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Steglitz - Zehlendorf

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Berlin - Zehlendorf, Seite 7

Jagdschloss Glienicke 1

 Bild vom 20. Juli 2013 vom Jagdschloss Glienicke. Der Erker ist gebaut!

"Von Taut versaut?"*


 Kontroverse um einen Glaserker von 1964 an einem Jagdschloss von 1682

* Zitat 

Nachtrag Januar 2018: Der Kampf der Bürger-Initiative gegen den Glaserker ist längs verloren, Frau Bering verstorben. Trotzdem soll der Schriftwechsel hier erhalten bleiben. Zeigt er doch wie zäh und schmutzig Kommunalpolitik vonstatten geht.

 Blick auf die Havel aus dem Park des Jagdschlosses Glienicke

Karin Berning 

war Sprecherin der Bürger gegen den Taut-Erker und  aktiv tätig für das Weltkulturerbe Glienicke.


Frau Bering ist leider verstorben.

Dieter Klössing www.dieter-kloessing.com 


Stellte Frau Karin Berning seine Web Side zur Verfügung, weil er den Anbau noch nie leiden konnte. Ließ sich aber nie auf lokale Parteipolitik ein.

Worum geht es...?

... um den sog. Taut-Erker!  (Bild vom 16.10.2010)

Der Erker ist nicht nur unschön, sondern zerstört das Ambiente des Weltkulturerbe Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin. Trotz aller Bemühungen und Bürgerinitiativen wie dieser hier ließ sich das Bezirksamt von Steglitz-Zehlendorf nicht umstimmen. Nach langem Baustop sind die Bauarbeiten jetzt im Oktober 2012 in vollem Gange wie das Bild unten zeigt.

Schade!

Jagdschloss Glienicke um 1889. Die sog. Geyer-Fassade

Jagdschloss Glienicke 16.12.2010

Aufnahme vom 20.09.2012: Bei dem Tempo muss ja das Jagdschloss bald fertig sein!

Das von 1682 bis 1693 von Charles Philippe Dieussart für den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm erbaute Jagdschloss wurde 1964 von dem Architekten Max Taut für die Nutzung als Jugendeinrichtung umgebaut.

Auf die Seite zum Hof setzte Max Taut, mit Blick auf die Berliner Mauer und das dahinter liegende Dorf Klein-Glienicke, ein über drei Stockwerke gehendes Treppenhaus ein, welches durch eine Stahl und Glas Fassade Tageslicht erhält. 

In die Fassade zum Park wurde der umstrittene Glaserker gesetzt, Pergolen davor errichtet und nun diese Parkseite als Haupteingang benutzt. 

Dies war zur Zeit der Berliner Mauer, die direkt an das Jagdschloss grenzte. Die Grundstücksmauer war gleichzeitig ein Teil der Berliner Mauer. Auf das Grundstück kam man während der Teilung nur von der Königstraße.

Weder diese südöstliche Fassade zum Treppenhaus noch die Turnhalle werden Frage gestellt. Es geht nur um den Erker zum denkmalgeschützten Park.

Neben dem Schloss wurde, mit Blick auf das damalige Grenzgewässer der Glienicker Lake, eine Turnhalle aus Stahl, Beton und Glas errichtet. 

Nicht verwechseln:

Bruno Taut

Max Taut

Vertreter des Neuen Bauens 

                            Großsiedlungen wie die Hufeisensiedlung in Berlin-Britz und Onkel-Toms-Hütte in Berlin-Zehlendorf

*04. 05. 1880 - 24. 12. 1938

*15.05.1884 - 26.02.1967

Viele Industriebauten und Schulen (u. a. Max-Taut-Schule in Berlin-Lichtenberg) und 1963/64 den Umbau des Jagdschlosses Glienicke

Die handelnden (oder nicht handelnden) Personen und Instutitionen:

(Dieser Text ist von Karin Berning erstellt)

Klaus Wowereit ,  Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Kultursenator

Ist für die Geyer-Fassade, will aber in seiner Eigenschaft als Regierender Bürgermeister nicht eingreifen...

Antwort Auszüge aus der Antwort vom 31. Mai 2011 auf eine eMail vom 27.04.2011 von Karin Berning

Prof. Dr. Jürgen Zöllner (SPD) ,  Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung,  Eigentümer des Jagdschlosses, fühlt sich wegen des Denkmalschutzes nicht zuständig.

