Kapitel 4 Nesseltiere
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Die Wirbellosen Tiere - Invertebrata
Stamm Nesseltiere - Cnidaria
Unterklasse Sechsstrahlige Korallen - Hexacorallia
Ordnung Anemonen - Actinaria
Familie der Seeanemonen - Actinaniidae
Stamm Nesseltiere Cnidaria
Wie der Name schon sagt, haben alle Lebewesen dieses Stammes eines gemeinsam: sie nesseln mehr oder weniger stark. Nesselzellen sind einzellig. Sie werden zur Abwehr eingesetzt. Sie reagieren auf Berührung und schießen dann einen mit kleinen Widerhaken versehenen Schlauch in den Gegner. Stark nesselndes Gift lähmt kleine Beutetiere oder schreckt große Lebewesen ab. Andere Zellen kleben aber nur und wieder andere Zellen sind dazu ausgelegt, sich um Beute zu wickeln und diese dann zum Mund, d. h. zur Freßkoralle, zu führen.
Klasse Blumentiere - Anthozoa
Etwa 6500 Blumentiere sind bekannt, alle sind reine Meeresbewohner. Die Größe schwankt zwischen wenigen Millimetern und eineinhalb Metern. Steckt man auf den Malediven den Kopf an einem Riff unter die Wasseroberfläche, gehört das meiste, was an Leben zu sehen ist, dem Stamm der Nesseltiere an.
Korallenriff Vilamendu, 1997
Ordnung Anemonen - Actinaria
Familie der Seeanemonen - Actinaniidae
Seeanemonen gibt es in allen Teilen der Weltmeere. Sie wachsen in 10.000 m Tiefe, in den sonnendurchfluteten Flachwasserzonen der Riffe, an den kalten Polen genauso, wie auf den Rücken von Krebsen oder sogar an treibendem Seetang. Es gibt über 1000 Arten, die mindestens mit dem dreifachen an Namen (Synonymen) belegt sind.
Synonym kommt aus dem Griechischen und bedeutet „vom gleichen Namen“, also doppelt benannt. Im Deutschen ist es genauso. Für Anemonen sind hier folgende Namen in Umlauf: Wirtsanemonen, Seeanemonen, Seerosen, Meeresanemonen oder Aktinen genannt. Dafür gibt es für die Arten kaum sinnvolle deutschen Namen. Die schönen großen Wirtsanemonen wurden 1981 von Dr. Daphne Dunn in „The Clownfish Sea Anemon“ (Transaction of the American Philosophical Society) neu klassifiziert und diese Namensgebung wird hier genutzt.
Eigenartigerweise gibt es nur genau 10 Arten von Wirtsanemonen, die mit Anemonenfischen zusammenleben. Acht Arten von den Symbioseanemonen sind auf den Malediven zu finden und werden hier beschrieben. Wie bei den Anemonenfischen nachzulesen ist, sind es 28 verschiedene Riffbarscharten, die diese Symbiose mit den Anemonen eingehen, allerdings nur im tropischen Indopazifik. Zwar gibt es natürlich auch in der Karibik und im tropischen Atlantik Anemonen, aber diese werden aus unbekannten Gründen nicht von Fischen bewohnt.
Tentakel der Blasenanemone
Entacmaea quadricolor
Actinaria bilden keine Kalkskelette aus. Es gibt von den einzeln lebenden Tieren über 1000 Arten. Sie haben einen zylinderförmigen Körper, der sich mit einem Fuß auf festem Untergrund halten kann. Die Tentakel sind kreisförmig angeordnet und ragen oben aus dem Zylinder heraus. Am Fuße der Tentakel sitzen Wimpernrinnen. Sie können aktiv frisches Atemwasser ins Innere einstrudeln. Der Innenraum der Körper ist durch Zwischenwände in keilförmige Sektoren unterteilt, in dessen Mitte das Mundrohr liegt. Beiderseitig am Mundrohr liegen Atmungskanäle. Meist strömt frisches Wasser in einen dieser Kanäle ein und im anderen wieder heraus.
