Wird das Wort "NICARAGUA" bei Google eingegeben, bringt die Suchmaschine in 0,06 (!) sek. - wie machen die das nur? - 120.000.000 Einträge, auf deutsch "nur" enttäuschende 2.800.000.
Nach langem rumstöbern die Erkenntnis:
Betrachtung:
-> die Hälfte der Seiten will etwas verkaufen und das Wort ist nur zur Treffererhöhung aufgenommen, sind Schrott
-> alles was je über das Land gedacht, gesagt, geschrieben wurde ist hundertfach zu finden
-> jeder schreibt von jedem ab, samt Fehler
Prolog :
-> es wird hemmungslos geklaut. Auf Tausenden Seiten tauchen die selben Karten, Grafiken, Logos auf; vielleicht nicht einmal falsch. Bedenklich bei Fotos und Texten
Vorwort :
-> Fakten sollten nur bei Wikipedia gesucht werden - es ist das werbefreie, aufgeräumte Netz für Fakten
-> Touristen, die diese Gegenden in 3 Tagen von Nord nach Süd durcheilen, stellen alles ins Netz: "Um 6:15 aufgestanden....."
-> Hintergrundberichte von Landeskennern, Kritisches, Satirisches sind selten und wenn, kaum zu finden
Das Land
Na dann: Maldita sea! Viva Nicaragua!
Trotz bewegter Geschichte ist die Nationalflagge seit dem 4. September 1908 nicht verändert worden. Andere Revolutionäre machen nicht einmal vor den Namen der blutig eroberten Nationen halt (alles Burma, Birma, Myanmar oder was?). Es mag an der Einbindung des Landes 1823 mit den Nachbarländern liegen. Die Farben Blau - Weiß - Blau wurden damals festgelegt.
— Das Enblem enthält in einem Dreieck 5 Vulkane zwischen zwei Meeren, die an die 1823 gegründete Zentralamerikanischen Konföderation mit den 5 Staaten Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica erinnern soll.
— Die " Prygische Mütze " galt damals als Zeichen der Freiheit.
— Sonne und Regenbogen symbolisieren eine strahlende Zukunft. *
*Anmerkung: So wie es in den 5 Staaten Mittelamerikas derzeit aussieht, muss an dem letzten Punkt noch hart gearbeitet werden!
Leben zwischen Vulkanen
Vulkane. Überall Vulkane. Wenn man von Mexiko aus nach Nicaragua fliegt sieht man sie schon aus den Wolken ragen, erst über Guatemala, dann über El Salvador und kurz vor der Landung in Managua. Ist halt der längste Gebirgszug auf der Erde. Von Alaska bis Feuerland.
Nicht die furchterregend hohen Vulkane sind die gefährlichen. In diesem 100 m tiefen und 300 m breiten Loch brodelte und kochte die Lava mit mehr als 700 Grad. Nachts war der rote Schimmer in den Wolken vom Flughafen in Managua und von sonstwo zu sehen und mindestens einmal in der Woche schüttelte es die Stadt und die ganze Gegend kräftig durch. Irgend wann in grauer Vorzeit hat der Vulkan den Berg dadrüber einfach weggesprengt.
Zwischen Managua und Masaya : Der aktive Masayavulkan (oder früher: Santiago ): 100m tief, 300m breit, die Temperatur der brodelnden Magma unten in dem Kessel schwankt knapp unter 800° C. Steigt sie höher, wird es gefährlich.
Reliefkarte von Nicaragua. Um einen Eindruck vom den Entfernungen zu bekommen: Ein Tankfüllung reicht von Salvador bis Costa Rica
Der Vulkan Momotombo von Las Nubes aus gesehen. Davor, schwer zu erkennen, die Hauptstadt Managua.
Der Vulkan Momotombo von Managua aus gesehen
Aber auch: Nicaragua, Land der Orchideen
Momotombo, der „Hausvulkan“ der Hautstadt
Concepetíon links und Madera auf der Insel Ometepe
Klima in Nicaragua - Jahresverlauf
Klimazonen
Selten auf der Welt, dass ein so kleines Land wie Nicaragua (130.000 qkm ohne Seen) zwei so unterschiedliche Klimazonen hat. Nicaragua (und auch Costa Rica) haben trocknes, angenehmes Klima auf der Pazifikseite und - wie jeder weiß - feuchtes an der Ostküste, an der Caribe.
Ostküste
Dort gibt es nicht die gewohnten Küstenlinien mit Traumstränden, Meer und Mangrovenwälder gehen in einander über. Die Wolken des Passat regnen hier ab. Die Mískitoküste im Süden ist mit 6500 mm Niederschlag eines der größten Regenlöcher auf der Erde - 6,50 Meter pro Quadratmeter Regen im Jahr! Nur wenige Menschen leben hier. Es gibt auch keine Straßenverbindung ins Landesinnere.
