Kapitel 2
Knochenfische
Ordnung der Barschartigen - Perciformes
Familie Grundeln - Gobiidae
Weltweit: 1534 Arten, hier beschrieben: 7 Arten mit 16 Fotos, im Archiv: 84 Fotos
Größe: ca. 4 - 8 cm, Tiefe: 2 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008
Eine Familie der Sechspunkt-Schläfergrundeln beim Ausflug des Nachwuchses vor die Wohnhöhle
Grundeln Gobiidae
In der Familie der Grundeln waren Mitte der Achtziger ca. 2000 Arten in ungefähr 220 Gattungen verzeichnet und immer kamen neu entdeckte Arten hinzu. Durch moderne polygenetische Untersuchungsmethoden hat sich aber die Zahl, zumindest bei Fishbase, auf derzeit 1534 Arten reduziert. Natürlich ist die Klassifizierung bei diesem Artenreichtum sehr schwierig, denn ein Standardwerk, das all die kleinen Tiere abbildet und beschreibt, fehlt. Die meisten Arten sind kleiner als 10 cm, nur eine Grundelart erreicht eine Größe von 50 cm.
Zu den Grundeln gehört auch das kleinste bekannte Wirbeltier. Nur 8 mm wird die Trimmatom nanus aus dem Chagos Archipel im Indischen Ozean groß! Grundeln haben, wie viele bodenlebenden Fische, keine Schwimmblase ausgebildet, so dass sie schnell wieder zum Boden absinken und keine Energie aufbringen müssen, um am Boden zu bleiben.
Einige haben eine Saugscheibe aus den beiden Bauchflossen unter der Brust entwickelt. Ein gutes Erkennungszeichen sind die meist zweigeteilten Rückenflossen. Damit lassen sie sich gut von den anderen kleinen bodenbewohnende Fischen, wie zum Beispiel den Schleimfischen (Blennidae), unterscheiden. Aber dazu muss man die Fische erst fangen.
Die erste Rückenflosse hat zwischen 0 - 17 flexible und die zweite zwischen 5 und 37 segmentartige Strahlen. Viele Sonderformen haben sich entwickelt. Manche leben wie die Schlammspringer und die Glotzaugen Boleophthalmus amphibisch in Mangrovensümpfen im Brackwasser, während sich andere Arten sogar auf das Leben im Süßwasser von Flussmündungen eingerichtet haben. Grundeln haben sich von den tropischen Meeren bis zu den Polarkreisen fast jeden Untergrund erobert. Sie sind über Schlamm- und Sandböden, an Felsen, ja sogar an oder in lebenden Organismen wie Schwämmen und Korallen zu finden.
Bei den tropischen und riffgebundenen Arten lässt sich äußerlich das Geschlecht farblich normalerweise nicht unterscheiden. Allerdings bekommen die männlichen Grundeln zu Beginn der Balz kräftigere Farben. Das Geschlecht ist bei den meisten Grundelarten von Anfang an vorgegeben. Es gibt aber auch harembildende Arten bei denen das größte Tier zum Männchen wird. Den Männchen unterliegt auch die Brutpflege.
Die Eigelege werden am Boden an Korallengeröll, leeren Muschelschalen oder sonst einem vorher sorgfältig gereinigten Gegenstand abgelegt. Es kann 10 oder aber auch mehr als 100.000 Eier beinhalten. Grundeln laichen 2 - 3mal die Woche und die Larven schlüpfen nach 5 - 6 Tagen und nur wenige Stunden später beginnen diese zu fressen. Das alles weiß man nur von wenigen Arten, die noch dazu wahrscheinlich im Aquarium beobachtet wurden. Die Lebenserwartung wird auf ein bis zwei Jahre geschätzt. Auch bei den Grundeln sind, wie bei den Clownfischen und den Anemonen schon beschrieben, Symbiosen üblich, Lebensgemeinschaften, bei denen jeder Partner vom anderen einen Nutzen hat. Im Gegensatz dazu stehen Karposen, bei denen ein Partner einseitig einen Vorteil aus dem Zusammenleben zieht.
Einige Grundelarten leben mit Knallkrebsen, auch Pistolenkrebse genannt, zusammen in einer Wohnröhre und zwar immer pärchenweise. Die Knallkrebse sind blind. Sie kommen nur aus der Wohnröhre heraus, um den Sand, den sie unentwegt herausbaggern, kurz vor der Öffnung abzuladen. Sie entfernen sich nie weiter als eine Körperlänge vom Höhlenausgang und halten mit ihren Fühlern dabei ständig Kontakt zu den Wache stehenden Grundel.
