Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

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Ordnung der Barschartigen - Perciformes 

Familie Kaninchenfische - Siganidae

Weltweit: 28 Arten, hier beschrieben: 6 Arten mit 22 Fotos, im Archiv: 80 Fotos

Kaninchenfische - Siganidae

Ebenso wie man aus den Halfterfischen eine eigenständige Familie gemacht hat, ist es mit den Kaninchenfischen. Auch sie sind eng mit den Doktorfischen verwandt. Typisch für die Kaninchenfische ist der relativ kleine Kopf mit den dicken, vorgezogenen Lippen. Wer will, kann darin etwas „ mümmelndes“ sehen oder den deutschen Namen doch lieber darauf zurückführen, dass die Arten der Familie  Siganidae viel pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. Die in eine Gattung mit insgesamt 28 Arten unterteilten Kaninchenfische haben hartstrahlige Flossen. Die lange, schmale Rückenflosse beginnt kurz hinter dem Kopf mit einem nach vorne gerichteten Stachel und läuft zum Schwanz hin spitz aus.

Aber die ersten 13 harten Stacheln dieser Rückenflosse haben es in sich: Sie sind an der Basis mit einer Giftdrüse verbunden. Auch 2 harte Stacheln der Bauchflosse und 7 der Afterflosse sind von einem giftabsondernden Gewebe umgeben. Sonst hat kein anderer Fisch an dieser Stelle Stacheln. 

Aber die ersten 13 harten Stacheln dieser Rückenflosse haben es in sich: Sie sind an der Basis mit einer Giftdrüse verbunden. Auch 2 harte Stacheln der Bauchflosse und 7 der Afterflosse sind von einem giftabsondernden Gewebe umgeben. Sonst hat kein anderer Fisch an dieser Stelle Stacheln. 

Fühlen sich die Kaninchenfische in die Enge getrieben, etwa von Doktorfischen im gleichen Revier, stellen sie ihre Rückenstachel steil auf und neigen den Kopf nach unten, bieten so dem Angreifer alle Spitzen dar. Bei einem Stich fließt das Gift in feinen Rinnen an der Vorder- und Rückseite den Stachel entlang in die Wunde. Das Gift verursacht an der verletzten Stelle ein sofort starkes, beinahe unerträgliches Brennen, was aber nach ca. einer halben Stunde abklingt. Tödlich ist es nicht. Heißes Wasser von ungefähr 55 Grad zerstört das Gift und lindert den Schmerz beträchtlich. Nun ist aber die Gefahr für einen Schwimmer, Schnorchler oder Taucher, mit diesem Gift in Berührung zu kommen, äußerst gering, denn die Kaninchenfische sind sehr scheu und haben eine große Fluchtdistanz.

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                                                                    Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Ein Tüpfelkaninchenfisch fragt: "Was willst du denn hier?"

Immer nur paarweise, jedenfalls die auf den Malediven am häufigsten vorkommenden Arten  Siganus puelloides  und  S. stellatus, was schon fast als Erkennungsmerkmal genutzt werden kann, schwimmen sie mit ziemlicher Geschwindigkeit über die flacheren Stellen des Riffs. 

Die meisten Arten können die Farbe wechseln. Die tagaktiven Tiere erkennt man des Nachts kaum wieder. Bizarr stellen sie all ihre Flossen und Stacheln auf und nichts ist von ihrer gleichmäßigen Zeichnung übriggeblieben, denn unregelmäßige Flecken überziehen jetzt ihre Körper. 

Die Geschlechter sind farblich nicht auseinanderzuhalten. Bei einigen Arten sind die weiblichen Tiere etwas größer. Das Ablaichen wird wie bei den Doktorfischen von den Mondphasen gesteuert. Ob die Tiere zur Oberfläche aufsteigen oder in 20 Meter Tiefe ablaichen, immer treiben die Eier und die Spermien pelagisch davon.

