Kapitel 2
Knochenfische
Ordnung der Kugelfischverwandten - Tetraodontiformes
Seite 5
Familie Feilenfische (Lederjacken) - Monacanthidae
Weltweit: 95 Arten, hier beschrieben: 4 Arten mit 14 Fotos, im Archiv: 164 Fotos
Feilenfische Monacanthidae
Als deutscher Familienname hat sich Lederjacken durchgesetzt. Sie wurden auch Einstachler genannt, weil sie wie die Drückerfische den ersten Strahl der Rückenflosse aufrichten und genau wie diese, einrasten lassen können. Sie haben aber keinen Bauchstachel.
Alle Arten sind seitlich extrem abgeflacht. Die Familie der Feilenfische unterteilt sich nach modernerer Literatur in 31 Gattungen mit rund 95 Arten. In älteren deutschen Büchern gab es noch Unterscheidungen zwischen Feilenfischen und Lederjacken, die jetzt als Gattung Aluterus zu den Feilenfische gezählt werden.
Während die Feilenfische kleine bis mittelgroße Tiere sind und eine mit harten und sehr rauen Stachelschuppen bedeckte Haut haben, die präpariert tatsächlich zum schmirgeln benutzt werden kann, haben die Lederjacken eine weiche lederartige Haut und werden bis zu einem Meter lang.
Sie haben auch nur einen dünnen, aber langen und flexiblen ersten Rückenstachel. Die Feilenfische kommen in allen Meeren vor, in warmen und in gemäßigten, vom Riffdach bis in 150 m Tiefe.
Sie sind ausgesprochene Nahrungsspezialisten, die, je nach Art, Algen, Schwämme, Polypen, Krebse, Plankton oder sogar Quallen fressen. Ihr Schwimmstil ist eigenartig. Die After- und Rückenflossen werden wellenförmig bewegt und dazu werden die Brustflossen flügelartig geschlagen.
Mit dieser Technik können sie sogar rückwärts schwimmen. Die kleineren Arten sind nicht genießbar. Sie sondern einen giftigen Hautschleim ab. Große Arten sollen dagegen einen ausgezeichneten Geschmack haben. Sollte wirklich jemand das Verlangen haben, so einen Fisch zu essen, ist unbedingt ein einheimischer Fischer zu befragen, ob der Fisch in dieser Gegend giftig oder für den Verzehr geeignet ist.
Nicht viel ist vom Fortpflanzungsverhalten der Feilenfische bekannt. Subtropische Arten entlassen die Eier zwar wie so viele andere Fische ins freie Wasser aber sie treiben nicht pelagisch davon. Sie sinken auf den Grund ab und haften an Pflanzen fest.
Die tropischen Arten bilden oft Nester wie ihre Verwandten, die großen Drückerfische. Die Nester werden für kurze Zeit bewacht und befächelt. Ob Feilenfische auf Störungen in dieser Zeit ebenso wie die Drücker aggressiv reagieren, ist mir nicht bekannt, wird aber nun aufs Schärfste beobachtet. Zumindest die Lederjacke nsind in ihrer Färbung so variabel, so dass einige Bilder hier gezeigt werden.
E: , F: Bourse , J: , D: Muraka rondu
Ord
Fam
Gat
Art
Gat
Art
Art
Gat
Art
Gat
Art
Kugelfischartige
Feilenfische
Schrift-Feilenfisch
Tetraodontiformes
Monacanthidae
Aluterus
Aluterus scriptus
Cantherhines
Cantherhines dumerili
Cantherhines pardalis
Oxymonacanthus
Oxymonacanthus longirostris
Pervagor
Pervagor janthinosoma
Filefishes
Filefishes
Scrawled filefish
Whitespotted filefish
Honycomb filefish
Harlequin filefish
Blackbar filefish
Schrift-Feilenfisch Aluterus scriptus (Osbeck, 1765)
E: Scrawled filefish, F: Bourse écriture, J: Sôshihagi , D: Rondu
Größe: 100 cm, Tiefe: 2 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Lederjacke Aluterus scriptus (Osbeck, 1765)
Jede nannte diesen Fisch früher auf den den Malediven Lederjacke. Aber dann hat sich die Übersetzung des lateinischen Namen von Aluterus scriptus durchgesetzt: Schrift-Feilenfisch.
