BERLIN - MITTE

  Berlin

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Alles Mitte, oder was?

Vom Schloss Bellevue zum Hackeschen Markt

Nördlich des Straßenzuges 17. Juni / Unter den Linden

Berlin-Mitte: Postfuhramt

Postfuhramt Berlin-Mitte

 März 2020

So hochherrschaftlich das Gebäude von außen auch aussieht, so preußisch-karg war es wohl im Inneren immer. Leicht vorzustellen, dass dadran, nicht nur nach der Wende, so manche Nutzung oder so mancher Verkauf gescheitet ist.

Preußen wollte mit dem Bau beeindrucken. Auch war das Postwesen ein Macht im Staat. Die Oranienburger Straße war bis 1861 noch ein Sandweg und um diese Zeit entstand erst das Viertel - mit Gasbeleuchtung in den Wohnungen. Bismarck war erst seit 1871 im Amt. 

Da baute der Architekt Carl Schwatlo (19.6.1831-24.12.1884) als Bauleiter der Oberpostdirektion Berlin von 1875 bis 1881 das Postfuhramt. Es wurde ein mächtiger Klinkerbau in italienischem Renaissancestil.

Alleine das Portal in dem hohen Rundbogen und die gewaltige Eingangshalle über drei Stockwerke beeindruckte die Bürger. Hier war das Postamt N24 (N für Nord) untergebracht. Natürlich war so eine Halle nicht zu heizen. So zog man 1937 eine Zwischendecke ein und der Raumeindruck ging verloren.


Noch in der DDR-Zeit wirkte die Halle kalt und düster.

Im Grunde ist das gelbe Klinkergebäude im Inneren ganz einfach gebaut, wahrlich kein Luxusbau. Aber, zu mindestens außen, sind die wenigen verwendeten Materialien wirklich geschmackvoll eingesetzt.


Aber die 6.500 Quadratmeter in bester Innenstadtlage lockten sofort nach der Wende Spekulanten an. Das Gebäude befand sich jetzt im Besitz der Deutschen Post AG. Die verkaufte in „Geheimverhandlungen“ 2005 an einen israelischen Investor. 


Der versprach eine Nutzung als Hotel, Wohnungen usw. , schaffte aber nur Leerstand. Die Spekulation ging nicht auf. Immerhin kam von 2006 bis 2012 eine Zwischennutzung zu stand. U. a. durch die Fotogalerie C/O Berlin, jetzt im Amerikahaus am Bahnhof Zoo.


Jetzt ist das seit 1975 unter Denkmalschutz stehende ehemalige Postfuhramt seit August 2012 im Besitz der BIOTRONIK SE & Co KG. Von außen sichtbare Veränderungen sind im März 2021 nicht zu erkennen.

Chronologie

1705 >> Ein erstes Postillonhaus wird errichtet

1875 >> und 1876 werden 2 Stallgebäude für 240 Pferde gebaut

1875 >> Erste Gebäude an der Artilleriestraße werden abgerissen und weichen dem Neubau

1876 >> Die Stadtrohrpost nimmt hier den Betrieb auf

1878 >> Die alten Gebäude an der Oranienburger weichen den Neubauten

1880 >> Elektrische Beleuchtung in Teilen der Gebäude

1881 >> Einweihung des Postfuhramtes

1889 >> Dampfmaschine für die Rohrpost

1890 >> Die Stallgebäude werden aufgestockt um Schlafsäle für die Postillone zu schaffen und die Ställe renoviert

1900 >> Das Postfuhramt ist voll ausgenutzt und erreicht seine Grenzen.

