Nicaragua
Die meisten Revolutionen taugen nichts....
Eine traumhaft schöne Insel abseits des Tourismus war Corn Island, der einzigen grossen Insel Nicaraguas. Heute Tummelplatz der Drogenmafia.
Corn Island, Nicaragua
Nicaraguas einzige Inseln: Corn Island in der Caribe
Inselzauber
Wer kann sich schon dem Zauber karibischer Inseln im fast schon kitschig-türkisfarbenen und warmen Wasser entziehen. Zumal wenn jeder Tourismus fehlt, die Cocospalmen sich im angenehm erfrischenden Passatwind wiegen, die Leute freundlich bis desinteressiert sind und überall Musik zu hören ist? Und wenn dann die Übernachtung damals und die Vollverpflegung obendrein nur je 5 US$ kosteten? Gib es nicht? Stimmt!
Flugreisen nach Corn Island - Eine von 20 oder 25
Flughafen Managua bei Sonnenaufgang. Abflug Managua, ziemlich früh.
Blick aus dem Fenster der Curtiss C-46 irgendwo hinter Rama und vor Bluefields auf dem Weg nach Corn Island.
Keine Straße im ganzen Land führte an die Atlantikküste. Undurchdringlicher Tieflandregenwald, Primärurwald. Innen drin ist es stockdunkel. Es ist ein Anblick, wie es ihn auf der Welt im Jahre 2005 nirgends mehr gibt.
Das Bild entstand 1973. Schon 1976 schwand der Wald immer mehr. Die edlen Urwaldriesen wurden gnadenlos abgeholzt. Vom Landesinneren wurden Wege hineingeschlagen und auf 20km rechts und links dann die Bäume mit schwersten Gerät herausgeholt. Es ist pures Gold was da wächst und irgend welche korrupten Konzerne und Politikerschweine konnten sich da fast mühelos bereichern.
Das gleiche fand auch in Costa Rica und sonstwo auf der Welt statt. Costa Rica war zu dieser Zeit noch zu 34% von dieser Waldform bedeckt und jetzt brüsten sie sich mit 28 Nationalparks. Forscht man nach, bescheinigen sie sich noch 4%, fährt man das Land ab denkt man eher, dass es nur noch unter 1% Tieflandregenwald gibt. Aber immerhin: Sie haben damit den Tourismus geschaffen und verdienen daran. Auf den abgeholzten Flächen wachsen hier jetzt Ölpalmen.
Hier im Land war das damals noch anders. War der Wald weg, wurden für kurze Zeit Nutzpflanzen angebaut, das Gras um Steaks für die USA zu produzieren. Unwiederbringlich verschwand bald darauf die dünne Humusschicht des Waldboden. Der Regen wusch die letzte Krume weg und das Land verkarstete. Wer aber richtig schmiert, darf sich bestimmt auch noch den letzten Baum herausholen und wenn er dazu einen Hubschrauber nehmen muss.
Am 7. März 2005 flog die Boeing 757 der Martin Air auf dem Flug von San José, Costa Rica, nach Miami über dieses Gebiet. Leider schon kurz nach dem Start in 7000m Höhe und obendrein ging gerade die Sonne unter. Die zerklüftete Küstenlinie von Bluefields war deutlich zu sehen. Grün war es immer noch. Anzeichen einer Zersiedlung waren in der rasendschnell hereinbrechenden Dunkelheit nicht auszumachen. Also doch noch Hoffnung?
Bluefields - Zwischenlandung
So, noch 60 km über das Wasser bis Corn Island.
Irgendwie war die Transportleistung diese Weltkrieg 2 - Veteranen Curtiss C-46 "Commando" schon erstaunlich. Dabei hatten Maschinen eine ganz schöne Anzahl von Starts und Landungen auf dem Fahrwerk. Sie versorgten schließlich alle Menschen der gesamte Ostküste. Und die brauchen was. So schnell, wie in dem mörderich feuchten und salzhaltigem Klima alles verrottet, so schnell kann es gar nicht herangeschafft werden. Man sehe sich nur das Dach des LKW über der Frontscheibe an.