Bevor die Seite im April 2021 überarbeitet wurde, war das Foto oben bei Google auf Platz 1 (Eingabe: feilenfisch malediven). 12 weiter Bilder dieser Seite waren ebenfalls vorne.
Größe: 100 cm, Tiefe: 3 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993
Obwohl die Lederjacken bis zu 1,10 m lang werden, wiegen sie auch dann nur 2,5 kg. Sie sind seitlich extrem abgeflacht und es sieht schon lustig aus, wenn man die langen und flachen Gesellen zum ersten Male über das Riff segeln sieht.
Der Schwanz ist sehr lang. Lang und dünn ist auch der kurz hinter den Augen sitzende erste Rückenflossenstachel, der sich aber nicht wie bei den Drückerfischen, zum verankern im Korallengewirr eignet, zumal der Bauchstachel fehlt, den man eigentlich bei einem Drückerfischverwandten vermuten kann.
Die Schuppen sind mit kleinen Stacheln besetzt und fühlen sich rau wie eine Feile an - daher der Name Feilenfisch. Da die Zeichnungen an seinen Seiten entfernt an arabische Schriftzeichen erinnern, wie schon gesagt, wird er auch Schrift-Feilenfisch genannt, Aluterus scriptus eben.
Vorkommen: Weltweit in allen tropischen und subtropischen Meeren. Häufig auf den Malediven an jeder Insel.
Verschiedene Färbungen des Schrift-Feilenfisches
Adult
Größe: 90 cm, Tiefe: 3 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1997
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2001
Größe: 80 cm, Tiefe: 2 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2001
Die ersten fünf Fotos zeigen ausgewachsene Feilenfische, geblitzt und im natürlichen Licht. Sie können sowohl die Farbe als auch die Zeichnung dem Hintergrund anpassen.
Schwimmen
Sie schwimmen auf der Seite. Der lange Schwanz dient nur zur Steuerung. Den Vortrieb besorgen die schlagenden, recht kleinen Brustflossen und wellenförmige Bewegungen der Rücken- und Afterflossen und sie können, wie schon gesagt, sogar rückwärts schwimmen.
Irgendetwas war im Wasser. Wahrscheinlich haben Korallen gelaicht. Er ließ sich durch das Licht der Lampe jedenfalls nicht stören und schlürfte die Eier gierig auf.
Fluchtdistanz und fotografieren
Während Mergus (Band 6, Seite 716) ihn als äußerst Scheu beschreibt, sind die eigenen Erfahrungen ganz anderer Art. Sie hatten hier die kürzeste Fluchtdistanz aller Fische am Riff. Selbst in freien Wasser kam man auf 1 m an sie heran, wie die Aufnahmen beweisen.
Diese großen Feilenfische sind äußerst Neugierig. Sie legen sich schräg auf die Seite, den Kopf immer weg vom Schwimmer in Fluchtrichtung. So ist es auch nie gelungen, einen der Schrift-Feilenfische frontal aufzunehmen.
Juvenil
Diese halberwachsene Lederjacke schwimmt über hellen Grund. Die Linien auf dem Körper sind verschwunden. Schwarze Punkte treten hervor.
Größe: 59 cm, Tiefe: 1 m Ari Beach, Ari-Atoll, 1992
Blasse Linien am Körper, relativ wenige Punkte am Schwanzstiel - was mag das bedeuten?
Größe: 60 cm, Tiefe: 2 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2011
Ob. die vielen Punkte den Fisch vor dem Hintergrund für seine Feinde unsichtbar machen?