Der Körper besteht nur aus zwei Zellschichten, die durch eine gallertähnliche Masse getrennt werden. Die innere Schicht regelt die Atmung, die Verdauung und die Fortpflanzung. Sie entwickelt auch eine Ringmuskulatur. Die äußere Zellschicht erzeugt einen Längsmuskel, mit dem sich einige Tiere zusammenziehen können. Bei anderen sorgt diese äußere Schicht für Kalkabscheidungen zum Bau eines Skelettes. Zwar verbinden Nerven die beiden Zellschichten, aber Sinnesorgane sind nicht vorhanden, doch können Blumentiere auf äußere Reize wie Licht oder Berührungen reagieren.
Die Fortpflanzung geschieht auf vielfältige Weise. Trifft man auf große, zusammenhängende Korallen- oder Anemonenkolonien, dürfte eine ungeschlechtliche Teilung vorliegen. Abgabe von Spermien und Eiern ins freie Wasser kommen bei den 6500 Arten ebenso vor, wie die innere Befruchtung und die Abgabe von fertig entwickelten Larven ins Wasser. Nesseltiere haben im Meer jeden Lebensraum erobert. Sie sitzen fest wie die Korallen, bewegen sich am Boden fort, wie einige Anemonen oder schweben als Kosmopolit wie die Quallen durch die Weltmeere. Dass sie in den seichten Gewässern der Tropen zuhause sind, ist klar. Es gibt Nesseltiere aber auch in der Tiefsee und mit großem Erfolg haben sie sich sogar in den Polarmeeren behauptet.
Anemonen sind, wie alle Mitglieder der Klasse der Blumentiere, den Anthozoa, ausschließlich Meeresbewohner. Es sind Tiere ohne Sinnesorgane. Diese werden durch Nervenbahnen ersetzt, die auf Umweltreize wie Berührungen reagieren können. Sie sind in den zwei Zellschichten eingebettet, aus denen die Anemonen bestehen. Die Äußere nennt sich Ektoderm und die in ihr eingebetteten Längsmuskeln können das Tier verkürzen. Die innere Schicht nennt sich Entoderm und kann eine Ringmuskulatur enthalten. Sie ist zuständig für Atmung, Verdauung und Fortpflanzung.
Der Zwischenraum zwischen beiden ist mit einer gallertartigen Masse, dem Mesogloea, ausgefüllt. Diese beiden Schichten bilden einen Schlauch, dessen Innenraum durch senkrechte Wände, Mesenterien genannt, unterteilt ist. Sie sind keilförmig angeordnet und haben in der Mitte das Mundrohr. Dieses Rohr enthält hunderte von kleinen Wimpern in Rinnen, die einmal für die Zufuhr von frischem Atemwasser und Nahrung und ein anderes Mal für den Abtransport des verbrauchten Wassers sorgen. Die Körper sind also meist zylinderförmig und enden in einem Fuß, der am Untergrund festgewachsen ist. Der Fuß kann scheiben- oder blasenförmig sein und mit großer Kraft haften, teils durch erzeugen eines Unterdruckes, teils durch anwachsen. Einige Arten graben sich im Sand ein und wachsen dort an festen Gegenständen fest. Bei Gefahr können sie sich komplett in den Untergrund zurückziehen. Der äußere Mantel des Körpers nennt sich Mauerblatt. Es kann glatt oder mit in Reihen angeordneten Warzen oder blasenartigen Erhebungen überzogen sein.
Bei vielen Arten liegt dieses Mauerblatt flach auf dem Boden auf und ist nur selten zu sehen. Die Oberseite ist die runde, manchmal wellenförmige Mundscheibe mit den in konzentrischen Kreisen angeordneten Tentakeln. Die Tentakel sind fast immer wie Finger spitz zulaufend, oft vor dem Ende mit Blasen verdickt, selten verzweigt. Die Tentakel sind „bewaffnet“. Sie enthalten die kleinen aber wirkungsvollen Pfeile mit den borstenähnlichen Widerhaken und den Nesselzellen, die die Haut der Feinde durchdringen und über einen Schlauch mehr oder weniger starkes Gift einbringen, das dem Stamm der Nesseltiere zu ihrem Namen verholfen haben.
