Die 4,5 km lange Bucht von Jacó mit Blick vom Süden nach Norden. Bild von 2016
Jacó
Jacó ist die Hauptstadt des Kantons Garabito in der Provinz Puntarenas. Es gibt nur so um die 7.000 Einwohner und es ist der Badeort der Hauptstädter an der Pazifikküste. Der Ort liegt an einer einzigen langen Straße, die sich parallel etwa 200 Meter hinter der Küste hinzieht. Die Bucht, an der Jacó liegt, ist halbmondförmig und 4,5 km lang, hat etwas dunklen Sand und wird am nördlichen sowie am südlichen Ende von den Felsen eines kleinen Küstengebirges begrenzt. Die Bucht ist wegen ihrer großen Wellen bei den Wellenreitern beliebt.
Die Jacó Bay wird im Norden von der Insel Tortuga begrenzt. Sie liegt hier im Morgendunst. Die Aufnahmen sind mit einem starken Teleobjektiv (400 mm und der Canon EOS 5D MKII) vom Aussichtspunkt (Mirador) im Februar 2016 gemacht und aus fünf Einzelaufnahmen zusammengesetzt.
An den Wochenenden ist richtig was los. Die etwas betuchteren San Joséer finden sich dann hier zum Essen, Trinken, Sehen und Gesehen werden ein und gehen gelegentlich auch mal baden.
Sie bevölkern die vielen kleinen und großen Restaurants, Bodegas Playas, Sodas, Essstände und mieten sich in kleinste Cabañas, Bed-and-Breakfast, Pensionen,
kleinen oder großen Hotels ein oder schlafen am Strand oder im Auto - nicht ohne ausreichend Müll zu hinterlassen.
Sonntagnachmittags ist der Spuk wieder vorbei und am Wochentag ist die Bucht und die Hauptstrasse in der Hitze wie ausgestorben. Für die wenigen Touristen, die im Ort bleiben, ist die Welt wieder in Ordnung. Die Restaurantbesitzer aber raufen sich die Haare, kämpfen um jeden Gast, essen das, was weg
muss, selber.
Aufnahme der Jacó Bay von 2005. Bilder der Bay von 2002 bis 2017 hier
10.02.2004, 11 Uhr 15:
Der Sand ist 47°C heiss!
Jacó 2003, Hauptstrasse, High Noon in Jacó
Jacó 2016, Hauptstrasse, High Noon in Jacó
Na bitte, geht doch!
Carnevalles in Jacó 2003
glitzernden Gondel oder gar
Am Tage ist der Rummelplatz nur spärlich besucht. Die beiden Karussells drehen sich fast leer und mehr als 2 Autosooter sind auch nicht auf der Bahn. Es ist heiß. Die Fressbuden locken garantiert keine Ausländer an und so billige und schreiend bunte Sonnenbrillen kauft auch keiner von denen. Trotzdem ist der Rummel vor allen Dingen abends eine Attraktion. Das helle Licht, die laute Musik, das Sehen und Gesehen werden, lockt die Leute an.
Im Februar 2003 war Carnavalles in Jacó und am ersten Sonnabend ist es zehnmal voller als sonst. So viele Autos wird es wohl erst wieder in der Semana Santa, der Osterwoche, hier geben. Es gibt kleine Umzüge und ein Trupp Reiter mit übertrieben durchgedrücktem Rücken reizt fast zum Lachen.
Sonst ist es wie am Rhein. Jeder möchte so schnell wie möglich besoffen werden. Alle Männer haben ein Bier in der Hand, die Supermärkte, die kleinen Tiendas und die unzähligen Getränkestände an der Straße oder am Strand kommen mit dem Kühlen der Getränke kaum nach.
Am nördlichen Ende der Straße ist auf einem freien Gelände ein Rummelplatz und fast daneben am Strand sind Buden und 2 Bühnen aufgebaut. Ab nachmittags geben die Lautsprecher mindestens 100.000 Watt pro Box ab,
aber die Bands, die da abends spielen, sind richtig gut.
Hin und wieder wird ein Feuerwerkskörper abgebrannt, der allerdings eher an Artilleriemunition erinnert. Das Rohr muss an die 20 cm haben. Nach einem Augenblick erfolgt dann ein scharfer Doppelschlag aus großer Höhe, so scharf und laut, dass man unwillkürlich nach dem Panzerschiff Graf Spee am Horizont Ausschau hält.