Größe: 50 cm, Tiefe: 2 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008
Nachtfärbung
Größe: 20 cm, Tiefe: 3 m Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1990
Sie vertrauen gänzlich auf die perfekte Tarnung. Sie können sich nicht mit einem starken Rückenstachel und einem kleineren Bauchstachel wie ihr Verwandten in Höhlen verankern. Schlafen wird immer nur eine Gehirnhälfte.
Die Grundfarbe setzt sich irgendwie aus braun, oliv, blau und grau zusammen. Schwarze Punkte unregelmäßiger Größe und hellblauen Bänder sorgen für die Auflösung vor dem unruhigen Hintergrund des Riffs. Bewegen sie sich nicht, sind sie kaum auszumachen.
Tarnung
Größe: 50 cm, Tiefe: 1 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Eben noch, als er über den Sand schwamm, hatte er eine weißliche Farbe. Ehe man reagieren konnte, hatte der Fisch die Farbe gewechselt.
Schwamm er über dunklen Untergrund, wurde der Feilenfisch sofort dunkel.
Der Farbwechsel soll ihn vor Feinde schützen. Aber wer jagt in diesem flachen Wasser in der Lagune (heute sehen da die üblen Wasserbungalows) von Vilamendhoo?
Mir fallen da als Feinde nur die damals allgegenwärtigen Riffhaie ein, Schwarzspitzen-Riffhaie. Die großen Zackies stehen tiefer, kommen nicht hier hoch und Muränen schlafen noch. Auch Weißspitzen-Riffhaie mögen das flache Wasser nicht.
Wie auch immer, die Schrift-Feilenfische (oder Lederjacken) waren sehr häufig an jeder Insel zu finden.
Größe: 60 cm, Tiefe:1 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Was fressen diese Lederjacken?
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Einfache Antwort: Alles! In viele hundert Stunden an den Riffen hat man sie an allem knappen sehen. Hier versucht er sich an den Polypen einer Tischkoralle. Auf dem Bild unten interessiert ihn eine Finger-Lederkoralle (die gibt es nicht mehr).
Was in sein relativ kleines Maul passt, wird auch gefressen: Tunikaten, Algen, Seegras und bestimmt auch wirbellose Tiere. Sind z. B. Hydrozoen und einige Anemonenarten giftig, scheint ihnen das nichts auszumachen.
Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1997
Kuredu war die einzige von mir besuchte Insel mit einer nennenswerten Seegraswiese.
Bei Ebbe war das Wasser hier nur Hüfttief. Trotzdem waren die großen Fische hier ohne jede Scheu beim „grasen“ zugange.
Wie man sieht, war es mit ein kleines bißchen Erfahrung ein leichtes, nahe an sie heranzukommen.
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1997
Quallen
In den Jahren von 1982 bis ungefähr 2000 waren in den Gewässern hier fast nie Quallen zu sehen.
Einmal aber war eine ganze Insel (Ellaidhoo, 1995) in Aufruhr. Die Boys, die morgens die Inseln fegen, fanden am Ufer eine ziemlich tödliche Portugiesische Galeere. Hab sie leider nicht gesehen.
Sie tauchten erst nach dem El Niño und dem Korallensterben (Frühjahr 1998) hier auf.
Vielleicht ist auch der starke Smog aus China und Indien Schuld, den der winterliche Nordost-Monsun hier rüber bringt, eine der Ursachen.
Größe: 50 cm, Tiefe: < 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2003
Größe: 100 cm, Tiefe: 20 cm Embudu, Süd-Male-Atoll, 2003
Wenn man sie lange beobachtet, sieht man wie vorsichtig sie an die Qualle herangehen. Es ist, als Testen sie die Giftigkeit.
Größe: 80 cm, Tiefe: 20 cm Embudu, Süd-Male-Atoll, 2001
Die Lederjacke dirigierte die Qualle auf den Grund, um besser von ihr abbeißen zu können.
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2003
Größe: 100 cm, Tiefe: 2 m
Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993
Eine Lederjacke zeigt wie schön sie ist...
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Embudu, 2003
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Embudu, 2003