Afghanistan
Es war eines der schönsten Länder der Welt
Von Kabul aus in Richtung Westen
Nie hätte der Autor gedacht, dass er mal eine Art Heimweh nach Kandahar empfinden könnte, nach dem friedlichen Kandahar der 70ger Jahre, wo er sich wochenlang um die Telekommunikation kümmern musste, was Spaß machte, ja Abenteuer war. An die Ausflüge mit den Afghanen an den Wochenenden in die Sandwüste, ins Helmandtal, zum Argandabstaudamm, nach Lashkagar oder in die Steinwüsten nördlich der Stadt zwischen Kabul und Herat, in der Mitte der mehr als 1000 km langen Straße.
Kandahar wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. von Alexander dem Großen
gegründet, was die Korangläubigen (seit dem 7. Jahrhundert n. Chr.) nicht so gerne hörten. In der Stadt lebten um 1970 ca. 60.000 Paschtunen, 2004 hatte sie 330.000 Einwohner. Wie viele Taliban jetzt unter den Paschtunen leben, weiß der Geier - obwohl, hier gibt es gar keine Geier. Nur noch Opium.
Kaum zu glauben, dass die Kamele zwischen den Steinen noch etwas zum Fressen finden: Sie sind zwischen den Grabhügeln auf dem Friedhof! Der Berg im Hintergrund ist das Wahrzeichen von Kandahar. Er sieht aus wie ein Elefant, ein Mammut.
Die Moschee von Kandahar auf der
linken Seite an der Strasse nach
Herat. Ruhig und friedlich ging es
Anfang der 1970er Jahre in
Kandahar zu. Hier wird ein heiliger
Mantel von Mohammed aufbewahrt
und verehrt.
Man war unter 60.000 Paschtunen
oft der einzige Europäer und man
konnte sich absolut sicher fühlen. in
vielen langen Wochen dort ist nicht
ein einziger unangenehmer
Zwischenfall in Erinnerung
geblieben.
Einzig die Farzikenntnisse halfen
nicht allzu viel bei den Paschtunen.
Mit dem Fotoapparat offen über der
Schulter durch den Bazar - kein
Problem.
Manche forderten einen sogar auf,
man möge doch bitte auch ein Foto
von ihnen machen. Sie stellten sich
dann in eine furchtbare Pose mit
durchgedrücktem Rücken stolz in
ihrem Dukan auf...
Einzig der Fleischer weiter unten
war nicht sehr erfreut wenn man ihn
mit seiner Waren im Dreck der
Gasse fotografierte.
Aber die Herren hier vor der Tschai Chona schauten ins Tele der Canon F1.
Gehandelt wird mit allem, wenn es
oft schwerfiel, nur die Warengruppe
zu erkennen...
Wasser ist in einer Stadt am Rande
der Stein- und der großen Sandwüste ein Problem und muss weit in die Häuser getragen werden.
Dieser Dukan ist eine
"Matratzenfabrik". Hier wird
Baumwolle in zusammenegenähte
Stoffbahnen gestopft und als
Duschak (Matratze) verkauft.
Zu Anfang sind sie so kuglig und
dick, dass man zur Seite kullert.
Später versinkt man in einer tiefen
Kuhle in der Mitte und die Baumwolle
wird klumpig.
Das ist dann die Stunde der durch
die Straßen ziehenden Männer, die
mit einem gespannten Stahlseil wie
in einem Flitzbogen die Baumwolle
zupfen und damit entklumpen. Hat
zwar nicht viele Afghanis gekostet,
aber auch nicht besonders lange
geholfen.
Mensch, wie bequem leben wir
doch...
Die Bretter, die der Batscha da
zusammenschnürt, sind Häute. Sie
stinken Gottseidank (besser:
Aallahseidank) nicht, obwohl sie nur
grob vom Fleisch befreit sind. Die
Luftfeuchtigkeit liegt hier unterhalb
von 5% und ist kaum messbar.
