Guatemala City 1974
Guatemala City 1974 - heute um den Faktor 100 gefährlicher
Managua - Guatemala City, 850 km
Die Fahrt war ganz einfach. Man fuhr vom Haus aus die 10,5 km auf der Panamerican Richtung Norden durch Managua und 140 km weiter auf der damals noch recht neuen „Traumstraße der Welt“ zur nicaraguensisch-hondurenischen Grenze.
Dann die 150 km durch Honduras - ohne jeden Höhepunkt. Vulkane ist man hier ja gewohnt. Nun musste man noch El Salvador durchqueren, rund 300 km parallel zur Pazifikküste. El Salvador ist etwa so groß wie Hessen. Auch hier nichts was man sich unbedingt anschauen musste, selbst nichts in San Salvador.
Alle Hauptstädte Mittelamerikas sind nicht besonders anziehend. So auch Guatemala City. Aber Guatemala ist eine Reise wert. Man kam hier her, um den Lago de Atitlán zu sehen und natürlich Tikal, mitten im Urwald an der Grenze zur Halbinsel Yucatan.
Das Auto
Grenzquerungen
Belize
Guatemala
El Salvador
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Seltsames an der Panamericana
„Apfelsinendrehbank“
Nicht die etwas zu grell gegkleidete Lady…
…sonder die „Apfelsinendrehbank“ ist der Höhepunkt des Bildes. Da, wo sich der Verkehr staute, bauten sie schnell den Stand auf. Die kleine Drehbank war auf einen kleinen Wagen montiert.
Zwischen zwei Federn wurde eine Apfelsine eingespannt. Nur noch die Kurbel musste gedreht werden. Ein auf dem „Drehtisch“, der auf einer Spindel lief, wurde der „Drehstahl“ von einer Feder gegen die Frucht gedrückt und befreite diese durch die Drehung von der Schale.
Von beiden Enden der Apfelsine, wo das Messer ja nicht hin kam, wurden die Einspannstellen abgeschnitten und die Frucht in der Mitte geteilt. Auf die Schnittstellen kam Zimt und Salz und die Hälften konnten schnell an die Autofahrer verkauft werden.
Nie wieder wurde auf der Welt irgendwo so eine geniale Konstruktion gesehen. Man bedenke, das geschälte Obst war (fast) keimfrei, ein nicht zu unterschätzender Aspekt in den Tropen.
Salz? In America Central machen die Leute überall Salz rauf oder ran, sogar ans Bier. Sie meinen, damit den Salzverlust durchs Schwitzen ausgleichen zu können.
Vorbei an vielen Vulkanen. Hier der Momotombo nahe Managua
Das Auto (hinten links im Schatten der weiße Fleck) war bei einem Händler in Kabul, Afghanistan bestellt und bezahlt und in Zürich von Mercedes mit Zollnummernschild ausgeliefert worden. Ein E 200/8, tropentauglich, sogar mit einem elfenbeinfarbenen Lenkrad. Man konnte an dem Wagen alles selber reparieren, heutzutage unmöglich. Über Berlin ging es ein paar Wochen später nach Hamburg. Von dort per Schiff durch den Panamakanal nach Porto Somoza (heute Corinto), Nicaragua.
Der Wagen hat mehr mitgemacht, mehr Gelände verkraftet, als die jetzt in den 11 Jahren in Costa Rica gemieteten Pseudo-Jeeps, genannt SUV. Verpasste man die Rückfahrt vom Strand bei einsetzender Flut, schwamm der „Strich 8“ sogar ein Stück im breiter werdenden Fluss.
Hier hatte er das zollfreie Nummernschild mit „MI“ für Mission International. Die gebräuchliche Bedeutung war allerdings „Mission Impossible“. Na ja, ein Liter Super kostete 8 Pfennige als in Europa in der 1. Benzinkrise die Räder still standen.
Je kleiner das Land, desto mehr bläst es sich an seinen Grenzen auf. Desto mehr Formulare, Erlaubnisse, Papiere und Stempel benötigt man, um die Grenze zu queren. Und dann noch mit dem eigenen Auto.
Mit einem Mietwagen geht es da drüben heute noch nicht. Man kann nicht einfach von Costa Rica mal eben zum Panamakanal runterfahren. Genau so wenig von Berlin über die Oder nach Polen.
Damals benötigte man für die Aus- und für die Einreise mit dem eigenen Auto eine Seite im Pass, trotz Dienstpass, Steuer- und Zollfreiheit. Der Pass war jedenfalls immer schnell voll.