Anemonen pflanzen sich auf geschlechtlichem Wege fort. Entweder entlassen sie Spermien und Eier ins freie Wasser oder es erfolgt eine innere Befruchtung und erst die fertigen Larven werden ins Freie entlassen. Aber auch ungeschlechtliche Teilung kommt, bei Weitem seltener, vor. Die dabei entstehenden Klone bilden dann richtige Anemonenfelder. Eine interessante Frage ist, wie alt Anemonen werden. Obwohl eine genaue Altersbestimmung noch nicht möglich ist, lassen Untersuchungen an Kaltwasseranemonen auf ein Alter von 300 Jahren schließen und von den großen Wirtsanemonen hier auf den Malediven kann mindestens auf das Alter von Menschen geschlossen werden.
Zu beachten bei der Altersbestimmung ist, dass eine kleine Anemone nicht unbedingt jung sein muß. Ihr Wachstum hängt in starkem Maße von den Umweltbedingungen ab. Anemonen schrumpfen regelrecht, wenn sie nicht ausreichend mit Futter versorgt werden. Große Anemonen sind gut mit Nesselgiften ausgestattet und haben alleine dadurch einen guten Schutz vor Freßfeinden, was einige Falterfischarten allerdings nicht davon abhält, sich an ihnen gütlich zu tun.
Derzeit geht es den Anemonen und den Anemonenfischen sehr schlecht: Sie sind am Aussterben oder schon ausgestorben. Sie konnten den hohen Temperaturen im Frühjahr 1998 nicht standhalten. Waren 1999 an einem ca. 1 km langen Riffabschnitt im Südnilandu - Atoll noch ganze 2 Prachtanemonen zu finden, gab es am 2 km Außenriff auf Kuredu im Februar 2000 nicht eine einzige Anemone oder Anemonenfisch mehr zu sehen und zwar dort, wo im Februar 1998 mindestens eine Anemone pro 10 qm ihre Tentakel in der Stömung wiegte.
Systematik der Seeanemonen - Actinaria
Deutsch Latein Englisch
Reich Hohltiere Radiata Radiata
Stamm Nesseltiere Cnidaria
Klasse Blumentiere Anthozoa
Unterklasse Sechsstrahlige Korallen Hexacorallia
Ordnung Seeanemonen Actinaria Sea anemonnes
Familie Seeanemonen Actiniidae Sea anemonnes
Gattung Entacmaea
Art Blasenanemone Entacmaea quadricolor Bubble-tentakel sea anemonnes
Familie Anemonen Stichodactylidae Adhesive sea anemonnes
Gattung Cyrptodendrum Sea anemonnes
Art Noppenrandanemone Cyrptodendrum adhaesivum sea anemonnes
Gattung Heteractis
Art Auroraanemone Heteractis aurora Sea anemonnes
Art Lederanemone Heteractis crispa Leather sea anemonnes
Art Prachtanemone Heteractis magnifica sea anemonnes
Gattung Macrodactyla
Art Korkenzieheranemone Macrodactyla doreensis sea anemonnes
Gattung Stichodactyla sea anemonnes
Art Riesenanemone Stichodactyla gigantea Gigant sea anemonnes
Art Teppichanemone Stichodactyla haddoni Haddon´s sea anemonnes
Art Mertensanemone Stichodactyla mertensii Merten´s sea anemonnes
Gattung Thalassianthus sea anemonnes
Art Seeaster Thalassianthus aster sea anemonnes
Familie Seeastern Thalassianthidae sea anemonnes
Blasenanemone - Entacmaea quadricolor
(Rüppel & Leuckhard, 1828)
E: Bubble-tentakle sea anemonnes
Durchmesser: ca. 30 cm, Tiefe: 2 m Ari Beach, Ari - Atoll, 1992
Blasenanemone mit einem Anemonenfisch Amphiprion clarkii
An den Spitzen oder kurz vor den Spitzen der bis zu 10 cm lang werdenden Tentakel sind blasenartige braune Kugeln zu finden. Diese nicht sehr häufige Anemonenart ist gut daran zu erkennen. Vom Riffdach bis zu ca. 20 m Tiefe wächst sie. Ihre Fußscheibe sitzt in Spalten, in die sie sich bei Gefahr zurückzieht. Oft ragen nur einige wenige Tentakel aus der Spalte heraus.
