Kapitel 1
An Land
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Inseln der Malediver - Einheimischeninseln
Touristeninseln
Flora der maledivischen Inseln
Inseln der Malediver - Einheimischeninseln
Probleme mit der Umwelt und mit der Zerstörung der Natur auf den von den Maledivern bewohnten Inseln gibt es schon länger als ein halbes Jahrhundert. Die Inseln sind schlichtweg übervölkert. Wo in früheren Zeiten 100 oder auch 200 Leute im Einklang mit der Natur leben konnten, leben heute Tausende.
Auf einer Tour 1988 von Kuramathi aus - das Boot mit 3 Mann Besatzung kostete damals pro Tag nur 100US $ - nach Toddu waren rund um die sehr große runde Insel nur abgestorbene Korallen auszumachen. Bei klarem Wetter ist Toddu von Kuramathi aus in nordwestlicher Richtung gerade am Horizont zu erkennen. Wir fuhren rund um die Insel und gingen überall auf der Suche nach schönen Korallengärten und Fischen ins Wasser. Wir fanden bis auf die angriffslustige Netzmuräne nichts. So tot wie auf dem Bild waren alle Korallen. Der erste schockierende Beweis, dass Menschen das Korallensterben auslösen und das schon 1988.
Hier kommt es ausnahmsweise mal nicht auf die Netzmuräne Gymnothorax favagineus an, sondern auf die abgestorbenen Korallen um Toddu. Die Aufnahme entstand im Jan. 1988 in 4m Tiefe. Es war damals ein Schock, so eine tote Unterwasserlandschaft in diesen Ausmaßen zu sehen und eine böse Vorahnung auf Dinge, die da genau 10 Jahre später kommen würden. Jetzt sieht es überall so aus.
Maafushi im Süd - Male - Atoll im Februar 2000. Der 2. Versuch (besser: Überwindung), eine der bewohnten Insel in 25. Jahren Maledivenurlaub zu betreten. Wer in Asien gelebt hat, ist nicht mehr all zu neugierig auf Kontakt mit der Bevölkerung am Wohnort. Ein Versuch, ins Wasser zu gehen, verbat sich nach einen Blick auf den Strand. Von Ferne sieht alles idyllisch aus. Klar, auch hier zu viele Menschen, auch hier werden die Strände als Toilette benutzt - im Norden die Frauen, im Süden die Männer wie seit Jahrhunderten - was absolut richtig und verständlich ist, wenn es nicht tausende von Bewohnern sind. Die Flut holt schon alles weg. Aber auch ohne El Niño würden hier längst keine Korallen mehr wachsen.
Am Strand lagen alte Batterien - auch Autobatterien - neben toten Ratten, um die sich die frechen Maledivischen Glanzkrähen laut kümmerten. Probleme hatten sowohl Ratten als auch Krähen nur mit den Blechdosen, Flaschen, Plastikresten und Batterien. Auf Nahaufnahmen wurde aus ästhetischen Gründen verzichtet.
Maledivische Glanzkrähe Corrus splendens maledivicus
...und der Ausschnitt. Dabei war der Strand hier noch richtig sauber.
Die Idylle...
Mädchen auf Maafushi in den nicht gerade bequemen Liegestühlen der Malediver
Touristeninseln
Bebauung, Haustypen und Bausünden
Die allerersten Häuser waren rund und hoch mit spitzem Dach. Rundherum waren die Wände in 2 m Höhe von Holzgittern umgeben und mit feinem Fliegendraht gegen Moskitos gesichert. Mit Vorhängen konnte man den größten Zug fern halten. Blies der Nordostmonsun allerdings kräftig, flatterten die Gardinen auf der Seeseite schon mal waagerecht im Raum. Für die Mittagshitze war ein Ventilator zuständig. In diesen Häusern ist man schier erfroren und das ohne stromfressenden Air Condition! Es gibt immer noch Rundbungalows. Die Fenster sind heute zugemauert, damit eine Klimaanlage Wirkung zeigen kann.
