Kolonnaden
Der Entwurf
Friedrich II. ließ in der Rekordbauzeit zwischen 1763 und 1769 das prachtvolle Säulenhalbrund mit dem Triumphtor in nur 6 Jahren zwischen den beiden Communs (französisch für Wirtschaftsgebäude) errichten.
Grund waren die Erfolge Preußens, England und Portugals im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) gegen Österreich, Russland, Frankreich und dem Heiligen Römisch en Reich. Ein Triumphbogen sollte von der aufstrebenden Macht Preußens künden.
Die ersten Entwürfe zeichente der Franzose Le Geay. Die gefielen dem König aber nicht und kurz vor Baubeginn musste Carl von Gontard die Pläne überarbeiten. Le Geay setzte sich daraufhin beleidigt nach England ab.
Westansicht
Die Communs wurden nicht zu letzt auch deswegen parallel zum Neuen Palais errichtet, um nicht in das Ödland und die Sümpfe westlich von Sanssouci blicken zu müssen.
Der Weg führt auch heute noch genau da hin. Da hat sich nicht viel verändert.
Kommt man den Weg Richtung Neues Palais entlang, hat man diesen Anblick:
Nie für möglich gehalten, aber die Kolonnaden sind seit dem 2. Weltkrieg mal wieder ohne Absperrung und Gerüst.
Das Triumphtor ist auf der Westseite eher schlicht gehalten.
Schließlich waren die Staatsgäste, die beeindruckt werden sollten, alle auf der anderen Seite.
Die gesamte Anlage war ja der Versuch Preußens, sich als kommende Großmacht darzustellen: Seht mal, nach so vielen Kriegen können wir uns das leisten!
In den Kolonnaden
Die Grundplatten der halbkreisförmigen Säulengänge liegen einen Meter über dem Platz der sich zwischen dem Neuen Palais und den Communs erstreckt. Er nennt sich "Mopke", ein ungewöhnliches Wort, das die Holländer mitgebracht haben. Es ist ein mit Ziegelstein gepflasterter Fest- und Exerzierplatz.
Der Kolonnadenbogen hat 158 Säulen. Der Triumphbogen ist 24 Meter hoch, die Kartusche misst 2,50 Meter. 62 feinzisilierte Figuren aus Sandstein krönen den Bau. Die beiden Kolonnadenbögen endet jeweils in einem Pavillongebäuden.
Südflügel
Die Kolonnaden bilden zwei Viertelkreise. In der Mitte der Triumphbogen und an den östlichen Seiten zum Neuen Palais hin werden sie mit zwei Pavillons abgeschlossen. Die Kolonnaden sind fast 100 m lang. Hier ist der Südpavillon gezeigt.
Dieser hat den Krieg einiger Maßen überstanden. Alles ist 6 Jahre lang bis 2014 überholt worden. Im Inneren sind noch Reste der ursprünglichen prachtvollen Gestaltung zu sehen. Die Bilder unten zeigen es.
Stirnseite des Südpavillons
Skulptur in südlichen Teil der Kolonnaden
Triumphbogen
Das Triumphtor ist imposante 24 Meter hoch und wie die Kolonnaden von vielen Sandsteinfiguren geschmückt. Insgesamt sind es 62 Skulpturen. In der Mittelgruppe auf dem Dach stehen zwei Lurenbläserinnen, zwei Putten mit Krone, je zwei Figuren männlich und weiblich. Die Kartusche ist 2, 50 hoch.
Verwunderlich ist, dass die Bauzeit für das ganze Ensemble (von 1763 bis 1769) auch nur 6 Jahre, wie jetzt die Renovierung, gedauert hat. Und die hatten keinen Kran, keinen Strom, keine Maschinen.
Das weiche Licht eines Wintermorgens ist nicht gerade gut für Architekturfotografie
Nordflügel
Bild oben: November 2016, Dezember 2014
Der Triumphbogen, nördliche Teil der Kolonnaden und das Wirtschaftsgebäude, das wie ein Schloss aussieht, wurden im 2. Weltkrieg schwer zerstört. Grundlegende Sanierungen gab es schon 1908 bis 1911 und unter den Nationalsozialisten 1935 vor der Olympiade.
Die DDR so ab 1960 versucht, die größten Schäden zu beheben, mussten aber 1970 mangels Finanzierungen die Arbeiten einstellen. Vielleicht auch gut so. Es wurden im gesamten Neuen Palais viele schwerwiegend Fehler gemacht.