Die Farbe der Tentakel kann von blaßbraun über dunkelbraun bis gelbgrün oder sogar leuchtend gelb reichen. Im flachen Riffteil erreichen die Mundscheiben nur einen Durchmesser von 5 cm. Sie stehen dann dicht zusammen und bilden so Felder. Weiter unten können sie bis ca. 40 cm Durchmesser erreichen. Diese Anemone muß bei den Anemonenfischen sehr beliebt sein, denn 11 der 25 verschiedenen Arten leben mit ihnen zusammen. Auf dem Bild ist es der Anemonenfisch der Art Amphiprion clarkii, Clarks - Anemonenfisch.
Schlechter zu sehen sind kleine Krabben, die zwischen den nesselnden Tentakel Schutz suchen. Es ist die Partner - Garnele Periclimenes longicarpus. Warum einige Anemonen dieser Art keine Bläschen ausbilden, ist nicht genau erforscht, könnte aber mit der Anwesenheit (Blasen) und der Abwesenheit (keine Blasen) zu tun haben. Keine andere Anemonenart ist öfter beschrieben und mit immer wieder anderen Namen belegt worden wie diese hier. Aus der Zeit zwischen 1828 und 1911 sind es sage und schreibe 15 Synonyme!
Vorkommen: Ostafrika, Rotes Meer, Arabische See, in Teilen des nördlichen Indischen Ozeans bis Microneseien und Melanesien, von Japan bis Australien.
Durchmesser: ca. 30 cm, Tiefe: 2 m Ari Beach, Ari - Atoll, 1992
Noppenrandanemone - Cyrptodendrum adhaesivum
Klunzinger, 1877
E: Adhesive sea anemones
Durchmesser: ca. 20 cm, Tiefe: 2 m Ellaidhoo, Ari - Atoll, 1994
Noppenrandanemone mit Riffbarschen und Anemonenfischen Amphiprion clarkii
Diese Anemone sieht aus wie eine krustenförmig wachsende Koralle. Sie ist relativ selten und lebt ausschließlich mit der Anenomenfischart Amphiprion clarkii zusammen. Ihre Tentakel sind nur ca. 5mm lang. Die Anemone hat zwei verschiedene Tentakelarten. In der Mitte der Mundscheibe sitzen die Tentakel auf einem Stiel, der sich fingerförmig in fünf oder mehr Tentakelspitzen mit ungefähr 1mm dicken Bläschen auffächert. Am Rand der Mundscheibe sind die Tentakel kaum verzweigt und meist andersfarbig. Diese Art ist recht farbenfroh. Ist die Mitte grün, kann der Rand rosa sein. Auch die Farben Gelb und Braun, Blau und Grau, Grün und Braun kommen vor.
Die Tentakel sind so kurz, dass sich selbst der kleine Fisch kaum darin verstecken kann. Diese Koralle nesselt ziemlich stark wie ich durch Selbstversuch verläßlich feststellen konnte. Die Mundscheiben erreichen einen Durchmesser von rund 30 cm. Die Anemone sitzt mit ihrem Fuß meist in einer Spalte versteckt. Wird sie zu sehr geärgert, zieht sie sich total in ihr Versteck zurück und mit ihr verschwindet der Anemonenfisch, regelrecht wie von einem Mantel eingewickelt. Die Noppenrandanemonen haben aber auch noch andere Bewohner. Kleine Krebse, die Anemonen-Porzellankrebse der Art Neopetrolistes maculatus leben auf ihr und das Nesselgift macht ihnen genauso wenig aus, wie den Anemonenfischen.