Der Flughafen von Bluefields war, wie alle anderen Flughäfen an der Ostküste auch, nichts weiter als eine holprige Piste voller Schlaglöcher. Der Pilot war der Straße nach Rama entlang geflogen und dann dem Kompass gefolgt. Immer über den Baumwipfeln und unter der tiefhängenden Wolkendecke auf Sicht. Radiopeilung gab es nicht und oft fehlte sogar der obligatorische rot-weiße Windsack an der Landebahn. Palmenwedeln kann man die Windrichtung schließlich auch ansehen.
Die Inseln - Ankunft
Flach zogen die ruppigen und lauten 12-Zylinder-Sternmotoren die Curtiss über das Wasser. Hinter den Mangrovensümpfen der Küstenlinie war es erst braun, wurde immer klarer und dann "algemarinblautürkis". Über hellem sandigen Untergrund waren oft Schulen von Haien zu sehen und in Minuten kam die Insel in Sicht .
Landeanflug Corn Island, Nordseite der Insel
Meist war die Tür zur Pilotenkanzel offen oder gar nicht vorhanden. So bekam man mit, dass zum "Control Tower Corn Island" keine Sprechverbindung bestand. Also flog der Pilot einmal über die Landebahn 1 (hi, hi!) um zu sehen, was heute denn so los war da unten. Außerdem zeigte der Motorlärm am: "Platz da! Wir kommen. Holt die Post ab". Jetzt gab es ein hartes Stück Arbeit für den Buschpiloten.
Er schwebte ganz flach über das Wasser ein, rechts neben der Fischfabrik. Man dachte, die Reifen seien schon im Wasser. Aber das schlimmste kam erst noch. Als die 25 Tonnen die Strandlinie überflogen, wurde der Kasten von der starken Thermik so richtig durchgeschüttelt und der Pilot hatte Schwerstarbeit an den mächtigen Steuerknüppeln zu verrichten.
Zwischen Palme 17 und 18 musste der Flieger gerade auf "Runway 1" runter. Ging ja meistens gut. Allerdings lag in dem Palmenhain rechts auf den Bildern unten ein Wrack. Pech gehabt. Zu hart aufgesetzt, Fahrwerk weggebrochen, abgeschmiert. Schließlich braucht man ja für den Rest der Flotte auch mal Ersatzteile!
„Líneas Aéreas de Nicaragua (LANICA) gibt die Landung auf Corn-Island-International bekannt. Bitte festhalten und das Rauchen einstellen“
Landebahn frei?
Na ja, noch nicht ganz! Nur noch ein Hund!
Viele Pisten hatten den Buckel in der Mitte. Beim Start gab es nur eines: man musste hoch. Da hinter kam ja gleich das Wasser und ein Startabbruch war unmöglich. Mit Vollgas den Berg hoch und Geschwindigkeit und Auftrieb im Gefälle gewinnen - wie langweilig ist nur die Fliegerei heute geworden!
Como le va tía Maria?
Der Höhepunkt im Inselleben! Wie geht es Tante Maria? Post! Zeitung, Ersatzteile, Büchsenmilch. Endlich passiert etwas auf der Insel. Fernsehen? Völlig unbekannt. Aber hier gab es den neuesten Tratsch, in Ruhe zu erzählen im Schatten unter der Tragfläche.
1973 lebten auf der großen Insel ca. 1000 und auf der kleineren keine 100 Leute meist dunkler Hautfarbe (heute: 5000 und 500). Sie kommen von den Westindischen Inseln und sind sehr stolz darauf, nicht das Spanisch Nicaraguas sondern Englisch zu sprechen.
Da kann die ferne Regierung in Managua auf allen Karten so oft sie will seit ewigen Zeiten "Islas de Maíz" eintragen: Inselbewohner sind wohl überall auf der Welt irgendwie anders. Sie hier sind eben stolz auf ihre Sprache .
Zwei Inseln gehören zu Nicaragua: Corn Island und Little Corn Island. Corn Island ist ungefähr 3 x 5 km groß und ist hauptsächlich von Cocospalmen bewachsen. Die viel kleinere Nachbarinsel liegt ca. 8sm weit weg und ist gerade noch am Horizont auszumachen.
