Kapitel 1
An Land
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Embudu 2001, 2003, 2008, 2009, 2011 und 2012
Die Insel: Embudu 2001
Malediven - der Zentralfriedhof des Indischen Ozeans?
Embudu
Was sind Sie für ein Malediven-Typ?
Typ A:
Malediven-Reisender der ersten Stunde. Nimmt Hunger in Kauf und 3 Tage ohne Bier. Skorpione, Cucarachas und Walzenspinnen im Waschbecken, kaltes Wasser wenn die Sonne nicht scheint. Ist den ganzen Tag und auch noch Nachts im Wasser. Kennt jeden Fisch beim Vornamen. Fällt todmüde ins Bett.
Typ B:
Nimmt jede Insel so wie sie ist, weiß schon vorher, wo Fisch am Riff steht. Gibt eine Hand voll Dollar Trinkgeld und schafft sich so sein persönliches Urlaubsparadies. Wird hervorragend bedient. Das Glas ist schon voll wenn er in die Bar kommt. Lässt sich richtiges maledivisches Fish Curry aus der Küche kommen. Sieht nur strahlende Gesichter.
Typ C:
Reist nach Südost-Asien und beschwert sich, wenn auch nur ein Hauch von Schärfe am Essen ist. Braucht seine eigene Liege, um Mitternachts sein Handtuch rüber schmeißen zu können. Klatscht bei der Landung im Flieger, geht nie ins Meer, langweilt sich den ganzen Tag in der Sonne am Äquator. Denkt, er ist in „Mallllorka“.
Typ D:
Reist mit Baby und denkt, das hat was davon. Hat einen Tennisschläger im Gepäck und verlangt mehrere Pools auf kleinsten Inseln. Will nur Wiener Schnitzel. Die Schärfe der Gerichte darf die von Babybrei nicht überschreiten.
Typ E:
Abendgarderobe, Lack- und Stöckelschuhe sind Pflicht, verlangt Air Condition im Speisesaal und Lobster und Champagner, der Goldschmuck der Lady mit dem Truthahnhals klimpert beim Laufen. Es darf auch ruhig etwas mehr kosten, 1000 US$ die Nacht und aufwärts... Schimpft immer über das Personal, ist aber geizig beim Tip.
Typ X:
Ach ja, die Taucher! Profis allesamt. Schon nach drei Tauchgängen. Ziehen sich dick an, wie für einen Ausstieg in den äußeren Weltraum. Je mehr Equipment desto größer das Ansehen. Betrachten das Meer als feindliches Element. Dabei wird jeder mit runter genommen. Hauptsache er hat Geld. Namen von Fischen, Korallen, Verstehen von Zusammenhängen? Egal. Hauptsache groß!
Die Insel: Embudu, 2001
Was war das wieder für eine Enttäuschung, im Januar 2001 an der Insel Embudu den Kopf unter die Wasseroberfläche zu stecken und das komplett abgestorbene Riff zu sehen! Nichts war nachgewachsen und die Fische schwammen nach wie vor über einen Unterwasserfriedhof.
Es ist das Jahr 3 nach dem GAU im Frühjahr 1998. Eine Warmwasserströmung aus dem Süden kommend brachte noch in 50m Tiefe Temperaturen von 30°C. Zuviel für alle Korallen des Indischen und große Teile des Pazifischen Ozeans.
Embudu - Unterwasser 2001
Embudu - die Insel 2001
Das war nun in 2001 die Gewissheit nach 1999 im Süd-Nilandu-Atoll und 2000 auf Kuredu: Alles an den Malediveninseln war abgestorben! Die Riffe waren also wirklich überall tot. Man wollte es einfach nicht glauben. Die Medien nahmen es nicht wirklich zur Kenntnis was das für eine Katastrophe war.
Zwar war das lebende Riff, das die Wellen beim Nordost-Monsun am Wegspülen des Ufersandes hinderte, schon mehrere Jahre tot, aber noch bot sich hier ein wunderbarer Einstieg zum Schnorcheln, vor allem nachts .