Wenn am Sonntag Nachmittag all die Reichen und Schönen, die Leute mit den nackten Oberkörpern in den total überfüllten Überlandbussen und die Ganoven mit ihren dicken Mühlen sich in endlosen Schlangen in die luftigen Höhen ihrer Hauptstadt zurückziehen, bleiben die Leute zurück, für die der kleine
Rummelplatz die Attraktion ist, dem sie nun zustreben, um den ungewohnten Lichterglanz zu bewundern. Es sind fein herausgeputzte Familien mit vielen kleinen Kindern.
Da sind die spindeldürren „Spinnenfrauen“ mit ihren noch dünneren Babys, die ihnen ergeben an der Schulter kleben. Sie schleppen die
kleinsten Babys der Welt mehr eher wie ein Ding aber stolz mit sich herum. Babys mit dem Kopf in der Größe eines Apfels, mit Armen wie der Stil eines Esslöffels und Händchen in der Größe eines Teelöffels. Diese kleinen Würmer schreien nie. Fehlt ihnen die Kraft? Was haben sie für eine Chance in diesem harten, tropischen und armen Land? Tan pequeña es, tan frágiles...
Kleine Mädchen tragen stolz ihre Kleidchen und die Jungen weiße Söckchen und müssen nun mit den Schuhen zurechtkommen. Alle haben große, glänzende Augen und können es kaum erwarten, auf den Rummel zu kommen. Ihnen macht die Hitze und die Feuchte nichts aus. Nur eines zählt: Reicht das Geld für eine Fahrt in der glitzernden Gondel oder gar in einem Autoscooter?
Da sind die anderen Frauen mit den drei Wülsten um den Körper. Sie sind genau so groß wie die Dünnen aber fast so breit wie hoch. Sie haben genau so viele Babys wie die anderen, nur sind es richtige Brocken.
Vom Strand her tönt Musik, die auch hier noch körperlich zu fühlen ist. Die Bands, die da spielen sind richtig gut. Sie verstehen was von Rhythmus, Takt und Harmonie. Ihre Roadies nicht. Sie drehen die Lautsprechertürme so auf, dass ernsthaft zu befürchten ist, dass die Palmen morgen keine Cocosnüsse mehr tragen.
Carnevalles in Jacó - der Morgen danach...
Auf der Straße blubbern die
schweren Achtzylinder auf ihren
Gummiwalzen vorbei, auf jeder
Seite überholt von knatternden
Enduros, schweren Harleys,
alten Mopeds, hupenden
Bussen, verrosteten
Lieferwagen und unzähligen
Jeeps mit schwarzen Fenstern.
Diese Jeeps haben ein richtiges
Problem. Fahren sie mit
geschlossenen Fenstern,
können sie zeigen, dass sie
eine Aire haben, werden aber
nicht gesehen und können so
nicht am Leben in Jacó
teilhaben. Pobrecitos – arme
Kerle!
Jacó Beach 2003, die hohen Äste links der Mitte sind die vom Pochotebaum den sie abgebrannt haben!
Sonst noch in Jacó…
Kurz nach dem Sonnenuntergang um 18:20 Uhr ist es 10 Minuten später stockdunkel. Die heiße Luft steht über der Hauptstraße und ist mit dem Messer zu schneiden. Der leichte Passatwind, der am Wasser etwas Kühlung, ist hier nicht zu spüren. Es stinkt erbärmlich nach den Abfällen aus den schwarzen Plastiksäcken vor den Mercados und den vielen Fischrestaurants. Es sind 32°C bei ungefähr 80 % Luftfeuchte.
Der Verkehr ist dicht. Andauernd kommt es zu Staus auf der eigentlich recht breiten Straße, weil keiner ein Ziel hat und weil jeder dort anhält wo es ihm passt oder wo er jemanden zu einem Schwätzchen trifft. Je größer die Autos sind – die Renner sind riesige schwarze Pick Ups mit dunkel getönten Scheiben und unwahrscheinlich
breiten Reifen – desto dunkler schauen die Typen mit nackten Oberkörpern aus und desto hübscher sind die Mädchen mit ihren ausladenden Oberweiten in knappen Bikinis in grellen Farben.
