Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

83

/ 84

 Ordnung der Kugelfischverwandten - Tetraodontiformes

Seite 11

Familie Igelfische - Tetraontidae

Weltweit: 22 Arten, hier beschrieben: 3 Arten mit 12 Fotos, im Archiv:72 Fotos

Größe: 45 cm, Tiefe: 1 m             Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Ein junger - nicht gerade ängstlicher - Gewöhnlicher Igelfisch Diodon hystrix

Igelfische  Diodontidae

Haben sich Igelfische erst einmal zu einer dicken Kugel mit Wasser vollgepumpt, gibt es keinen Zweifel mehr, wen man da vor sich hat. Jedem fällt sofort der Name ein. Ihre kleinen Flossen schaffen dann nicht den geringsten Vortrieb, erlauben höchstens noch ein Drehen auf der Stelle. Sie haben zwei- oder dreiwurzlige Stacheln. Die Letzteren stehen immer ab, während die zweiwurzligen längeren Stacheln bei nicht aufgeblasenen Tieren anliegen.

Igelfische nehmen bei Gefahr Wasser auf, werden zur lustig anzuschauenden Kugel, zur unangreifbaren Festung. Sie treiben dann nach oben. Dort versuchen sie, den Kopf von dem sie ärgernden Schwimmer oder vor der sonstigen Gefahr wegzudrehen um ihre empfindlichen großen Augen zu schützen, stoßen, erscheint ihnen die Gelegenheit zur Flucht günstig, das Wasser wieder aus, werden zusehens dünner. Mit wellenförmigen Bewegungen ihrer kleinen Rücken- und Afterflossen, den Schwanz nur zum Steuern nutzend und mit wildem Schlagen der winzigen Brustflossen streben sie nach unten ins rettende Gewirr der Korallen. Sie haben kaum natürliche Feinde. Werden sie doch mal von einem großen Räuber geschluckt, sterben sie beide. Die Igelfische blasen sich dann im Inneren auf und der Räuber erstickt.

Es ist aber ein Leichtes, sie daran zu hindern. Vorsichtig kann man die stachligen Kugeln mit den bloßen Händen halten und sie so drehen, dass man ihnen ins Maul schauen kann. Sie haben je eine kräftige Zahnplatte im Ober- und Unterkiefer, was ihnen den Namen  Diodontidae -Zweizähner eingebracht hat. Sie knacken mit dem kräftigen Gebiß mühelos Krebse, Schnecken, Muscheln und auch Stücke von dünneren Korallen auf. Im Sande vergrabene Dinge blasen sie mit einem Wasserstrahl frei oder drehen, wie ihre nahen Verwandten, die Drückerfische, Seeigel damit um. Die Familie der Diodontidae umfaßt 7 Gattungen mit 22 Arten.

Deutsch Latein Englisch Französisch Japanisch Dhiveli

Ord. Kugelfischartige Tetraodontiformes Puffers and Filefishes

Fam. Drückerfische Balistoidae Triggerfishes

Gat. Balistapus

Art Langstachel-Igelfisch Diodon holacantus Orange-lined triggerfish Baliste ondulé Kumadori Daiyfuku

Art Gewöhnlicher Igelfisch Diodon hystrix Clown triggerfish Baliste léopard Mongarakawahagi Bis rondu

Art Maskenigelfisch Diodon liturosus Titan triggerfish Baliste olivâtre Gomamongara Maa rondu

Langstachel-Igelfisch  Balistapus undulatu (Park, 1797)

E: Orange-lined triggerfish , F: Baliste ondulé, J: Kumadori , D: Daiyfuku rondu

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m            Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Langstachel-Igelfisch Balistapus undulatu (Park, 1797) 

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                   Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Dass der Langstachel-Igelfisch auf dem Bild schneeweiß daherkommt, liegt wohl an seiner Jugend. Irgendwann wird er sich verfärben und über den Augen und im Nacken dunkelbraune Flecken bekommen. Das Hauptmerkmal sind aber seine langen Stacheln, die zwischen den Augen am längsten sind. Ist er nicht zur Kugel aufgeblasen, liegen die Stacheln eng am Körper an. Sie können sich zwar auf der Stelle ganz präzise drehen, aber sie sind auf längeren Strecken schlechte Schwimmer.

Wie alle anderen Igelfische lebt auch er von all den vielen hartschaligen Krustentieren, Schnecken, Muscheln und Krebsen, die nachts aus ihren Verstecken hervorkommen und ein lebendiges und intaktes Riff bevölkern sollten. Sie mögen sogar die Seewalzen. Wo das Riff also noch in Ordnung ist, sind auch viele Kugelfische aller Arten zu finden. Diese Art wird 50 cm groß und wieget dann so um die 7 Kilogramm. 2008 und 2009 auf Embudu war das Riff eben nicht mehr so in Ordnung. Es gab nur noch diese Art hier.