Transportarbeiter. Ein Hazara? Ist
nicht zu erkennen.
Hier wird im Bazar von Kandahar
Wichtiges teuer verkauft: von
weither herangebrachtes
Brennholz zum Essen kochen.
Es gibt jetzt keinen Baum mehr.
Ziemlich unvorstellbar, aber es
ist der Fleischbazar von
Kandahar.
Den Tiere,n meist dürre Kälber,
Ziegen, Schafe oder auch
Kamele werden im
Morgengrauen am Straßenrand
die Kehle durchgeschnitten und
sofort verkauft, Kühlung
unbekannt, Verpackungsmaterial
auch.
Man bringt einen Blechteller oder
-schüssel mit und versucht,
schneller zu rennen als die
Fliegen fliegen können.
Verständlicherweise war dieser
Herr Ladenbesitzer nicht sehr
erbaut von der Aufnahme hier.
Vielleicht hatte er die
Befürchtung, der seltene
Europäer hier käme vom
Gewerbeaußendienst und wolle
seine Fleischerei auf
Hygenemängel untersuchen...
Nie wurde man angebettelt, nur
bestaunt, nie belästigt, Es war
richtig zum Wohlfühlen in
Kandahar, so ganz ohne
idiotische Taliban mit ihren
mittelalterlichen Vorstellungen.
Kupferschmied. Er hämmert an einer Wasserkanne mit dünner Tülle zum Wasser sparen.
Vor dem Essen bekommt man etwas Wasser über die Hände. Manchmal auch nur über die rechte Hand, denn die linke kommt ja auf den Rücken.
Es ist wohl mehr eine Geste der
Gastfreundschaft als eine hygienische Maßnahme.
Was man so brauchte in diesem
wilden, wunderschönen Land
außerhalb der Städte.
Ein Gewehr, Kleinkaliber 22,
damals 100 DM, 'ne spanische
Astra 10 Schuss Automatik, 7,65
mm, um die 80 DM.
Die Munition: Western X Long
Riffle (drei Ringe - flog eine
Meile gerade aus!) Kaliber 22,
10 Pfennige.
7,65mm, Stahlmantelgeschoß
für Revolver, von Dynamit-
Nobel, das Stück 1,00 DM. Bei
Mengenrabatt und verhandeln
mit viel Tee trinken entsprechend
weniger...
Die derzeitigen Preise für
Stinger- Abwehrraketen,
Panzerfäuste und Kalaschnikows schwanken stark und sind in Peshawar zu erfragen!
Im Bazar von Kandahar, Abteilung Stoffe
Fast nie waren Frauen im Stadtbild zu sehen. Die Blonde im mittleren Bild arbeitete für den DED, dem Deutschen Entwicklungsdienst in einem sozialen Projekt im "Haus der Begegnung". Alleine allerdings konnte Guni als Frau nicht hierher zum Einkaufen für ihr Projekt kommen. Das hätte die Männergesellschaft dann doch missverstanden.
Hier im Bazar gab es Stoffe in möglichst grellen Farben. Der Nafer (ist keine Beleidigung: heißt Mann, Leute, Mensch..) auf dem Bild unten wollte unbedingt fotografiert werden und fand die Pose als stolzer Dukanbesitzer umwerfend wichtig.
Im Bazar von Kandahar, Abteilung Mehl und Brot
Naan, das Fladenbrot aus
ungeschrotetem Weizen
gebacken, ist ein Vollnahrungsmittel und ein
absoluter Genuss.
Er sitzt zwar mit den bestimmt
nicht sauberen Fü.en mitten im
Mehl, aber so kleinlich sollte man
hier nicht sein. Man kann sich mit
dem Motto trösten, gekochter
(oder gebackener) Mist ist sauber.