Auffallend viel Polizei ist unterwegs, greift aber nirgends ein. Sie würden glatt verprügelt werden. An Ticos mit Bier in der Hand trauen sich keine Polizisten heran. Der eine Bürgersteig mit den tiefen aber unregelmäßigen Gräben davor, ist voll von flanierenden Einheimischen. Es sind kaum Touristen darunter. Sie fallen auf, weil sie
die Ticos meist um einen Kopf überragen.
Die angesagte Disco war 2003 über einem Lokal unter einem Zeltdach ohne Fenster und Wände untergebracht.Eine steile Treppe, bewacht von 3 Cajos (Kerlen), hält die lange Schlange an Carnavalles noch zurück. Aber 2004 war der Laden schon wieder dicht. Ob es hier war, wo sie dem Kellner den Kopf mit solcher Wucht weggeschossen haben, dass die ganze Toilettenanlage abgerissen
werden musste? Er hatte bestimmt den Schnee vom falschen Kolumbianer verkauft.
Ja, bad girls gibt es natürlich auch. Für die vielen Amis und die anderen Terroristen in der Beatle Bar. Ein Flachbau, die Beatlebar, riesige Theke, modernste Flachbildschirme überall und keiner guckt hin. Rund um die Uhr herrscht Betrieb. Viele nette Damen aus allen Ländern Lateinamerikas sitzen schon am Nachmittag ganz einsam da herum..... aber das Bier ist immer gut gekühlt.
"And the good girls go to heaven and the bed girls go everywhere" (Jim Steinmann)
Geschichten
¡La ola!
Das Wasser des Stillen Ozean ist überraschend und gleichzeitig erschreckend warm: 29°C. Eigentlich sollten um
diese Jahreszeit die nördlichen Ausläufer des kalten Humboldtstromes die Küste hinaufziehen und flaschengrünes Wasser mit knapp über 20°C voller Plankton mit sich führen. Wale der ganz großen Art gab es dann hier. Aber das Meer ist postkartenblau und warm. El Niño hat wohl auch hier vieles durcheinander gebracht.
Über die ganze Breite der Bucht rollen die Wellen heran, bauen sich im flachen Wasser hoch auf, bilden einen
Tunnel, überschlagen sich dann und weiße Gischt schäumt auf. Sand wirbelt auf, macht das Wasser für kurze
Zeit undurchsichtig, aber der dunkle Sand ist schwer und, bis die nächste Welle heran rollt, ist das Wasser wieder
klar. Die Bucht ist berühmt für ihre großen Wellen.
Diese Welle ist gemein. Sie zieht alles an, nicht nur den braunen Sand und die Steine wie deutlich zu sehen ist. Wenn die 2 Meter Wasser auf einen herunterkrachen, wird man unweigerlich schmerzhaft über den Grund geschleift. Solche Wellen bauen sich vorzugsweise bei Vollmond auf. Richtige „bone braker“ sind das!
Aber was ist das? Die Welle, die da kommt, hört nicht auf, größer und höher zu werden als alles, was bisher hier ankam. Den Mund wieder zuklappen, Luft holen und abspringen. Zu spät. Der Sog der doppelt so hohen Welle reißt die Füße samt Sandboden in Richtung Riesenwelle. Erstaunlich, wie Tonnen Wasser in Bewegung von unten aussehen. Die Sonne ist durch die Welle für einen Bruchteil einer Sekunde noch zu sehen und dann ein
Inferno.
Krachend wird erst der Kopf und die Schulter in den harten Sand gehauen, dann die Hüfte. Irgendwann schleift der Rücken über den Boden und für kurze Zeit ist die Orientierung, wo oben und unten ist, weg. Es zerrt schmerzhaft an Armen und Beinen, jeweils in eine andere Richtung. Siebenfacher doppelter Rittberger, seitlich eingesprungen, sozusagen.
Endlich taucht ein Stück Himmel auf. Luft! Denkste, da kracht die nächste Welle heran, jetzt alles kurz vor dem Ufer. So eine große Welle nimmt Badende 50 m weit mit, das Meer spuckt Touristen wieder aus, manchmal mit ganz schönen Verletzungen.
Es macht Spaß, in die Wellen hineinzuspringen.
