Südlich der Straße des 17. Juni/Unter den Linden
Nikolaiviertel
20. Oktober 2008, 21:25: St. Georg kämpft noch immer mit dem Drachen
20. Oktober 2008, 21:35, Canon EOS 5 D, Canon Zoom Lens EF 20-55 mm (75 mm); 1:4-5,6, f4; 1/13 sek, ISO 500
Diese Skulptur wurde 1855 von August Kiss geschaffen und 1859 in Lauchhammer in Bronze gegossen. Er war im Gegensatz zu vielen Künstlern ein reicher Mann und so schenkte er sie dem König. Hocherfreut stellte der sie mitten in den Schlosshof.
Bevor die geistig Minderbemittelten 1950 das Stadtschloss sprengten, hatten sie einen lichten Moment und stellten den Heiligen Georg vorher im Volkspark Friedrichshain auf. Als sie dann sahen, dass das Nikolaiviertel doch aus zu viel Beton erbaut war, brachten sie das schöne und wertvolle Standbild als historische Attraktion hierher.
Die achteinhalb Tonnen wurden im Sommer 2010 auf einen Spreekahn verladen, so, wie sie wohl einst hierher gekommen sind. St. Georg wird restauriert. Per Kahn ging es nach Rudow und per Tieflader ohne Behinderung einer Brückenunterquerung weiter nach Adlershof und der Restaurator Bernd Helmich hat bis Sommer 2011 zu tun. Die 5 m hohe Skulptur hätte unter keine Brücke in der Stadt hindurch gepasst.
Das Nikolaiviertel ist verarmt ohne seinen absoluten Höhepunkt, der Denkmalssockel ist vergammelt - nach lächerlichen 23 Jahren Standzeit! Die Jungs da drüben haben auch nichts hinbekommen. Die Granitblöcke des Sockels driften auseinander.
20. Oktober 2008, 21:19, Die Nicolaikirche, eines der ältesten Gebäude Berlins
"Ecclesia S. Nicolai confessoris in Berlin" anno 18. April 1264
Das ist das Datum, zu dem der Bischof Heinrich von Brandenburg in einem Schreiben die Kirche erwähnte. Sie war also am Karfreitag 2014 genau 750 Jahre alt und ist damit das älteste Gebäude Berlins. Der Bischof erließ allen, die beim Bau halfen oder spendeten 40 Tage Fastenzeit und somit kein Fegefeuer wenn sie ihren knurrenden Magen beruhigten. Puh - wie großzügig die Knacker sein konnten wenn es nichts kostete...
Aber Berlin ist älter. Es ist halt nur die erste schriftliche Erwähnung. Der Baustil? Schwer zu sagen. Zuerst war es wohl eine spätromanische Basilika aus Feldsteinen. Reste davon sind unter den Türmen zu sehen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche oft umgebaut. So zur frühgotischen Hallenkirche aus Backsteinen.
Auf einem Gemälde von 1827 hat die Kirche nur einen Spitz- und einen Stummelturm. Der zweite Turm kam erst 1876 hinzu. Die Kirche, die schon sehr lange nicht mehr als Gotteshaus dient, hatte nahezu kulturhistorischen Rang in Europa. Im 17. Jahrhundert wirkten hier Paul Gerhardts und Johannes Crüger, Pfarrer und Kantor, und u. a. der Stadtpfeifer Jakob Hintze. Sie schufen einige der bekanntesten Kirchenlieder.
Der letzte Gottesdienst fand am 5. November 1939 hier statt. Man feierte den 400. Jahrestag der Einführung der Reformation in Brandenburg. Danach sollte der Bau restauriert werden. Aber es kam anders. Im Juni 1944 wurden die Türme weggebombt, im April 1944 brannte der Dachstuhl ab. Verwitterung ließ bei einem Sturm 1949 das Gewölbe einstürzen.
Der Osten feierte 750 Jahre Berlin. Zum 14.Mai 1987 war das Haus im Mittelpunkt des aus Beton errichteten Nikolaiviertel renoviert. Am 11. Januar 1991 fand hier die konstituierende Sitzung des Abgeordnetenhauses des wiedervereinigten Berlins statt. Heute werden hier nur noch wechselnde Ausstellungen gezeigt. Sakral wird das alte Gebäude nicht mehr genutzt - mangels Gläubigen?
Damit ist die Kirche das älteste Gebäude Berlins. (Text s. Oben)
Jetzt, Ostern 2014, wird die Nikolaikirche 750 Jahre alt. Genau Karfreitag. Am 18. April 1264 wurde sie in einem Schriftstück erwähnt:
Ecclesia S. Nicolai confessoris in Berlin.
Nikolaiviertel vom 5. Stock der Infobox des Humboldt Forums aus gesehen (März 2014)
Den 2. Weltkrieg und der Abrisswut der alten Männer in Ostberlin haben nur wenige Bürgerhäuser des 18. Jhd. überlebt.
