/ 84
Aktualisiert
Okt.2022
Ordnung Doktorfischartige - Acanthuriformes
Familie Kaiserfische - Pomacanthidae
Kaiserfische gehören zu den schönsten und buntesten Lebewesen unter Wasser. Sie unterscheiden sich von den Falterfischen durch einen großen, farblich hervorgehobenen Dorn an beiden Unterseiten des Kiemendeckels. Dieser kräftige Stachel wird als Waffe benutzt, um damit z. B. Artgenossen aus dem eigenen, recht großen Territorium zu vertreiben. Zwischen den Familien der Kaiser- und Falterfische besteht auch noch ein Unterschied im Skelettaufbau. So ist es konsequent, Kaiserfische nicht, wie in älterer Literatur, als Unterfamilie der Chaeodontidae , den Falterfischen, sondern als eigene Familie Pomacanthidae zu führen.
Kaiserfische leben solitär oder als Paare an beiden Seiten des Riffs in Tiefen zwischen 1 - 20 Meter. Es gibt 7 Gattungen mit rund 80 Arten in allen tropischen Meeren. Die kleineren Arten wie die Centropyge (Herzogfische) oder die Apolemichthys (Zwergkaiserfische) leben von Algen, während sich die größeren Arten eher auf Schwämme spezialisiert haben. Auch Tunikaten (Manteltiere) scheinen sie nicht zu verschmähen.
Neue Systematik der Kaiserfische
Wie war es ehedem so bequem….
Da waren die Kaiserfische unter Knochenfische-Perciformes in der Familie Falterfische eingeordnet. Mit neuen Erkenntnissen sieht es jetzt so aus:
Unterkohorte Neoteleostei
Acanthomorphata
Stachelflosser Acanthopterygii
Barschverwandte Percomorphaceae
Ordnung Doktorfischartige Acanthuriformes
Familie Kaiserfische Pomacanthidae
Fam. Kaiserfische Pomacanthidae
Gat. . Apolemichthys
Art Gelber Kaiserfisch Apolemichthys trimaculatus
Threespot angelfish Poisson ange à trois tache Shiten-yakko Dhon kokaa
Gat. . Euxiphipos
Art Blaukopf-Kaiserfisch Euxiphipops xanthometopon
Yellowfaced angelfish Poisson ange à oues bleues Adeyakko Kukuraa kokaa
Gat. . Pomacanthus
Art Imperator Pomacanthus imperator Emperor
angelfish Poisson ange impérial Tatejima-kinchakudai Dhon kokaa
Art Korankaiser Pomacanthus imperator
Simicircle angelfish Poisson ange bleu Sazanami yakko Kokaa
Gat. . Pygoplites
Art Pfauenkaiserfisch Pygoplites diacanthus
Empress angelfish Demoiselle ange royal Nishikiyakko Kula kokaa
E: Threespot angelfish, F: Poisson ange à trois tache, J: Shiten-yakko, D: Dhon kokaa
Größe: 15 cm, Tiefe: 3 m Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991
Gelber Kaiserfisch Apolemichthys trimaculatus Lacèpéde, 1831
Einer der selteneren Kaiserfische, der leuchtend gelb mit hellblauer Schnauze und schwarzen Flecken beiderseits der Stirn daherkommt. Bis 25 cm wird er groß und benötigt intakte Riffgebiete mit vielen Höhlen und Korallen, um genügend Schwämme zu finden, von denen er ausschließlich lebt.
Der Gelbe Kaiserfisch ist sehr scheu und nach meinen Erfahrungen hier auf den Malediven ziemlich selten. In den vielen Jahren zeigten sich nur zwei dieser allein schwimmenden Exemplare. Dabei ist er auf Grund seiner auffallenden gelben Färbung leicht zu identifizieren. Liegt es schon daran, dass auf den für Urlauber erreichbaren Inseln die Unterwasserwelt immer stärker geschädigt ist (eine Aussage von 1992!)? Es kann aber auch an dem mit 15-30 Meter doch recht tief liegenden Lebensraum liegen. Jedenfalls sind nie vernünftige Aufnahmen zustande gekommen.
Vorkommen: Indo-Westpazifik.
E: Yellowfaced angelfish, F: Demoiselle a‘Joues bleues, J: Adeyakko, D: Kukuraa kokaa
Größe: 35 cm, Tiefe: 10 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987
Blaukopf-Kaiserfisch Euxiphipops xanthometopon Bleeker, 1853
Größe: 35 cm, Tiefe: 10 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987
Blaukopf-Kaiserfisch nachts in der Lagune von Kuramathi
Größe: 35 cm, Tiefe: 6 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987
Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991
Medhufushi, Süd-Nilandu-Atoll, 1999
Malediven - wie sie waren: Das Riff nahtlos mit Korallen bewachsen.
Malediven - wie sie sind!
Am Innenriff der Lagune westlich von Dhigufinolhu waren die Korallen fast alle noch am Leben. Der Blaukopf-Kaiserfisch schwimmt noch in einer heilen Welt.
