Nicaragua

Die meisten Revolutionen taugen nichts....
Nicaragua
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Managua

Managua, die heiße Hauptstadt des jetzt verarmten Landes, kurz nach dem Erdbeben vom 23.12.1972

Managua: Die heiße Hauptstadt

Managua. Was übrig blieb nach dem Erdbeben 1972 von Las Nubes aus gesehen.

Eigentlich könnte Managua eine der schönsten Hauptstädte der Welt sein. 

Die Stadt liegt in einer Ebene auf ca. 50m über dem Meeresspiegel. Im Norden begrenzt durch einen schönen See, den Managuasee. Zwei Vulkankegel ragen über dem See hervor. Es ist der  Momotombo mit der ewigen Rauchfahne und der  Momotombito. Im Süden begrenzt der Gebirgszug Las Nubes mit 1000 Metern die Ebene. Die Panamericana del Sur windet sich hier herüber in Richtung Costa Rica und ihrem Ende zu nach  Panama. Aber wirklich nur eigentlich könnte Managua eine der schönsten Hauptstädte der Welt sein. 
Es sprechen so viele Fakten dagegen, dass man richtig traurig werden kann in der Erinnerung an die Stadt am Managuasee. 
Die Stadt liegt ungefähr auf 12 Grad nördlicher Breite über dem Äquator. Bei einer Höhe von nur 50 m über dem "Nivel del Mar" ist eines garantiert: Ein mörderisches Klima! 40 oder 42 Grad am Tag, hohe Luftfeuchte und nachts immer noch verdammt heiß und feucht, machen das Leben dort zur Hölle.
Die es sich leisten können, ziehen immer weiter nach Süden in schöne Häuser entlang der auf 1000m ansteigenden Panamericaner, der  Carretera del Sur . 10 km hinter dem Zentrum ist man schon auf 300m. Die Luft ist trockener. Es ist nur noch 32 Grad warm und ab 28 Grad friert man bereits. Gartenparties, lernt man ganz schnell, sind ab 26 Grad unmöglich. Jede weiteren 100 m Höhe lassen die Durchschnittstemperatur um 1 Grad sinken. Nachts muss man sich sogar mit einem Laken zudecken!
Oben in Las Nubes wird abends für lange in den Tropen lebende Europäer ein Kaminfeuer benötigt. Je länger ein Europäer in den Tropen wohnt, um so schlechte erträgt er die Hitze und um so mehr Geld sollte er haben. Man gewöhnt sich nie daran - ans Geld schon. Noch etwas fällt auf: Die Stadt lebt abgewandt vom Meer. Es gibt nicht einmal eine direkte Straße zur Küste.

Managua: Mercado Oriental

Alle Hauptstädte in America Central fehlt das Besondere, fehlt ein Höhepunkt. Schönheiten sind sie nicht. Noch schlimmer traf es logischer Weise auf Managua nach dem Erdbeben zu. Gab und gibt es kein eigentliches Zentrum, so florierte doch abends das Leben in den engen Straßen mit den ein- oder zweistöckigen Häusern - vor dem Erdbeben.

Und doch. Wenn es auch nach 40 Jahren Diktatur und schwerem Erdbeben, nach Revolution und Kommunismus, nach korruptesten Führern und Präsidenten die man sich vorstellen kann, nicht leicht ist zu überleben, immer liegt Musik in der Luft, irgendwie geht es weiter, auf eine ansteckende, südländische Art.

In der Zeit nach dem  Terremoto (-großes Erdbeben; temblor - Erdstoß) war der Mercado Oriental eine richtige, farbenfrohe Augenweide. Etwas anderes gab es zu dieser Zeit ja auch nicht. Hier gab es alles, vom lebenden Tier bis zum Bauholz für Zäune, vom Fisch ohne Kühlung bis zum frisch in der Pfanne ausgelassenem Chicharon (Schweinehaut).

Die Stadt ist nach der Art der spanischen Eroberer angelegt. Straßen kreuzen sich im rechten Winkel ohne Rücksicht auf das Gelände. Die Straßen, die in Nord-Südrichtung verlaufen, heißen Avenidas während die in Ost-Westrichtung Calles genannt werden. Die meisten Straßen haben keinen Namen und tragen Nummern oder besser einen "Nummernsalat".

Vom Zentrum weg eigentlich aufsteigend, aber da, weiter unten zum See, die ungeraden Straßen und wo anders die mit der geraden Nummer - oder auch nicht.