Größe: ca. 4 - 8 cm, Tiefe: 2 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008
Die Familien der Sechspunkt-Schläfergrundeln können ganz schön viele Mitglieder haben.
Die Grundeln können offensichtlich ihren Mitbewohnern mindestens zwei Signale übermitteln: „Gefahr“ und „keine Gefahr“. Nie sind beide Grundeln gleichzeitig draußen, aber immer stehen beide Grundeln vor dem Eingang, der meist unter einer kleinen Platte oder unter einem Stück abgestorbener Koralle angelegt ist um all zuviel nachrutschenden Sand zu verhindern. Droht Gefahr, teilt es die Grundel, die Kontakt mit dem kleinen Krebs hat, diesem mit.
Der Krebs verschwindet als erster blitzschnell rückwärts in der Höhle. Erst dann folgen die beiden Grundeln. Ahnt man beim Krebs noch, dass er sich eigentlich nach typischer Krebsmanier mit kräftigem Schwanzschlag nur rückwärts in seine Trutzburg entfernt haben kann, so ist das bei den Grundeln beim besten Willen nicht mit den Augen zu verfolgen.
Sand stiebt auf und weg sind sie. Langsam rieselt der Eingang zu und wenig später deutet nichts mehr darauf hin, dass hier eben drei Tiere waren. Es dauert lange und stellt die Geduld auf eine harte Probe bei all dem bunten Leben rundherum, bis eine Grundel wieder den Kopf durch den Sand schiebt und die Lage sondiert. Eine viertel Stunde war vergangen. Aber dann schob der kleine Krebs mit angewinkelten Scheren wie ein Bulldozer wieder Sand aus der Höhle. Kaum war er verschwunden, erschien er schon wieder, dieses Mal mit einem Stück Muschelschale in der Schere. Oder war es sein Partner?
Die Wohngänge verlaufen 10 cm tief parallel zur Oberfläche des Bodens und sind ca. 70 cm lang. Sie gabeln sich und es könnte sein, dass jeder der vier Bewohner seinen eigenen Gang hat. Grundeln und Krebse sind tagaktive Tiere. Ungefähr 20 min. nach Sonnenuntergang lassen sie ihren Eingang zurieseln. Trotzdem sind die Rotfeuerfische ihre ärgsten Feinde.
Die Krebse ernähren sich von den organischen Substanzen, die sie im Sand beim Graben finden. Die Grundeln jagen in der Nähe ihrer Behausung alle kleinen Lebewesen. In Büchern wurden Pfeilgrundeln mal als eigene Familie Microdesmidae mit den Unterfamilien Microdesminae , den Wurmgrundeln und den Ptereleotrinae , den Schwertgrundeln beschrieben. In anderen Büchern (z. B. Smiths‘ Sea Fishes) stehen alle Gattungen der Grundeln und der Pfeilgrundeln einfach alphabetisch hintereinander.
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Fam. Grundeln Gobiidae
Gat. Amblyeleotris Amblyeleotris
Art Steinitz-Partnergrundel Amblyeleotris steinitzi
Steinitz' prawn-goby Gobie Hime-datehaze Funna
Art Bindengrundel Amblygobius semicinctus
Half-barred goby Gobie ? ?
Gat . Ctenogobiops Ctenogobiops
Art Gepunktete Partnergrundel Cirripectes stigmaticus
Sandy prawn-goby Gobie ? Funna
Gat. Valenciennea
Art Sechspunkt-Schläfergrundel Valenciennea sexguttata
Sixspot goby Gobie à six taches Mizutamahaze Funna
Art Goldkopf-Schläfergrundel Valenciennea strigata
Blueband goby Gobie Akahachihaze Funna
Familie: Grundeln - Gobiidae
Steinitz-Partnergrundel Amblyeleotris steinitzi (Klausewitz, 1974)
E: Amblyeleotris steinitzi, F: Gobie, J: Hime-datehaze, D: Funna
Größe: ca.4 cm, Tiefe: 1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Steinitz-Partnergrundel Amblyeleotris steinitzi (Klausewitz, 1974)
Zugegeben, es sind nicht gerade gute Bilder, aber die einzigen. Mit dem analogen UW-Foto-Zeug war es schwer, 4 cm große Fische zu fotografieren, die Entfernung zu schätzen (NikonosV). Jetzt mit der Canon G9 ein Kinderspiel. Pech nur, das gerade die kleinen Fische zwischenzeitlich am Aussterben sind. Diese Art steht jedes Jahr auf der Liste, um geknipst zu werden. Sie waren aber auf den Malediven nicht mehr zu sehen.