Im Jahr 1 der neuen Zeitrechnung. Durch die Warmwasserperiode im Frühjahr 1998 sind alle Korallen abgestorben. Nur noch die Gerippe sind übriggeblieben. Die gibt es nun auch nicht mehr. Wellen und der steigende Säuregehalt der Weltmeere haben sie zerbröseln lassen.
Imperator - Pomacanthidae imperator Bloch, 1787
E: Emperor angelfish, F: Poisson ange impérial, J: Tatejima-kinchakudai, D: Kokaa
Größe: 35 cm, Tiefe: 3 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995
Größe: ca. 40 cm, Tiefe: 3 m Embudu, Süd-Male- Atoll, 2008
Imperator, adult Pomacanthus imperator Bloch, 1787
Der Imperator, auch Eigentlicher Kaiserfisch genannt, ist, trifft man ihn denn, nicht zu übersehen. Der ca. 30 cm groß werdende Fisch ist an einigen Inseln selten geworden oder überhaupt nicht mehr vorhanden. Fast stolz gleitet er vorüber, als ob er sich der Tatsache bewusst ist, der ganzen Familie seinen Namen gegeben zu haben.
In seinem Magen fand man Schwamm- und Algenreste. Er lebt am Riff in Tiefen von 1-25 m. So ein Imperator hat Zeit. Um seine Lebensweise zu erkunden, verfolgte ich ein stattliches Exemplar mal 1 Stunde lang. Er schwamm über abgestorbene Korallen, zupfte hier mal an etwas vorstehendem, nagte dort an Algen und es schien, als schaue er sich zwischendurch die Gegend an. Mal wurde er von einem aggressiven Weißkehl-Doktorfisch vertrieben - was er gelassen hinnahm. Dann ließ er sich putzen, bis es ihm lästig wurde. Mit der Schnauze nach oben knabberte er unter einem Überhang an einem roten Schwamm, gaukelte übers Riffdach und zog am Abhang gemächlich in die Tiefe, bis er, fast ein Freund, nach einigen Metern vor dem blauen Hintergrund nicht mehr auszumachen war.
Vorkommen: Rotes Meer, Indopazifik.
Größe: 20 cm, Tiefe: 3 m Bathala, Ari-Atoll, 1994
Imperator, subadult
Größe: 30 cm, Tiefe: 3 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995
Deutlich zu sehen der Kiemendorn, das Merkmal der Kaiserfische
Ganz außergewöhnlich ist der Farb- und Zeichnungswechsel, den der Imperator in seinem Leben durchläuft. Als Jungtier ist er schwarzblau und hat am hinteren Teil seines Körpers konzentrische weiße Kreise. Als halberwachsenes Tier wandeln sich diese Kreise allmählich in Streifen um.
Das Bild hier zeigt einen beinahe erwachsenen Fisch, bei dem die Streifen fast schon parallel sind. Schließlich zeigt er dann die auffallenden Streifen wie auf dem vorhergehenden Bild in Blau und Gelb. Jetzt erst ist die Rückenflosse spitz ausgezogen und wird, ist er ganz ausgewachsen, länger als die Schwanzflosse. So lässt sich mit ziemlicher Sicherheit anhand der Zeichnung das Alter des Kaiserfisches bestimmen.
Das gilt nur für die Zeichnung. Nach meinen Beobachtungen gibt es an Inseln, die in der Mitte eines Atolls liegen, deutlich kleinere Fische, die aber die karikaturistischen Zeichnungsmerkmale ausgewachsener Tiere zeigen. So ist der Imperator, der um Fesdu im Inneren des Ari-Atolls schwimmt, deutlich kleiner als einer um Kuramathi; trotzdem haben beide parallele Streifen.
Bathala, Ari-Atoll, 1994
Bathala, Ari-Atoll, 1994
Größe: 35 cm, Tiefe: 5 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994
Ein Imperator in Nachtfärbung. Die Korallen sind schon arg in Mitleidenschaft gezogen: Zu viele Besucher!
Größe: 40 cm, Tiefe: 3 m Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991
Malediven - wie sie waren, wie sie nie wieder sein werden!
Schwamm man mit Flossen 30 oder 40 Minuten von Dhigufinolhu Richtung Westen, wurde es wieder tief, so zwischen 6 und 10 Meter. Dass es hier relativ wenig Korallen gab, lag am Sand. Hier wuchsen nur die Arten, die mit dem ständig aus dem Flachen herrabrieselnden Sand fertig wurden. So die Feuerkoralle im Vordergrund, wie die Acroporaarten hinten.
E: Semicircle angelfish, F: Poisson ange bleu, J: Sazanami yakko, D: Kokaa
Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Korankaiser Pomacanthus semicirculatus (Curvier, 1831)
Zweifel an der Literatur kamen auf: gibt es den Korankaiser hier wirklich? Von 1982 bis 1998 auf allen Inseln im Ari-Atoll, im Nord- und Süd-Male-Atoll nach diesem schönen Fisch gesucht: Nie war er zu sehen.