Ostküste: Sumpf- und Mangroven
Urwald an der Ostküste kurz vor Bluefields
Westküste
Trockenzeit
An der Westküste gibt es wenigstens von Januar bis Anfang Mai fast nie Regen. Ab April wird es immer schwüler und der Staub an den unbefestigten Caminos wird unerträglich. Man sehnt sich nach Regen. Aber die dicken Wolken ziehen vom Osten zwar tief über die Baumwipfel dahin, gehen nicht auf und regnen weit draußen über dem Pazifik ab. Es wird immer schwüler.
Dann, Ende April oder Anfang Mai, kommt endlich der Regen. Mit solch einer Macht, dass die ausgetrocknete Erde die Wassermassen gar nicht aufnehmen kann. Plötzlich liegt die Einfahrt einen halben Meter tiefer. Im Land reißt es Brücken weg. Vertrocknete, druckimprägnierte Zaumpfähle fangen an zu wachsen und aus Strommasten sprießen Zweige hervor. Der Bambus schießt pro Tag 10 oder 20 cm in die Höhe.
Meistens scheint nach kurzer Zeit wieder die Sonne. Im Herbst, kann es dann schon mal tagelang regnen, so schwer, dass man draußen kaum noch Atmen kann weil nur noch wenig Sauerstoff in der Luft ist. Dann ist es schlimm für die Länder hier.
Nicaragua aus dem
All aufgenommen
Wirbelsturm Mitch, 05.11.1998
Endlich naht das Ende der Trockenzeit: Die laubabwerfenden Bäume bekommen ihre Blüten
Der Nicaraguasee ist einzigartig auf der Welt, entstanden vor 2 Millionen Jahren als der Isthmus die beiden Ozeane trennte. Auf heute 8.100 km2 wurde ein Teil des Meeres samt seiner Bewohner hier eingeschlossen. Unendlich langsam verschwand das Salz und die Bewohne wie Bullenhai - heute noch bis 3m lang - oder Schwertfische hatte genug Zeit sich anzupassen. Nirgendwo sonst leben Meeresbewohner nur in Süßwasser.
Nicaraguasee mit dem aktiven, 1620 m hohen Vulkan Conceptíon
Der See ist 180km lang und 64 km breit bei einer Tiefe bis 70m. Damit ist er 15 Mal so groß wie der Bodensee oder er würde die Hälfte von Schleswig-Holstein einnehmen, der 10. größte See der Welt. Einen sichtbaren nennenswerten Zufluss hat er nicht, sieht man vom Tipitapa, einer Verbindung zum Managuasee, einmal ab.
Der Río San Juan leitet aber Wasser in den Atlantik und auch die Verdunstung dürfte nicht unbeträchtlich sein. Da so viel Regen auch nicht fällt um die Verluste auszugleichen, wird es wohl unterirdische Quellen geben.
Isletas - Kleinste Inseln im Nicaraguasee
Die „Islettas“ im Nicaraguasee
Im nordwestlichen Teil des großen Sees, über Granada zu erreichen, liegt eine traumhaft schöne Welt aus kleinsten, üppig bewachsenen Inseln.
Irgend wann hat der Vulkan Mombatcho einen Teil seines Gipfels weggesprengt und in den See geworfen. So sind hunderte von kleinsten Inselchen entstanden. Wohlhabende Nicas haben sie sich gekauft und mehr oder weniger kompfortabele Wochenenddomizile darauf errichtet.
Die Inseln sind nur mit dem eigenen Boot zu erreichen. Beim Baden blieb es meist bei einer kurzen Erfrischung. Das Wasser ist flaschengrün und undurchsichtig und die Fische, die man mit der Angel rauszog, waren groß. An das klare Meer gewohnt, gab es beim Schwimmen mit oder ohne Taucherbrille doch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Die Sicht unterwasser reichte keine 20cm weit.
Morgens und Abends war von den Ufern her die urigen Laute der Brüllaffen zu hören. Hier konnte man die Seele so richtig baumeln lassen.
Doch noch: "Nicaraguakanal"?
Der Panamakanal wurde nach vielem hin und her (s. ......) am 14. August 1914 für die erste Durchfahrt freigegeben. Er ist in allem schlichtweg für die moderne Handelsschifffahrt viel zu klein. Allein die Tiefe von nur 12 m schließt rund 60 % der derzeitigen Handelsschiffe von der Durchfahrt aus - und die Schiffe werden immer größer.