Systematik
                    Deutsch                                           Latein                                 Englisch         

Fam.     Kaninchenfische                                 Siganidae                         Rabbitfishes

Gat.                                                                  Siganus 

Art        Gabelschwanz-Kaninchenfisch          Siganus argentus             Streamlined spinefoo 

Art        Korallenkaninchenfisch                       Siganus corallinus            Blue-spotted spinefoot 

Art        Linierter Kaninchenfisch                     Siganus lineatus               Golden-lined spinefoot 

Art        Traueraugen-Kaninchenfisch             Siganus puelloides           Blackeye rabbitfish 

Art         Tüpfelkaninchenfisch                        Siganus stellatus               Brownspotted spinefoot 

Art        Tarnfarben-Kaninchenfisch                Siganus sutor                     Shoemaker spinefoot 

Gabelschwanz-Kaninchenfisch  Siganus argenteus

(Quoy & Gaimard, 1825) 

E: Streamlined spinefoo , F: Sigan vermiculé, J: Nise-kanranhagi , D: Ori

Größe: 30 cm, Tiefe: 3 m                     Embudu, Süd-Male-Atoll, 2001

Gabelschwanz-Kaninchenfisch Siganus argenteus 

In großen Schulverbänden und in Tiefen bis zu 30 m streifen die Gabelschwanz- oder Silberkaninchenfische eilig durch die Rifflandschaft. Sie rasten nie und scheinen immer ein Ziel vor Augen zu haben. Sie werden bis zu 37 cm groß. Die Tiere laichen alle zusammen bei Neumond ab. Eier und Spermien treiben pelagisch davon. Die Larven brauchen sehr lange, bis sie sich entwickelt haben. Dann sind die kleinen Fische aber auch schon ungefähr 8 cm lang und fallen in die Riffe ein, um sich fortan von Pflanzen zu ernähren.

Von dem Farb- und unterschiedlichen Zeichnungsreichtum zeugen die nächsten drei Fotos. Es scheint, als können die Tiere je nach Stimmung die Farbe wechseln, jedenfalls hell und dunkel werden. Auch der gelbe Rücken und die gelbe Stirn sind nicht immer vorhanden und die Linien am Bauch hat auch nicht jedes Tier. Es gibt zwar keine äußerlich sichtbaren Unterschiede der Geschlechter aber die Färbung scheint auch mit dem Alter zu wechseln. 

Vorkommen: Im südlichen Teil des Roten Meeres und im Indopazifik bis zum südlichen Teil des Great Barrier Reef und den Marquesasinseln.

Größe: 30 cm, Tiefe: 2 m             Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Größe: 25 cm, Tiefe: 1 m                  Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Größe: 30 cm, Tiefe: 8 m                       Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Entstehende Ähnlichkeiten sind rein zufällig, oder? Die Wandlung der Färbung in der Nacht verblüfft wirklich. Aber es ist der Siganus argenteus.

Korallenkaninchenfisch Siganus corallinus (Valenciennes, 1835)

E: Blue-spotted spinefoot , F: Sigan corail, J: Sango-aigo, D: Ori

Größe: 20 cm, Tiefe: 1 m                   Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Korallenkaninchenfisch Siganus corallinus (Valenciennes, 1835)

Größe: 20 cm, Tiefe: 1 m                   Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Größe: 20 cm, Tiefe: 1 m    Eriyadu, Nord-Male-Atoll, 1989

Es gibt drei gelbe Kanichenfischarten. Dieser hier hat blaue Punkte und einen kurzen Augenstreifen. Die beiden Aufnahmen sind mit einer digitalen Kamera mit 12,1 Megapixel gemacht, wie alle Bilder von 2008.

Sein Lebensraum ist auf den Indischen Ozean und den westlichen Teil des Pazifiks beschränkt. Das kleine Bild zeigt einen Jungfisch der seine Rückenflosse mit den giftigen Stacheln aufgestellt hat, weil er sich bedroht fühlte. Besondere Eile, von diesem riesigen Schwimmer wegzukommen, legte er aber nicht an den Tag. Seinen Stachel kann er vertrauen. 

