Turmuhr auf der Nordseite mit frisch vergoldetem Ziffernblatt (Januar 2005)
Angestrahlt - wenn Weihnachtsmarkt ist
(Dez. 09)
Das markante Gebäude wurde zwischen 1861 und 1869 erbaut. Einst Sitz des Berliner Magistrats, ist hier seit 1992 der Berliner Senat und der Regierende Bürgermeister zuhause.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rote Rathaus zu 50 Prozent zerstört. Bis 1955 war dann auch der Turm mit 74 Meter Höhe originalgetreu wieder aufgemauert.
Im Inneren hat nur noch das große Treppenhaus mit seinen Kreuzgewölben das ursprüngliche Aussehen.
Während der Teilung der Stadt nutzte der Ost-Berliner Magistrat das Rote Rathaus und der West-Berliner Senat das Rathaus Schöneberg.
Der Bürgermeister von Mitte hatte bis 1990 ebenfalls seinen Sitz in dem roten Gebäude. Die Verwaltung musste ins ehemalige Hotel Stadt Berlin umziehen, um für die gesamte Berliner Verwaltung Platz zu machen.
Nach der Bezirksreform 2001 wurde Mitte, Tiergarten und Wedding zusammengelegt. Mitte wird jetzt aus dem Rathaus Tiergarten regiert.
Der Brunnen vor dem Roten Rathaus. Im Hintergrund die Kuppel des Domes (Sep. 2016)
Und die Berliner lästerten seiner Zeit trefflich: Neptun ist ewig berauscht und hat drei Zacken in der Krone.
Begas nahm das sehr wörtlich. Monumental ist der Brunnen wirklich im Stile des Neobarock geworden: 10 m hoch thront Neptun auf einem Felsen, der in einer kleeblattförmigen, 18 m großen Schale aus rotem Granit steht.
Na, ein bißchen viel hat er von den Brunnen der anderen Städte wohl 1:1 übernommen. So sitzen auf seinem Rand vier 2,30 m große Frauengestallen, die die vier großen Ströme Deutschlands darstellen sollen:
mit Ähren und Früchte - die Elbe,
mit Ziege und Fellen - die Oder,
mit Hölzern - die Weichsel und
mit Weinreben und Fischernetz - der Rhein.
Und die Berliner lästerten: Begas hat die einzigen Berliner Weiber geschaffen, die den Rand halten!
Wat sacht der Berliner? Hab´n set nich ´ne Nummer kleener?
Dabei hatte der Berliner Magistrat seinen Kaiser Wilhelm II. doch so lieb! Sie spendeten immerhin 500.000 Mark für ein Huldigungsgeschenk. Aber so erfreut darüber war Seine Majestät wohl doch nicht.
Auch sollte Berlin nicht länger hinter Wien mit seinem Donaubrunnen, hinter Versailles mit dem Tierbrunnen und vor allem hinter Rom mit den Tritonen- und Vierstromebrunnen zurückstehen.
Es traf sich trefflich, dass der damals berühmte Hofbildhauer Reinhold Begas gerade von einer Reise in den Süden zurück kam. Man beauftragt ihn, einen monumentalen Brunnen zu planen. Der Standort solle zwischen dem Schloss und dem Marstall sein.
Im Oktober 2010
Planung und Ausführung
Eigentlich hatte ja schon Schinkel die Idee, hier am Schloss einen repräsentativen Brunnen zu errichten. Ihm schwebten Motive aus den Freiheitskriegen Preußens vor. Sein Plan kam aber nicht zur Ausführung.
Als Reinhold Begas 1880 von einer Italienreise zurückkam, brauchte er bis 1886, um einen Entwurf zu fertigen. Es gab aber keinen reichen Auftraggeber. Erst 1888 interessierte sich Kronprinz Friedrich näher für die Skizzen und Zeichnungen und erteilte den Auftrag.
Am 9. März 1888 starb sein Vater und aus dem Kronprinzen wurde Friedrich III., der König von Preußen und damit Deutscher Kaiser, bekannt als 99-Tage-Kaiser. Der starke Raucher starb an Kehlkopfkrebs am 15. Juni 1888 im Drei-Kaiser-Jahr. Wieder ruhten die Pläne für den Brunnen.