Sie zerren an den Armen und Beinen, herrlich
prickelnder Schaum umgibt den Körper. Passt man
aber nicht auf, bekommt man von den sich
brechenden Wellen furchtbar eine gedonnert, dass
der Kopf wackelt.
Zusehen, wie die nächste Welle steiler und steiler heranrollt, den richtigen Zeitpunkt zum Durchtauchen abzupassen, sich durchschütteln zu lassen und prustend aus der Gischt hinter der Welle wieder aufzutauchen, macht Freude. Die Wellen sind jetzt ungefähr einen Meter hoch. Viele Wellenreiter mit den kurzen, an ein Bein angebundenen Brettern, sind draußen.
Wirklich Pech gehabt...
Wir waren betrunken wie die Wellen
Im Stillen Ozean
Das hat uns arme Gesellen
Der Whisky angetan.
Wir glotzen in das Leben
Wie ein gekochter Fisch.
Wenn wir uns jetzt erheben,
Dann liegen wir unter dem Tisch.
So bleiben wir besser noch sitzen
Und trinken lieber noch mehr.
Und unsere Nasen schwitzen
Sehr.
Wir wollen alle, alle nur noch lallen
Und brüllen wie ein Rind,
Dass wir den Leuten gefallen,
Die noch nüchtern sind.
Joachim Ringelnatz
Eine Tica aus der Hauptstadt geht baden. Nun haben die Leute aus San José ungefähr so ein Verhältnis zum Stillen Ozean wie die Berliner, die ein oder zweimal im Jahr am Wochenende an die Nord- oder Ostsee fahren.
Die Frau bekommt eine riesige Welle ab. Sie gerät in Panik. Die zweite Welle kommt herangedonnert und wirbelt sie noch länger durcheinander, taucht sie
unter. Sie schreit, fuchtelt mit den Armen. Nach der nächsten Welle treibt sie mit dem Gesicht nach unten auf dem Wasser.
Das ist nun die brutalste Welle, die hier ankommt. Sie ist so stark, dass jedes Wasser vor ihr angezogen wird. Davor kann man weder stehen noch hineinspringen. Der Sand wird mit großer Geschwindigkeit unter den Sohlen weggespült, dass man keinen Halt hat. Hier gibt es nur eines: Raus., bzw. nicht rein!
Das ist die Stunde der Baywatcher. 4 oder 5 Türme stehen in der Bucht, sind aber nicht immer besetzt. Aber das sehen die starken Jungen. Einer informiert den Rettungswagen. Nach dem die Ticos 1948 das Militär abgeschafft haben, wurde ein funktionierender Rettungs- und Katastrophenschutz aufgebaut.
Der andere nimmt seine komische, rote, kleine Rettungsbombe – bekannt auseinschlägigen amerikanischen Strand-Seifen-Opern – und holt die Frau aus dem Wasser. Er beginnt sofort mit der Reanimation. Zunächst erfolgreich. Er holt jede Menge Wasser aus der Frau heraus.
Mit viel Getöse kommt der Rettungswagen den Strand entlang gebraust. Die Frau wird auf die Trage gelegt und ins Krankenhaus gefahren. Dort fällt sie den Helfern von der Trage. Mit dem Kopf voran auf den Betonboden. Sie ist sofort tot.
Amis und Preise
Die größte Anzahl der Touristen sind Amerikaner. Viele sind
„Retired People“ in Badelatschen und Shorts aus EE (Eestados
Eunidos = USA), unweigerlich an dämlich gequietschten „Oh is
that beautifull“ oder „How nice“ zu erkennen. Sie sind hier nicht
sehr beliebt, diese Gringos, aber sie bringen das Geld und
deswegen ist hier auch alles sehr teuer. Man hält sie für schuldig
an dem hohen Preisniveau im Lande. Es stimmt. Wo immer Amis
auf der Welt auftauchen, verderben sie mit ihren Dollars die Preise.
Einkaufen und…
Ach ja, ganz normal Einkaufen kann man hier auch. Im einzigen großen Supermercado 2003 in Jacó. Die
Kette "Mas por Menos" (etwas: "Mehr für wenig") ist in Centroamerica in allen Ländern vertreten.
Der Schuppen wurde irgendwann abgerissen und durch ein Gebäude ersetzt.