Vorkommen: Rotes Meer, der Küste von Somalia, Malediven, Südindien, Sri Lanka, Thailand, Indonesien, Philippinen, bis Polynesien, Micrornesien und Melanesien.
Aroraanemone - Heteractis aurora (Quoy & Gaimard, 1833)
E: sea anemones
Durchmesser: ca. 20 cm, Tiefe: 1 m Vilamendhoo, Ari - Atoll, 1997
Auroraanemone - Heteractis aurora , unten mit Amphiprion clarkii
Die Aurora- oder auch, sehr anschaulich, Glasperlenanemone, hat bis zu 5 cm lange, aber dicke Tentakel, die an den Enden zwar keine Blasen haben, dafür aber quer eingeschnürte, wie aufgeblasen wirkende Abschnitte aufweisen, die wie kleine Perlenketten aussehen.
Sie hat ausgewachsen einen Scheibendurchmesser von max. 25-30 cm und ist ziemlich selten zu finden, obwohl sie kaum tiefer als 10 m vorkommt.
Die Tentakel und die Mundscheiben sind gleichfarben grünlich, purpur oder bräunlich. Die Anemone siedelt auf Sedimenten zwischen abgestorbenen Korallen und kann sich ganz in den Untergrund zurückziehen.
Sieben Anemonenfischarten leben mit diesem, wie eine Pflanze anmutendem Tier zusammen.
Vorkommen: Nördlich und südlich vom Äquator von der ostafrikanischen Küste einschließlich dem Roten Meer und dem Persischen Golf bis Mikronesien und Melanesien und der nordaustralischen Küste.
D: ca. 20 cm, Tiefe: 1 m, Ellaidhoo, Ari - Atoll, 1996
Lederanemone - Hecterctis crispa (Ehrenberg, 1834)
E: Leather sea anemones
Durchmesser: ca. 25 cm, Tiefe: 1 m Ari - Beach, Ari - Atoll, 1992
Lederanemone - Hecterctis crispa (Ehrenbeg, 1834)
Lederanemonen sind nur wenige pro Riffabschnitt zu finden. Dafür kommen sie in den unterschiedlichsten Farben vor. Am häufigsten sind auf den Malediven noch die violetten und blauen Arten (siehe nächste Seite) zu finden. Die beigefarbene Anemone auf dieser Seite ist hier seltener. Die Tentakel sind, oft kaum sichtbar, quergestreift und verjüngen sich gleichmäßig zur Spitze hin. Sie werden bis zu 10 cm lang. Deutlich sind auf ihnen warzenartige Vorsprünge, sogenannte Verrucae, zu erkennen. Diese Verrucae fühlen sich klebrig an und haften gut auf jedem Untergrund. Pro Tier sind schon bis zu 800 Tentakel gezählt worden.
Diese Anemonen suchen sich Ritzen oder Spalten, wo sie sich mit ihren Fußscheiben, die einen Durchmesser zwischen 20 oder, seltener, 50 cm erreichen, verstecken. In Sedimenten sind die Körper eingegraben und der Rand der Mundscheibe liegt dann auf dem Boden auf. 11 verschiedene Arten von Anemonenfischen vergesellschaften sich mit dieser Anemone. Zwei Arten sind schon auf beiden Bildern zusehen.
