BERLIN - MITTE

  Berlin

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Von der Siegessäule zum Fernsehturm

Alles Mitte, oder was?

Fernsehturm             Alexanderplatz              

Fernsehturm

Das Ding ist von überall zu sehen! Hier vom S-Bahnhof Tiergarten aus mit einem 680 mm-Tele

(Dezember 2004)

So ganz freiwillig wurde der 368 m hohe Turm nicht gebaut. Als 1952 die Frequenzen für das Fernsehen  in Schweden europaweit verteilt wurden, war dieses kommunistisch angehauchte Staatengebilde international nicht anerkannt. Sie bekamen nur zwei störanfällige Bänder zugesprochen: Band I mit 41,75 MHz und Band III mit 208 bis 216 MHz. Ein leistungsfähiger Sender musste also her.

Nach langer Planung und langwieriger Standortsuche wurde der Turm von 1965 bis 1969 gebaut. Nicht zur Freude aller Bewohner des Landes, denn der Bau verschlang alle Ressourcen des nicht gerade reichen Landes. Die Kosten sind wohl noch nicht mal heute genau bekannt, denn es gab keine Schlussrechnung. Sie lagen viermal so hoch wie geplant; es wurde viel vertuscht.

Sofort bekam das Bauwerk berlintypische Namen. Wenn die Sonne unterging, zeichnet sich ein Kreuz auf der Außenhaut der Kugel ab. „Gottes Rache“ hieß es sofort. „Protzkeule“ kam nicht mal aus dem Westen. Das DDR-Fernsehen verniedlichte das dann (nicht besonders originell, da staatlich erdacht und nicht aus dem Volksmund) zu „Telespargel“.

Alle Details sind Seitenlang bei Wikipedia nachzulesen (dahin zu verlinken traut man sich 2019 nicht mehr!).

November 2011

Oktober 2010

Von der Infobox (März 2014)

Juli 2006

Hatte damals die Telekom noch Geld? Zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland wandelten Industriekletterer die Kugel mit Folie zu einem Fußball um. Eine wirklich gelungene Aktion.

2009 war der Schaft dran. Er wurde mit Liebesbriefen beklebt.

Tausendmal besser als die ekligen Großwerbungen in Mitte von Apple, Samsung und co!

Mai 2009

Independence Day?

Berlin - Alexanderplatz

An einem Sonntag um 9:30 Uhr im September 2016 auf dem Alexanderplatz

Feierlich sei hier verkündet - eine Urkunde wird nachgereicht - der Alexanderplatz ist der häßlichste Platz in einer Hauptstadt auf der ganzen Welt! 

So kommt es, dass der Fotograf aus Zehlendorf keine 10 mal in seinem Leben diesen öden Platz freiwillig besucht hat. Kein Wunder auch, dass es mit der „Hauptstadt der DDR“ nicht so richtig geklappt hat.

Aber die Geschichte dieses Platz ist lang. Nie konnte er sich zu einem Anziehungspunkt Berlins aufschwingen. Es wurde nur immer gebaut. Schon im Berlin der Kaiserzeit, einfach immer. Und je länger gebaut wurde, desto häßlicher wurde diese freie Fläche unter dem Pflaster. Wo ist da der „Platz“? Und das genau im Mittelpunkt Berlins. Zwischen den noch häßlicheren Bauten des ausgehenden Sozialismus soll man genußvoll verweilen?

Es zieht wie Hechtsuppe (sagt man so bei uns), es fehlt Grün und Bänke kann man nicht aufstellen. Wozu auch? An diesem Sonntagvormittag saßen die Besoffenen auf dem Pflaster, grölten laut und pöbelten die Passanten an.

Sonntag eben

Es ist, als atmet der Platz am Sonntagmorgen durch und erholt sich von der fast eine halbe Million Menschen, die hier täglich umsteigen oder vorbeikommen. Eine gewisse Schäbigkeit aber läßt sich nicht verbergen, zeigt sich um so deutlicher .
Nachts ist der Platz schon fast gemeingefährlich. 2012 wurde ein Jugendlicher tot geprügelt (Jonny K.). Mit den Flüchtlingen ab 2015 stieg die Kriminalität weiter an. Diebstahl, Gewalt-und Sexualdelikte nahmen so zu, dass sich bei Dunkelheit keine Frau alleine auf den Alex traute.