Vom Festland (Bluefields) aus sind sie um die 60 km weit weg. Eine der Nachbarinseln im Süden - um vieles größer - ist San Andrés (Kolumbien). Die Trockenzeit ist von Ende Dezember und reicht bis in den Mai. Relativ selten kommen Hurricans hier her. Allerdings richtete "Joan" 1988 auch hier erheblichen Schaden an. Meist bringen die Randausläufer der weiter nördlich auf die USA zurasenden tropischen Wirbelstürme nur starken Regen.
Zu erst waren wohl Piraten hier. Alten Karten nach hießen die üppig bewachsen Inseln da noch Islas de los Manglares. Das Gewässer war (und ist) schwierig zu besegeln und ein prima Versteck vor schwerfälligen Kriegsschiffen der beklauten Briten und Spanier, die die Insel in der Reihenfolge schließlich eroberten. !894 kamen die Inseln zu Nicaragua.
Immer wurde hier Cocosnüsse zu Kopra eingekocht. Als die Kühlketten in entfernt Länder durch bessere Verkehrsmittel gewährleist werden konnten, spielte der Lobsterfang hier eine noch heute große Rolle und machte die Fischer wohlhabender als die Nicas auf dem Festland: Lobstertails für den US-Markt.
Es gab hier die schönsten Korallen, schöner als auf den Malediven. Wie es jetzt aussieht, ist dem Autor bis Dato 9/2005) nicht bekannt. Da durch viele Untiefen, flaches Gewässer und Korallen der Fischfang mit zerstörendem schweren Gerät sich verbietet, werden nur Langustenkörbe ausgelegt und wenn gefischt wird, dann nur mit Handleinen. Das schont doch einiger Maßen die Korallen.
Grande Hotels
Wie gesagt, es ist ja kein aktueller Reisebericht. Im Rückblick ist es erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann und wie viel Charme das Weinig doch hat. Gibt es das noch? "Hotel, nur von einer Straße vom Strand getrennt." Da läuten heute doch die Alarmglocken. Aber hier gab es ja nur einen alten Schulbus, der verrosteten LKW mit platter Ladefläche aus Holz und der Willys-Jeep von Hans. Die wurden obendrein nur zu besonderen Anlässen angeworfen. Sie fuhren ja eh nicht. Leere Batterien waren da noch das kleinere Problem.
Zwei "Hotels" gab es auf der Insel. Zumindest das Playa Coco war oft gut besucht. Am Ende des Weges ging es zur Fischstation und die brachten hier die eingeflogenen Spezialisten unter wenn mal wieder irgend etwas schief lief. Das Playa Coco war besser gepflegt und hatte kaum Ungeziefer. Es liegt auf der Südwestseite der Insel und war damit dem beim Wechsel von der Regen- zur Trockenzeit doch recht heftigen Nordostpassat nicht ausgesetzt. Zu den besseren Korallenbuchten musste man weit laufen: 800 - 1300m! Und zum "Flughafen" waren es immerhin 400m.
Zum Übernachten in Captain Morgan´s Hotel gehörte schon einiges an Reiseerfahrung und richtig Mut! Aber dann erlebte man auch etwas!
Mag es auch nicht so aussehen aber die Räume hatten fließendes Wasser. Aber wo zu? Man war eh 5 Stunden am Tag im Bach.
Das Essen wurde in dem grünen Anbau "serviert". Zum Frühstück Arroz con Frijoles, Chilis, selbst gebackenes Tostbrot, Marmelade, Eier in jeder Form.
Wer hier herkommt, kommt auch mit sich selber klar, hat oder sucht sich ein Hobby. Er ist traurig, wenn es zurück geht, hat Sehnsucht wenn weg ist. Irgendwann ist er süchtig und für immer verloren für Pauschalreisen aus dem Katalog.
Eigene Toilette, als Betten an die Wand genagelte Kojen, saubere, leicht graue Laken - eines zum zudecken - was benötigt man sonst? Das Zimmer wird ja nur zum Schlafen genutzt.
Mittags eine Cocosnuss am Strand - wenn man sie denn aufbekam. Zu faul um den weiten Weg zurück zu laufen, zu aufregend die Unterwasserwelt. Abends: s. Frühstück oder so!
