Afghanistan


Es war eines der schönsten Länder der Welt

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Kabul - Sport und Spiele: Buzkashi

Der wildeste Kampf auf Erden, Tradition aus grauer Vorzeit: Das war Buzkashi. Kampf war es immer, draußen  in den endlosen Steppen ein Überlebenskampf, einmal im Jahr vor dem König als Spiel. Ein ernstes Spiel. Es gab auch Tote, wenn Reiter aus dem Sattel gerissen wurden und der Pulk der stampfenden Pferde nichts sehen konnte. Wer diesen Kampf einmal gesehen hat, vergisst ihn nie wieder im Leben.
Ganze Kerle braucht dieser uralte "Sport". Dieser Usbeke (?) war 1,90 m groß. Sein Pferd war nach dem Kampf total erledigt - jeder Tierschützer hätte sich bei uns in die Hosen gemacht. Aber er lebt für sein Pferd und sein Pferd für ihn!
Es ist ein eigenartiges Gefühl, als Europäer mit Fotoapparat unter so vielen Stadionbesuchern zu sein.
Schließlich verbietet der Islam das bildliche Darstellen von Menschen.
Aber die Mannschaft in den hellbraunen Mänteln mit den Wappen auf dem Rücken hat das Kalb gepackt, bekommt es aber nicht hoch auf sein Pferd.
Im Zielkreis liegt das Kalb. Ein Reiter schaut sich genau an wie es liegt.

Von wo aus muss es angeritten werden, um einen Lauf ergreifen zu können, wie hindert man die andere Mannschaft da dran, von welcher Seite müssen die schweren Pferde den Gegner abdrängen - ohne ausgefeilte Taktik kein Sieg.
Info: Buzkashi - Vorbereitung

Mitte Oktober, wenn der König
Mohammad Zahir Shah
Geburtstag hatte, fanden die
Reiterspiele statt. Das Endspiel
begann, wenn Seine Majestät in
der Loge saß.

Wochen vorher waren die
Mannschaften im Norden und in
der Mitte des Landes mit ihren
Pferden aufgebrochen. Manche,
die aus den Seitentälern des
Hindukusches, ritten nach
Kabul, einige kamen per Lorry
über den Salangpaß.

Ausscheidungsspiele begannen,
Speerstechen der Reiter fanden
statt. Aus dem vollen Galopp
musste mit der Lanze ein 20 cm
langer Holzpflock getroffen
werden. Paraden wurden
abgehalten, Ringkämpfe und
wilde Volkstänze der Männer
ließen die Stimmung
hochkochen.

Es ist noch heiß im Oktober. Aus
allen Teilen des Landes reisten
Afghanen an, Kabul platzte aus
allen Nähten und die Ausländer
bekamen die Kabulitis. Nur so
vom Einatmen.

Sanitäre Einrichtungen gab es
nicht, Luftfeuchtigkeit auch nicht.
Der Kot auf der Straße trocknete sofort, Amöben und sonstige
lagen in der Luft. Die Ärzte
impften im Akkord gegen
Hepatitis, trotzdem kam keiner
von der Toilette herunter.
Gespräche verliefen dann
so:"Haste noch Krämpfe?"
"Nein, kam schon Land mit."
Der Kampf tobt hin und her...
...und wird härter. Man zieht sich die kurzen Lederpeitschen über die Hände und quer durch das Gesicht!
Schiedsrichter (links) und die taktischen Beobachter, die sich das Geschehen von Aussen ansehen um gegebenenfalls einen Ausbruchsversuch zu verhindern, haben Probleme, ihre Pferde zurückzuhalten. 

Zu gerne wollen die Herdentiere mitmachen, im Kampfgetümmel dabei sein.

Info: Buzkashi - Die Reiter und die Pferde


Es hieß, die Reiter wären auf den Pferden geboren worden und werden zusammen in einem Grab beerdigt.


Vor der Königsloge saß ein General kerzengerade auf einem wunderschönen Araberhengst, hob einen schweren Revolver und schoss.