1903 >> Anschluss an die Wasserversorgung Berlins

1909 >> Anschluss an die Stromversorgung

1920 >> Abriss der Stallgebäude

1937 >> Einbau der Zwischendecke in der Eingangshalle

1937 >> Der ursprünglich runde Turm erhält seine achteckige Form

1943 >> Die Gebäude an der Artilleriestraße erhalten bei Bombenangriffen am 23. November schwere Treffer

1944 >> Am 19. Mai wird der Flügel an der Oranienburger Straße durch Brandbomben getroffen und brennt aus

1945 >> Intakte Teile werden bis 1973 wieder als Postfuhramt genutzt

1973 >> Erste Renovierungsarbeiten

1995 >> Einstellung des Postbetriebes

1997 >> Wechselnde Austellungen bis 2005

2005 >> Die Deutsche Post AG verkauft am 8. Juli das Gebäude an einen Investor. Der wird seinen Gewinn gemacht haben


2014 >> Medizintechnikfirma Biotronik kauft das Postfuhramt und renoviert es

Gebäude

Dezember 2006

Das Postfuhramt am 30.12.2006. Karl Lagerfeld hat hier eine Fotoausstellung.

Mai 2019

Sonnenaufgang Anfang Mai: Blick in die Tucholskystraße

Januar 2002

Fassade in der Tucholskistraße (Dia)

April 2014

Der israelische Vorbesitzer wollte ein Hotel und natürlich eine Shopping Mail daraus machen. Jetzt renoviert die Medizintechnikfirma Biotronik die Fassade und zieht hier ein

Portal

Das Postfuhramt mit den gelben Klinkern, den schönen Fassadenornamenten und Terrakottaverzierungen, ist zweifellos das herausragende Bauwerk auf der langen Oranienburger Straße. Der Stil in Form der italienischen Renaissance und die sorgsam abgestimmten Farben sind einmalig in Berlin. Die Farben, die Proportionen und der Terrakottaschmuck machen das mächtige Haus irgendwie sympathisch


Imposant der abgeschrägte Eingang mit der mehrgeschossigen, fast bis ans Dach hoch reichende Rundbogennische. Die achteckige Tambourkuppel , umgeben von Seitentürmen, lässt das Gebäude höher erscheinen, obwohl es die "Berliner Traufhöhe" einhält.


Der Bau in der Oranienburger Straße Nr. 35/36 wurde von dem Postbaurat Wilhelm Tuckermann nach einem Entwurf von Carl Schwatlo zwischen 1875 und 1881 errichtet.

 November 2016

Aber alle Datails sind bemerkenswert schön

Testen Sie mal die Linse Ihres Fotogerätes

Hermes der Götterbote? Jedenfalls hat er ein kleines Geheimnis, das wohl den meisten Passanten nicht auffällt. Auf seinen Knien hält er 2 Pakete. Dort hat der Künstler seinen Namen Dübbcke und die Jahreszahl 1879 eingeritzt.


Diese kleinen Zeichen eignen sich hervorragend für einen Kameratest. Von der diagonal gegenüberliegenden Straßenseite aufgenommen trennt sich bei Kamera/Linse/Chip die Spreu vom Weizen: Sind die Insignien auf dem Bild überhaupt noch zu sehen? Mit einem iPhone 12 pro bekommt man das natürlich nicht hin.


Die hier verwendete Linse ist eine Canon Lens EF 400 mm; 1:4, DO IS, UMS an der EOS 5D mit Vollformatchip.

Man mus nur mal genauer hinschauen

Das Portal ist natürlich das Prunkstück des gesamten Gebäudes

Mai 2018

Der einzige Eingang

April 2007

Fassadengestaltung rechts neben dem Portal 

Details

Dezember 2004

Nach außen schön, innen kahl und kalt

Beherrscht wird das Gebäude von der achteckigen Tambourkuppel und den beiden ebenfalls achteckigen Seitenkuppeln. Sie sind genau über der abgeschrägten Eingang platziert. Ihre einzige Funktion ist es, den Bau größer erscheinen zu lassen. Und genau das tun sie in unaufdringlicher Weise.

Dezember 2004

Selbst die Fenster im Tambour (frz. für Trommel) sind schön gestaltet.

April 2007

Dezember 2006

Eigentlich sind alle Details der Fassade aufwendig ausgeführt. Farben und Materialien stimmen wunderbar zueinander. Wie leicht haben es die Architekten heute: Sichtbeton, basta!

Nutzung

Dezember 2003

Dezember 2003

Falls Sie sich das Geböte mal ansehen wollen: Die S-Bahn ist genau vor der Tür.

Der achteckige Aufbau ist im Dezember 2004 noch nicht wieder hergestellt.

Literaturverzeichnis Berlin

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