Das Naan wird wie Pizzateig
zubereitet und in einem indirekt
beheizten runden Lehmofen an die
Wand geklatscht und kurz bevor
es abfällt, herausgeholt. Bevor es
zum Backen reinkommt, werden
mit den Fingerspitzen noch
Mulden reingedrückt. An den
dünnen Stellen ist es dann
besonders knusprig.
Es gibt weiches, hauchdünnes
Kebabnan, von dem man Stücke
abreißt und heiße Fleischstücke
aufnimmt und dicke, runde Brote
wie türkisches Pide.
Schlimm war das Naan in der Zeit
Okkupation der machtlüsterenden
Iwans. Da war das Mehl schwarz
und es knirschte vom beigemischten Sand. Es gab nicht
das spezielle Weizenmehl...
Ob die Russen irgend wann mal
was richtig machen? Jetzt kaufen
sie mit Plastiktüten voller großer
Dollarscheine den Kudamm in
Berlin leer. Woher haben die
schrecklich aufgedonnerten dicken
Weiber das Geld?
Ist ja nicht so einfach, wenn man
mal Müssen muss und eine
sechsmeter breite Hose mit einem
kleinen Loch in der Mitte anhat.
Das geht dann eben nur im
Hocken...
Das ist DIE Sehenswürdigkeit von Kandahar.
Ein Aussichtspunkt am westlichenStadtrand. Angeblich hat der Großmogul Barbur die 40 sehr hohen Stufen in den Berg hauen lassen.
Barbur, angeblich ein Nachkomme Dschingis Khan, lebte von 1483 bis 1530, war Kaiser von Indien und gründete das Mogulreich, welches bis 1858 bestand. „Gastarbeiter“ mit einem MI - Nummernschild am Auto - Mission International.
Da haben doch manche auch gesagt: Mission Impossible...
Im Frühjahr war es am westlichen Stadtrand unterhalb des Aussichtspunktes auf dem obigen Bild auch schon mal Grün. Nicht lange allerdings. Irgendwann sank der Wasserspiegel des Arghandabs und die Sommerhitze tat ein Übriges. Dann sind täglich die Temperaturen über 40°C.
Die Bedeutung von Reis in Afghanistan
Reis ist für die Afghanen von großer Bedeutung. Ungefähr die Hälfte der Wirtschaft von Afghanistan hängt vom landwirtschaftlichen Sektor ab. Reis ist nach Weizen das zweitwichtigste Grundnahrungsmittel des Landes und spielt eine Schlüsselrolle für die Ernährungssicherheit. Das Klima ist für den Anbau ideal und sämtliche Nationalgerichte des Landes basieren auf Reis als Hauptbestandteil. Doch warum hat sich ausgerechnet Reis in der afghanischen Ernährung durchgesetzt?
Reis enthält überwiegend Kohlenhydrate, doch die genauen Inhaltsstoffe sind von der jeweiligen Sorte und den Anbaubedingungen abhängig. Neben Kohlenhydraten besteht Reis zudem hauptsächlich aus Wasser, Eiweiß und wenig Fett sowie zahlreichen wertvollen Ballaststoffen und Mineralien.
Die Nationalgerichte Kabuli Palau und Chalau nutzen Reis als Hauptbestandteil. Kabuli Palau oder auch Qabili Palau ist ein Reisgericht mit Lamm, Möhren und Rosinen und entwickelt einen einzigartigen Geschmack, wenn es durch die Gewürzkombination aus Kardamom, Garam Masala und gemahlenen Koriander verfeinert wird. Chalau besteht aus Reis, angereichert mit Pilzen und Spinat.
Na? Auch mal als 68ger oder als Hippie auf dem Trail gewesen? Sommer in Nepal, Winter in Goa? An der indisch-pakistanischen Grenze die Zahnpastatube ausgedrückt bekommen? Preiswert Opium oben am Khyberpass, in Torkham, an der Grenze nach Pakistan, gekauft? In Kandahar boten sie diesen Typen das Kilo Schwarzer Afghan für 10 Dollar an - bei einem Kurs von 2,45 DM. Sie schweißten es sogar gaaanz sicher für ein kleines Bakschisch unter den Wagen der Heimreisenden.
