gefangen.

Vorkommen: Weitverbreitet im Indopazifik und im Roten Meer.

Größe: 60 cm, Tiefe: 1 m                   Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Vlamings Nasendoktor  Naso vlamigii (Valenciennes, 1835)

E: Bignose unicornfish, F: Nason à gros nez, J: Sazanami-tosakahagi, D: Vaalan mas

Größe: 70 cm, Tiefe: 3 m          Dhigufinolhoo, Süd-Male-Atoll, 1990

Vlamings Nasendoktor  Naso vlamigii  (Valenciennes, 1835),

oben maskulin, u. feminin

Größe: 60 cm, Tiefe: 2 m                   Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Das Bild oben zeigt ein ausgewachsenes, braunviolettes Weibchen. Die maskulinen Großnasen­Doktorfische sind durch eine grüne Bauchflosse mit einem schönen leuchtend-blauen Band viel farbenprächtiger. Beide haben violette Linien und Punkte auf der Körperseite, die, je nach Lichteinfall, oft nur schwer zu erkennen sind. 

Im freien Wasser vor den Riffkanten schnappen sie eifrig nach Plankton. Dann kann man mitten unter ihnen schwimmen, ohne dass sie sich bei ihrer wichtigen Tätigkeit stören lassen. Sie machen grade so viel Platz, wie es unbedingt nötig ist, um sie nicht zu berühren. Sie sind, wie alle Doktor- und Einhornfische tagaktiv. Nachts suchen sie sich ein Versteck zwischen den Korallen oder sie legen sich einfach an deren Fuß auf den Sand.

Bei der Balz, wie zu beobachten war, auch an der Putzerstation und bei der Revierverteidigung, leuchten beim Männchen die blauen Streifen und Punkte auf. Auch diese Art ist an jeder Malediveninsel anzutreffen. Sie werden 70 cm groß und sie sind noch auf 50 m Tiefe zu finden. 

Vorkommen: Ostafrika, Malediven, Sri Lanka.

Größe: 70 cm, Tiefe: 3 m            Dhigufinolhoo, Süd-Male-Atoll, 1990

Vlamings Nasendoktor: Weibchen bei unterschiedlicher Beleuchtung/Stimmung

Größe: 60 cm, Tiefe: 2 m                                Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994

Größe: 60 cm, Tiefe: 1 m                            Süd-Nilandhoo-Atoll, 2020

Vlamings Nasendoktor: Männchen in Paarungsstimmung

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