Auszüge aus dem Schriftverkehr mit Karin Berning, eine Antwort des Landesdenkmalamtes auf den Brief vom 2. 8. 2011 ist bis heute nicht erfolgt.

Ingeborg Junge-Reyer , Senatorin für Stadtentwicklung (SPD),  Dienstherrin des Landeskonservator und der Obersten Denkmalschutzbehörde, u. a. Mitglied im Präsidium Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz,  Mitglied des Stiftungsrates Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Offener Brief an Senatorin Junge-Reyer vom 29. 8. 2011, liegt derzeit der Fachverwaltung zur Beantwortung vor (Landeskonservator). Für die Traut-Fassade?

Prof. Dr. Jörg Haspel , Berliner  Landeskonservator.  Vizepräsident der deutschen ICOMOS (International Council of Monuments and Sites der UNESCO), ICOMOS hat nur eine beratende Funktion, kann das Weltkulturerbe nicht aberkennen, im Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Soll für die Taut-Fassade sein.

Uwe Stäglin, (SPD),  Bezirksstadtrat für Bau- und Wohnungswesen und stellvertretender Bezirksbürgermeister von Berlin-Steglitz-Zehlendorf bis Ende Juli 2011. h atte die Unterste Denkmalschutzbehörde unter sich. Hat sich, trotz des Votum des Bauauschusses vom 2. 2. 2011 gegen den Taut-Erker, bei einem Gespräch bei Frau Lüscher am 25.3. 2011 für den Taut-Erker ausgesprochen.

Nach eigenen Bekennen für den Rückbau zur Geyer-Fassade.  "Kann aber nichts gegen den Taut-Erker tun".

Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf (Fraktionsmitglieder am 07.09.2011: CDU 22, SPD 18, Grüne 9, FDP 6) wendet sich einstimmig gegen den Taut-Erker und ist für den Rückbau zur Geyer-Fassade.

Dr.-Ing. Christina Petersen , Architektin. V om Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf beauftragt mit der Sanierung des Jagdschlosses.

Heute für den Rückbau zur Geyer-Fassade.

Das Wappen von Steglitz Zehlendorf. In diesem Bezirk von Berlin liegt das Jagdtschloss Glienicke

Norbert Schmidt (CDU), Stadtrat, übernahm am 01.08. 2011 die Stadtplanung des Bezirks Steglitz-Zehlendorf bis zum Ende der Legislaturperiode und widerrief die Baugenehmigung für den Taut-Erker.

Für die Geyer-Fassade.

Dr. Uwe Lehmann-Brauns (CDU), Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses

Aktiv für den Rückbau,  Anfragen an den Senat wegen des Taut-Erkers

Alice Ströver (Bündnis 90/Die Grünen) , Mitglied im  Abgeordnetenhaus von Berlin,  Ausschussvorsitzende des Kulturausschusses. Anfragen an den Senat wegen des Taut-Erkers.

Torsten Hilse, SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhauses

Aktiv für die Geyer-Fassade

Preußische Stiftung Schlösser und Gärten , wird vom Senat nicht gefragt (Anfrage Thorsten Hilse (SPD), hat den Status einer Unteren Denkmalschutzbehörde und muss mit dem Landeskonservator zurecht kommen.

Eine Mitwirkung ist nicht erforderlich (Protokoll Kleine Anfrage des Abgeordneten Torsten Hilse (SPD) Drucksache 16 / 15 379)

Geschichte des Jagdschlosses Glienicke

Auf dieser Seite ist nur ein Abriss der Historie dieses im Laufe der Jahrunderte so geschundenen Jagdschlosses dargestellt. Eine hervorragende Broschüre "Jagdschloss Glienicke, Geschichte und Nutzung im Laufe der Jahrhunderte" mit genauen Daten  und Bildern im pdf-Format hat das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berln-Brandenburg herausgegeben.

Kleines Preußisches Staatswappen

Vollkommen in Vergessenheit geraten: Die Wappen des Königsreiches Preußens

Steckbrief

Das "Haus am Wasser" am Jagdschloss Glienicke (09/2009)

Das "Haus am Wasser" am Jagdschloss Glienicke

Jagdschloss Glienicke, immer noch eingerüstet (Oktober 2010)

1682 bis 1693: Erbaut für den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Charles Philippe Dieussart. Unter Friedrich I.

1701: Umgebaut im Stil des französischen Barocks. Friedrich Wilhelm I. nutzt es als Lazarett. 

