Handbuch der Malediven




Kapitel 1

An Land

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Vilamendhoo: 1997 und 2010

Malediven - der Zentralfriedhof des Indischen Ozeans?

Vilamendhoo, 1997

Der Unterschied zwischen einer echten Seekarte und Google ist immer noch gewaltig
(Tiefenangaben in Metern).
Mit freundlicher Genehmigung des Seekartenverlages. 

Vilamendhoo, 1997

Vilamendhoo, 2010. Viel hat sich nicht verändert - bis zu diesem Zeitpunkt

Die relativ spät für den Tourismus eröffnete Insel hatte damals einen riesigen Fehler vermieden: Das Abholzen der Ufervegetation. Bei den anderen für den Tourismus "geopferten" Inseln musste die erst mal nach dem Motto des alten Spontispruches "Nieder mit den Alpen - freien Blick aufs Mittelmeer für jeden" weg.

Der Korallengarten an der Westspitze Vilamendhoos 1997

Der Korallengarten an der Westspitze war der schönste je gesehene aller Malediveninseln. Die Riffindikatoren wie das Vorkommen von Mördermuscheln, Anemonen und den Niederen Tieren wie See-, Haar-, Feder- und Schlangensterne, Seewalzen, Schnecken war perfekt. Rochen und Haie, große Napoleons und viele Falterfischarten waren rund um die Insel zu finden. Nachts kamen viele Krebstiere raus und man konnte das Riff knistern hören.

Schöner ging es nicht: Vilamendhoo, 1997

Dem vernehmen nach war alles nach dem El Niño im April/Mai 1998 abgestorben.

Die Riffe von Vilamendhoo, 2010

Die südlichen Riffabschnitte von Vilamendhoo, westlicher Teil

War das spannend, gleich nach der Ankunft vom Flughafen die Brille und Flossen hervorzuzerren und ab ins Wasser, hin zum Korallengarten im Westen der Insel.

Der erste Blick: überwältigend. Die Korallen sind nachgewachsen, sind zwar noch nicht so kräftig und wohl auch artenarmer, aber immerhin. Es sind fast ausschließlich Acroporaarten. Der Größe nach scheinen sie ein Wachstum von 5-7 Jahren hinter sich zu haben.
Der Korallengarten an der Westspitze Vilamendhoos 2010
Der zweite Blick fiel schon ernüchterter aus. Es fehlt Leben am Riff. Es gibt kaum mehr Invertebraten. Alle Fische sind sehr klein. Man fragt sich, wo sind dann die Elterntiere, die die Jungen erzeugt haben. Es ist wie die Kinderstube des Indischen Ozeans. Das müsste eigentlich ein Schlaraffenland für Raubfische sein. Es sind aber keine da. Sie sind von den Einheimischeninseln gerade nebenan abgefischt worden.

Man erschrickt schon richtig, wenn sich mal ein halbwegs ausgewachsener Papageifisch ins Blickfeld der Maske schiebt. Erschreckend auch die wenigen Falterfische. Von den 36 Arten sind nur ca. ein Drittel übrig geblieben. Die Arten, die sich von Korallenpoloypen ernährt haben, hätten ja nun wieder Nahrung. Sie konnten sich aber in der korallenlosen Zeit nach 1998 nicht behaupten. Und von woher sollen sie zuwandern?

Das sandige Riffdach 2010

Damals tummelten sich im Sand neben Rochen viele bodenlebende Fische wie Grundeln, Eidechsenfischen und in den Korallen, waren Blennies in die leeren Röhren der Röhrenwürmer eingezogen. Heute ist man froh, nach langer Suche mal einen Sandbarsch zu finden.

Das westliche Ende des Riffs von Vilamendhoo

Die Korallenbank im Westen zieht sich etwa zweimal so lang hin wie die Insel selbst groß ist. Schwimmt man auf der Südseite mit kräftigem Flossenschlag dorthin, braucht man vom Bootssteg aus ca. eine Stunde und zurück ein- und eine halbe Stunde. Wer die Gezeitentabelle im Kopf hat, die Strömungen einschätzen gelernt hat und 2,5 Stunden schwimmen kann, ohne die Maske abzusetzen und sich hinzustellen, kann es ja mal wagen.

Belohnt wird es nicht. Zwar sind die Korallen dort hinten am Riffabfall schön gewachsen, aber es gibt keine größeren Fische. Auf der ganzen Strecke waren nur 3 bewohnte Prachtanemonen zu sehen. Früher gab es hier auf 10 Metern mehrere davon.