Dafür war aber das Nachtleben berühmt: Wenn es dunkel war trank man noch einige eiskalte Biere und fiel totmüde ins Bett. Die sandige Bucht vor dem Hotel hatte natürlich keine Korallen. Sie war ideal zum Schwimmen wie selten ein tropisches Gewässer. Strömungsfrei und dem Wind abgewand trieben keinen Quallen herein. Trotzdem gab es einiges zu sehen. Im 4 m Tiefe weiter draußen lagen große Rochen im Sand und wollten sich nicht aufschrecken lassen. um sie wenigstens einmal betrachten zu können.
Die Überraschung war dann aber groß, als der mitgenommene Holzstock bei der Berührung des Rochen wild anfing zu schwingen: Der Elektrorochen hatte mal kurz 500V bei 25 Hz nach oben gesand - und blieb einfach liegen. Ein Glück, dass auf der Insel nichts aus Metall rumliegt. So lernt man dazu und es irgendwie ein Schlüsselerlebnis zur weiteren Erkundung tropischer Meere (s. Handbuch der Malediven).
Captain Morgan´s Hotel
Wenn man sich hier für 3 oder 4 Tage mit 7 Leuten zum Kurzurlaub zum Schnorchel einfand, hieß es als erstes: "Nies' nur nicht so laut! Sonst fällt alles zusammen!" Trotzdem, der Kasten hatte doch einen gewissen Charme.
Das Haus muss von immer hier wohnenden Leuten gebaut worden sein. Nicht nur Baustil und der Dachstuhl - daran alleine lässt sich der Landesteil ausmachen - deuten darauf hin. Wer bei uns würde darauf kommen, die Gemeinschaftstoiletten auf der Schokoladenseite Richtung See über dem Wasser zu bauen? Klar, früher fiel da alles runter (linkes Bild). Das war aber Gottseidank vorbei.
Da hinter waren schöne Seegraswiesen, die von fußballgroßen Venus- und wunderschönen Helmschnecken abgeweidet wurden. Kam man unangemeldet und frug Cpt. Morgan nach einem Zimmer, sagte er: " Of course, Peter (ein "ie" kann hier keiner aussprechen), you can get the room with the Air Condition!" Aber nur, wenn er nüchtern war, also selten. Gemeint war das Zimmer links oben auf dem rechten Bild. Das hatte zwei Fenster über Eck und ein Fehler: In die Ecke konnte man nicht gehen weil die Dielen durchgerottet waren.
Kam man unangemeldet und frug Cpt. Morgan nach einem Zimmer, sagte er: " Of course, Peter (ein "ie" kann hier keiner aussprechen), you can get the room with the Air Condition!" Aber nur, wenn er nüchtern war, also selten. Gemeint war das Zimmer links oben auf dem rechten Bild. Das hatte zwei Fenster über Eck und ein Fehler: In die Ecke konnte man nicht gehen weil die Dielen durchgerottet waren.
Der kleine Anbau vorne war die Küche, dahinter der, der, der - na ja, da stand der Tisch zum Essen. Das Wasser kam vom Dach in die Tonne, machmal jedenfalls.
In der Semana Santa oder zu Weihnachten oder sonst wann sah man ihn nur mit einer riesigen Buddel Smirnoff Wodka rumlaufen, die er, freundlich wie er nun einmal mal war, jedem unter die Nase hielt, auch schon mal vor dem Frühstück. Er war nie laut oder aufdringlich und nach echter Seemannsart sprach er nicht viel.
Wenn er merkte, er hatte zu viel intus, war sein längster Satz: "Peter, keep the hotel clean!". Das war so Nachmittags und die Aufgabe war dann, abends um 6 wenn es dunkel wurde den Generator auf der
anderen Straßenseite anzuschmeißen und ihn um 10 Uhr wieder auszumachen. Wichtig war dann noch, den Schaukelstuhl so vor die Schwingtür hinzustellen, dass die allgenwärtigen Hausschweine nicht ins Haus kamen.
Ob Cpt. Morgan wirklich mal ein Kapitänspatent besaß, war auf der Insel nicht rauszubekommen und wenn, hat er es bestimmt versoffen. Er war schon alleine dadurch gut angesehen, dass er einer der wenigen auf der Insel war, der ein Stück von der Welt gesehen hatte. Als er von der Großen Fahrt vorbei war, kaufte er das Hotel.
