Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

38

Gelber Kaiserfisch - Apolemichthys trimaculatus  Lacèpéde, 1831

Größe: 15 cm, Tiefe: 3 m

Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Größe: 35 cm, Tiefe: 18 m            Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Größe: ca. 40 cm, Tiefe: 3 m         Embudu, Süd-Male- Atoll, 2009

Größe: 35 cm, Tiefe: 8 m         Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Pfauenkaiserfisch - Pygoplites diacanthus Boddaert, 1772

Skeptisch: Blaukopfkaiser, nachts in 8 m Tiefe, Kuramathi, Lagune 1987

Blaukopfkaiserfisch  Euxiphipops xanthometopon Bleeker, 1853

Das Schwarz der Maske ist so tief, dass kein Licht reflektiert wird, auch nicht vom Blitz.

Korankaiser  Pomacanthus semicirculatus  (Curvier, 1831)

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Aktualisiert
Okt.2022

Ordnung Doktorfischartige - Acanthuriformes

Familie  Kaiserfische - Pomacanthidae

Kaiserfische gehören zu den schönsten und buntesten Lebewesen unter Wasser. Sie unterscheiden sich von den Falterfischen durch einen großen, farblich hervorgehobenen Dorn an beiden Unterseiten des Kiemendeckels. Dieser kräftige Stachel wird als Waffe benutzt, um damit z. B. Artgenossen aus dem eigenen, recht großen Territorium zu vertreiben. Zwischen den Familien der Kaiser- und Falterfische besteht auch noch ein Unterschied im Skelettaufbau. So ist es konsequent, Kaiserfische nicht, wie in älterer Literatur, als Unterfamilie der Chaeodontidae , den Falterfischen, sondern als eigene Familie  Pomacanthidae zu führen.

Kaiserfische leben solitär oder als Paare an beiden Seiten des Riffs in Tiefen zwischen 1 - 20 Meter. Es gibt 7 Gattungen mit rund 80 Arten in allen tropischen Meeren. Die kleineren Arten wie die  Centropyge (Herzogfische) oder die  Apolemichthys (Zwergkaiserfische) leben von Algen, während sich die größeren Arten eher auf Schwämme spezialisiert haben. Auch  Tunikaten (Manteltiere) scheinen sie nicht zu verschmähen.

Neue Systematik der Kaiserfische

Wie war es ehedem so bequem….
Da waren die Kaiserfische unter Knochenfische-Perciformes in der Familie Falterfische eingeordnet. Mit neuen Erkenntnissen sieht es jetzt so aus:
Unterkohorte                Neoteleostei
                                    Acanthomorphata
                                    Stachelflosser            Acanthopterygii
                                    Barschverwandte       Percomorphaceae
Ordnung                     Doktorfischartige        Acanthuriformes
Familie                        Kaiserfische              Pomacanthidae
Fam. Kaiserfische Pomacanthidae

Gat. . Apolemichthys

Art Gelber Kaiserfisch Apolemichthys trimaculatus 

Threespot angelfish Poisson ange à trois tache Shiten-yakko Dhon kokaa

Gat. . Euxiphipos

Art Blaukopf-Kaiserfisch Euxiphipops xanthometopon 

Yellowfaced angelfish Poisson ange à oues bleues Adeyakko Kukuraa kokaa

Gat. . Pomacanthus 

Art Imperator Pomacanthus imperator Emperor 

angelfish Poisson ange impérial Tatejima-kinchakudai Dhon kokaa

Art Korankaiser Pomacanthus imperator 

Simicircle angelfish Poisson ange bleu Sazanami yakko Kokaa

Gat. . Pygoplites 

Art Pfauenkaiserfisch Pygoplites diacanthus 

Empress angelfish Demoiselle ange royal Nishikiyakko Kula kokaa

E: Threespot angelfish, F: Poisson ange à trois tache, J: Shiten-yakko, D: Dhon kokaa

Größe: 15 cm, Tiefe: 3 m   Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Gelber Kaiserfisch  Apolemichthys trimaculatus Lacèpéde, 1831

Einer der selteneren Kaiserfische, der leuchtend gelb mit hellblauer Schnauze und schwarzen Flecken beiderseits der Stirn daherkommt. Bis 25 cm wird er groß und benötigt intakte Riffgebiete mit vielen Höhlen und Korallen, um genügend Schwämme zu finden, von denen er ausschließlich lebt.