2016 wurden nur auf dem Alex 7820 Straftaten registriert. Aber schon im Dezember 2017 (!) reagierte der Senat blitzschnell. Seit dem steht dort, wo Jonny K. starb, eine Polizeiwache. 

In nur 99 Tagen Bauzeit wurde das Häuschen - angepasst an den Baustil der Citytoiletten - für nur 990.000 € erbaut. Irre, was?

Jetzt ist wieder September, nur 3 Jahre nach den Aufnahmen hier. Und tatsächlich: bin nicht wieder dort gewesen. 

Wie 25 % der Berliner, egal ob aus Ost- oder West-Berlin: Sie meiden den Alex, dieser verbaute, eckigen, zugige und zubetonierte „Platz“ hat nichts, wo man sich wohlfühlen kann. Kein Kaffee, wo man draußen in der Sonne sitzen kann. Überall Fressbuden, oder Fastfood von den großen Ketten.

Überall wird hingepinkelt, das Pflaster ist voll von Kaugummi. Der Wind treibt Müll über den Platz. Wohl fühlen sich hier Obdachlose und Jugendgangs. Für sie ist die Anonymität in der Menschenmasse fast schon kuschlig. 

Kids sind täglich hier, Punks, Hip-Hopper, Popper, Osteuropäer, Araber, Türken… Mehr gibt es nur an - Ratten! Sie unterwühlen die Steinplatten. Ein Problem, das ebenfalls nicht in den Griff zu bekommen ist.

Der Alex ist ein schauriger Ort in Berlin.

Frühstück? Leider nur bis 17:00 Uhr!

Weltzeituhr, ehemaliger Mittelpunkt der „Hauptstadt der DDR“

Klar, wenn jede emotionale Bindung an diesem untergegangenen Staat, diesem Platz und dieser Uhr fehlt, dann macht man schon mal solche tristen Aufnahmen im Herbst.

Um diese Zeit fühlt man sich nicht besonders wohl hier

Vielleicht wird diese Seite dem geschundenen Platz nicht gerecht. Es sollten im nächsten Jahr mal bunte Fotos vom Leben an einem sonnigen Sommertag in der Woche gemacht werden.

Ungewohnt, gleich 10 und noch keine Chinesen hier? 2016 sind die noch nicht so viel gereist.

Alexanderplatz? 

Wat is´n dit? 

Ick kenn nur Alex!

Anschluss gefällig?

„Haste mal een Euro?“

Literaturtipp:


Franz Biberkopf werden Sie nie wieder vergessen. Weltliteratur. Wird verglichen mit James Joyces Ulysses (was ich nie zu Ende lesen konnte). Aber der Roman von Alfred Döblin von 1929 


Berlin-Alexanderplatz

Die Geschichte vom Franz Biberkopf


prägt für immer das Bild, das man vom Berlin der 20er Jahre des 20. Jhdt. und vom Alex hat. Wenn Sie es noch nicht gelesen haben - machen Sie es!

Wird fortgesetzt, es gibt noch viel zu berichten:


z. B. dass Hans Kollhoff seit 25 Jahren versucht, den Platz mit 15 Hochhäusern a 150 m Höhe zu „verschönern“. Auf 8 Klötze (mit Fassade im freundlichen Schwarz wie das Saturn-Haus?) a 130 m scheint man sich geeinigt zu haben. 


Dann gibt es Wohnungen, 54 qm für nur 399.500 €, aber immerhin 2 Zimmer! Da drüber ist noch eine Kellerwohnung frei! Aber es gibt immer noch nicht mal eine Baugrube. Berlin eben! 

(Stand: Oktober 2019)

Literaturverzeichnis Berlin