Allerdings riefen sie vorsichtshalber an der iranisch-afghanischen Grenze an und sagten denen: " Da kommt der und der Wagen...". Dann verkauften sie das Zeug an den nächsten und der Zoll verdiente mit.
Schwarzer Afghan wurde in abgerundeten, oval-länglichen Platten angeboten, dunkelbraun wie bittere Schokolade. Gerne brachen sie es durch, um die feinkörnige Struktur des höchstwertigen Haschisch zu zeigen. Uns bot man
das Zeug nicht an. Wir passten nicht ins "Beuteschema", auch hat keiner aus unserem Team das Zeug genommen. Die anderen "Reisenden" aber ließen sich einen kleinen Brocken schon mal zum Frühstück ins Omelett braten.
Abschied nach wieder einmal 3 Wochen in Kandahar
Hadschi Mohammed war nicht nur der Fahrer. Er kochte auch die ganze Woche für alle. Es war für die Jungs billiger.
Und wie er kochte: Auf den glühenden Spiralen eines umgelegten elektrischen
Heizgerätes als einzige Feuerstelle zauberte er 3-Gänge- Menues, die hervorragend schmeckten. Und das für neun Personen.
Mit der nur Afghanen eigenen Geduld ließ er große Alunäpfe kreisen. Kochten die Kartoffeln, kam der Topf herunter und das Fleisch wieder rauf. Brodelte das, war der Reis dran.
War das Fleisch irgend wann gar, kamen die Kartoffeln rein und der Topf war frei für das Gemüse. Kartoffeln waren eher eine Beilage, der Reis immer Hauptbestandteil. Hadschi Mohammed konnte wunderbar würzen. Immer wieder brachte er andere, frisch zusammengemixte Gewürze vom Bazar mit. Es roch wunderbar nach Curry und sonst was...
Weiter oben ist zu sehen, wo er das Fleisch kaufte: im Fleischbazar - das musste man verdrängen wenn es denn schmecken sollte. Auf einem großen Blechteller - die besseren Platten waren aus schweren, fein ziseliertem und verzinntem Kupfer - wurde der Reis zu einer Pyramide aufgeschüttet, die Soße kam da rüber. Fleisch, Kartoffeln und Gemüse kamen an den Rand.
Die Platte stand auf dem Boden und alle saßen im ach so bequemen Schneidersitz drum herum. Die linke Hand kam auf den Rücken. Mit der rechten griff man ein Stück Kartoffel, zerquetschte sie zusammen mit Reis und formte eine Kugel, tauchte diese in die Soße. Mit dem Daumen schob man die Kugel in den Mund. Ihnen fiel ja nie ein Reiskorn herunter.
Aber Europäer haben da ein ganz anderes Problem: sie sind es nicht gewohnt, die Fingernägel in heiße Soße einzutauchen... Alleine nur mit der rechten Hand ein Stück vom Fladenbrot abzureißen, führte zu uneinholbaren Zeitverzögerungen und zu einem breiten Grinsen bei den Kumpels.
Auch war diese Art zu speisen für europäische Urlaubsreisende, die nur kurz im Lande waren und deren Magenund Darmflora nicht an die Verhältnisse angepasst war, nicht zu empfehlen. Trotz Hepatitis A und B, Gamma Globin, Gelbfieber und sonst was für Impfungen.
Gekochter Dreck ist sauber! Rohes Obst und Gemüse mit porigen Oberflächen, ob mit dem Wasser hier gewaschen oder nicht, sind tödlich. Aber alles Einreden auf Hadschi Mohammed, doch größtmögliche Hygiene walten zu lassen, half nicht immer. Irgendwann gab es dann 3 Tage lang nur Tee, Fladenbrot und Krämpfe.