Wenn in Nicaragua die Semana Santa, die Osterwoche ist, dann wird das auch so gemeint: Mindesten diese Woche ganze Woche ist frei. Und alles ist immer besoffen, damals jedenfalls. Kein Fischer fährt raus, ob hier oder in San Juan del Sur am Pazifik.
Einmal stiegen wir direkt hinter dem Haus aus dem Wasser und wollten ins Hotel. Die Schwingtür ging aber nicht auf. Dahinter lag der Cpt. auf dem Boden und schlief, die ordentlich zugeschraubte 1/4-Gallonen-Flasche Wodka im Arm. Nur 2m vor seinem Zimmer. Das war doppelt so groß wie sein Bett. Der Nachttisch bestand aus 2 Kisten - mit Wodkaflaschen drin. 4 Mann, 4 Ecken und wir ließen ihn aufs Bett fallen dass die Cucarachas entsetzt davon stoben.
Die Küchenfee
Zugegeben, es klingt etwas negativ. War es aber keiner Weise. Die Insel war voller Musik, freundliche, lachende Menschen überall, die Luft wie Champagner, die Farben explodierten förmlich, im Minutentakt neue, nie gesehene Lebewesen unter Wasser. Da waren das Haus, Cpt. Morgan, die unsägliche Küchenfee und die vielen Ratten das pure Abenteuer! Kein Reisekatalog führt so ein nobles Haus! Tropen pur! Man sollte es als "in" vermarkten......
Dünn war sie, fast dürr. Eigentlich ein schlechtes Zeichen für eine Köchin, aber kochen und backen konnte sie gut. Sie buk jeden Morgen frisches Weißbrot. Statt Wasser nahm sie Coconusmilch. Wir rissen uns daraum.
Sie besorgte die Küche, das Haus und Cpt. Morgan und umgekehrt. Nie wieder gab es irgend wo so eine gute Fischsuppe. Sie hatte ganz schön zu kochen für eine Truppe, die den ganzen Tag im Wasser war. Sie bekam immer ein reichliches Trinkgeld.
Sie war jung. Die kurzen Haare standen in alle Richtungen ab und wirkten wie abgefressen. Die Arme wurde von den nicht ganz nüchternden Kumpels auch prompt zum hässlichste Lebewesen auf der Insel gewählt und man munkelte, deswegen sei die Küche auch der einzige rattenfreie Raum im ganzen Haus.
Das Problem war nur, dass sie jeden bei der nächsten Ankunft landestypisch mit einem "abrazo" begrüßen wollte, mit einer Umarmung. Nie hatten solche Haudegen so eine große Angst gezeigt!
Ratten
Aber müssen es gleich so viele Ratten in einem Haus sein?
Keine Insel, kein Schiff innerhalb des 30. Grades südlicher und nördlicher Breite ist frei von Ratten und Cucarachas. Ist man doch mal auf einer tropischen Insel, die frei von den widerstandsfähigsten Tieren der Evolution ist, sollte man sich öfter die Hände waschen, als wenn man eine Ratte rumlaufen sieht: Da muss eine Jahresproduktion an Chemikalien versprüht worden sein!
Sie sind nicht eklig fett und groß wie bei uns, sie sehen eher niedlich wie kleine braune Mäuse und haben ein pfiffiges Gesicht mit langen Schnurbarthaaren. Und doch. Sie tragen gefährliche Krankheitskeime wie Typuserreger mit sich herum.
In der allererste Nacht in Cpt. Morgan´s "Room with the Aire" schien der Vollmond rein, hell genug zum Zeitungslesen. Etwas hatte gestört, ja, ein Geräusch. Der Kuchen für Weihnachten, für morgen, lag auf dem Nachttisch, eingewickelt mit 5 x Alufolie in 7 Plastiktüten verpackt, keine 20 cm neben dem Kopfkissen. Daneben zwei neugirig schauende dunkle Augen, langer, weißer Bart, putzige Ohren, schwarze Knopfnase.
Wir schauten uns an. Lange, eine oder zwei Minuten lang. Keiner bewegte sich. Dann fing sie an weiter zu knappern. Die laue Luft aus den offenen Fenstern, das beruhigende Plätschern des Wassers unter dem Haus, das ungewohnt helle Mondlicht - warum da Lärm machen und das kleine Tier verscheuchen? Der letzte Gedanke vor dem Einschlafen war noch, die kommt ja doch wieder, die Stelle schneideste halt raus. Die Ratte muss das allen ihren Kumpels weiter erzählt haben. Wir hatten Frieden geschlossen.