Diese Art wird nur 25 cm groß und lebt von Algen und deren Aufwuchs, die er unter Korallen wie Tisch- und Geweihkorallen abweidet, in neuerer Zeit eher vom Geröll - mangels Korallen, wie im Bild unten zu sehen ist. Freischwimmende Kleinstlebewesen mag er ebenfalls. Wie die ganze Familie lebt auch diese Art mindestens paarweise zusammen. Kaninchenfische lieben die Gesellschaft ihrer Artgenossen.


Vorkommen: Indischer Ozean von den Seychellen und Mauritius, Malediven und Sri Lanka bis Japan im Norden, Papua Neuguinea und Australien.

Größe: 30 cm, Tiefe: ca.15 m          Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Linierter Kaninchenfisch Siganus lineatus (Valenciennes, 1835)

E: Golden-lined spinefoot, F: Sigan raies dor, J: Aigo, D: Ori

Größe: 25 cm, Tiefe: 1 m             Kurdu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Linierter Kaninchenfisch Siganus lineatus (Valenciennes, 1835)

Andere Atolle, andere Fischarten. So im Faddhippolhu-Atoll. Nur in diesem Atoll gelangen 5 Aufnahmen von dieser schön gezeichneten Kaninchenfischart. Ob der gelbe Punkt ein Folgesignal im Schwarm ist? Es gibt noch eine Art in dieser Familie, die diesen gelben Fleck hat:  S. guttatus .. Sie hat aber auf dem Körper keine Linien und kommt erst östlich ab Malaysia vor. 

Diese Art hier wird nur 25 cm groß. Sie lebt gleichwohl von tierischer als auch von pflanzlicher Nahrung. Aus Indonesien kommt die Beobachtung, dass sie auch in dem nicht so klaren Wasser der Mangrovenwälder und im Brackwasser von Flussläufen anzutreffen ist und sogar dort laicht.

Größe: 25 cm, Tiefe: 3 m   

Kurdu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Vorkommen: Ostwärts der Malediven (diese Fotos hier scheinen fast ein Erstnachweis zu sein, denn erst ab Sri Lanka wird bisher von ihnen berichtet) bis Australien.

Größe: 25 cm, Tiefe: 1 m           Kurdu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Traueraugen-Kaninchenfisch Siganus puelloides 

Woodland & Randall, 1979 

E: Blackeye rabbitfish, F: Chirugien zèbre, J: Nizi hagi, D: Fashui libaas

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                 Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Traueraugen-Kaninchenfisch Siganus puelloides Woodland & Randall, 1979 

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                    Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Ein Erkennungszeichen dieser auffallenden gelben Kaninchenfische mit den blauweißen Punkten ohne jedes Linienmuster und den großen, durch einen schwarzen Augenfleck unterlegten Augen ist fast schon ihr paarweises Auftreten. Nie sieht man sie einzeln. Auf den beiden Bildern oben sind nur die Partner nicht mit abgelichtet worden. Die Traueraugen-Kaninchenfische sind sehr scheu und haben eine große Fluchtdistanz, sind also schwer zu fotografieren.

Ihr Futter besteht größtenteils aus Algen und eigentlich ist es schwer zu verstehen, warum sie bei ihrer doch festsitzenden Nahrung immer fast hektisch in Bewegung sind. Sie schwimmen rastlos und ziemlich schnell über das Riff, bestrebt, ja nicht in die Nähe von Schwimmern zu kommen. Ausgewachsen sind sie 30 cm groß.

Sie sind, wie schon in der Einleitung zu dieser Familie gesagt, giftig. Allerlei Namen sind für diese Art im Umlauf: Traueraugen-, Masken-, Gelbe Kaninchenfische.

Vorkommen: Malediven, Andamanensee, östlicher Indischer Ozean.