Wer aber für zwei Wochen den Gegenwert eines Gebrauchtwagens hinblättert, hat Anspruch auf Luxus und wenn er sich einen steifen oder dicken Hals holt! Also weiter so: Beim Verlassen des Bungalows die Aire auf Maximum stellen, damit es abends schön kalt ist.
Die Aufnahme stammt vom Dezember 1999.
Die Wasserbungalows auf Kuramathi stehen an den einstmals schönsten Stellen am Außenriff. Dort gab es Seegras und darin lebten große Skorpionsschnecken z. B. (Lambis chiragra), Caurischnecken, Picasusdrücker und viele andere Niedere Tiere.
Schnecken wie diese Scorpionsschnecke Lambis chiragra gab es an dieser Stelle in den 80er Jahren zu hauf. Dann hatten die Touristen sie alle aufgesammelt und nun ist ihre Umwelt zerstört.
Aber die mit Palmenwedeln gedeckten, großen runden Häuser nahmen zu viel Platz weg, benötigten zu viel Baumaterial. Das wurde lange Zeit direkt vor der Haustür aus dem Riff gebrochen - ob die Korallen nun noch lebten oder nicht. Als Mitte der Achtziger Jahre der Boom einsetzte, wurden alle Typen von Häusern gebaut. Platzsparend, immer niedriger und kleiner und dann noch ein Wellblechdach drauf.
So entstanden Viererbungalows (Ari-Beach), Reihenhäuser (Kuramathi, Dhigufinolhuu), doppelstöckige Häuser (Ellaidhoo, Embudu) für den normalen Reisenden. Durch die dünnen Wände aus Korallenbrocken konnte man zwar nicht durchsehen aber es war eine Freude, die ganze Nacht spuckende Hongkong - Chinesen im Nachbarhaus äußerst laut und deutlich zu hören.
Typischer, noch angenehmer Zweierbungalow.Vilamendhoo, 1998
Sind die Umweltsünden schon zu erkennen? Jede Insel ist bis auf das Maximum rundherum mit Häusern zugepflastert. Wo am Strand kein Platz mehr ist, wird der Fußballplatz geopfert und zweistöckig bebaut. Wie auf Ellaidhoo. Auch die Tauchschule stand dort im Wege. Dafür wurde die kleine unbewohnte Insel Magala geopfert - die schönen Korallengärten in der Lagune sind ja sowieso der reinste Friedhof.
Als sich abzeichnete, dass die Riffe sowieso für immer abgestorben waren, wurden ab Ende der 90er Jahre an den einstmals schönsten Stellen auf den Riffdächern verstärkt Wasserbungalows errichtet, oft billig aus schlechtem Material, so dass sie nach 2 Jahren schon stark an postsozialistischen Wohnungsbau erinnern.
Natürlich gibt es auch absolute Luxusbungalows aus Tropenhölzern mit allem erdenklichen Komfort. Und alles, was dazwischen noch so gibt. Wohnen war nie ein Problem. In den Tropen lebt man eh im Freien. Die Zimmer sind durchweg alle gut ausgestattet und dienen ja eigentlich nur zum Aufbewahren der Sachen und zum Schlafen.
Flora der maledivischen Inseln
Die weitaus meisten Touristeninseln sind traditionell nur mit den wenigen Arten an Pflanzen und Bäumen bewachsen. Aber sie gehören seit ewigen Zeiten hier her. Sie sind Salz tolerierend, robust und wachsen ohne Krankheiten, wie im Absatz „Die ursprünglichen Inseln“ beschrieben.
Typische Vegetation einer Malediveninsel (Schraubenpalmen). Für manche, die zum ersten Mal an den Äquator fliegen, vielleicht enttäuschend, dass alles nur Grün und nicht farbenprächtig ist. Die Aufnahme ist von Kuramathi, 1985.
Die Kokospalme Cocos nicifera machte ein Überleben auf den Inseln erst möglich.