Es gab und gibt richtig lustige Adressen:

Donde estaba antes el arbol, un quadro al largo al mano deretcho y un medio quadro al lado izquerda donde esta  un porto azul…

Dort, wo früher der Baum stand (!), ein Block zum See rechter Hand, einen halben Block entlang ,wo auf der linken Seite ein blaues Tor ist!

Eigentlich ganz einfach zu finden - oder auch nicht:

Alles klar? Da wohnte die Häusermaklerin.

Teufel nochmal: Wenn hier so langsam der Herbst mit Aussicht auf viele graue Tage heraufzieht - lebt es sich nicht doch besser dort? 

Wenn sich die Stadt schon nicht zum Meer hin öffnet weil es zu weit weg ist, könnte man meinen, dieser große See müsste eine zentrale Rolle im Stadtbild gespielt haben oder spielen. Weit gefehlt. Der riesige See ist schon lange umgekippt.

In Diktaturen darf man für Geld einfach alles machen. Wenn man kein Geld ausgeben will, schickt man mal eben ein "Kanonenboot", wie es früher so veranschaulichtend hieß. Erst recht wenn man aus einem riesigen Land im Norden kommt. Dann darf man Chemifabriken, Zellstoffabriken und sonst etwas, die man im eigenen Land auf keinen Fall haben kann und will, an einem schönen See bauen und die Abwässer ungeklärt in den See leiten. Amis taten das in den 60er Jahren hier und 20 Jahre später, 1984, in Bophal, Indien, und sonst wo auf der Welt.

Kurzum, der große Managuasee war und ist wohl immer noch ein vergiftetes Gewässer. In Erinnerung geblieben ist ein Bild, wo große Teile des Sees in Richtung Flughafen quittegelb waren. Nix mit angeln....

Managua: Das Erdbeben

Am 23. Dezember 1972 kurz vor Mitternacht bebte in Managua wie alle 30 Jahre die Erde und die Stadt gab es nicht mehr. Auf der Richterskala wurde das Erdbeben gennau unter der Stadt loklisiert und das mit einer Stärke von 7,8. Stehen blieben nur 3 Gebäude, gebaut um die vorherige Jahrhundertwende aus großen Steinquader: Telcor, Finanzministerium und die Kathedrale, deren Kreuz auf dem linken Turm geknickt herunter hing.

Die beiden Bankhochhäuser, das neue Theater am See und die meist nur einstöckigen vielen Häuser der Stadt waren zusammengefallen oder nicht mehr zu nutzen. Den trapezförmigen Versorgungstrack auf dem Dach des Interconti hatte es um einige Grad seitlich versetzt. Wie das so ist: wer keine Erdbeben- aber eine Feuerversicherung hatte, steckte in seiner Verzweiflung den Trümmerhaufen auch mal an. Aber wer hat hier schon eine Versicherung. Gebrand hat es trotzdem.

Viele Staaten können nicht einmal in unbedrängten Zeiten ihre Staatsbürger zählen, geschweige denn auf dem Höhepunkt einer Katastrophe die Zahl ihrer Toten angeben. In der internationalen Presse hieß es Weihnachten 1972: 100.000 Tote in Managua. Die Stadt hatte damals ungefähr 300.000 Einwohner. Jeder 3. war also tot? Inoffiziell sickerte später eine Zahl um 8.000 Tote durch; berichtigt wurde die hohe Zahl aber nie. Sie machte sich ja auch besser für die anlaufende internationale Hilfe.

Die gesamte Infrastuktur war zusammen gebrochen. So auch alle Kommunikations-verbindungen ins Ausland. Alle? Nein, eine gab es noch.

Das Theater am Managuasee: neu aber einsturzgefährdet
Kein Benzin aber jede Woche einen Platten
Kathedrale mit abgeknicktem Kreuz: gesperrt
Jeden Tag ein platten Reifen. Überall lagen Nägel rum wenn sie die Reste klauten