Einzig die robusten Platten-Feuerkorallen auf der Westseite hatten überlebt. Schwamm man einmal um die Insel herum - ca. 2 Stunden - fand man genau 5 Anemonen mit Malediven-Clownfischen, sonst nichts mehr.
Der Stolz einer jeden Malediveninsel: der Banjanbaum, Ficus bengasi, die Würgefeige. Jahrhunderte lang musste keine Mauer gebaut werden. Die lebenden Korallen schützen das Ufer. Der boomende Tourismus seit 1982 mit seinen Folgen (Abwasser)...
Das bisschen, das an Korallen auf dem Riffdach nachgewachsen war, stand unter Stress wie die Koralle auf dem Bild und blich sofort wieder aus. Entweder war das Wasser immer noch zu warm oder die Schadstoffbelastung um die voll ausgebuchte Insel war zu hoch. Das Riffdach sieht auch 2011 noch schlimm aus, wie wohl an allen Inseln der Malediven.
... ließ die Korallen schwächer und schwächer werden. Die Folgen des El Niño im Frühjahr 1998 gaben ihnen den Rest. Das Riffdach mit seinen nur sehr langsam wachsenden Steinkoralle - manche wachsen nur 1 mm pro Jahr - haben sich auch 2011 nicht mehr ansiedeln können. Die Bedingungen sind ja nicht besser geworden. Das Meerwasser wird immer wärmer und, beinahe noch schlimmer, immer saurer. Wie sollen da Polypen, die ein Kalkgehäuse aufbauen, wachsen?
Das Riffdach 2001. Nichts, aber auch nichts war am Leben!
Diverse „Noorboote“ (so der Name + Nr.) sind immer noch unterwegs.
Gut, am äußeren Riffdach gab es schon immer Geröllfelder.
Die Scaevolabüsche waren kräftig, die Bar ist noch ohne Licht - richtig gut, um den phantastischen Sternenhimmel zu sehen.
Grausam, nicht wahr? Speziell, wenn man die Riffe von 1982 an kennt.
Bootsmann
Stormy weather
Stachelmakrelen unter...
Normaler Alltag
...und vor dem Steg
Bootsmann
Fischschwärme überall
Fishermen
Für die Räuber war es ein Schlaraffenland. Sie waren dick und rund. Die kleinen Fische hatten ihre Verstecke vor den Räubern am Tag und in der Nacht in den Korallen verloren und wurden gefressen. Oder sie verhungerten weil sie von Korallenpolypen lebten.
Schönes Bild? Kitschig? Nee, das ist der Dreck Indiens, den der Nordost-Monsun hier rüberschiebt, das ist Kohlendioxyd. Die Sonne läßt es Orange scheinen. Ein Sonnenuntergang bei klarer Luft ist Gelb!
Embudu 2003:
Auf jeder Insel ist das so: mal wird hier der Sand abgetragen, dort wieder angespült. Jedes Jahr verändern die Inseln ihr aussehen.
Die Aufnahmen an Land vom Mai 2003 sind zum ersten Mal digital mit einer Canon EOS 60 D gemacht.
UW-Aufnahmen sind noch Dias mit der Canon EOS 650 im schweren Subal-Gehäuse.
2003 gab es immer noch keine Korallen auf dem Riffdach - hier (Bild oben) nördlich der Sandbank.
Aber die Strömung vom Außenriff Richtung Anleger bringt viel Fisch hier her, und das lockt die Räuber an. Schwarzspitzen-Riffhaie.
Früher gab es mehr Weißspitzen-Riffhai. Seit 1996 sind die von den Maledivern fast ausgerottet worden - Haiflossen für Hongkong.
So ein Riff stimmt nicht nur die Kaninchenfische traurig
Blauer Himmel im Juni. Schauen Sie sich mal den Mist im Januar an wenn sie aus dem Flieger steigen!