Um die Inseln für Touristen nach dem völligen Zusammenbruch der Unterwasserwelt auch weiterhin attraktiv zu gestalten, drängen die großen Reisekonzerne die Malediver zum Handeln. So werden in einem der schönsten Ozeane Swimmingpools auf den kleinsten Inseln gebaut und auf einigen Inseln wird den Touristen ein tropisches Paradies aus üppig wuchernden Blumen vorgegauckelt. Dinge, auf die Malediver nie von alleine kommen würden.
Es mutet auf den ersten Blick eigenartig an, dass herrlich bunte Büsche und blühende Blumen eine Umweltsünde seien können. Dem ist aber so.Am Beispiel der großen Insel Kuramathi ist der Wandel sehr gut auszumachen.
1982 war die Vegetation nur grün wie von den Inseln gewohnt. Bei der Rückkehr 1994 leuchtete eine tropische Farben-pracht dem Besucher entgegen, die das Auge wirklich erfreute. Endlich Farbe in den Tropen. Die Ernüchterung kam dann bei Gesprächen mit den Gärtnern aus Bangladesh. Die Hauptaussage: „Many Problems“. Dann drehte er einige Blätter direkt vor der Haustür um. Dort saßen die größten Blattläuse, die man sich vorstellen kann. So, wie die Hibiskusblüten hier größer sind als zuhause, sind es auch die Schädlinge.
Wunderschöne Hibiskusblüten, stimmts? Aber sie gehören nicht auf eine maledivische Insel! Alle Aufnahmen dieser Seite sind vom Dez. 1999 von Kuramathi
Wunderschöne Parklandschaft, Lilien usw., stimmts? Nur das breitblättrige Gras und die Palmen sind die einzigen einheimische Pflanzen der Malediven
Hier ist der Preis für das künstliche Paradies: riesige Blattläuse oder was immer das ist. Die Gärtner beklagten sich, dass sie raufkippen konnten, was sie wollten. Die Viecher seien gegen alles resistent. Auch gegen „the Powder from Alemana“ wie der Gärtner sagte.
Das ist keine neue Waffe aus einer Science-Fiction-Serie. Die Giftschleuder versprüht schlichtweg DDT. Bei uns seit Jahren streng verboten. Viel hilft es auch nicht mehr gegen die kleinen schwarzen Stechfliegen und gegen Moskitos. Beide Fotos Kuramathi, 1999.
Auf allen Inseln hört man das laute Knattern der Motorspritzen. So eine moderne wie auf dem Bild ist allerdings selten. Oft kommt der laute Motor in eine Schubkarre und die Insel wird eingenebelt. Beweise fehlen hier, aber es ist das bei uns schon lange verbotene DDT (das der Autor noch aus 3 Jahren Leben in Afghanistan erkennt. Am Geruch. Eine Handvoll davon in jedes „Hotel“- Bett gestreut sollte der Flöhe Herr zu werden - was allerdings nie viel half).
Hier soll es die unangenehmen, sehr kleinen schwarzen Stechfliegen und die Moskitos vertreiben. Nach Regenfällen nehmen sie überhand. Meist wird das Spritzen durch Aushang angekündigt. Auf dem Bild wird wohl ein Giftcocktail verspritz. Herbizide, Fungizide, Pestizide: die ganze Palette von Bayer. Auskunft über die verspritzten Substanzen wurde verweigert.
Dieses Mittel wurde auf der Insel Angaga 2016 eingesetzt. Die 3%-Lösung tötet lt. Abbildung Fliegen, Moskitos, Ameisen und Käfer aller Art. Wahrscheinlich, wie in Asien üblich, ziemlich zuverlässig. Sonst würden sie das nicht ja kaufen. Chance auf Zulassung in Europa: gleich Null.
Klar, Touristen hier sind nicht gegen Malaria geimpft, sie mögen diese Insekten sowieso nicht.
Was auf den Abbildungen fehlt, sind die Tiere, die auch noch an den Giften eingehen, weil sie ja von den Insekten leben: z. B. die Geckos und die Eidechsen. Vögel wahrscheinlich auch und die Einsiedlerkrebse als Allesfresser.
Eine 100%-Lösung von dem Zeug würde schlagartig das Überbevölkerungsproblem in China und Indien lösen!
Spritzmittel, 3 %-Lösung