Amateurfunker

Zur Zeit des Erdbebens (und lange danach) gab es 7 Deutsche in Nicaragua, die an der Telekommunikation des Landes arbeiteten. Planer und Experten für Übertragungstechnik, Sprache und Funk gab es im Team.
Und der Funker war natürlich auch ein begeisterter Kurzwellenamateur. Nahe am Äquator und mit dem Rufzeichen Nr. 1 des Landes versehen, hatte er die allerbesten Bedingungen. Machten die Kurzwellenbänder nach Norden zu, baute er Verbindungen zur Südhalbkugel auf. Er sprach Französich, Spanisch, Englisch und Deutsch. So gewann er jahrelang jeden weltweiten Contest der Amateurfunker, so lange, bis die Preise gar nicht mehr ausgehändigt bekam.
Er war plötzlich der begerteste Mann im Land. Die Botschater standen schlange. Über ihn konnten die ersten Verbindungen zum Auswärtigen Amt aufgenommen und die Erdbebenhilfe organisiert werden.
Er verbrauchte für sein kleines Funkgerät, das ja nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt war, jede Endverstärkerröhre und bestimmt jede Flasche Rum im plötzlichen 24-Stundenbetrieb.
Er bekam später das Bundesverdienstkreuz.
Die Boeing 707 mit der Flugnummer 1001 der Bundeswehr brachte die ersten Hilfgüter und ein neues Funkgrät. Über den Kontakt mit den Piloten war zu erfahren, wo die Hilfsgüter blieben: Im Almacen der Soldateska Somozas. Das Schwein hat sich selbst daran noch bereichert.
Ein Jahr später kamen neutrale Camionettas an die Häuser und wollten Ware verkaufen: große weiße Säcke mit Reis und mit „frécholes-negras“ 
(Schwarze Bohnen - Grundnahrungsmittel in Lateinamerika) mit dem Aufdruck 

"Bundesrepublik Deutschland, Erdbebenhilfe für Nicaragua". 

Das selbe stand auch auf den Schaufeln, Hacken, Spaten, Decken, Zelten die noch auf den Lastwagen zum Verkauf lagen.

Nie wieder hat der Autor danach offiziellen oder selbsternannten Spendenorganisationen gespendet, nur noch privat, wenn der Empfänger persönlich bekannt war.

Managuas Umgebung

Telcor neu: Erdbebensicher gebaut?
Schon, aber.....
Ranchito an der Carretera nach León
In der Umgebung gibt es viele vollgelaufene Vulkankrater. Das Wasser darin hat meistens beste Trinkwasserqualität. In einigen Seen, die nicht für die Wasseraufbereitung genutz werden, kann man prima Schwimmen.
An der Carretera nach León, wo dieses Ranchito stand, war der steil abfallende Hauptkrater für die Wassergewinnung, direkt neben der Strasse. Hin und wieder vielen da ein paar ermordete rein und so bestanden die Amerikaner darauf, das Wasser stark zu cloren - man konnte es nicht mehr trinken.
Aber kein Problem. Wasser wurde in großen Flaschen - wie sie hier in jedem Büro sten - ins Haus geliefert und Eiswürfel gab es in 10 l-Plastiksäcken an jeder Tankstelle.
Einer von vieken der vollgelaufenen Vulkankrater mit Trinkwasserqualität

Tauchende Schäferhunde

Verspielt waren sie. Die beiden jungen Schäferhundrüden brauchten immer etwas zum Hinterherrennen. Sie schleppten unermüdlich Dinge an, die man werfen sollte. An dem Seeufer auf den Bildern oben gab es nur wunderschöne Steinchen.

Die Ufer waren aber von schmerzhaft stechenden Ameisen bewohnt und man unterhielt sich bis zur Wade im Wasser stehend. Die Hunde legten ihre Steinchen also wie immer vor die Füße der Leute in der Hoffung auf einen weiten Wurf.

Aber was war das: Die Steine gingen ja unter! Sie konnten mit der Pfote ertastet werden und sie waren auch deutlich zu sehen. Also Augen zu, den Kopf unter Wasser - und in den Sand gebissen. Keine fünf Versuche und die Hunde ließen die Augen auch unterwasser auf. Irgend wann holten sie sich ein Stöckchen auch aus der Hand in 3 m Tiefe.

Fortan wurde jede Wette gewonnen: „Du, den seine Hunde können tauchen!" „Glaub ich nicht...."

Privatarmee

Dienstantritt der W.U.S.G. (Wach- und Spaßgesellschaft): Alle sind ca. 6 Wochen alt (Bild wird gesucht!)
Erstes schweres Dienstvergehen: Unerlaubtes Ausreißen von 20 frisch gepflanzten Büschen in nur einer Nacht!
Übernahme der Befehlsgewalt durch Lora über alle Bewohner des Hauses, des Compound, des Caminos und des Barrios
Lora
Orchideen gibt es viele im Land