Loretta 1872 - 2024
„Wenste bei uns Kaltentwillst, musste Kaffee bestellen“
Charmante Berliner Antwort auf die Frage, warum das Bier so warm ist.
Am 20.04.2ß24 ging die Schreckensmeldung wie schon 2009 durch die Presse; Loretta sich an der Kreuzung Kronprinzessinnenweg/Potsdamer Chaussee gut gehen schließt für immer .
Loretta am 15. März 2015: Es geht wieder los
Im Jahre 1863 hatte sich einer der Geschäftsführer der Berliner Handelsgesellschaft am Wannsee angesiedelt: Wilhelm Conrad (1822-1899). „Wahnsinnsbahn auf Conrädern“: (s. hier)
1863
Weltausstellung in Wien (1. Mai bis 2. Nov.) . Dort stand der hölzernen Pavillon der Nationen und dort frühstückten der deutsche Kaiser Wilhelm I. und der russische Zar Alexander II.
1873
1874
Am 1. Juni 1874 wurde der Bahnhof unter dem kuriosen Namen „Bahnhof of Wannsee“ eröffnet und erst 1878 fiel das „of“ weg. Der Kaiserpavillon diente sowohl als Empfangsgebäude als auch als Gaststätte.
Kaiserpavillon
Schultheiß
Wilhelm Conrad, der Erbauer der Villenkolonie Alsenu8nd der Wannseebahn , kaufte auf der Weltausstellung in Wien 1872 nicht nur den Pavillon der Nationen (Kaiserpavillon), sondern er sah auch den Schwedenpavillon. Und den gibt es noch heute. Auch diesen Holzpavillon ließ Wilhelm Conrad ebenfalls demontieren und am Großen Wannsee 28 – 30 .aufstellen. Und den gibt es noch heute, wenn auch nicht mehr in der ursprünglichen Form.
1956 wurde er an den Arbeiter-Samariter-Bund verkauft. Aber man kann doch nicht in der heutigen Zeit in so schöner Lage etwas Gemeinnütziges betreiben! Nur ein Heim für chronisch Kranke? Da ist doch Kohle zu machen.
So wurde das schöne Anwesen Anfang der 2000er-Jahre zu Wohnungen und Apartments umgewandelt, ob es nun zu den Baudenkmälern in Steglitz-Zehlendorf gehört, oder nicht. Geld regiert die Welt.
Der Holzbau des Kaiserpavillon „Zum Schultheiß“ wurde 1910 durch einen fast schlossähnlichen, imposanten Neubau aus Stein ersetzt. Die Schultheissbrauerei schaffte es an manchen Tagen im Biergarten bis zu 20.000 Gäste zu bewirten.
1910
1933
1945
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schultheißgebäude schwer beschädigt.
Wurde es abgerissen. Bis dahin war hier wurde es als Markthalle genutzt. In den Jahren darauf entwickelte sich hier einer der beliebtesten Biergärten der Stadt.
1961
1977
Unter dem Namen Loretta im Garten eröffnete Klaus Wehler den Biergarten l an der Lietzenburger Straße in Wilmersdorf.
1981 übernahm Wirtin Stephanie Schade mit ihrer Familie die Gaststätte.
1981
Zu Gast bei Loretta
Jeder war willkommen
Bautubben als Tatierkürbe
Sie hatte drei Junge zu versorgen. Das erzählte die Bedienung am an der Bratwurstbude. Jeden Tag holte sie sich da eineWurst ab. Oder sie lief mit einer dicken, fette Ratte im Maul über den Parkplatz. Sie lief dann bis zur Ampel, wartete auf grün und verschwand auf der anderen Seite der viel befahrenen Kreuzung in der Böschung zum Wannsee hin. Unter Heckenrosen hatte sie ihren Bau, so berichteten die Zapfer.
1990
Das Gelände dürfte nach der Wende der Deutschen Bahn gehört haben.
Das Immobilienunternehmen Vivico Real Estate GmbH wurde vom Bund 2001 gegründet. Ziel war nicht mehr für den Verkehr benötigte Liegenschaften zu verkaufen.
2001
2007
Um mehr Erlöse zu erzielen geht die Vito an die österreichischen Immobilienunternehmen CA Immo. CA.
2009
Der Großinvestor Harald G. Huth mit seinem Unternehmen HGHI kaufte im März 2009. Der Verstand sagt, wenn so ein Immobilienhai Berlins schönsten Biergarten kauft, dann stimmt da etwas nicht.
Loretta April 2019
2010
Im Jahr 2010 gab es Ärger mit dem Verpächter. Familie Schade verließ den Wannsee und gründete das Loretta in Kohlhasenbrück.
Traditioneller Biergarten? Vergiß es!
Wer daran glaubt, dass Immobilienfonds den schönsten Biergarten Berlins kauft, um ihn für uns zu erhalten, der ist nicht von dieser Welt . Selbst wenn jeden Tag im Sommer und im Winter 1.000 Besucher kommen würden und der Bierpreis verzehntfacht würde - die Rendite reicht denen nicht!
Die wollen den Ausblick von diesem einzigartigen Grundstück über den Großen Wannsee, den unverbaubaren Blick in die untergehende Sonne. Das verspricht Rendite! Welchem Investor läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen. Luxushotel, Lofts für 20 Mio. pro Einheit mit Pool auf den Dach. Das wäre mal was anderes als 70 mehr oder weniger tote Malls in Berlin zu bauen.
Gut. Ein erster Antrag für den Bau eines Hotels soll ja abgeschmettert worden sein. Na und? Investoren denken langfristig. In Berlin ist doch alles möglich. Da steigt eine Architektin mit einem Bausenator ins Bett und schon geht Undenkbares.
Man munkelt im April 2024!, es seien 3 Bewerbe für die Weiterführung von Loretta angetreten. Beim ersten Auftreten wurde die Pacht mal schnell verdoppelt. Wird sie jetzt 10 mal höher? Egal, mit dem volkstümlichen Biergarten Loretta ist es vorbei.
2024
Gastronom Steffen Kirchner übernahm den Biergarten mit angeschlossenem Restaurant. Jetzt, 14 Jahre, in der Saison 2024, später, ist Schluss. Wie es mit dem Loretta am Wannsee weitergeht, ist unklar.