Draußen an der Westspitze ist das Riffdach nicht mehr sandig sondern bewachsen

Die nördlichen Riffabschnitte von Vilamendhoo

Um auf dem Rückweg nicht gegen die einsetzende Strömung anzuschwimmen, wurde immer im Winkel von 45° von Riffkante zu Riffkante geschwommen. Dabei zeigte sich ein Unterschied. Die Nordseite ist hier draußen mit Tischkorallen wieder sehr gut bewachsen. Was schlimm ist: es gibt kaum Fische hier. Sieht man doch welche, sind sie sehr klein. Keine 20 Arten sind zu sehen und die wenigen Schulen von 2 Füsilierarten haben kaum mehr als 30 Individuen. Das Riff ist tot.
An der Nordseite der Westspitze ist das Riff auf langen Strecken mit Tischkorallen bewachsen
Tischkorallen überwuchern mit ihrem schnellen Wuchs alle anderen Korallenarten
Das Riff unmittelbar an der nördlichen Seite der Insel sieht ganz anders aus, viel kompakter sind hier die Korallen aufgrund der starken Strömungen, aber auch viele abgestorbene Korallen. Da hier der Zugang zum Wasser durch zusammengebacken Sand erschwert wird, herrscht kein Badebetrieb wie auf der Südseite.

Das ist schon fast ein Geheimtipp. Rotfeuerfische und Muränen in der Dämmerung, auch mal ein Rundarmseestern sind hier zu finden. Hier gibt es auch die meisten Tridacna maxima, wenn sie alle auch noch sehr klein sind.
An der Nordseite der Insel sieht das Riff so aus wie derzeit an allen Malediveninseln
Aber hier gibt es mehr Leben als an der stark frequemntierten Südseite
Zebramuräne und Rotfeuerfisch an der Nordseite

Die südlichen Riffabschnitte von Vilamendhoo, östlicher Teil

Vilamendhoo ist außergewöhnlich gegen den Verlust seiner Strände gesichert. Vielen Inseln wird der Sand unter dem Hintern buchstäblich weggespült - ein selbst gemachtes Problem. In der ersten Bauphase in den Siebzigern hat man einfach die Korallen für den Häuserbau an Ort und Stelle rausgebrochen und als dann die ersten Touristen kamen, die Scaevolabüsche am Ufer für die freie Sicht abgeholzt.

Als 1998 auch noch alle Korallen als Wellenbrecher wegfielen, wurden immer hektischer Mauern gebaut, Sandsäcke geschichtet, den Inseln Betonkorsette angelegt.

Vilamendhoo hat da Glück. Die Insel zeigt mit den schmalsten Enden in die Hauptströmungsrichtungen. Gegen den Nordost-Monsun hilft die am Ostende errichtete künstliche Insel, teilweise aus Schutt und Müll gebaut. Gegen den Sommermonsun aus Südwest das doppelt so lange Riff.
Das östliche Ende von Vilamendhoo. Man sollte nur nicht zu nahe rankommen.
Zwischen der Insel und den Wellenbrechern ist ein Geröllfeld. Das ist normal. Das Wasser ist zu flach und zu strömungsreich, um hier nennenswertes Leben entstehen zu lassen
Im Schutze der vorgelagerten Mauer gibt es wie früher wieder einige Korallen
Der Riffabschnitt zwischen Mauer und Bootsstege bietet nichts mehr

Die Insel Vilamendhoo, 2010

Vilamendhoo International
Runway # 1
Irgendetwas brummt hier immer

Battle at the Sunset Bar

Betteln? Eine Maledivische Glanzkrähe bettelt nicht! Sie nimmt sich, was sie braucht.
"Gibste mir nun was ab? Ist eh zu viel für dich so kurz vor dem Abendbrot."
"Lächerlich! Dein Messer hat ja nicht mal ne Spitze!"
"Was eßt ihr denn da? Pizza?"
"Du vertreibst mich nie, Mister!"
"Ha! Na und?"
"Mit einem Schuh? Ich hole gleich Geenpeace!"
"Na siehste. Ich habe mein Stück! Seid froh, dass ich kein Bier trinke!"
♪ ♪ ♪ "So sehen Sieger aus, tralla, tralla, la..." ♪ ♪ ♪

Sexskandal auf Vilamendhoo! 

Von unserem Korrespondenten in Male.

Ungeheuerliches wird von der Insel Vilamendhoo berichtet. Kurz vor Vollmond griffen sich Geckomännchen überall auf der Insel die Weibchen - ob diese wollten oder nicht. Ein Skandal!

Um 18:00 Uhr am 19.02.2010 passierte es, jeder sah es. Überall. Auch die Mullahs. Gefragt, was sie zu diesem freizügigen Sex sagten, meinten diese: "Nichts!" Sie seien das seit vielen Jahrhunderten gewohnt!

Verschlimmert wird dieser Skandal dadurch, dass keiner weiß, ob es sich um weibliche oder männliche Tiere handelt.
Auch am nächsten Morgen geschah
Ungeheuerliches: Selbst die Reiher
entblößten sich und zeigten unkeusch ihre strammen Keulen!

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