Sein Sohn kam als Kaiser Wilhelm II. (1888 bis zur Abdankung 1918) an die Reihe - und zeigte von Anfang an nicht viel Wohlwollen für den Brunnen.
Jetzt nahm sich der Berliner Magistrat des Projektes an und machte dem neuen Kaiser den Neptunbrunnen zum Geschenk. Aber der neue Kaiser war -
Not amused
Kaiser Wilhelm II. sollte später den Ausspruch
„Preußens Zukunft liegt auf dem Wasser“
tätigen, aber sein Faible für alles Maritime war natürlich auch dem Magistrat bekannt. Ob sich SM beleidigt fühlte? Jedenfalls ließen die Volksvertreter allerlei Schnickschnack in das große Brunnenbecken einfügen. Da gab es wasserspeiende Krokodile, Robben, Schildkröten und Schlangen. Spielende Kinder sollten überschäumendes Leben darstellen.
Vielleicht hat Kaiser Wilhelm II. - der mit dem Bart - sich auch nur geärgert, dass sein Vater letztendlich die Beauftragung und Bezahlung des Magistrats von Berlin gemacht hat und nicht er.
Der Brunnen wurde am 1. November 1891 eingeweiht.
Alles rauschte und plätscherte und sollte SM zu wohligem Schlaf führen. Vielleicht hätte ja SM das noch hingenommen, aber der Kopf Neptuns in 10 m Höhe schaute genau in sein Schlafzimmer!
Herrlich! Die „Berliner Schnauze“ konnte ob der Steilvorlage trefflich lästern. Jetzt ging es erst richtig los. Der Kaiser verlangte, den Brunnen Richtung Rotes Rathaus zu drehen, aber nun war der Magistrat bockig und bald lachte ganz Europa. Der Magistrat drehte Neptun jedenfalls genau anders herum in Richtung Schleusenbrücke und jetzt schaute „nur“ der Hinterkopf ins Schlafzimmer SM.
Und das Reich schmunzelte über den „Sturm im Forckenbecken“.
Forckenbecken
„Forckenbecken“ lästerten die Berliner und das ist nicht nur auf Neptuns Machtinsignien zurückzuführen.
Denn der Zufall wollte es, dass der Berliner Oberbürgermeister seit 1878 ausgerechnet Max von Forckenbeck hieß. Und der war nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch Reichstagspräsident und bekanntes Mitglied der Nationalliberalen Partei.
Standorte
Neptuns Brunnen überlebte die Abdankung des Kaisers auf dem Schloßplatz bis 1951. Ein Jahr vorher haben die Idioten das Schloß abgerissen und nun war der im 2. Weltkrieg beschädigte Brunnen dran.
Der Brunnen wurde in seine Einzelteile zerlegt und auf der Museumsinsel eingelagert, der rote Granit aus Schweden entsorgt.
Bis 1963 der Brunnen zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus vor dem Fernsehturm wieder errichtet wurde. Nur dass dieses Mal der rote Granit aus der Sowjetunion kam - rot, damit der farbliche Kontrast zu den Bronzefiguren erhalten bleibt.
Und da steht er heute noch.
Der Neptun- oder damals Kaiserbrunnen, um 1900 vor der Schlossfassade - jetzt mit Hinterkopf zum Schlafzimmer Kaiser Wilhelm II. gewandt. (Postkarte, Wikipedia)
Marienkirche
Die evangelische Marienkirche ist die Kreiskirche Berlin Stadtmitte. Aufnahme vom September 2016.
Wie schon auf der Seite der Nikolaikirche (siehe hier) beschrieben, gibt es im morastigen Boden drei Sandinseln, über die schon die Altvorderen genau Bescheid wussten: eben die Nikolaikirche (400 m entfernt), die Marienkirche hier und der Fernsehturm (St. Ulbricht).
Es braucht also nicht wie im Falle Schinkels Friedrichswerderschen Kirche, auch keine 900m weg, zum Bauskandal (siehe hier) kommen, wenn man schon 1292 über den Untergrund genau Bescheid wusste.
