Als Erich Mendelson 1920 den Auftrag bekam für ein Sonnenteleskop eine Hülle zuschaffen, ahnte keiner, dass eines der expressionistischsten Gebäude der Welt herauskommen sollte.
Leider erahnte auch keiner die Folgekosten.
Obwohl die atemberaubenden Formen des Turmes wirken, als seinen sie in einem Stück in Beton gegossen, ist der Turm in damals nicht beherrschbarer Mischbauweise errichtet worden.
Der Turm zerfiel genau so schnell, wie er zwischen 1920-22 (Eröffnet: 06.12.1924) gebaut wurde.
Grund waren die unterschiedlichen Ausdehnungen der verwendeten Materialien. Durch die genaue Nord-Südausrichtung heizen sich die Süd- und Westseite stark, die Nord- und Ostseite nie auf.
Da das Haupthaus aus Ziegel gemauert ist, der Kuppelkranz und die Außenmauern der Anbauten aus Beton, deren Dächer aber in Lochziegeln ausgeführt sind, wurde der Verfall gleich mit eingebaut.
Hinzu kommt, dass die Mauern auch noch in der Stärke zwischen 30 cm und 180 mm schwanken.
Rissbildungen und thermische Spannungen sind so für immer unvermeidlich.
Erst der aufgebrachte Spritzguss last das Gebäude als ganzes erscheinen.
Keine 5 Jahre nach der Eröffnung erfolgte die erste Sanierung. 1937 war der Prismenspektograph so von Pilzen befallen, dass er ausgebaut werden musst.
1941 war die nächste Generalüberholung fällig. 1945 rissen Luftminen Teile des Hauses weg. Dann gab es Sanierungen in den Jahren 1950, 1958,1964, 1974, 1978, 1984.
Seit umfangreichen Sanierungen Anfang der 90ger Jahre hofft man (u.a. durch Hohlraumkartierungen) die Probleme wenigstens einiger Maßen im Griff zu haben - wenn man oft genug saniert natürlich und "Verschlimmbesserungen" vermeidet.
Ach ja, über das schwärmen für das einzigartige Gebäude fast vergessen: Geforscht wurde ja auch!
Es sollte eine der Theorien Einsteins zu seiner Relativitätstheorie bewiesen werden - was nicht gelang, aber später doch zu Erkenntnissen über Atmosphäre und Magnetfeld der Sonne führte.
Er leistete unter anderem grundlegende Arbeiten über Schwarze Löcher und die erste exakte Berechnung der Allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins.
Blick auf das Michelsonhaus vorbei am Großen Refraktor
Im Großen Refraktor ist seit 1994 eine Ausstellung über Astrophysik in Potsdam zu sehen.
Großen Refraktor
Michelsonhaus
Das Michelsonhaus (zusammen gesetzt aus 3 hochkant Teleaufnahmen)
Michelsonhaus
Die Rückseite des Michelsonhauses. Wie schön doch Klinker sein können...
...sie sind auch an Häusern, die über 100 Jahre alt sind, viel heilbarer als heutige Werkstoffe.
Die Klinker der Gebäude brauchten nur gesäuert und vielleicht neu verfugt werden.
Sie werden nach weiteren 100 Jahren noch so aussehen, wenn keiner mehr weiß was oder wer die DDR war, die nur davon lebte dass die Altvorderen so gut gebaut haben...
Rückseite
Einsteinturm
Der Einsteinturm
Details
Sieht beinahe aus wie ein Schiffsbug
Selbst Betonstufen haben bei Mendelson eine nie gesehne Anmut bekommen
An dem Gebäude ist alles anders...
...jedes Detail verblüfft
Hier wurde schon 1904 von Johannes Hartmann die interstellare Materie nachgewiesen und so festgestellt, dass der Raum zwischen den Sternen nicht leer ist.
Von 1904 bis 1916 war Karl Schwarzschild der Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam.
Das ehemalige Astrophysikalisches Observatorium beherbergt heute das 1992 gegründete Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
In den Zeiten des Klimawandels ein wichtiges, nicht enden wollendes Thema. Hier forschen mehr als 200 Sozial-, Natur- und Wirtschaftswissenschaftler unter einem Dach. Ihr Arbeitsplatz dürfte ziemlich Zukunftssicher sein...
Geforscht wird in den Fachgebieten Metrologie, Klimatologie, Ökologie, Ökonomie und Geographie. Bekommt man da nicht Lust noch einmal anzufangen?