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Chicago, Illinois: The Chicago River

Chicago River

Was sagt man über einen normalen Fluss? Er entspringt dort und dort, fließt da und da hin und da fängt es beim Chicago River schon an. Er fließt nämlich anders lang! Es gibt Flüsse, die fließen unterirdisch und welche, die kommen nirgend wo an und versickern in der Wüste. Wie der Helmand in Afghanistan bei Kandahar. Aber einen Fluss, dessen Fließrichtung einfach umgedreht wurde? Klar. Schließlich ist das hier Amerika.
1900 war der Fluss so verdreckt, dass er zu einer Bedrohung für die Trinkwasserversorgung aus dem Michigansee wurde. Im Bild (oben) rechts neben dem Leuchtturm ist so ein Trinkwassertank zu erkennen. Schon 1871, als Chicago bis auf die Grundmauern abbrannte und nur der Wassertrum stehen blieb, brachen Choleraepidemien aus, was nicht zuletzt auf das Abwasser im Chicago River zurück zuführen war.

Die Beine auch....

Man musste handeln, leitete einfach den Dreck in einen 1848 gegrabenen Kanal, der den Fluss mit dem Illinois River verband. Es ist der  Illinois-Michigan-Kanal .

Just with a little smile -

Es war kalt an diesem Morgen. Aber die Nacht war heiß und der Kopf braucht frische Luft. 
Der Illinois River fließt in den Mississippi und der in den Golf von Mexico. So war man die stinkende Brühe erst einmal los und die Nachbarn konnten sich daran so richtig erfreuen.
Es reichte aber immer noch nicht um um eine gute Trinkwasserversorgung aus dem See sicherzustellen. So wurde 1900 nicht etwa was für die Abwasserreinigung getan, sondern durch ein noch heute existierendes Schleusensystem und den  Chicago Sanitary & Ship Canal die Fließrichtung des Chicago Rivers umgekehrt.
!933 wurde der  Illinois-Michigan-Kanal  stillgelegt. Selbst 1980 stank der Chicago River immer noch zum Himmel und erst 1990 holte man den Müll aus dem Kanal und reinigte den Fluss gründlich.
Heute führt der Fluss seltsam grün schimmerndes Wasser aus dem See und sieht richtig frisch und sauber aus.
Noch grüner ist der Fluss wenn die Iren ihren Nationalfeiertag haben. Am St. Patrick's Day wird Farbstoff ins Wasser gekippt und giftgrün erinnert das dann an die grüne Heimat.
Was solls, Natur gibt es hier eh nicht mehr.

„and the sun is shining brightly over old Chicago home..."

Früher war der Fluss ein wichtiger Transportweg und da mussten die Brücken die Durchfahrt für große Schiffe gewährleisten. So wurden insgesamt 45 Brücken als Klappbrücken ausgeführt - und seit dem nichts mehr dran gemacht. Selbst in Entwicklungsländer sind solche verrosteten Brücken selten.

Ob Klappbrücken und Klapperbrücken was gemeinsam haben? Wenn Brücken Fahrbahnen übereinander haben und dann noch geklappt werden, klappert es ganz schön wenn oben ein Zug rüberfährt auch, wenn ihm nur Schritttempo erlaubt ist.

Berufsschifffahrt gibt es nicht mehr und die Brücken werden nur noch einige Male im Jahr hochgestellt für die Sportboote. Es soll nicht gerade billig sein.

Der Aufwand, den Straßenverkehr anzuhalten, ist immens. Die Sportboote werden Brücke für Brücke hindurchgeschleust.
Natur aber, die man doch irgendwie mit einem schönen Fluss verbindet, die gibt es hier nicht. Ist so ein Ansinnen schon hoffnungslos veraltet? Gar eine Spinnerei aus der Alten Welt?