Kapitel 2
Knochenfische
Ordnung der Barschartigen - Perciformes
Schiffshalter - Echeneidae
Familie: Schiffshalter - Echeneidae
Schiffshalter Echeneidae
Endlich einmal eine überschaubare Familie. Nur 4 Gattungen mit lediglich 8 Arten umfasst sie und leicht zu erkennen sind sie auch noch.
Die Schiffshalter haben lange schlanke Körper und der obere Kopfteil ist zu einer lamellierten Scheibe abgeplattet, mit der sie sich an alle möglichen größeren Tiere ansaugen können. Sie werden bis 90 cm groß und leben in allen warmen Meeren. Sie heften sich an fast alles, was größer ist als sie und schnell schwimmt. An Haien, Walen, Schildkröten, Mantas und anderen Rochen sind sie genauso zu finden, wie an Schiffsrümpfen und, wenn es sein muss, auch schon mal an dem Oberschenkel eines Schwimmers oder an der Flasche eines Tauchers.
Haben sie sich auf der nackten Haut angedockt, wie es mir einmal passiert ist, sollte man sich möglichst wenig bewegen. Dann lassen sie den langsamen Transporteur enttäuscht wieder los. Wenn sie sich richtig festsaugen, kann es ganz schön wehtun. Zumindest gibt es einen anständigen Bluterguss, gegen den ein Knutschfleck gar nichts ist.
Schiffshalter leben in echter Symbiose mit ihren Wirtstieren. Sie lassen sich transportieren und finden Schutz bei ihnen. Kleine Futterbrocken fallen wohl auch ab. Da im Leben nichts umsonst ist, leisten sie ihren Wirtstieren natürlich auch etwas. In den Mägen der Remoras, so heißen sie im Englischen, fand man bis zu 70 % parasitäre Kleintiere, die sie von ihren Transporteuren abgelesen hatten.
An den Inseln der Malediven ist meistens der gestreifte Schiffshalter zu sehen. Der Weiße Schiffshalter Remorina albescens ist wohl nur in der offenen See unterwegs. Häufig wird er an Walhaien beobachtet. Die anderen Arten seien hier nur in der Systematik kurz erwähnt, weil sie durchaus hier gesehen werden können. Sie haben sich in der Färbung und in der Lebensweise ihren Wirtstieren in Form und Färbung weitgehendst angepasst.
Deutsch Latein Englisch Französisch Japanisch Dhiveli
Fam. Schiffshalter Echeneidae
Gat. Echeneis Echeneis
Art Gestreifter Schiffshalter Echeneis naucrates Shark remora Rémora commun Koban-zame Remora
Gestreifter Schiffshalter Echeneis naucrates Linaeus, 1758
E: Shark remora, F: Rémora commun, J: Koban-zame, D: Fani handhi
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 4 m Eriyadu, Nord-Male-Atoll, 1989
Gestreifter Schiffshalter Echeneis naucrates Linaeus, 1758
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 4 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Bei dieser Gruppe von 12 Tieren war noch zu beobachten, wie sie ihre Jungen mit sich führen. Die kleinen Tiere hatten sich selbstverständlich auch schon mit der Saugplatte an ihrem Kopf bei der Mutter angesaugt. Die Aufnahme zeigt wohl ein weibliches und ein männliches Tier, wobei wohl das größere und gestreifte das Männchen sein wird, obwohl die Babys an beiden Schiffshaltern zu sehen waren.
Diese Schiffshalterart wird bis zu 120 cm groß und etwas über 2 kg schwer. Ihre bevorzugten Wirtstiere sind eigentlich umherziehende Haie. Sie werden aber auch gelegentlich wie hier freischwimmend angetroffen. Wenn einmal keine großen Wirtstiere in der Nähe sind, docken sie auch schon mal an Schwimmer und Taucher an. So gesehen 1989 auf Eriyadu im Nord-Male-Atoll, wo alle Fotos entstanden.
Eine Schule von 12 Schiffshaltern kam aus der Tiefe auf mich zu. Von dieser Begegnung stammen die Bilder. Neugierig und ohne Scheu umkreisten sie die Schwimmer. Scheinbar waren sie gewohnt, von größeren Lebewesen nicht angegriffen zu werden.
Eines der Tiere dockte dann auch sanft am Oberschenkel an. Wohl nur so zur Probe, denn es tat nicht weh. Berichten war zu entnehmen, dass, saugen sie sich richtig fest, es ganz schön schmerzen kann und große Blutergüsse zurück bleiben.
Das langsame Vorwärtskommen am Schwimmer war wohl nicht seine Sache und irgendwann war der Schiffshalter wieder weg. Glücklicherweise hatte er am Körper keine Unebenheiten entdeckt, sonst hätte er vielleicht aus Dankbarkeit und Hunger, ihn davon zu befreien versucht und herzhaft zugebissen.
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 1 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 1 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Vorkommen: In allen warmen Meeren außer im östlichen Pazifik.
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 5 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Auf allen Fotos dieser Seite sind auf dem Rücken, oder - wenn das erwachsene Tier mit der Saugplatte am Bein des überbleiten „Profitauchers“ in 3m Tiefe angedockt hat - an der Seite, die putzigen Jungen zu sehen. Zum Wechseln des Platzes schwimmen die kleinen Fische kaum im freien Wasser. Müssen sie den Platz wechseln, sieht es so aus, als rutschen sie am Körper entlang. Eigenartig gelenkig und ungewöhnlich muten die Schwimmbewegungen dieser auf dem obigen Bild ungefähr 80-90 cm langen Remoras an. Die Schwanzflosse ist erstaunlich groß und die Fische dürften kurzzeitig hohe Geschwindigkeiten erreichen.
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 5 m Eryjadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Gegen ausdauerndes Schnellschwimmen spricht der etwas zu dicke Schwanzstiel. Schließlich sind Remoras so etwas wie Energieschmarotzer. Sie lassen sich von ihren schnell schwimmenden Wirtstieren die meiste Zeit ziehen und dürfen sie, zumindest in offener See, auf keinen Fall verlieren, denn dort wäre ihre Überlebenschance wahrscheinlich gering. Sicher sind sie nur in der Nähe der Hochseehaie, Mantas und Wale, die selbst kaum natürliche Feinde haben.
Geht es an einem Wirtstier oder an einem Boot schnell vorwärts, werden diese langen und weichen Rücken- und Bauchflossen in dieser Weise an den stromlinienförmigen Körper, angelegt um den Wasserwiderstand zu verringern und Wirbel zu vermeiden.
Saugscheiben der Schiffshalter
Deutlich sind die einzelnen Rippen der verhältnismäßig großen Saugplatte auf dem oberen Bild zu sehen. Das gibt einen ganz schönen „Knutschfleck“, wenn sich so ein Remora an nackter Haut festsaugt.
Auf den Bildern oben hat er sich auf der glatten Oberfläche der Flasche niedergelassen. Die beiden Taucher haben übrigens die ganze Zeit nicht bemerkt, was sich neben und über ihnen abspielte.
Auf dem Bild unten ist die lange, angelegte Rückenflosse zu erkennen.
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 3 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 3 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Jeder Wirbel in der den Körper umgebenden Strömung erhöht die Kraft, mit der sich die Remoras ansaugen müssen.
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 3 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989
Größe: ca. 70 cm, Tiefe: 3 m Eriyadu, Nord-Male- Atoll, 1989