Vom Schloss Bellevue zum Hackeschen Markt
Nördlich des Straßenzuges 17. Juni / Unter den Linden
April 2015
Der Kupfergraben am südlichen Ende von der Eisernen Brücke aus gesehen
Es ist auch für Berliner nicht einfach, den Kupfergraben genau zu lokalisieren. Er ist nur der nördliche, gerade mal 400 m lange Teil des 2 km langen Spreekanals.
An seinem östlichen Ufer die gerade fertig gestellte James-Simon-Galerie als neuer zentraler Eingang für die Museumsbauten und das dahinter liegende Neue Museum, dann die Brücke zum Pergamonmuseum. Kurz hinter der Fassade des Bode-Museums, an der Monbijoubrücke, ist der Kupfergraben auch schon wieder zu Ende.
Geschichte
Anfang des 16. Jhdt. nannte man den Spreearm noch Cöllnischer Stadtgraben. 1580 erfolgte die erste Bebauung. Nach dem Besitzer, einem Geheimen Etatsrath Ludwig, hieß der Graben einige Zeit Ludwigsgraben.
Ein Gießhaus, das hier von der Mitte des 16. Jhdt. bis 1875 gestanden hat und Kupfer per Kahn angeliefert bekam, dürfte zum Namen Kupfergraben geführt haben. Die Straße in Verlängerung der Bodestraße heißt noch heute Hinter dem Gießhaus.
April 2007
Unter der Monbijoubrücke die Einfahrt in den Kupfergraben von Westen aus gesehen
Anatomie einer uralten Berliner Straße
August 2015
Sonntagmorgen am südlichen Teil Am Kupfergraben, Blick Richtung Norden
Die Straße ist nicht einmal 500 Meter lang, gerade mal 100 m länger als der Kupfergraben. Das Viertel nennt sich Dorotheenstadt. Da, wo Am Kupfergraben endet, an der Ebertbrücke im Zuge der Tucholskystraße, endet auch die Dorotheenstadt.
Dieser historische Stadtteil wurde schon 1674 gegründet und hat seit 1681 den Namen der Kurfürstin Dorothea. Ihr voller Name ist bemerkenswert: Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Klingt doch anders als Kramff-Käsebauer, oder?
Irgendwie hat mich diese uralte Straße schon von frühster Jugend an fasziniert. Das Pflaster, die alten Gebäude, die Leere. Es gab kein einziges Geschäft oder Lokal, nichts. Die Geschichte war zu spüren. Vor und nach dem Mauerbau traf man hier selten Passanten und Durchgangsverkehr gab es kaum. Erst später nach der Wende, als Berlin zur Boom-Down geworden war, änderte sich das.
Möchte man heute Aufnahmen wie das Bild oben machen, muss man Sonntags früh aufstehen.
April 2007
Geländer an der Eisernen Brücke. Die Gehwegplatten aus schlesischen Granit und das kleinteilige Pflaster „Berliner Mosaik“ sind überall im alten Berlin verlegt worden.
April 2007
Am Kupfergraben 10.
Ein seltsamer Beginn einer Straße. Sie beginnt mit dem Galeriehaus, dass die Familie Bastian von David Chipperfield entwerfen ließ. Es wurde 2007 fertig. Im März 2019 schenkte die Familie das Haus den Staatlichen Museen zu Berlin.
Das Haus firmiert jetzt als Haus Bastian der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz.
Das benachbarte Haus mit den Narben des Endkampfes nutzt die Humboldt-Universität zu Berlin als School of Business and Economics. Die Anschrift ist aber Dorotheenstraße 1.
Das gewaltige Gebäude mit Innenhof wurde 1879 bis 1883 errichtet und beherbergte die Verwaltung der direkten Steuern. Es unterstand somit der Zentralinstanz des preußischen Finanzministeriums.
Ehem. preußisches Finanzministerium
Mai 2020
August 2015
Sitz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Berlin (DPG)
Das Magnus-Haus wurde wahrscheinlich 1773 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet. Dann kaufte es der Physiker Heinrich Gustav Magnus. Er gründet hier 1842 die erste Physikalische Gesellschaft in Deutschland. Sie hatte Bestand bis 1870. Ebenfalls in dieser Zeit hatte der Generalintendant der Berliner Museen, Carl Graf v. Brühl, seine Büroräumen hier.
Ab 1919 nutzte die Friedrich-Wilhelms-Universität Teile der Räume. Von 1912 bis 1929 hatte der Direktor des Deutschen Theaters Max Reinhardt hier eine Wohnung.
Zum 100. Geburtstag des Physikers Max Planck ging das Anwesen an die Physikalische Gesellschaft der DDR.
1959 wurde auch die Gedenktafel angebracht.
Die rund 1.000 Bände der Privatbibliothek des Physikers waren nun hier zugänglich.
Bundespräsident a. d. Richard von Weizsäcker nutzte bis 1999 Büroräume, die danach von der Atlantikbrücke bezogen wurden.
Die Portokasse von Siemens
Berlin regte sich auf - und verhinderte Schlimmeres. 2001 verscheuerte der Berliner Senat das historische Magnus-Haus mit dem einzig erhaltenen Stadtvillengarten, warum auch immer, für ein Appel und ein Ei an die Siemens AG. Für lächerliche 2,86 Millionen Euro. Dabei lag der Verkehrswert bei 8,9 Millionen
Fein hatte Siemens sich eine „Salami-Taktik“ zurechtgelegt. Sie mieteten 2001 ein Büro mit 30 m2 an und wollten mit Auslaufen aller anderen Mietverträge nach und nach alles für ihre Firmenrepräsentanz übernehmen. Sie bekamen 2015 sogar einen stark umstrittenen Bauvorbescheid für einen 17,5 m hohen Bau mit 1.800 qm Nutzfläche innerhalb des Geländes. Die erwartete Nachbesserung des Kaufpreises ist bis heute (2020) natürlich nicht erfolgt.