Die Hölle brach los in Form von 18 wild in riesiger Staubwolke losgaloppierender Pferde und zu allem entschlossener, kampferprobter Steppenreiter - und nichts war mehr zu erkennen! Staub verhüllte alle Pferde und Reiter, den Kreis samt Kadaver. Wie nur hatten die

Reiter es geschafft, die rasenden Pferde anzuhalten, wer hatte das Kalb?


Spannung pur. Schnaufen erregter Pferde, wiehern und Hufgedonner - ein Naturereignis: diese Kraft, die ungeahnte Wildheit! Nie im Leben kann man es je wieder vergessen.


Pferdeleiber glänzen, die Peitschen knallen gnadenlos auf die Gegner unddessen Pferde. Die Hufe dröhnen auf dem trockenen Platz. Irgend wann zerreißt der Kadaver und ein neues Kalb muss her. Beiden Gegner hatten es geschafft, das Kalb jeweils zur Hälfte über den Sattelknauf zu ziehen und einen Schenkel darüber zu legen. Die Kraft der Pferde zerriss es dann.

Info: Buskashi - Regeln

Regeln? Sagen wir lieber
"beobachter Ablauf." Zwei
Mannschaften saßen auf ihren
Pferden an der einen Stirnseite des Spielfeldes von der Größe eines Fußballplatzes . Alles wartete gespannt auf den Startschuss. In der Mitte der Auslinie ein Flaggenmast mit der Landesflagge.

Die Pferde tänzelten nervös und
waren kaum zu bändigen. Auf der anderen Seite lag in einem Kreis eine enthauptete Ziege oder ein Kalb. 

Den Kadaver galt es im vollen Galopp aufzunehmen und
natürlich die gegnerische
Mannschaft daran zu hindern.
Das Team, das es schaffte, mit
dem Kadaver auf einem ihrer
Pferde um den Flaggenmast
herumzureiten - ohne dass ein
Gegner die Hand an der Beute
hatte - und es im Zielkreis wieder
abzuwerfen, bekam Punkte,
irgendwann den Sieg.
Vorbei an der Königsloge tobt die Meute. Alles ist im Mittelkreis, aber die Pferde stehen so dicht zusammen, dass zum runterfallen des Tierkörpers gar kein Platz ist. 
Die Mannschaft in den roten Mäntel ist als nächstes dran. Sie beobachten ihre potenziellen Gegner ganz genau.
Ein Trick, ein schnelles Pferd - dieses Spiel ist erst einmal gewonnen!
Wenn die Erinnerung nicht trügt, wurden die Reiter im roten Mantel im Oktober 1970 Turniersieger.

Die Mannschaften kamen hauptsächlich aus dem Norden des Landes. Provinzen, Städte wie Masar e-Sharif, Bewohner von Tälern oder reichen Dörfer entsandten und finanzierten sie.

In den einzelnen Regionen fanden vorher Ausscheidungskämpfe statt.
Die Pferde waren vollkommen fertig. Eine Stunde Kampf in 1300 m Höhe. Das goldfarbene Pferd gehörte dem Hünen vom Eingangsbild. Natürlich hatten die Stars wie er einen Pferdebatscha. 

Zu saufen gaben sie ihnen so kurz nach der Anstrengung nichts - man ließ sie einfach in Ruhe, kein trockenreiben, nichts. Sie schliefen mit offenen Mäulern einfach ein.


Kabul - Sport und Spiele: Die Parade zu Djeschen

Die Buzkashikämpfe waren der Höhepunkt und der spannende Abschluss der Feierlichkeiten zum Geburtstag des Königs von Afghanistan. Auch die Militärparade zog die Massen an. Fernsehen gab es nicht und so waren die Afghanen schon mächtig beeindruckt von den rasselnden alten Panzern und der einen Rakete aus der Sowjetunion. Die Russen bildeten das Militär und die Deutschen die Polizei aus. Natürlich gab es auch eine Militärkapelle - unvergessen: Solch eine atonale Musik kam nie wieder an die Ohren!

War es nur ein Gerücht oder traf es zu? Das Land sollte angeblich zu dieser Zeit 99 Generäle gehabt haben und sogar - einen Admiral! Vielleicht stimmt das ja wirklich, denn die einflussreichen Familien wollten schließlich was abhaben vom Kuchen.
Kabul - Sport und Spiele: Die Parade zu Djeschen
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