Der Triumphbogen und die Kolonnaden mussten 1983 wegen Einsturzgefahr gesperrt werden. 1984 bis 1989 wurden deswegen die wertvollen Kapitelle und die Skulpturen geborgen werden. Mit 25 Millionen Euro kostete die Sanierung. Die Planungen begannen 2004, die Arbeiten 2008 und die Fertigstellung erfolgte 2014.
Nur am frühem Sonntagmorgen gibt es noch keine Touristen hier
Ob so eine Steinmetzarbeit heute noch ein Bauherr beauftragen würde?
Mopke
Fest- und Paradeplatz Mopke
„Schrippenfest“
Mopke, das ist der große freie Platz zwischen dem Neuen Palais und den Kolonnaden. Hier fanden die Feste und Paraden des Hofes statt und er soll nach Abschluss aller Renovierungsarbeiten wieder zu einem zentralen Festplatz werden. Das ist in einem "Masterplan zur Rettung der Bau- und Gartendenkmale des Welterbes" verankert.
Der Mopke wurde 1763 angelegt. Gelbe Klinker, hochkant verlegt, sind seitdem nicht verändert worden und der Platz muss grundlegend saniert werden, denn die Steine sind ziemlich vom Frost in Mitleidenschaft gezogen worden. Danach soll es so eine Art zentraler Festplatz werden, so wie die Feste, die König Friedrich Wilhelm III. 1829 für seine Schwester Alexandra Feodorowna und ihrem Gemahl Zar Nikolaus I. ausrichten lies als diese Preußen besuchten: Das Fest der Weißen Rose.
Die Majestäten 1906 auf dem Wege zum „Schrippenfest“.
Bildquelle: von Friedeburg / Waldersee: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß 1871-1914, Berlin 1934, Junker und Dünnhaupt, Seite 142.
Nebengebäude
Hofgärtnerhaus
Früher Maimorgen anno 2010
In der Kaiserzeit lud hier das Lehrinfanteriebataillon jedes Jahr am 2. Pfingstfeiertag zu einem „Schrippenfest" ein. Immer an Pfingsten, immer unter freiem Himmel auf dem Mopke wurden lange Tafeln aufgestellt. Die Offiziere und Mannschaften des Lehrinfanteriebataillons in Potsdam bekamen ein üppiges Festmahl serviert.
Das Mahl war so reichlich, dass für die Kadetten und das Militärwaisenhaus auch etwas übrig blieb. Traditionel gab es Rinderbraten, Kartoffeln, saure Gurken und Backpflaumen. Dazu gab es jede Menge Schrippen. Das Volk machte dann da draus eben das „Schrippenfest“.
Der absolute Höhepunkt aber war die Anwesenheit des Kaisers.
Die Bundeswehr setzt diese Tradition heute noch fort, aber in ihren Kasernen. Zum letzte „Schrippenfest“ lud der Kommandeur des Wachbatallions Oberstleutnant Patrick am 1. September 2016 um 18:30 Uhr im OHG (Offizierheimgesellschaft Julius-Leber-Kaserne Berlin e.V.), Julius-Leber-Kaserne, Kurt-Schumacher-Damm 41, 13405 Berlin.
Nebengebäude am Neuen Palais
Das Kastellanhaus am Südtor. Es
wurde ebenfalls 1769 nach Plänen von Karl von Gotard errichtet. Erst diente es als Wohnhaus.
Das Hofgärtnerhaus. Nordtordebäude ist ebenfalls gebräuchlich. Dahinter liegt die Orangerie.
Das Gebäude wurde 1769 nach Plänen von Karl von Gotard errichtet. Heute ist da die Verwaltung und sind Wohnungen untergebracht.
Die Westfassade der Communs-
Nord ist gerade frisch renoviert.
Mensa
Von der Universität Potsdam genutzter Flügel
Das dauert noch…
Symmetrisch zu den Gebäuden
des Marstall im Südwesten der
Communs ist hier im Nordwesten
u. a. jetzt die Mensa der Uni
untergebracht.
Beide Gebäudekomplexe sind in
ihrer Schlichtheit und den
wunderschönen Proportionen eine
Augenweide.
Der Anbau links davon noch nicht.
Beide Communs und die anderen
Gebäude werden von der
Universität Potsdam genutzt.
In der DDR wurde nur sehr wenig
an den Gebäuden gemacht. So
war es ein Schock Anfang der
90er, dass das Mauerwerk der
Communs-Süd an der
südwestlichen Ecke durch
Regenwasser zerstört war nur weil keiner über Jahrzehnte die
Regenrinne repariert hat.
Gerade rüber, im schönen
ehemaligen Marstall war ein Teil
der Telekommunikation der Uni
untergebracht, seinerzeit vom
Autor geplant