Diese Aufnahme einer Ratte stammt von den Malediven. Dort lebt sie in den Cocospalmen und nagt runde Löcher in die Cocosnüsse.
Ob es die gleich Art ist? Bekannt kommt sie einem schon vor!
Inselrundgang
Die Bemerkung zu Bodo Waschbär (so genannt, weil er immer noch ein Wässerchen braucht bevor er endlich für das "Tropicana" fertig war): "Du hier gibt es Ratten" am nächsten Morgen beim Frühstück erübrigte sich. Er schaute gerade zweien hinter her. Sie liefen an den Deckenbalken lang. Außerdem hatte er im Zimmer ein Loch an der Scheuerleiste. Da hat er sie rauskommen sehen. Sie hatten seinen Koffer angefressen.
Nächste Nacht stopfte Bodo sein Tauchermesser samt Plastikscheide in das Loch, was die Ratten wohl lustig fanden. Als er es nämlich rauszog, war nur noch die Klinge da. Die Scheide war abgefressen, so tief wie sie im Loch stak. Schwamm er mit dem ausgefransten Ding am Bein mal vor uns, schluckten wir vor Lachen Wasser.
Nächste Nacht stopfte Bodo sein Tauchermesser samt Plastikscheide in das Loch, was die Ratten wohl lustig fanden. Als er es nämlich rauszog, war nur noch die Klinge da. Die Scheide war abgefressen, so tief wie sie im Loch stak. Schwamm er mit dem ausgefransten Ding am Bein mal vor uns, schluckten wir vor Lachen Wasser.
So ging es nicht weiter. Pläne wurden geschmiedet und verworfen. Erst mal mehr Bier musste her. Selbst beim Abfackeln der Hütte würden uns die Ratten auslachen, wurde festgestellt. Wir hätten keine Bude mehr und keine einzige Ratte wäre umgekommen! Natürlich: Rattengift!
Irgendwie hatte Cpt. Morgan das mitbekommen. Er sagte, wir sollen um Himmels willen nur die Ratten in Ruhe lassen! Noch mehr Bier. "Der hat noch nie eine Nacht in seinem Leben ohne Ratten geschlafen!" sagte einer auf deutsch weil Cpt. Morgan nur englisch und spanisch sprach. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht.
Aber mehr Recht hatte doch Cpt. Morgan. Vergiftete Ratten streben zum Süßwasser, sagte er, fallen rein, verseuchen es. Die Regenzeit war gerade erst zu Ende und vor Mai regnet es kaum noch. Leider ist doch einer zur Tienda des Chinesen gegangen, hat Cracker und grünes Baygon in der Tube gekauft. Man sah die Ratten in ganzen Haus und auf den Balken über dem Esstisch taumeln. Bodo hat das Gift nicht gekauft aber eine Ratte fiel ihm vom Balken direkt in den Suppenteller.
Sag, Bodo Reusch, du sollst jetzt in Paraguay leben? Vielleicht findest du das hier im Netz. Melde dich mal !
Praktisch war es schon, hinter dem Haus einfach ins Wasser zu gehen oder heraus zu kommen.
Nicht weit weg vom Hotel standen oft Schulen von ca. 100 Barrakudas dieser Größe. Das Tier mit einer Gummizugharpune abzuschießen ist nach heutiger Sicht des Autors purer Wahnsinn 8S. Handbuch der Malediven). Der Autor war es nicht. Nur vor diesen Fische (und vor schlimmen Quallen) hat er Respekt. Alles andere wird angefasst !
Ob es auch Leute gib die nicht von Inseln, zumal von tropischen Insel, begeistert sind? Vielleicht manche Bewohner. Ihren Häusern kann man es ansehen.