Am 3. Januar 1292 wurde die Ecclesia St. Marie virginis das erste Mal urkundlich erwähnt, die Kirche der heiligen Jungfrau. Sie lag mitten in der Berliner Neustadt. Die Grundmauern waren aus Feldsteinen, aus roten Ziegeln das Hauptschiff gemauert. Für den Turm wurde Rüdersdorfer Kuschelmalk - äh, das ist von Ringelnatz! - also Rüdersdorfer Muschelkalk herangeschafft.
Der Stil? Wie immer, märkische Backsteingotik. Als die Kirche 1663 abbrannte, wurde Barock daraus und 1790 wandelte Carl Gotthard Langhans den Turm ins Neogotische um.
Heute steht die Kirche als einziges übrig gebliebenes Gebäude in der noch 1945 eng bebauten historischen Mitte Berlins.
Turm der Marienkirche zu Weihnachten 2009
Ebenfalls der Turm der Marienkirche zum Weihnachtsmarkt 2009
Eingang zum Weihnachtsmarkt an der Marienkirche (Dezember 2009)
Mal ein Bild der kleinen Marienkirche ohne die „Protzkeule.“ (November 2007)
Überhaupt nicht langweilig: Das neu gedeckte Dach der Marienkirche (Januar 2005)
Die Marienkirche (September 2016)
Präventivarbeit der Polizei an einer der heißesten Ecken Berlins (September 2016)
Sieht nicht spektakulär aus? Es ist das erste Bild mit dem neu gekauften Teleobjektiv Canon Lens EF 400 mm 1:4 DO IS, UMS.
Das Bild oben zeigt das Dach der Marienkirche aus 300 Meter Entfernung. Die Leistung der Linse ist enorm. (Januar 2005)
Inzwischen sind die Dachziegel nachgedunkelt. Die Aufnahme nebenan ist im September 2016 gemacht worden.
Das ganze Areal um den Fernsehturm ist ein einziger Kriminalitätsschwerpunkt, vor allem Nachts.
Selbst an einem Sonntagvormittag im September 2016 sind viele Polizisten unterwegs. Sie kennen die Leute, gehen aktiv auf sie zu.
Wie auf dem Bild. Als die Polizistin weg war, brachte er brav seinen Kaffeebecher in den Papierkorb.
Kurz vor 12. Die Uhr im Turm der Marienkirche (Januar 2005)
Und sie behauptet sich doch! (März 2014)
Weihnachtsmärkte in Berlin - Mitte
Alleine im Bezirk Mitte gibt es 18 Weihnachtsmärkte. Der hier zwischen der Marienkirche, Rotes Rathaus und Fernsehturm nennt sich 2017 „Berliner Weihnachtszeit“. In der ganzen Stadt werden es wohl wieder über 70 sein.
Die Märkte werden jetzt ab Mitte November alle aufgebaut. Was da an Eventtechnik und Logistik alles benötigt wird, ist ungeheuer. Bis die letzte Bude, Fahrgeschäfte und Bühnen stehen, ist einiges zu tun. Da haben sich schon Fachfirmen drauf spezialisiert.
Hier in Mitte kann man von einem dieser Märkte mühelos zum anderen laufen. Da ist der auf dem Alex, der an „Alexa“. Auf der anderen Seite der hier, über die Schloßbrücke der an der Friedrichswerderschen Kirche, jetzt im Innenhof der Auswärtigen Amtes. Unter den Linden entlang, der um das Opernpalais herum und dann ist es nicht weit zum Gendarmenmarkt
Man muss nur aufpassen, dass man keine Weihnachtsallergie bekommt. Manche bekommen ja von zu viel Weihnachtsmarkt grüne Pickel auf der Haut!
Kinderkarussell
Was nimmt man denn nun? Gebrannte Mandeln?
Oder Mutzenmandeln (was immer das ist)?
Oder doch kandierte Früchte am Spieß?
Das hier, der Renner: Grünkohl mit Pinkel! Es waren 11° C, aber minus!
Was? Weihnachtsnudeln gibt es auch?
Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge
Wenn es was zum Essen gibt…
…und Glühwein, dann erträgt der Berliner auch so´n Gemütskaktus!