Seit irgendwann gehören die Läden jetzt zu Wall Mart
Krokodile
Der Hammer aber: Kommt man aus dem Super und geht ein paar 100 m Richtung Süden, kommt man an die Krankenstation.
Dahinter ein Rinnsal mit einer Brücke rüber hinweg. Und die sollte man auch benutzen!
Was darin schwimmt, ist nämlich ziemlich groß! Die Aufnahmen sind von 2004-
Am Strand, wo dieses Rinnsal endet, steckte ein Stock im Sand mit einem abgebrochenen Schild:
Cuida…
Croc….
Das bisschen Kriminalität…
Die Kriminalität in Costa Rica, besonders die Kleinkriminalität, war schon immer hoch. Konnte man in den siebziger Jahren im Nachbarland Nicaragua in der Hauptstadt Managua getrost einen Mercedes unabgeschlossen den ganzen langen Arbeitstag vor Telcor (Telecommunicationes y Correos – Postministerium) offen stehen lassen, wurden einem hier schon damals bei einem Essen im besten Restaurant in San José auf dem „bewachten“ Parkplatz die Scheibenwischer und die Radkappen geklaut. Es lebte sich halt gut in der
Somozadiktatur* - wenn man Geld verdiente oder Ausländer war. *Anastasio Somoza Debayle, Präsident von Nicaragua (* 5. Dezember 1925; 17. September 1980)
Einen der hier schon lange wohnt, befragt nach Diebstahl und so, stöhnt genervt auf: „...die klauen dir hier beim Laufen glatt die Absätze von den Schuhen!“ Auch das Internet ist voll von Berichten wie: “...mein Tagesrucksack war immer nur 10 cm von mir weg und ich habe immer aufgepasst aber...“.
Überfall, irgendwann 2001
(Nacherzählt nach Augenzeugenberichten und nach Zeitungsartikeln der "La Nation")
Es ist früher Vormittag und die Straße ist menschenleer. Die Geschäfte öffnen gerade. Vor der kleinen Filiale einer Bank hält ein großer Jeep mit dunklen Scheiben. Das Fenster wird herunter gekurbelt und ein Schuss knallt.
Großes Kaliber, bestimmt Dum – Dum - Geschoß (Spitze abgefeilt). Der massige Wachmann vor der Bank fliegt von Wucht des Geschosses nach hinten. Kleines, nicht blutendes Einschussloch in der Brust, aber der ganze Rücken ist weggefetzt. Als er auf dem Boden aufschlägt, ist er längst tot.
Gleichzeitig setzt schweres Feuer aus großkalibrigen Waffen ein. Durch die Glastür der Bank hindurch werden die sechs Kunden erschossen. Jetzt, am frühen Morgen, zahlen die Geschäftsleute und Restaurantbesitzer gewöhnlich ihre Einnahmen vom Wochenende ein. Drei Gestalten stürmen die Bank. Die Angestellten stehen unter Schock und rücken alles Geld heraus. Auch die Leichen werden geplündert. Die Leute haben ja bei der großen Hitze nicht viel an und das Geld oft sogar in der Hand. Kaum 2 Minuten später fährt das große Auto davon. A si es la vida en Jacó.
Nachtrag: Heute hat die kleine Bankfiliale mit dem asymmetrischen Dach getönte Scheiben und der bewaffnete Wachmann steht im eiskalten Schalterraum und nur noch selten vor der Tür. Jetzt sind als Eingang zwei Sicherheitsschleusen eingebaut. Sie haben dicke Scheiben und die zweite Tür geht erst auf, wenn man gescannt ist.
Tropen? Was ist das?
Mangroven am Rio Tárcoles?
Die Difenbachie auf Osa, die so im Wald wächst?
Eigenartige Käfer?
Der Rio Tárcoles mit 25 Krokodilen pro km?
Kitschige Sonnenauf...
Tropen? Was das ist? Wohl alles hier geschriebene und gezeigte zusammen. Achtung: Macht süchtig! (Zu Risiken und Nebenwirkungen fressen Sie die Reisebeilage und sch.... sie auf ihren Arzt oder Apotheker...)
...oder -untergänge?
Was sind die Tropen, was meinen die Leute damit? Natürlich gibt es eine Begriffsbestimmung für diese geographischen Breiten (23,7° nördlich und südlich des Äquators)in jedem Schulatlas, in jedem Lexikon. Versteht aber nicht jeder unter diesem Begriff etwas anderes?