Nach dem riesigen Imageschaden darf die DPG ihre Räume nun bis 2054 mietfrei nutzen. Übrigens hatten Architekten im In- und Ausland verabredet, sich nicht an der Ausschreibung für den Neubau zu beteiligen.
Ein ziemlich schöner Eingang
Oktober 2008
Am Kupfergraben 6
Am Kupfergraben 6
Im Haus Nr. 6 hat Bundeskanzlerin Angelika Merkel ihre Wohnung. Bis 2013 lebte hier Ottmar Schreiner (SPD-Politiker) und Lothar de Maiziére hat hier seine Kanzlei.
Bewachung für die Chefin
Juli 2015
Genau gegenüber der Nr. 6 ist die Dauerbaustelle des Pergamonmuseums mit dem alten Eingang mit der namenlosen Brücke über den Kupfergraben.
Mai 2020
Wohnhaus
Eingang um die Ecke in der Georgenstraße
Mai 2020
Kupfergraben 5
Im Krieg wurde das Haus Nr. 5 schwer beschädigt. Seit 1949 ist hier die Humboldt-Universität zuhause. !972-1982 wurde es erst richtig aufgebaut und der Stuck der Neorenaissance wieder angebracht. Jetzt residiert das Institut für Musik- und Medienwissenschaft hier und beherbergt die Zweigbibliothek Musikwissenschaft.
Antik- und Buchmarkt am Bode-Museum
März 2014
Sonntagsmorgen findet gegenüber der Fassade des Bode-Museums auf der Straße Am Kupfergraben der Antik und Buchmarkt am Bode-Museum statt - wenn nicht gerade eine Pandemie das Land verwüstet.
Pergamonmuseum. Das Panorama
Am Kupfergraben 2
Eingang für die Bespaßung
Mai 2020
Da waren ja noch die alten Gasometer noch schöner
April 2020
Von der S-Bahn bis zur Ebertbrücke gibt es nur die Hausnummern 1-3
Unter dieser Anschrift findet man seit 2018 diesen hässlichen, so gar nicht zu den alten Bauten passenden Zylinder, der sich „Pergamonmuseum. Das Panorama.“ nennt. Er soll bis 2024 hier stehen bleiben. Aber wer weiß das schon. In Berlin halten gerade Provisorien verdammt lange. Ein Wunder, dass die Macher den in Berlin-Mitte üblichen großen Werbeplakaten
widerstehen konnten.
Der mächtige Zylinder zeigt die Ausstellung Pergamon „Meisterwerke der antiken Metropole und 360°-Panorama von ¥. Asisi“. Wer´s denn braucht…
April 2020
So hat man die Spree von der Monbijoubrücke aus noch nie gesehen. In Coronazeiten ist es plötzlich möglich. Sonst rühren um diese Zeit (Sonntag, 11:41 Uhr, 25. April 2020) schon hunderte Schiffsschrauben das Wasser um. So schön kann Berlin sein. Das Gebäude links ist fast immer eine Kaserne gewesen:
Nutzung als Kaserne
Der Gebäudekomplex links Am Kupfergraben 3 wurde meistens als Kaserne genutzt. Wahrscheinlich an dieser Stelle schon um 1662. 1773 wurde dann die Königliche Artilleriekaserne gebaut. Die heutige Tucholskystraße hatte bis zum Ende des 2. Weltkrieges immer noch den Namen Artilleriestraße.
Das jetzige Gebäude wurde 1898 -1902 grundlegend erweitert. Es beherbergte das Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment. Klar, Kasernenbauten sind äußerst solide Bauten. So waren hier sowohl im 1. und im 2. Weltkrieg auch Soldaten untergebracht. Und natürlich auch im „real existierenden Sozialismus“.
Nach Zerstörungen im Krieg wurde 1950 flugs die Kaserne wieder aufgebaut. Leider nur mit einem der markanten Ecktürme mit dem Pyramidendach und ohne Erhalt der Bausubstanz vor 1800. 1952 zog dann die Kasernierte Volkspolizei ein, der Vorläufer der Nationalen Volksarmee der DDR. Fuhr man mit der S-Bahn auf der anderen Seite vorbei, konnte man die mausgrauen Kerle marschieren sehen.
Ausgerechnet die DDR, die doch vehement alles Preußische ablehnte und sogar das Schloss sprengen lies, nutzte den großen Kasernenkomplex militärisch weiter. Weil ihr so verehrter Friedrich Engels 1841 hier sein Freiwilligenjahr bei der Garde-Artillerie-Brigade abdiente. Wurde die Kaserne deswegen nach ihm benannt?
Und natürlich auch das Wachregiment Friedrich Engels. Es hatte drei Ehren- und vier Wachkompanien. Wer mal das militärische Brimborium der Wachablösung vor der Neuen Wache (hieß natürlich „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus“ ) gesehen hatte, konnte es kaum fassen. Die militärische Präzision der Wachablösung ließ jeden Gardefüsillier, jeden Preußischen König und Kaiser, die Deutsche Wehrmacht und erst Recht die Bundeswehr vor Neid erblassen. Das wollte ein „sozialistischer Staat“ sein?
Dezember 2006
Nutzung heute
Heute wird der gesamte Komplex zwischen Am Kupfergraben, Geschwister-Scholl-Straße und der S-Bahn zum ersten Male nicht mehr militärisch genutzt.
130 m Am Kupfergraben von der Eberts- zur Monbijuobrücke
August 2007