Das Haus hat eine bewegte Geschichte. 1760 wechselte es den Besitzer. Friedrich Wilhelm Diterichs (1702-1782) baute es grundlegend um. Ab 1762 bekam es eine Barockfassade und 1804 wurde die wieder gegen eine klassizistische umgebaut. Sie bekam Zinnvasen auf der Attika und statt eines Steildaches ein Mansardendach.
Ermelerhaus im Nikolaiviertel an der Spree
Zum Nußbaum
Es wurde als spätmittelalterliches Giebelhaus originalgetreu von der DDR wieder aufgebaut. Sogar der Nussbaum steht wieder vor dem Gasthaus.
Hier stand mittendrin das Wirtshaus Zum Nußbaum in der Fischerstr. 21 in Cölln. Es wurde schon 1943 von Bomben zerstört. Über dem Kellereingang stand die Zahl 1507. Es war bekannt durch seine Besucher. Heinrich Zille betrieb hier seine Milljöhstudien.
1968/69 wurde es abgerissen und am Märkischen Ufer 10 so originalgetreu wie möglich wieder aufgebaut.
Das Nikolaiviertel 1945
Der Tabakhändler W. F. Ermeler nutzte es als Trockenboden für seinen Tabak. Er erwarb das Haus 1824 und es blieb im Familienbesitz bis 1914. Das Haus wurde an die Stadt verkauft mit einer Auflage: Es durfte bis 1965 im Inneren nicht verändert werden.
1932 zog ein Teil des Märkischen Museums hier ein. 1945 die Ratsbibliothek und das Stadtarchiv ein, die Kriegsschäden wurden erst 1952/53 beseitigt. Es war das einzige Gebäude von Wert, das erhalten geblieben war. Die Anschrift war Breite Str. 11.
Warum das Nikolaiviertel wieder aufgebaut wurde? Die 750 Jahresfeier von Berlin stand an und den alten Männern in der Führung des Staates des "real existierenden Sozialismus "war klar geworden, dass jede Stadt in der DDR ein historisches Zentrum hatte. Nur Berlin nicht, die stolze "Hauptstadt der DDR".
So beschlossen die Genossen, Kollektive und Baubrigaden zu bilden und ein Wohnviertel zwischen Rathaus und Spree aus dem Boden stampfen zu lassen. Verblüffend: Der atheistische Staat restaurierte sogar eine Kirche. Kurz vor der Wende, 1987, war alles fertig.
Die Kirchtürme der Nikolaikirche und der Turm des Alten Stadthauses
April 2020
Mühlendammschleuse vom Rolandsufer aus gesehen
September 2020
Hübsch haben sie es hier, hübsch häßlich
Es ist, als gäbe es immer noch eine Mauer in Berlin. Wer kommt hier schon her auf die Südseite der Schleuse? Die Spreedampfer mit den vielen Touristen drehen vor der Schleuse um und es scheint, als verhindere die 45 m breite Mühlendammbrücke mit ihrem irren Verkehr das Nikolaiviertel nach Süden hin ab.
Selbst den Besuch aus Übersee führt man maximal bis zur Museumsinsel, zum Dom und zum Lustgarten, aber doch nicht hier her. Gut, es gibt den Museumshafen, das Märkische Museum und viel hässliche Hochhäuser mit nicht gerade attraktiven Parkplätzen davor - was ist das aber gegen Nofretete?
Beschämt muss hier zugegeben werden, dass man keine fünf Mal im Leben hier hergekommen ist. Und dass, obwohl man einen Teil der Kindheit nahe dem Monbijoupark verbracht hat.
April 2020
Mühlendammschleuse vom Rolandsufer aus gesehen
Museumshafen
April 2020
Kunst am Museumshafen
April 2020
Schleppdampfer „Volldampf“, Bj. 1950
Der Museumshafen wird seit 1994 vom Verein Berlin-Brandenburgischen Schifffahrtsgesellschaft e.V. betrieben.
Die Schiffe liegen an der Fischerinsel. Hier entstand auch der erste Hafen Berlins, genau in der Keimzelle der Stadt Cölln-Berlin.
Hatte die Schifffahrt doch eine große Bedeutung für Berlin. Es heißt ja nicht umsonst, die Stadt sei aus dem Kahn erbaut. Urkunden reichen bis 1298 zurück.
Die beiden wertvollsten Schiffe sind die Schleppdampfer „Andreas“ und „Volldampf“,
April 2020
Schleppdampfer „Andreas“ “, Bj. 1950
Schiffe im Museumshafen an der Fischerinsel
April 2020
Märkisches Museum
Märkisches Museum
April 2020
April 2020
Ist das Kunst? Oder kann das weg?
Das Märkisches Museum ……
September 2020
Spreearm. Hinter dem Lustgarten heißt er Kupfergraben
September 2020
Kupfergraben
September 2020
Altes Geländer am Kupfergraben