Nach eigenen Beobachtungen wächst die Lederanemone an relativ tiefen Standorten so um die 10 m-Grenze. Sie siedelt auf Sand- oder Schlickböden. Während andere Anemonenarten sich bei Störungen oder Gefahr in ihren Mantel einrollen, verschwindet die Lederanemone blitzschnell im Untergrund. Beim Schnorcheln ist die Art nur selten zu finden. Zum einen lebt sie ziemlich tief und zum anderen gibt es an den Riffen in diesen Tiefen hier nicht grade viel Sandflächen und schon gar keinen Schlickboden.
Vorkommen: Indischer Ozean einschließlich Rotes Meer, von Mauritius bis Australien und Japan, bis Melanesien, Mikronesien und Polynesien.
Durchmesser: ca. 30 cm, Tiefe: 1 m Ari-Beach, Ari - Atoll, 1992
Hier die violette Variante. Diese prachtvoll gefärbte Art findet man wohl nur an den Riffen der Malediven. An einer Sandbank in der Mitte des Süd-Male-Atolls, in etwa auf der Linie zwischen der mit einem langen Steg verbundenen Inseln Dhigufinolhu/Veligandu Huraa und der Insel Ranalli am westlichen Außenriff, fotografierte ich diese Lederanemone.
Findet man Anemonen dieser Art ohne einen Anemonenfisch, sind die Tentakel bis um die Hälfte kürzer. Traut sie sich ohne Bewachung nicht, ihre Tentakel so weit in das Wasser hinauszustrecken? Wenn diese Beobachtung stimmt, kann sie als ein weiterer Beweis dafür gewertet werden, dass die Anemone auch Vorteile aus der Symbiose mit den Anemonenfischen hat. Ihre normalerweise 10 bis 15 cm langen Tentakel reichen dann weiter ins Wasser und fischen so einen viel größeren Bereich ab.
Prachtanemone - Heteractis magnifica (Quoy & Gaimard, 1833)
E: sea anemones
Durchmesser: ca. 20 cm, Tiefe: 1 m Vilamendhoo, Ari - Atoll, 1997
Prachtanemone Heteractis magnifica (Quoy & Gaimard, 1833)
Die Prachtanemone braucht man auf den Malediven nicht zu suchen. Es gibt sie überall und mit ihr den bekannten Malediven - Anemonenfisch. Sie besetzt exponierte Stellen im Riff und ist mit den Korallenblöcken, auf den sie meistens siedelt, fest verwachsen.
Es war die häufigste Anemonenart in diesen Gewässern. Die Farbenvielfalt der Mäntel ist erstaunlich. Die Bilder nebenan zeigen einige Beispiele der Färbung des Mauerblattes.
Ist die Mundscheibe entfaltet, kann sie einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben. Meist sind es aber nur 30 bis 50 cm.
Wird die Anemone gestört, zieht sie sich zu einer runden Kugel zusammen und die Farbe des Mantels kommt voll zur Geltung. Ihre Fischsymbionten lassen sich mit einschließen. 12 verschiedene Anemonenfische und einige Garnelen leben mit der Prachtanemone zusammen.
Die Tentakel und die Oberseite der Mundscheibe sind bräunlich gefärbt. Sie stehen dicht beieinander, sind fingerförmig und werden 7 oder 8 cm lang. Sie verjüngen sich etwas zu den stumpfen, leicht angeschwollenen Enden hin und sie nesseln recht unangenehm.
Oft wachsen kleinere Prachtanemonen mit gleicher Färbung hier auf den Malediven in großen Feldern bis zu einhundert Tieren. Man nimmt an, dass es sich dann um Klone handelt, die durch ungeschlechtliche Teilung entstehen.
Vorkommen: Indischer Ozean einschließlich Rote Meer, Australien, Polynesien bis Samoa.