Es werden schon extra Containerschiffe der Panamax-Klasse gebaut. Sie sind mit 300m Länge und einer Breite von 32,5 m für die Schleusenkammern optimiert. Die großen Schiffe müssen, wie vor der Kanaleröffnung, Kap Horn umrunden und so von New York nach San Franzisko.
Weil in der Planungszeit zum Bau des Panamakanals amerikanische Abgeordnete bewusst Briefmarken aus Nicaragua zugespielt wurden, so heißt es, gibt es heute den Kanal in Panama. So grausam kann Geschichte sein - oder so clever waren amerikanische Geschäftsleute schon immer! Auf den Briefmarken waren nämlich 5 hohe und rauchende Vulkane zu sehen, ein Teil des Landeswappen.
Ein Blick auf die Landkarte zeigt es: Den Rio San Juan begradigt - die Flüsse auf der atlantischen Seite des Landes sind bis zu 18m tief -, dann durch den riesigen Nicaraguasee ohne jede weitere Arbeit hindurch und noch 16 oder 18 km bis zum Pazifik - das wäre es gewesen und die Entwicklung des Landes hätte einen ganz anderen Verlauf genommen, es zumindest ein Stück aus dem Dornröschenschlaf gerissen.
Hier ein Plan aus der Zeit um 1888 (aus Wikipedia).
Das der Pazifische Ozean 24 m höher als der Atlantische ist, soll angeblich keine Rolle spielen.
Verlockend, diese Satelitenaufnahme, oder?
26.000 km (statt 10.000km durch den Kanal) zurück legen. Neben der USA haben Brasilien und die rohstoffhungrigen Japaner ein großes Interesse an mehr Frachtkapazitäten: Erztransport in kleinen Schiffen lohnt nicht und die Kap-Horn-Route ist nach wie vor gefährlich.
Seit langer Zeit existieren viele Baupläne für einen neuen, möglichst schleusenlosen Kanal durch den Istmus. Allen Ländern hier geht es ja nicht besonders und wenn sie mitbekommen, dass Panama 2004 mit dem Kanal 1 Milliarde US $ eingenommen hat, möchte natürlich jeder den neuen Kanal haben. Hier eine Auswahl der Pläne:
Nicaragua
1. Kanallänge: 225km, nukleare Sprengungen erforderlich, nördlich vom Rio San Juan
2. Kanallänge: 270km, Ausbau des Rio San Juan
Panama
1. Kanallänge: 64km, vom Golf von San Blas (Atlantik)
2. Kanallänge: 97km, vom Golf von San Miguel (Atlantik)
Wo Nicaragua noch mit den Chinesen verhandelt, hat Panama längst den 2. Kanal eröffnet.
Leute
"Gott hüte uns vor Sturm und Wind und vor Deutschen die im Ausland sind!" So geht der Spruch der hier draußen lebenden wenn sie durch Fettnäpfchen stapfende Reisende aus der Heimat erleben. Der Spruch kann aber auch genau andersherum ausgelegt werden.
In mehreren Wellen verließen Deutsche ihr Land. In der großen Rezession siedelten sich viele im Süden Brasiliens und in Argentinien an. Sie schufen sich richtige Imperien so wie in Blumenau (schon 1850 gegr.), Brasilien, mit jährlichem Oktoberfest und Heimatbräuchen, die hier längst vergessen sind. Sollen sie.
Manchmal machten sie sich bemerkbar über die Deutsche Welle wenn sie sich Sonntags bei einem Herrn Frank Barowski (oder so ähnlich) Lieder wie "Steige hoch du Roter Adler..." wünschten (schon mal Musik über Kurzwelle gehört?).
Die nächste Auswanderungswelle brachte Familien jüdischen Ursprungs aus dem braunen Deutschland in die Länder wie Nicaragua, Costa Rica - das zur " Schweiz Mittelamerikas " aufstieg, Brasilien, Argentinien, weniger nach Honduras und Panama (klimatisch zu ungünstig).
Als dann das unsägliche "Dritte Reich" zusammen brach, siedelten sich quasi über Nacht auch braun Gesinnte hier an - und lebten munter mit ihrer nie abgelegten Gesinnung weiter. Man trug schon mal Kaki mit blank geputzen, braunen Schaftstiefeln zum Reiten oder legte Schellackplatte (stolz: Mitschnitte der BBC!) mit Hitlers Reden um Mitternacht auf wenn alle besoffen waren und den Arm zum "Gruß" in die Tropennacht streckten. Wohlbemerkt: Noch Mitte der 70er-Jahre! Hoffentlich sind jetzt alle tot.