Tropen, das ist in erster Linie das, wonach man sich an grauen Novembertagen bei Kühlschranktemperaturen hier in Mitteleuropa sehnt und wo man schnell wieder weg will, wenn vor Hitze gepaart mit Feuchtigkeit und verdammt schmerzhaft stechenden und irren Juckreiz auslösenden Insekten kein Schlaf zu finden ist, speziell wenn am nächsten Morgen gearbeitet werden muss.
Die ersten Nächte sind höllisch. Der ganze Körper quillt von der hohen Luftfeuchtigkeit auf, das Band der Armbanduhr kneift, der Schweiß läuft in Strömen herunter. Was schlimmer ist, Durst oder das Jucken der ersten Moskitostiche, ist schwer auszumachen. Die Angst vor einer Aircondition ist berechtigt und groß. In dem Klima einen Schnupfen einzufangen, bedeutet 6
Wochen Unwohlsein. Und den Van, den Deckenventilator, anlassen, schafft so ein steifes
Genick, dass schon das Herunterkippen eines Bieres Schwierigkeiten bereitet. Nur kein Licht im Zimmer anlassen und für Durchzug sorgen. Dann der Ton, der wahnsinnig machen kann: eine sirrende Mücke am Ohr!
Der Golfo Dulche?
Der Golf von Nicoya?
Exotische Blüten?
Nur keine Malariamücke vom Stamme der
Anopheles. Hoffentlich hat die Mücke das auch
gelesen, dass es zur Zeit keine Malaria an der
Pazifikküste Costa Ricas geben soll. Die Stiche
an den Fingern oder an den Zehen jucken auch
noch wenn sie schon aufgekratzt sind. Also das
Laken über den Kopf ziehen. Der Schweiß läuft
jetzt erst richtig. Trotzt 24 Stunden Reisezeit stellt
sich der Schlaf erst gegen Morgen ein. Richtig
zerrädert und mit verquollenen Augen geht es die
nächsten Tage dann zum Frühstück.
Tropen und Meer bedeuten den Zerfall jeder
Materie. Metalle rosten, Holz fault, Farbe blättert
ab, selbst Beton wird angegriffen. Tropen
bedeutet, das nichts endgültig fertig wird, kein
Bürgersteig in einer Straße die gleiche Höhe hat,
an den Autos nie alle Lichter in Ordnung sind.
Über den Tropen liegt immer ein Grauschleier, so
wie über dem gesamten Kommunismus ein
Grauschleier gelegen hat. Gemildert wird dieser
Grauschleier aber durch farbenprächtige Büsche.
Hibiskus und Bougainvillea, Weihnachtssterne
und blühende Bäume, exotische Palmen und nie
gesehene Gewächse mildern das für das Auge
ab. Blumen in unserem Sinne wie Nelken,
Stiefmütterchen, Tulpen usw. gibt es ja nicht in
den Tropen.
Aber nicht für die Nase. Da gibt es kein Pardon.
Wo es Menschen gibt, entsteht unweigerlich Abfall und der stinkt erbärmlich in der Hitze.
Vorbeigehen an den schwarzen Abfallsäcken aus
Plastik am Straßenrand ist schlimm. Der Gestank
springt auf die Schulter, man schleppt ihn in der
schwülen Luft mit und erst lange danach springt
er wieder ab - kurz vor einem stehenden
schwarzen Wasser im Straßengraben.
Oh ja, die Tropen sind sehr gefährlich. Da gibt es
Jaguar und Puma in den Wäldern Costa Ricas.
Viele Schlangen sind tödlich, die Boa wird 5 Meter lang. Es gibt riesige Spinnen wie die Vogelspinne, Pfeilgiftfrösche, Blutegel und Skorpione machen die Gegend unsicher. Wirklich?
Der größte Feind des Menschen in den Tropen
aber ist der Alkohol. Denn den gibt es überall.
Wälder, wo der Jaguar sich verstecken könnte,
sind abgeholzt, der Stich der Skorpione, die
verspritzte Flüssigkeit der Vogelspinne sind wie
ein Bienenstich zu verkraften und die farbigen
Pfeilgiftfrösche sind nur in Südamerika tödlich.
Durch den Urwald barfuß zu laufen piekt lange
nicht so, wie in einem brandenburgischen
Kiefernwald.