Schwierig zu sagen ob die Identifizierung hier stimmt. Wenn ja, sind diese Partnergrundeln immer mit der Pistolengarnele Alpheus djeddensis vergesellschaftet.
Diese Art wird nur 8 cm lang und lebt an Riffabhängen bis zu 30 m Tiefe.
Größe: 5 cm, Tiefe: <1 m
Dhigufinolhu,Süd-Male-Atoll, 1990
Bindengrundel Amblygobius semicinctus (Bennett, 1833)
E: Half-barred goby , F: Gobie, J: ?, D: Funna
Größe: ca.10 cm, Tiefe: 1 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994
Bindengrundel Amblygobius semicinctus (Bennett, 1833)
Größe: ca.10 cm, Tiefe: 1 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993
Erstaunlicher Weise war dieses hier fotografierte Paar nicht scheu. Ein Grund dafür könnte sein, dass neben der Höhle ein beliebter Übergang über das Riff war und viele Füße den Boden aufwühlten. Vielleicht kamen diese Grundeln so bequem an von den Menschen aufgewirbelte kleine Beutetiere. Des Weiteren gehören noch Algen zur Nahrung für diese maximal 10 - 12 cm groß werdende, hübsche Art. Sie leben in ruhigen Lagunen auf sandigen und auf mit Korallengeröll bedeckten Böden.
2008 hat sich das Problem von alleine gelöst: Es gibt sie nicht mehr.
Der folgende Text entstand so 1992: Da hat man nun alle verfügbaren Bücher voll mit vielen Fotos von Grundeln und wie das so ist, genau die oben abgebildete Art ist nicht zu finden. So geht es mir mit vielen Fischen und Korallen. Nur langsam finden die oft besser gelungenen Fotos so mancher Sporttaucher Eingang in die seriöse wissenschaftliche Literatur. Die Malediven lagen eben doch zu lange abseits einer jeden Forschung.
Vorkommen: Indischer Ozean
Größe: ca.10 cm, Tiefe: 1 m Ari-Beach, Ari-Atoll, 1992
Gepunktete Partnergrundel Ctenogobiops feroculus
Lubbock & Polunin, 1977
E: Sandy prawn-goby , F: Gobie, J: ?, D: Funna
Größe: ca. 5 cm, Tiefe: <1 m Embudu, Süd-Male - Atoll, 2008
Für so ein Bild muss mun tagelang durch flaches Wasser schwimmen
Größe: ca. 5 cm, Tiefe: <1 m Embudu, Süd-Male - Atoll, 2008
Größe: ca. 5 cm, Tiefe: <1 m Embudu, Süd-Male - Atoll, 2008
Immer, wenn es zurück ging, bin ich durchsFlache geschwommen statt über die Insel zu laufen. Eigentlich war einem ja schon kalt, aber hier lag man doch gerne noch mal 20 min vor dem Loch. So lange dauerte es, bis der Krebs wieder rauskam. Sein rechter Fühler berührt den Schwanz. Er hält immer Kontakt zu seinem Partner.
Gepunktete Partnergrundel Ctenogobiops feroculus Lubbock & Polunin, 1977
Größe: 5 cm, Tiefe: <1 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994
Diese Partnergrundel, die in Symbiose mit einem Knallkrebs zusammen lebt, wurde erst 1977 beschrieben. Es gibt sie ausschließlich auf den Malediven und um Sri Lanka. Sie wird nur 6 cm groß und benötigt ruhige Gewässer in flachen Lagunen mit sandigen oder mit Korallengeröll bedeckten Böden.
Während die Grundel vor dem Eingang Wache hält und gleichzeitig kleines Getier ausfindig zu machen sucht, fördert der Knallkrebs unablässig nachrutschenden Sand nach draußen. Erscheint er an der Oberfläche, hält er mit einem Fühler Kontakt zum Körper der Grundel und erkennt so die Reaktionen seines Partners. Im Falle von Gefahr sind beide blitzschnell in der Höhle verschwunden.
