Kapitel 2
Knochenfische
Ordnung der Kugelfischverwandten - Tetraodontiformes
Seite 7
Teil 1: Familie Kugelfische - Tetraodontidae
Weltweit: 185 Arten, hier beschrieben: 10 Arten mit 36 Fotos, im Archiv:148 Fotos
Kugelfischähnliche Tetraodontoidei
Die Unterordnung der Kugelfischähnlichen Tetraodontoidei umfasst vier Familien. Zwei davon kennt jeder: die Kugelfische Tetraodontidae und die Igelfische Diodontidae. Die dritte Familie sind die Mondfische Molidae. Da diese riesigen Tiere aber die unendlichen Weiten der Weltmeere bewohnen und wir leider keine Chancen haben, ihnen an den Riffen der Malediven zu begegnen, werden die Klumpfische, wie sie auch genannt werden, hier nur am Rande erwähnt.
Die Körper der Fische dieser Unterordnung sind durch keinen einzigen Knochen gestützt. In einem elastischen Magensack können die Kugelfische und die Igelfische so lange Wasser in sich hineinpumpen, bis sie eine Kugelform erreicht haben und sie wie ein Ballon nach oben schweben. Vertreter beider Arten kann man leicht mit der Hand einfangen, da sie schlechte Schwimmer sind. Es stresst sie aber sehr und man sollte es als anständiger Gast in fremden Gefilden tunlichst unterlassen.
Seltsame Kugelfische schwimmen hier herum, Fische, die in keinem Buch stehen, die wohl noch nicht wissenschaftlich bestimmt sind. Da ist zum Beispiel der vielleicht einmal so genannte Malediven-Kugelfisch. Hin und wieder geistert er durch die Literatur und selbst bei Fishbase ist er noch nicht beschrieben.
Größe: 60 cm, Tiefe: 3 m Ari Beach, Ari-Atoll, 1992
Ein Mappa-Kugelfisch Arothron mappa (Lesson, 1831)
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Ord. Kugelfischartige Tetraodontiformes Boxfishes
Fam. Kugelfische Tetraodontidae Boxfishes
Gat. Rundkopf-Kugelfische Arothron
Art Weissfleck-Kugelfisch Arothron hispidus White-spotted puffer Ballon à épaule noire
Art Nappa-Kugelfisch Arothron mappa Map puffer Ballon griffonné
Art Schwarzer Kugelfisch Arothron meleagris Guineafowl puffer Compère pintade
Art Seehund-Kugelfisch Arothron nigropunctatus Blackspotted puffer Poisson-ballon à taches
Art Riesenkugelfisch Arothron stellatus Starry toadfish Poisson-ballon étoilé
Gat. Spitzkopf-Kugelfische Canthigaster
Art Bennetts Kugelfisch Canthigaster bennetti Bennett's sharpnose puffer Bourse de sable
Art Kronenkrugfisch Canthigaster coronata Crowned puffer Canthigaster couronné
Art Augenfleck-Kugelfisch Canthigaster solandri Spotted sharpnose Canthigaster de solander
Art Spitzkopf-Kugelfisch Canthigaster valentini Valentinni's sharpnose puffer Canthigaster à selle
Kugelfische Tetraodontidae
Tetraodontidae bedeutet Vierzähner. Sie haben je zwei Knochenplatten im Ober- und Unterkiefer, was ihrem Maul ein etwas schnabelartiges Aussehen verleiht. Sie knacken damit mühelos ihre hartschalige Nahrung wie Schnecken, Muscheln und Krebse. Einige Arten fressen auch Korallen, die sie wie die Papageifische zerbeißen, die Polypen ausseihen und den zurückbleibenden Sand herrausrieseln lassen. Kugelfische haben keine Kiemendeckel. Eine Kiemenöffnung sitzt jeweils vor den Brustflossen. Setzen sie die zweite Rückenflosse und die Afterflosse wellenförmig gegenläufig ein, können sie präzise auf der Stelle drehen. Die Brustflossen stabilisieren den Vorgang und die Schwanzflossen sind für den Vortrieb zuständig.