In den Tropen sind schon ganze Weltreiche
versoffen worden. Man denke nur an das Britische Empire und Indien und den Gin and Tonic und die richtig harten Sachen.
Trotzdem - einmal Tropen immer Tropen! Wenn
der sanfte Passatwind den Schweiß verdunsten
lässt, der Fregattvogel ohne einen einzigen
Flügelschlag am tiefblauen Himmel schnurgerade wie ein Linienflugzeug seine Bahn zieht und die schneeweißen Passatwolken tief am Horizont stehen und wenn die Eiswürfel im Glas klirren, dann, dann ist man endlich wieder einmal angekommen.
In den Tropen
Morgens, noch vor Sonnenaufgang, war man in den Bergen auf Jagd nach seltenen Vögeln, ist durch den Wald gestromert mit dem Fotozeug auf dem Rücken. Hat mehrmals an einsamen Stränden mit den Wellen des Pazifiks gekämpft und hat eigentlich nur noch Durst. Es hat immer noch 36° C,
Nun sitzt man vor dem aufgeklappten PowerBook. Der Schweiß rennt brennend in die Augen. Sehnsüchtig wird der nächste Schwenk des Ventilators erwartet. Was wollte man nur machen? Ach ja, die Daten von der Camera auf den Rechner laden. Doch da ergibt sich ein Problem.
Die Camera hat die 400-mm-Linse dran und liegt so 60 Zentimeter hinter dem Bildschirm auf dem Tisch. Wenn man jetzt den Bildschirm zuklappen und den linken Arm ganz weit ausstrecken würde, käme man ja mit den Fingerspitzen vielleicht ran. Das hätte natürlich einen weiteren gewaltigen Schweißausbruch zur Folge. Aber die 5 kg kann man so doch nicht greifen und anheben.
Hmm, erst mal einen Plan machen und eine Weile aufs Meer schauen. Doch das Nachdenken allein löst Schweißbäche auf dem Rücken aus. Also angenommen - nur mal so angenommen - es käme jemand vorbei, dann bräuchte man nur 3 x mit dem Zeigefinger zeigen: Du da, bringe das mal hier rüber! Aber dummer Weise kommt keiner vorbei.
Wie doch das Nachdenken anstrengt! Unter den Achseln... Verdammt, noch eine Stunde bis zum Sun Downer, bis zum ersten Bier! Aber plötzlich doch die richtige Idee, wie man ein so schwerwiegendes Problem in den Tropen löst - mañana! Und man fühlt sich wieder so richtig wohl...
Pipapa psa
Pipa pasa
Ganz am nördlichen Ende der Jacó Bay hatten sie sich eingenistet. Kam man aus der kleinen deutschen Hotelanlage, watete man nach 200 m durch einen Fluss und da waren sie: Rasterten. Die Hütte aus Strandgut und Plastikbahnen hatte was abenteuerliches, was gesetzloses. Sie lebten ohne Wasser und ohne Strom dort .Und sie verkauften PIPAPASA.
Mal war das ein Fisch, den sie unmittelbar vor ihrem Anwesen gefangen hatten, mal Zigaretten, auch einzeln, mal kalte Cola oder Bier wenn sie Eiswürfel hatten. Aber manchmal roch es nach Gras (komisch: hier gab es doch nirgends Kaninchenställe…!).
Ich sah sie das erste mal 2002. Im Jahr 2006 fing die USA an, ihren Bürgern das Schwarzgeld abzujagen und Jacó wollte davon möglichst viel abhaben. So durften sie hier am Strand nicht mehr „dies und das“ verkaufen. Raten Sie mal was schöner ist: So ein kleiner Diapapas-Laden und die Bucht ohne Häuser die höher sind als die Palmen, oder eine versaute Bay wie heute mit 13-Stöckern a la Cancun, Rimini oder Benidorm, aber ohne Pipapasa, da, am Ende der Bucht.
Was für ein schönes Wort! Es steht nicht mal im Netz. Auch nicht im spanischen Wörterbuch in Costa Rica. Aber da in diesem Luxusladen wurde pipa pasa verkauft: dies und das. Leider schon längst geschlossen, damals in Jaco´, Direkt am Strand.
Trotzdem: ¡Adios Costa Rica!