Die hier abgebildete Partnergrundel beobachtete ich reglos über eine längere Zeit. Ich verhielt mich so ruhig wie ich konnte und wurde auch nicht von ihr bemerkt. Der Krebs kam in regelmäßigen Abständen von 2 Minuten mit Sand oben an und blieb nur kurze Zeit. Dann war auch die Grundel wieder am Eingang. War der Krebs weg und gab es keine Störung durch einen vorbeischwimmenden Raubfisch, entfernte sich die Grundel höchstens einen Meter von ihrer Wohnung. Dabei nahm sie irgendwelche Partikel vom Boden auf und eilte rechtzeitig wieder zurück. Fand der Krebs die Grundel nicht am Eingang vor, kam er nicht heraus. Die Grundel beansprucht ca. zwei Quadratmeter eigenes Gelände wo keine anderen Artgenossen geduldet werden.
Vorkommen: Malediven und Sri Lanka .
Sechspunkt-Schläfergrundel Valenciennea sexguttata
(Valenciennes, 1837)
E: Sixspot goby , F: Gobie à six taches, J: Mizutamahaze, D: Funna
Größe: ca. 6 cm, Tiefe: <1 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Sechspunkt-Schläfergrundel Valenciennea sexguttata (Valenciennes, 1837)
Größe: ca. 6 cm, Tiefe: <1 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Diese Schläfergrundel lebt nur paarweise und ist überall auf den Malediven zu finden. Der Sandboden, wo man sie suchen kann, darf nicht von den Wellen geriffelt sein. Dort wird zuviel Sediment transportiert, was den Höhlenbau zu sehr behindert.
Das rechte Tier auf dem Bild ist das Männchen. Seine ersten Rückenflossenstacheln sind verlängert. Dieses Paar lebte in der Mitte des künstlich angelegten Riffüberganges am Außenriff der Insel Ari-Beach. Im Allgemeinen sind Grundeln sehr scheu und die Fluchtdistanz ist groß. Aber dieses Paar war wohl an die großen Figuren gewöhnt. Damit nicht zu viel Sand in die Wohnröhre hinein rieselt, legen sie den Ausgang immer unter einer kleinen Korallenplatte an.
Vorkommen: Rotes Meer und Indischer Ozean .
Größe: ca. 6 cm, Tiefe: <1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Goldkopf-Schläfergrundel Valenciennea strigata
(Broussonet, 1782)
E: Blueband goby, F: Gobie, J: Akahachihaze, D: Funna
Größe: 5 cm, Tiefe: <1 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Goldkopf-Schläfergrundel Valenciennea strigata (Broussonet, 1782)
Größe: 5 cm, Tiefe: <1 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997
Bis 13 cm lang wird diese seltenere Art, über die nicht viel mehr bekannt ist, als dass sie über Sand- und Geröllgebieten zwischen den Riffen lebt: hier an den verfestigten Kalkplatten am Uferstreifen der Lagunenseite von Kuredu.
Der typische Bau einer Grundel. Der Eingang ist sorgfältig mit Korallenstücken gegen den nachrutschenden Sand abgesichert. Die Konstruktion muss dauernd ausgebessert werden. Dabei hat die Grundel den Standort ihres Wohnbaues schon mit Bedacht ausgewählt. Keine Rippenbildung des Sandes ist in der Umgebung zu sehen, durch Wellen und Wind treiben also keine Sedimente umher.
Trotzdem hat die kleine Grundel den ganzen Tag über viel zu tun: Nahrung finden, die Gegend gegen Feinde absichern, den Bau in Ordnung halten. Die Wohnröhren können mit vielen Verzweigungen parallel unter dem Sand bis zu 70 cm lang sein. Bei so großen Bauten im Vergleich zur Körpergröße kann ein Bagger nur von Nutzen sein. Wie in der Einleitung zu diesem Kapitel beschrieben, haben in vielen Fällen Partnergarnelen mit ihren Scheren die groben Erdarbeiten übernommen und an geschützten Sandböden kann man sie kleine Sandberge vor sich herschieben sehen.
Vorkommen: Gesamter Indopazifik einschließlich Rotes Meer.
Wer ist denn das?
Ein Messerfisch
Größe: ca. 9 cm, Tiefe: 1 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987
Ist es auch nicht! Tanja Stahn aus Bayern hat ihn gefunden: Es ist ein Doppelpunkt-Messerfisch aus der Familie der Lippfische der bei Gefahr und nachts in den Sandboden eintaucht.
Danke Tanja!
Größe: ca. 9 cm, Tiefe: 1 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987
Auch hier ist es nicht sicher, ob das eine Grundel ist....