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                      Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Traueraugen-Kaninchenfische sind selten. Seit diese Aufnahmen 1987 gemacht wurden kamen noch mehrere 10.000 Bilder in den Kasten. Nie wieder war diese Art dabei, obwohl alle gelben Fische immer abgelichtet wurden. Im Rückblick ist festzustellen, dass gelb gefärbte Fische zwar leicht zu sehen, aber immer sehr scheu und selten sind.

Tüpfelkaninchenfisch Siganus stellatus (Forsskål, 1775)

E: Brownspotted spinefoot, F: Sigan marguerite, J: ?, D: Ori

Größe: 35 cm, Tiefe: 1 m                 Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Tüpfelkaninchenfisch Siganus stellatus (Forsskål, 1775)

Größe: 30 cm, Tiefe: 2 m                Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Auch diese Art lebt ausschließlich von Algen. Sie sind nicht ganz so scheu wie ihre gelben Verwandten S. puelloides und man kann ihnen beim Abschaben von Algen mit den kleinen mümmelnden Mäulern zusehen, auch wenn sie am toten Riff von Embudu auch noch wie im Bild hier drüber unter dem kleinsten Vorsprung nach Nahrung suchen müssen. Sie werden 40 cm groß und leben auf dem Riffdach und in Tiefen bis 35m. Die Körper sind ebenmäßig mit braunschwarzen Punkten übersät. 

Einmal beobachtete ich vier Tiere dieser Art wie sie wahrscheinlich an der Reviergrenze aneinander gerieten, wobei ich sie nicht gleich erkannte, denn zackig standen all ihre Flossen ab und ihre Punkte waren kaum zu sehen, so stark waren ihre Körper mit grauweißen Wabenmustern überzogen. Nach einigen Minuten hatten sie genug gedroht und sie zogen paarweise, die einen nach rechts und die anderen nach links, wieder am Riff entlang.

In neuerer Literatur wird diese Art hier Siganus s. laques von Bonde, 1934 genannt und die nur im Roten Meer lebende Art, die bis auf einen gelben Schwanz genau so aussieht, trägt den oben genannten Namen. Das kleine Bild zeigt diese Art des Nachts - vielleicht aber noch nicht in der Nachtfärbung, wenn man das Bild auf der vorherigen Seite mit diesem hier vergleicht. Interessant ist der schwarze Fleck hinter den Augen der am Tage nicht zu sehen ist.

Vorkommen: Weit verbreitet im gesamten Indopazifik.

Diese Art braucht sich in der Nacht nicht umzufärben, sie sind eh nicht zu sehen. 

Nur der schwarze Flecke tritt deutlicher als am Tage hervor und sei es nur durch den Blitz.

Größe: 35 cm, Tiefe: 1 m                  Eriyadu, Nord-Male-Atoll, 1989

Gut. Zugegeben. Es ist kein schönes Bild. Aber fasziniert nicht das Muster der 

Tüpfelkaninchenfische?

Größe: 35 cm, Tiefe: 1 m                  Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Tarnfarben-Kaninchenfisch Siganus sutor (Valenciennes, 1835)

E: Shoemaker spinefoot , F:Sigan cordonnier , J: Chirimen-aigo, D: Ori

Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m                          Angaga, Ari-Atoll, 1996

Größe: 35 cm, Tiefe: 1 m            Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Tarnfarben-Kaninchenfisch  Siganus sutor (Valenciennes, 1835)

Diese Planktonfresser sind in Schwärmen mehr in sandigen Lagunen als am Außenriff zu finden. Vielleicht gibt es hier ja doch weniger Räuber und man kommt sich nicht mit den vielen anderen Arten, die nach Plankton fast alle an der Riffkante jagen, ins Gehege.

Die Bestimmung dieser Art ist anhand nur dieses einen Bildes alles andere als sicher.

Vorkommen: Südlicher Indischer Ozean, Malediven, Sri Lanka.

Größe: 35 cm, Tiefe: 1 m                 Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Eindeutig ein Kaninchenfisch der da an nur einem Tag am Riff von Embudu herumschwamm. In keinem Buch und auch nicht bei Fischbase ist diese Art zu finden.

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