Vorkommen: Gesamter Indopazifik und Atlantik, nach meinen Erfahrungen war diese Art schon immer selten auf den Malediven.

Gewöhnlicher Igelfisch  Diodon hysterix  Linnaeus, 1758

E: Spotfin porcupinefish, F: Porc- épine boubou, J: Nezumifugu, D: Koli

Größe: 15 cm, Tiefe: 1 m                     Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Gewöhnlicher Igelfisch  Diodon hysterix  Linnaeus, 1758 

Größe: 15 cm, Tiefe: 1 m          Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Er ist mit 90 cm der größte aller Igelfische und es scheint, dass der hier vorkommende Igelfisch ein eingfleischter Einzelgänger ist, der, in Ermangelung von Feinden, sich weitab von Korallen ins freie Wasser hinaustraut. 

Ziemlich gefräßig stürzt er sich nachts auf Seeigel, Einsiedlerkrebse, Muscheln, Schnecken und was er sonst noch an hartschaligen Lebewesen aufstöbern kann. Die findet er auf dem Riff und über Geröllflächen. Sogar Seewalzen oder -gurken schmecken ihm. Am Tage liegen die großen Fische regungslos in ruhigen Lagunen auf dem Sand. Sein langgestreckter Körper ist mit regelmäßig verstreuten schwarzen Punkten übersät und, wie auf dem Bild zu sehen ist, legt er in unbedrohtem Zustand seine kräftigen langen Stacheln eng an den Körper an. Er ist, obwohl er eigentlich nichts zu befürchten hat, ziemlich scheu. Es gibt Nachweise bis in Tiefen von 65 m.

Vorkommen: Westlicher Atlantik vom Golf of Mexico bis Brasilien, östlicher Atlantik bis 30 Grad Nord, Indopazifik und Rotes Meer.

Brautwerbung bei den Gewöhnlichen Igelfischen - Diodon hysterix 

Größe: 90 cm das maskuline und 70 cm das feminine Tier, Tiefe: 4 m Kuredu, Faadhippolhu - Atoll, 1998

Aber auch der eingefleischteste Einzelgänger hat unruhige Zeiten zu überstehen: bei der Brautwerbung. Da legt sich das größere Männchen ziemlich ins Zeug, um seiner Auserkorenen zu gefallen. Sieht er nur für uns Menschen dabei ein kleines bißchen komisch aus? Wenn Menschen schwer verliebt sind, würden vielleicht auch die Fische über uns lachen, könnten sie es denn...

20 Minuten lang habe ich die beiden beobachtet, ohne über einen Paarungserfolg berichten zu können. Vielleicht brauchen die beiden mehrere Tage, um für Nachwuchs zu sorgen. 

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m          Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                    Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Maskenigelfisch  Balistoides conspicillum


(Bloch & Schneider, 1801) 

E: Black- blotched porcupinefiish, F: Poisson porc- èpic, J: Hitozura harisenbon, D: Kashi koli

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m          Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Maskenigelfisch D iodon liturosus   Shaw, 1804

Größe: 65 cm, Tiefe: 5 m         Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988

Eines sollte man mit diesen harm- und wehrlosen Geschöpfen nicht machen: sie aus dem Wasser heben. Die große Menge an Wasser, die sie geschluckt haben, könnte durch das Gewicht innere Verletzungen hervorrufen. Sie können die Luft, die sie dabei schlucken, nur sehr schwer aus ihrem Körper herausbekommen. Ihre großen Augen deuten darauf hin, dass sie dämmerungsaktiv sind. Nachts mit der Taschenlampe auf dem Riffdach entdeckt man die bis zu 65 cm groß werdenden Igelfische bei der Jagd nach Krebsen. 

Man sollte ihnen nicht in die empfindlichen Augen leuchten. Im Englischen werden sie porcupine fishes - Stachelschweinfische - genannt. Kugel- und Igelfische wurden schon in Tiefen bis 100 m angetroffen. Normalerweise bevorzugen sie aber strömungsarme Lagunen und Riffabschnitte in denen sie ruhig den Tag schlafend verbringen und nich gerne gestört werden. Unten ist der gefräßige Nachtjäger mit den großen Augen schon unterwegs, kaum, dass es dunkel geworden ist. Schließlich war der Tag lang und er hat jetzt richtig hunger. Die Aufnahme stammt von der Insel Vilamendhoo und ist von 1997.

Vorkommen: Ostafrika bis Polinesien, südliches Japan, Palau, Mikronesien, nicht aber um Hawaii.

Aufgeblasen zur Gefahrenabwehr

Knochenfische - Index