Riesenanemone - Stichodactyla gigantea (Forsskal, 1775)
E: Gigant sea anemones
Durchm.: ca. 50 cm, Tiefe: 7 m, Dhigufinolhu, Süd - Male - Atoll, 1990
Riesenanemone - Stichodactyla gigantea (Forsskal, 1775)
Sie ist ähnlich groß wie die Mertens-Anemone, hat aber längere Tentakel. Diese sind am Rand etwa 2 und zur Mitte hin bis 5 cm lang. Das Zentrum der bis zu 50 cm großen Mundscheibe ist ohne Tentakelbesatz, was aber wegen der starken Faltung oft nicht zu sehen ist. Sie überwuchert ihre Umgebung förmlich, überzieht den Untergrund wie ein Teppich. Lebende Korallen scheinen sie abwehren zu können. Diese würden auch glatt verhungern. So sucht sich diese Art abgestorbene Korallenblöcke, Korallengries oder Sandböden zum Entfalten. Dort ist die Fußscheibe tief eingegraben und fest verankert. Die Tentakel sollte man tunlichst nicht berühren. Erstens nesseln sie stark und zweitens ist die Haftung der Tentakel so groß, dass sie nicht nur büschelweise ausreißen sondern auch noch ein Stück vom Mantel mit herausgerissen wird.
Sie lebt mit sechs oder sieben Anemonenfischarten zusammen. Hier auf den Malediven ist sie immer nur mit dem Clarks-Anemonenfisch gesehen worden. Die beste Unterscheidung zur Mertens-Anemone ist, wie auf dem Bild oben gut zu erkennen, die stark gefaltete Mundscheibe. Mundscheibe und Tentakel kommen in gelbbrauner und in violetter Färbung vor, es soll sie aber auch in Blau, Rosa und in hellem Grün geben.
Vorkommen: Rotes Meer und Indischer Ozean um die Malediven, der Südspitze Indiens und Sri Lanka bis Australien und südliches Japan.
Teppichanemone - Stichodactyla haddoni (Saville-Kent, 1893)
E: Haddons sea anemones
Durchmesser: ca. 30 cm, Tiefe: 3 m Kuramathi, Rasdu - Atoll, 1988
Teppichanemone - Stichodactyla haddoni (Saville-Kent, 1893)
Die Teppich- oder auch Haddons-Anemone ist in dem beschriebenen Bereich selten. Dabei ist sie gut an den oft weiß gestreiften Rändern der meist nur 40 cm groß werdenden Mundscheibe zu erkennen. Es wird aber auch von doppelt so großen Exemplaren berichtet. Sie ist eng mit der Riesenanemone verwandt und unterscheidet sich außer den weißen Streifen auch durch die Färbung auf der Unterseite, der die in Reihen angeordneten orangenen Warzen der Riesenanemone fehlen.
Die Mundscheibe und der untere Teil der Tentakel sind gelbbraun, während die Tentakelspitzen grünlich oder blaßgelb sein können. Die Tentakel nesseln nur schwach, haften aber so stark, dass sie ausgerissen werden. Die Farben wirken alle wie verwaschen und sind nie klar. Wie alle Anemonententakel lassen sich auch diese nur schwer mit Blitzlicht abbilden. Sie schlucken das Licht so sehr, dass die Farben nie mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
Bei Störungen können sich diese Anemonen sehr schnell ruckartig in den Sand zurückziehen. Ihre Wirte, sechs verschiedene Anemonfischarten weltweit, bleiben dann ziemlich hilflos über der Sandkuhle zurück - eine unfeine Art seinen Gästen gegenüber. Die Verluste unter den plötzlich schutzlosen Fischen dürften dementsprechend groß sein.
Vorkommen: Rotes Meer und ostafrikanische Küste bis Madagaskar, Indischer Ozean um die Malediven, der Südspitze Indiens und Sri Lanka bis Australien und Japan.