Selbst die Pilzkorallen halten den Stress nicht aus
Es gab noch Tiere auf der Insel
Auch die Acropora ist wieder abgestorben
Musa - Best Waiter of Indic Ocean
Nur die Weichkorallen am Anleger wachsen in der Strömung
Die Sensation: Nette Damen aus Sri Lanka im Bar Staff
Auch die Acropora ist wieder abgestorben
Die Köche sind immer noch da
Nur die Plattenfeuerkoralle in der Nähe der Bar scheint alles nichts auszumachen. Sie nesselt fröhlich so vor sich hin...
Immer mal 10 min Regen im Mai/Juni
Embudu 2008:
Panoramafoto von der Sandbank bei Sonnenaufgang im Januar 2008
Das Riffdach ist nach wie vor tot...
Die Insel ist schön: Weg zwischen Sandbank und Bar
...keinerlei Bewuchs auf den Tetraedern...
Die Dinger haben nicht geholfen. Der Sand ist weg.
...und hier dicht neben dem Steg (Profis sagen Jeti!)...
Lädt zum Wohlfühlen ein
...aber in der Lagune an der Bar tut sich was!
Die Bungalows an der Sandbank im Westen
Doch die Acroporakorallen veralgten gleich wieder - vom Dreckwasser!
Nieder mit den Alpen! Freien Blick aufs Mittelmeer für jeden?
Aber weiter draußen und tiefer, da geht es langsam...
Restaurant
...wieder los. 10 Jahre nach El Niño sind die schnellwachsenden Acroporakorallen wieder da. Leider sind es nicht die riffbildenden Korallen, die bei steigendem Wasserspiegel mitwachsen wie seit Äonen von Jahren und die Malediven vor dem Untergang retten könnten.
Sandbank am 04.02.2008, 7:11 Uhr
Manta, ein paar Meter nördlich der Sandbank
Sandbank, Richtung Osten um 7:10 Uhr
Riesenmakrele
Wenn die Taucher weg sind, ist die Insel schön leer
Pferdemakrele
Allee zum Belüften des Inselinneren
Flieger im Anflug auf Hulhulé. Aber keine Angst. Das Bild ist mit 300mm-Tele gemacht und dann auch noch ausgeschnitten. Die Flugzeuge haben hier noch eine Höhe um 3000m und es ist auf der Insel bei Weitem leiser als auf Inseln wie Vilamendhoo, wo die Wasserflugzeuge ununterbrochen landen!
Immer wieder Mantas beim Schnorcheln
Netter Kellner aus Bangladesch. Immer erstaunt, dass man sein Land besser kennt als er selber.
Meeräschen vor den Wasserbungalows
Jede Insel muss jeden Tag gefegt werden: Bakterien!
Schwarmwimpelfische vor der Sandbank
Man fühlt sich wirklich wohl auf der Insel...
Stachelrochen
Sicher: See you again (vom Waiter Musa aus farbigen Sand)
Fisch überall. Vor dem Bootssteg. Wie sonntags auf einer Dorfstraße: Ruhe! Eine schöne Stimmung unter Wasser. Treibt man ruhig mit der Strömung heran, erlebt man solche großen Momente im Leben. Einfach schön!
Irgendwann später wirft dann eine Russenmamma ihren dicken Jungen vom Steg (mit Flügelchen am Arm und ohne Flossen in die Strömung!) - genau in den Schwarm. Springt hinterher - und hat nie gesehene Flossen an: an den Händen! Zum Kotzen. Einer der schönsten Eindrücke, die man im Leben haben kann, ist dahin.
Der Badebetrieb zwingt einen UW-Fotografen zum frühen Aufstehen und zur Erkenntnis, dass Natur und deren Schönheit im Bewusstsein von Touristen keine Rolle mehr spielt. Es ist halt der Ausverkauf der Malediven.