Auf Kuredu im Faddhippolhu-Atoll, was die Malediver Lhaviyani-Atoll nennen, schwamm er dann endlich vor die Kamera - das erste und das letzte Mal.
Junger Korankaiser
Er schwimmt alleine zwischen den Korallen umher in Tiefen von 1-25 m und lebt von Schwämmen, Manteltieren und vom Abweiden aller möglichen Algen.
Seinen Namen hat er von der Jugendform. Da ist sein dunkelblauer Körper mit weißen Halbkreisen - eben semicircular - um den Schwanzstiel als Zentrum herum gezeichnet, was äußerst entfernt an arabische Schriftzeichen erinnern könnte. Als ausgewachsenes Tier zieren seine Flanken viele unregelmäßige Punkte auf tiefblauem oder olivfarbenen Grund. Dann enden die Rücken- und die Bauchflossen in gelb gefärbte Wimpel. Sein kleines Maul ist auffallend weiß oder gelblich hervorgehoben. Die Angaben über seine Größe schwankt zwischen 30 und über 40 cm.
Vorkommen: Wahrscheinlich im gesamten Indopazifik. Nicht im Roten Meer, selten im Arabischen Meer, an der ostafrikanischen Küste und auf den Malediven.
Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Todesanzeige: Da hat sich diese Art der Kaiserfische nun über viele zehntausend Jahre perfekt an diese eine Korallenart angepasst und nun ist die Koralle im Frühjahr 1998 durch die Meereserwärmung, wie fast alle anderen auch, abgestorben. Wie soll der Korankaiser da überleben? Sieht es nicht so aus, als setze sich die Zeichnung der Koralle auf seinem Körper fort? Eine perfekte Tarnung.
Die Koralle ist aus der Unterklasse der Hexacorallina , der Sechsstrahligen Korallen, Ordnung Scleratina , der Steinkorallen, aus der Familie Faviidae , der Sternkorallen und der Gattung der Favia . Sie heißt Favia favia (Forsskål,1775). Der Deutsche Name ist Echte Favia.
Größe: 35 cm, Tiefe: Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Alle hier gezeigten Bilder vom Korankaiser sind vom gleichen Tier. Nur wenige Meter vom stark frequentierten Anleger der Insel Kuredu, war der Korallenblock sein Zuhause. Er entfernte sich nur ungerne von dem Block. Dann mied er die deckungslosen Sandflächen. Diese Art wird auch aus anderen Meeren als wenig scheu beschrieben. So, wie dieser hier, mit erstaunlich geringer Fluchtdistanz.
E: Empress angelfish, F: Demoiselle ange royal, J: Nishikiyakko, D: Kula kokaa
Größe: 20 cm, Tiefe: 4 m Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1994
Pfauenkaiserfisch Pygoplites diacanthus Boddaert, 1772
Der Pfauenkaiserfisch ist der plakatfarbenste Fisch am ganzen Riff und könnte gut das Wappentier der Malediven sein. Kräftig gelb leuchtet die Grundfarbe, verblüffend der Kontrast der 5 - 9 schwarz eingerahmten schneeweißen Streifen. Diese aufregenden Farben vergisst man nie. Dank seiner auffallenden Zeichnung ist er schon von Weitem zu sehen. Vermeidet man schnelle und hastige Bewegungen und hat nur etwas Geduld, erringt man bald sein Vertrauen. Ruhig frißt er weiter und man kann aus kurzer Entfernung traumhafte Fotos machen.
Bis zu 25 cm wird er groß. Wo es viele Verstecke gibt, aber auch leichten Wellenschlag und nahrungsreiche Strömungen, dort fühlt er sich wohl, schnappt nach Plankton, weidet Algen ab in Tiefen bis 20 m. Er ist nicht an einen Ort gebunden. Jungtiere haben schon die Zeichnung, nur ist der Kontrast der Farben noch nicht gegeben. Zwar ist die Grundfarbe schon gelb und die Streifen sind schon weiß aber ohne die schwarze Umrandung. Ein großer schwarzer Fleck ziert den weichen Teil der Rückenflosse, der beim erwachsenen Fisch vollkommen verschwunden ist. Jungtiere sind schwer zu finden, geschweige denn zu fotografieren.
Vorkommen: Rotes Meer, Indopazifik.
Größe: 20 cm, Tiefe: 4 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987
Größe: 35 cm, Tiefe: 4 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1999
Eriyadhu, Nord-Male-Atoll, 1989
Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 2000
Malediven - wie sie waren, wie sie nie wieder werden!
Malediven - wie sie sind!
Um Eriyadhu war damals die Unterwasserwelt noch in Ordnung. Es gab viele Fische, keine großen zwar, weil die Insel ja im Inneren des Nord-Male-Atolls liegt, aber viele Arten. Der Bestand an Korallen hatte allerdings schon sichtbar gelitten. Aber gegen heute?
Zwei Jahre vorher waren die Korallen noch am Leben. Es waren mal die Großen Geweihkorallen Akropolen Grundeln (Burka, 1892). Ist das nicht traurig ?