Alle Häuser sind hoch gebaut, um die lästigen Krabben, die nachts die Herrschaft über die Insel übernehmen, nicht im Haus zu haben. Aber die Krabben sind auch gleichzeitig die Gesundheitspolizei der Insel. Da ist eine Art darunter, die Tiere sind so groß wie ein Handball. Sie leben in den Kloaken und man kann es nicht fassen: ausgerechnet die werden einmal im Jahr gegessen. Zu Silvester bekommt man unweigerlich die Suppe vorgesetzt, aus der astdicke Beine herausragen.
Überhaupt Silvester. Da wird gefeiert und zwar richtig. Der Chinaman hat ganze Bootsladungen Chinakracher herangeschafft. Neujahr ist um den Flughafen herum alles voll von den Papier der explodierten Kracher. Die dicksten Negermammies bringen beim Tanzen ihre Kilo so in Schwung, dass es Spaß macht, ihnen zuzusehen. Sie schaffen es tatsächlich - besser als so manches Ballet - die Musik durch Bewegung sichtbar zu machen. Es gab Modegetränke, man hatte ja Geld. Neben Bier ist Rum/Cola eigentlich das Hauptgetränk. Aber in einem Jahr soff jeder Rum auf Eis - mit Büchsenmilch!
Am schönsten aber ist es an der Küste. Dahinten, nur um die Ecke, ist das Hotel vom Cpt.
Iglecia, amerikanisch/sektenförmig bewirtschaftet. Oder sagt man so etwas nicht ?
Die wilde Nordseite von Corn Island zur Weihnachtszeit
Wie nannten ihn Hans
Überall auf der Welt stranden Deutsche und besonders viele in Mittelamerika. Nur wenige schaffen es, den meisten geht es irgend wann nicht mehr so gut. So auch Hans.
Hans hatte wohl nie viel Glück im Leben und so war er in den Fünfzigerjahren nach Canada ausgewandert. Dort hatte er es auf einer Rinderfarm bis zum Vorarbeiter geschafft. Dann rammte ihm eines seiner Viecher ein langes Horn durch einen Lungenflügel und er konnte keine schweren Arbeiten mehr verrichten.
Ihm fiel dann eine Zeitung in die Hand, die über Corn Island berichtete. Die Tatsache, dass die Insel so groß ist und es kein einziges Auto geben sollte, gab ihm eine neue Geschäftsidee: Künftig würde er dort mit seinem Jeep im Transportgewerbe arbeiten
Wirklich, er setzte sich in Canada in World War II - Willys Jeep und fuhr hier her. Nun sind Insulaner ja ein eigenes Völkchen. Auch bei uns. Wer auf eine Ost- oder Nordfriesische Insel zuwandert, ist da auch noch 50 Jahren noch ein Fremder!
So war der Empfang wohl auch hier. Hans hat diesen Teil beim Erzählen immer ausgelassen. Er muss so Ende der Sechziger hier aufgeschlagen sein. Natürlich hatte er keine Krankenversicherung, keine Rente oder Einkünfte.
Bootshaus
Mal erging es ihm gut und er hatte einen Auftrag, einen Holzbau zu errichten, mal hatte er reinweg gar nichts. Wer von der Insel zurück kam, musste berichten wie es ihm ging, wer hinflog, nahm eingesammelte Sachen mit, meistens Cordobas (Landeswährung).
Mal wohnte er mit einer Alten zusammen in einer grausigen Hütte und uns fehlte der Mut beide anzusehen.
Hans war blond, groß, hager, ein nicht unsympathischer Typ. Seine Lungenverletzung machte ihm schwer zu schaffen.
Der "Willys Jeep" von Hans. Das war nicht mal das Ende des Autos. Irgend wann fing Hans an, die wegrostenden Teile mit Holz zu ersetzen!
Meist hatte er eh kein Geld um "gas" zu kaufen. Der Jeep fraß jeden Treibstoff. Hauptsache der Motor bekam viel davon. Weil er wenig fuhr, gab es immer Ärger mit der Batterie. So parkte er seinen einzigen Besitz rückwärts auf der kleinen Klippe links vom Playa Coco. Wir gaben ihm manchmal Geld zum Tanken und ließen uns zu sechst oder zu siebent mit Bier in der Hand nachts singend um die Insel fahren - eine Birne brannte ja noch. Hans gefiel das, sagte er bei der letzten Begegnung. Da bekam er wieder ein Gefühl von Freiheit, Abenteuertum und gebraucht werden.
Hans