Der Gelbe Kaiserfisch ist sehr scheu und nach meinen Erfahrungen hier auf den Malediven ziemlich selten. In den vielen Jahren zeigten sich nur zwei dieser allein schwimmenden Exemplare. Dabei ist er auf Grund seiner auffallenden gelben Färbung leicht zu identifizieren. Liegt es schon daran, dass auf den für Urlauber erreichbaren Inseln die Unterwasserwelt immer stärker geschädigt ist (eine Aussage von 1992!)? Es kann aber auch an dem mit 15-30 Meter doch recht tief liegenden Lebensraum liegen. Jedenfalls sind nie vernünftige Aufnahmen zustande gekommen.


Vorkommen: Indo-Westpazifik.

E: Yellowfaced angelfish, F: Demoiselle a‘Joues bleues, J: Adeyakko, D: Kukuraa kokaa

Größe: 35 cm, Tiefe: 10 m                                          Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Blaukopf-Kaiserfisch  Euxiphipops xanthometopon Bleeker, 1853

Größe: 35 cm, Tiefe: 10 m                                          Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Blaukopf-Kaiserfisch  nachts in der Lagune von Kuramathi

Größe: 35 cm, Tiefe: 6 m         Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Medhufushi, Süd-Nilandu-Atoll, 1999

Malediven - wie sie waren: Das Riff nahtlos mit Korallen bewachsen.

Malediven - wie sie sind!

Am Innenriff der Lagune westlich von Dhigufinolhu waren die Korallen fast alle noch am Leben. Der Blaukopf-Kaiserfisch schwimmt noch in einer heilen Welt.

Im Jahr 1 der neuen Zeitrechnung. Durch die Warmwasserperiode im Frühjahr 1998 sind alle Korallen abgestorben. Nur noch die Gerippe sind übriggeblieben. Die gibt es nun auch nicht mehr. Wellen und der steigende Säuregehalt der Weltmeere haben sie zerbröseln lassen.

Imperator - Pomacanthidae imperator Bloch, 1787

E: Emperor angelfish, F: Poisson ange impérial, J: Tatejima-kinchakudai, D: Kokaa

Größe: 35 cm, Tiefe: 3 m                                          Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Größe: ca. 40 cm, Tiefe: 3 m         Embudu, Süd-Male- Atoll, 2008

Imperator, adult  Pomacanthus imperator Bloch, 1787

Der Imperator, auch Eigentlicher Kaiserfisch genannt, ist, trifft man ihn denn, nicht zu übersehen. Der ca. 30 cm groß werdende Fisch ist an einigen Inseln selten geworden oder überhaupt nicht mehr vorhanden. Fast stolz gleitet er vorüber, als ob er sich der Tatsache bewusst ist, der ganzen Familie seinen Namen gegeben zu haben.

In seinem Magen fand man Schwamm- und Algenreste. Er lebt am Riff in Tiefen von 1-25 m. So ein Imperator hat Zeit. Um seine Lebensweise zu erkunden, verfolgte ich ein stattliches Exemplar mal 1 Stunde lang. Er schwamm über abgestorbene Korallen, zupfte hier mal an etwas vorstehendem, nagte dort an Algen und es schien, als schaue er sich zwischendurch die Gegend an. Mal wurde er von einem aggressiven Weißkehl-Doktorfisch vertrieben - was er gelassen hinnahm. Dann ließ er sich putzen, bis es ihm lästig wurde. Mit der Schnauze nach oben knabberte er unter einem Überhang an einem roten Schwamm, gaukelte übers Riffdach und zog am Abhang gemächlich in die Tiefe, bis er, fast ein Freund, nach einigen Metern vor dem blauen Hintergrund nicht mehr auszumachen war.


Vorkommen: Rotes Meer, Indopazifik.

Größe: 20 cm, Tiefe: 3 m                         Bathala, Ari-Atoll, 1994

Imperator, subadult 

Größe: 30 cm, Tiefe: 3 m                        Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Deutlich zu sehen der Kiemendorn, das Merkmal der Kaiserfische

Ganz außergewöhnlich ist der Farb- und Zeichnungswechsel, den der Imperator in seinem Leben durchläuft. Als Jungtier ist er schwarzblau und hat am hinteren Teil seines Körpers konzentrische weiße Kreise. Als halberwachsenes Tier wandeln sich diese Kreise allmählich in Streifen um.