Mertens Anemone - Stichodactyla mertensii (Brandt, 1835)
E: Merten´s sea anemones
Durchmesser: ca. 1m, Tiefe: 3 m Kuramathi, Rasdu - Atoll, 1988
Mertens Anemone - Stichodactyla mertensii (Brandt, 1835)
Die Mertens Anemone ist auf den Malediven nach den Prachtanemonen die zweithäufigste Anemonenart. Sie erreicht einen Durchmesser von über einem Meter und lebt nach meinen Beobachtungen hier ausschließlich mit dem schwarz - weißen Anemonenfisch Amphiprion clarkii zusammen, obwohl sich insgesamt 10 Anemonenfischarten mit dieser Anemone vergesellschaften. Eigenartigerweise nehmen die Fische, die mit ihr zusammenleben, alle eine schwarze Färbung an, die Melanismus genannt wird. Ihr gelber Farbanteil wird durch Schwarz überdeckt und sie sind bedeutend dunkler als die gleiche Art in anderen Anemonenarten. Fängt man sie und bringt sie mit anderen Anemonenarten zusammen, werden sie wieder heller. Wie kleine Noppen ragen die außen nur 2 und innen 5 cm langen, nicht nesselnden Tentakel aus der riesigen Scheibe heraus. Die Fische haben ganz schöne Schwierigkeiten, sich zwischen den kurzen Tentakeln zu verstecken aber das große Mundblatt liegt faltig über dem Untergrund, so dass Schluchten entstehen, in denen sie sich richtig hineinkuscheln können.
Die Mundscheibe der großen Anemone ist eher oval als rund. Das Zentrum der Scheibe hat nur einen Durchmesser von 2 bis 5 cm und ist tentakelfrei und fast nie zu sehen. Die Unterseite dieser Riesenaktine ist fast fleischfarben. In Reihen ziehen sich kleine orangefarbene Erhebungen wie Warzen zur Mitte der Scheibe hin. Der im Verhältnis zur großen Mundscheibe kleine Körper sitzt zum besseren Halt in Spalten. Sind diese tief genug, kann sie sich bei Störungen ganz langsam darin zurückziehen.
Vorkommen: Von Mauritius bis zu den Feil-Inseln. Nicht im Roten Meer.
Seeaster - Thalassianthus aster Rueppel & Leukart, 1828
E: sea anemones
Durchmesser: ca. 20 cm, Tiefe: 1 m Ellaidhoo, Ari - Atoll, 1993
Seeaster - Thalassianthus aster Rueppel & Leukart, 1828
Der Durchmesser des Loches in dem die Anemone nach Berührung blitzschnell verschwand: ca. 8cm
Verblüffend: Da berührt man diese Anemone nur mal mit dem linken kleinen Finger - der muss immer herhalten - um zu prüfen ob sie nesselt, und sie verschwindet blitzschnell im Sand! Sie nesselt übrigens nur leicht. In den 75 Wochen an den Inseln und trotz Tag und Nacht im Wasser war sie nur ein einziges Mal hier auf Erijadu 1993 zu finden. In den beiden Jahren danach war das Tier schon nicht mehr da. Die Stelle ist heute noch ein Begriff.
Wenig hilfreiches steht im Netz, nicht mal der Namen in Englisch ist auf Anhieb zu finden. Hier nur als Platzhalter der Text:
“Thalassianthidae with well developed pedal disc and rather small to medium-sized body. Column with verrucae in its upper part. Sphincter weak, restricted to circumscribed. The endocoelic tentacles (which are provided with accessory tentacles arranged in more or less distinct longitudinal rows) occupy partly the oral disc partly the oral sides of the cyclically arranged discal lobes. The aboral side of the lobes bear bunches of grape-like nematospheres. The marginal tentacles, not more than one per exocoel, are orally-aborally flattened, and their accessory tentacles are more irregularly arranged. Longitudinal muscles of tentacles and radial muscles of oral disc without tentacles. Mouth round. Several distinct siphonoglyphs not connected with directives. Numerous mesenteries, several perfect. No directives. No more mesenteries distally than proximally. Retractors well developed, diffuse, band-like. Parietobasilar muscles weak but forming a fold. Some of the perfect and the stronger imperfect mesenteries fertile. Cnidom: spirocysts, basitrichs, microbasic p-mastigophors"
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Seeaster - Thalassianthus aster Rueppel & Leukart, 1828