1763: Friedrich der Große verschenkte es an den Wachstuch- und Tapetenfabrikanten Isaac Levin Joel, der hier Wachstuch und Tapeten produzierte.

Mittleres Preußisches Staatswappen

1827: Einem Wilhelm von Türk gehört es jetzt. 

1832: Er macht daraus ein Waisenhaus. 

1859: Prinz Carl von Preußen erwirbt das Schloss für seinen Sohn Friedrich Carl. Sein Hofarchitekt Ferdinand von Arnim baut die barocken Fassadenteile an.

1889: Das Schloss wird durch Albert Geyer aufgestockt und ein Turm hinzugefügt.

Großes Preußisches Staatswappen

Jagdschloss, Teil der Ostseite

Jagdschloss, Nebengebäude (Kavaliergebäude)

Der Park. Am anderen Havelufer die Villa Kampffmeyer (25.10.2010).

Lageplan

Seltsamer Grenzverlauf am Jagdschloss Glienicke

1939: Die Stadt Berlin erwirbt das Schloss.

1942: Im Zweiten Weltkrieg lagerte die Ufa  einen Teil ihres Fundus in den Nebengebäuden ein.

1945: Unruhige Zeiten folgen. Erst nutzt die sowjetische Armee das Schloss als Kadettenanstalt. 

1945: Unruhige Zeiten folgen. Erst nutzt die russische Armee das Schloss als Kadettenanstalt. Wohnungslose Berliner und Neubabelsberger werden einquartiert (wegen der Potsdamer Konferenz mit Churchill, Stalin, Roosevelt). Später wurde das Schloss und seine Nebengebäude als Kinderheim, als Reitstall mit Reitplatz, und als Jugendherberge genutzt.

1963/64: Umbau durch Max Taut. Der umstrittene Erker wird angebaut. Die Küche kommt in einen häßlichen Neubau und Pergolen aus Stahl, Glas und Beton werden in den Garten geklotzt.

Max Taut starb 1967. Er war der Bruder von Bruno Taut. Dieser ist in Berlin bekannt für seine Großsiedlungen (Hufeisensiedlung in Britz, Onkel-Toms- Hütte in Zehlendorf)

1964 bis 2003: dient das Schloss als Jugendbegegnungsstätte. 

Seit 2003: Die Sozialpädagogische Fortbildungsstätte der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung nutzt das Schloss.

31. März 2003: Der Südflügel des Schlosses brennt durch einen Kabelbrand ab. Fehlende Brandmelder und versandete Wasseransaugstelle lassen einen hohen Schaden entstehen. 

2005: beginnt der Wiederaufbau und sollte im April 2011 fertig sein. Jetzt ist Mitte September und es ist nicht einmal entschieden, ob der viele Leute so störende Glaserker nicht doch noch zurückgebaut werden kann oder nicht.

In solchen Zeiträumen hat man früher ganze Städte gebaut.

" Von Taut versaut?"

"Von Taut versaut", spötteln die am nun mehr 7 Jahre dauernden Umbau des Schlosses Beteiligten und der "Tagesspiegel" schreibt am 12.12.2010:


"Hätte es damals schon ein Welterbekomitee gegeben, es hätte Taut als Denkmalfledderer beschimpft und den Schlosseigner, das Land Berlin, gewissermaßen enterbt."


Gut, die Küche und die Pergolen aus hässlichen Beton sind abgerissen, aber die Entkernung des Schlosses ist nicht mehr rückgängig zu machen.


Wenigstens aber könnte der Glaserker verschwinden. 

Der Betrieb geht weiter

Schwierige Bedingungen derzeit für den Betrieb der Fortbildungsstätte

Das Tor zum Osten

Was? Das geht alles auf den Großen Kürfürst zurück? Ist mir doch egal!

Speisesaal im Marstall

Das nordwestliche Ende des schönen Parks reicht bis an die 

Glienicker Brücke

Der gleiche Standpunkt im Park. Der Blick geht einmal in südliche Richtung auf das Maschinenhaus des Schlosses Babelsberg...

 Maschinenhaus des Schlosses Babelsberg

...und einmal in nördliche Richtung auf die Südseite der Turnhalle.

Passt das hässliche Ding wirklich in die historische Landschaft? Nie ist Betrieb in der Halle zu sehen...

Turnhalle im 60er-Jahrelook

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