Das Bild hier zeigt einen beinahe erwachsenen Fisch, bei dem die Streifen fast schon parallel sind. Schließlich zeigt er dann die auffallenden Streifen wie auf dem vorhergehenden Bild in Blau und Gelb. Jetzt erst ist die Rückenflosse spitz ausgezogen und wird, ist er ganz ausgewachsen, länger als die Schwanzflosse. So lässt sich mit ziemlicher Sicherheit anhand der Zeichnung das Alter des Kaiserfisches bestimmen.

Das gilt nur für die Zeichnung. Nach meinen Beobachtungen gibt es an Inseln, die in der Mitte eines Atolls liegen, deutlich kleinere Fische, die aber die karikaturistischen Zeichnungsmerkmale ausgewachsener Tiere zeigen. So ist der Imperator, der um Fesdu im Inneren des Ari-Atolls schwimmt, deutlich kleiner als einer um Kuramathi; trotzdem haben beide parallele Streifen.

Bathala, Ari-Atoll, 1994

Bathala, Ari-Atoll, 1994

Größe: 35 cm, Tiefe: 5 m                       Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994

Ein Imperator in Nachtfärbung. Die Korallen sind schon arg in Mitleidenschaft gezogen: Zu viele Besucher!

Größe: 40 cm, Tiefe: 3 m       Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Malediven - wie sie waren, wie sie nie wieder sein werden!

Schwamm man mit Flossen 30 oder 40 Minuten von Dhigufinolhu Richtung Westen, wurde es wieder tief, so zwischen 6 und 10 Meter. Dass es hier relativ wenig Korallen gab, lag am Sand. Hier wuchsen nur die Arten, die mit dem ständig aus dem Flachen herrabrieselnden Sand fertig wurden. So die Feuerkoralle im Vordergrund, wie die Acroporaarten hinten.

E: Semicircle angelfish, F: Poisson ange bleu, J: Sazanami yakko, D: Kokaa

Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m           Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Korankaiser Pomacanthus semicirculatus  (Curvier, 1831)

Zweifel an der Literatur kamen auf: gibt es den Korankaiser hier wirklich? Von 1982 bis 1998 auf allen Inseln im Ari-Atoll, im Nord- und Süd-Male-Atoll nach diesem schönen Fisch gesucht: Nie war er zu sehen. 

Auf Kuredu im Faddhippolhu-Atoll, was die Malediver Lhaviyani-Atoll nennen, schwamm er dann endlich vor die Kamera - das erste und das letzte Mal.

Junger Korankaiser

Er schwimmt alleine zwischen den Korallen umher in Tiefen von 1-25 m und lebt von Schwämmen, Manteltieren und vom Abweiden aller möglichen Algen.

Seinen Namen hat er von der Jugendform. Da ist sein dunkelblauer Körper mit weißen Halbkreisen - eben semicircular - um den Schwanzstiel als Zentrum herum gezeichnet, was äußerst entfernt an arabische Schriftzeichen erinnern könnte. Als ausgewachsenes Tier zieren seine Flanken viele unregelmäßige Punkte auf tiefblauem oder olivfarbenen Grund. Dann enden die Rücken- und die Bauchflossen in gelb gefärbte Wimpel. Sein kleines Maul ist auffallend weiß oder gelblich hervorgehoben. Die Angaben über seine Größe schwankt zwischen 30 und über 40 cm.

Vorkommen: Wahrscheinlich im gesamten Indopazifik. Nicht im Roten Meer, selten im Arabischen Meer, an der ostafrikanischen Küste und auf den Malediven.

Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m                                        Kuredu, Faddhippolhu-Atoll,  1998

Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m      Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Todesanzeige: Da hat sich diese Art der Kaiserfische nun über viele zehntausend Jahre perfekt an diese eine Korallenart angepasst und nun ist die Koralle im Frühjahr 1998 durch die Meereserwärmung, wie fast alle anderen auch, abgestorben. Wie soll der Korankaiser da überleben? Sieht es nicht so aus, als setze sich die Zeichnung der Koralle auf seinem Körper fort? Eine perfekte Tarnung.

Die Koralle ist aus der Unterklasse der  Hexacorallina , der Sechsstrahligen Korallen, Ordnung  Scleratina , der Steinkorallen, aus der Familie  Faviidae , der Sternkorallen und der Gattung der  Favia . Sie heißt  Favia favia  (Forsskål,1775). Der Deutsche Name ist Echte Favia.

Größe: 35 cm, Tiefe:               Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m        Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Alle hier gezeigten Bilder vom Korankaiser sind vom gleichen Tier. Nur wenige Meter vom stark frequentierten Anleger der Insel Kuredu, war der Korallenblock sein Zuhause. Er entfernte sich nur ungerne von dem Block. Dann mied er die deckungslosen Sandflächen. Diese Art wird auch aus anderen Meeren als wenig scheu beschrieben. So, wie dieser hier, mit erstaunlich geringer Fluchtdistanz.

E: Empress angelfish, F: Demoiselle ange royal, J: Nishikiyakko, D: Kula kokaa

Größe: 20 cm, Tiefe: 4 m                      Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994

Pfauenkaiserfisch Pygoplites diacanthus Boddaert, 1772

Der Pfauenkaiserfisch ist der plakatfarbenste Fisch am ganzen Riff und könnte gut das Wappentier der Malediven sein. Kräftig gelb leuchtet die Grundfarbe, verblüffend der Kontrast der 5 - 9 schwarz eingerahmten schneeweißen Streifen. Diese aufregenden Farben vergisst man nie. Dank seiner auffallenden Zeichnung ist er schon von Weitem zu sehen. Vermeidet man schnelle und hastige Bewegungen und hat nur etwas Geduld, erringt man bald sein Vertrauen. Ruhig frißt er weiter und man kann aus kurzer Entfernung traumhafte Fotos machen. 

Bis zu 25 cm wird er groß. Wo es viele Verstecke gibt, aber auch leichten Wellenschlag und nahrungsreiche Strömungen, dort fühlt er sich wohl, schnappt nach Plankton, weidet Algen ab in Tiefen bis 20 m. Er ist nicht an einen Ort gebunden. Jungtiere haben schon die Zeichnung, nur ist der Kontrast der Farben noch nicht gegeben. Zwar ist die Grundfarbe schon gelb und die Streifen sind schon weiß aber ohne die schwarze Umrandung. Ein großer schwarzer Fleck ziert den weichen Teil der Rückenflosse, der beim erwachsenen Fisch vollkommen verschwunden ist. Jungtiere sind schwer zu finden, geschweige denn zu fotografieren.

Vorkommen: Rotes Meer, Indopazifik.

Größe: 20 cm, Tiefe: 4 m          Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m          Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1999

Eriyadhu, Nord-Male-Atoll, 1989

Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 2000

Malediven - wie sie waren, wie sie nie wieder werden!

Malediven - wie sie sind!

Um Eriyadhu war damals die Unterwasserwelt noch in Ordnung. Es gab viele Fische, keine großen zwar, weil die Insel ja im Inneren des Nord-Male-Atolls liegt, aber viele Arten. Der Bestand an Korallen hatte allerdings schon sichtbar gelitten. Aber gegen heute?

Zwei Jahre vorher waren die Korallen noch am Leben. Es waren mal die Großen Geweihkorallen  Akropolen Grundeln (Burka, 1892). Ist das nicht traurig ?

Der Blaukopf-Kaiserfisch ist der absolute Star am Riff. Es war wohl der schönste Fisch in den einst so artenreichen Gewässern der Malediven. Das leuchtend blaue Netz um sein Maul, die gelbe Augenbinde mit tiefschwarzer Stirn, das blaue Zentrum in jeder der plastisch wirkenden Schuppen - ist er nicht ein wahrer Kaiser?

Mit 40 cm Körperlänge ist er ein Riese unter den Pomacanthidae. An Riffabhängen in 5-20 m Tiefe frißt er Schwämme und die darin eingelagerten Algen. Er war aber auch auf sandigen Böden in Lagunen zwischen großen Korallenblöcken anzutreffen. Die Art lebt meist allein, seltener in Paaren. Nur einmal in langer Zeit auf den Malediven waren drei Exemplare dieser imponierenden Art an einer Stelle zu sehen.

Um von diesem großen Kaiserfisch eine gute Aufnahme zu bekommen, braucht man Geduld. Erst durch langes, ruhiges Abwarten ist er zu überzeugen, dass der Fotograf für ihn harmlos ist. Irgendwann, nach ca. 30 Minuten, fing er wieder an zu fressen. Erst dann kam man auf die 60 cm, die das Normalobjektiv der Nikonos V erfordert, heran.

Vorkommen: Östlicher Indischer Ozean und Pazifik.