Kugelfische haben kaum Feinde. Sie können sich wie die Igelfische aufblasen und man hat schon verendete Haie und Zackenbarsche gefunden, die einen Kugelfisch verschlungen hatten und die sich im Magen dann zur Kugel verwandelten. Außerdem sind sie giftig. Von den Kugelfischen gibt es, je nachdem welchem Buch man vertraut, 10 - 25 Familien mit 110 bis 120 Arten. Die Kugelfische gliedern sich wiederum in 4 Gattungen, von denen wir zwei hier überall sehen. Es sind einmal die Kugelfische der Gattung Arothron (10Arten). Sie werden bis zu 1,20 m groß. Zum anderen sind es die Krugfische (ca. 30 Arten) der Gattung Canthigaster, die klein bleiben und 20 cm nicht überschreiten.
Alle Kugelfische sind, essen wir sie, giftig. Das sehr starke Gift Tetrodotoxin wird in den Geschlechtsorganen gebildet, wo es in hoher Konzentration besonders vor der Eiablage vorkommt. Auch in der Leber ist es vorhanden. Das hält die Japaner aber bekanntlich nicht davon ab, in Fugu - Restaurants die dort teuren Kugel- und Igelfische als hoch geschätzte Delikatesse zu verspeisen. Die Köche werden zwar lange ausgebildet und müssen eine Lizenz erwerben, aber es kommt immer wieder zu schweren Vergiftungen, die zu ca. 60% tödlich verlaufen.
Tetrodotoxin ist eine komplizierte aromatische Verbindung, die sich durch Hitze beim Braten oder Kochen nicht zerstören lässt. Nach einigen Minuten setzt ein Prickeln an Zunge und Lippen ein, das bald auf Finger und Zehen übergeht. Krämpfe, Muskellähmung, Gefühllosigkeit und schließlich der Tod durch Atemlähmung sind die Folge, wenn man beim „Japanischen Roulette“ verloren hat und Magenauspumpen, Brechmittel und künstliche Beatmung nicht mehr helfen.
Weißfleck-Kugelfisch Arothron hispidus (Linnaeus, 1758)
E: White-spotted puffer, F: Ballon à épaule noire, J: Sazanamifugu , D: Koli
Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Weißfleck-Kugelfisch Arothron hispidus (Linnaeus, 1758)
Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
In 29 Jahren war dieser auffällige Kugelfisch nur zwei mal zu sehen: 1998 und 2000 auf Kuredu. Und das nur in der Nacht in flachem Wasser (Bilder oben), eigentlich ungewöhnlich für Kugelfische. Der Grund? Diese Art braucht Seegraswiesen. Und die sind selten an den Inseln der Malediven.
Auf dem Bild unten schwamm er auf der einzigen großen Fläche mit Seegras am Tage herum. An keiner aller besuchten Inseln gab es so große Seegraswiesen wie auf Kuredu.
Größe: 20 cm, Tiefe: 1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 2000
Es scheint, als könne der Kugelfisch seine Färbung an den Untergrund anpassen.
Über Seegras und Sand hat er ja sonst keine Versteckmöglichkeiten wie seine Verwarnten, die an Riffen leben.
Größe: 25 cm, Tiefe: 1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Auch über Korallenbruch ist der nur aus der Nähe zu erkennen
Größe: 16 cm, Tiefe: 1 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Tarnung ist alles
Wahrscheinlich hat der große Linnaeus im Jahre 1758 diese Art häufiger gesehen, als sie bis zum El-Niño-Ereigniss 1998 in dem Urlaubsparadies Malediven anzutreffen waren, von heute ganz zu schweigen.
Diese Kugelfische leben sowohl auf Seegraswiesen als auch in Korallengebieten. Sie werden bis 50 cm groß und gehen auf 50 m hinunter. Der große und ausgewachsene Kugelfisch oben war ins ganz flache Wasser nahe dem Ufer gekommen, um nach Krebsen und anderen kleinen Tieren zu suchen.
Sie fressen fast alles: knabbern an Korallen, Schwämmen, Tunikaten, Detrius, Muscheln, Schnecken, mögen einige Anemonenarten und verschmähen auch Röhrenwürmer nicht. Dort schwamm er munter herum, bis er von dem Licht der Lampe total durcheinander gebracht wurde.
Überraschung: Es gibt ihn auch 2023 noch!
Größe: 20 cm, Tiefe: 1 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 2023
Dieses schöne Foto gelang Dr. Monika Hoffmann, Schwerin, im März 2023 in der Nähe der Laguna Bar auf Kuramathi. Das überrascht doch sehr. Nie gab es nennenswerte Seegrasbestände im Rasdu-Atoll. In der Literatur ist zu lesen, dass diese Art gerne über Seegraswiesen lebt.. In meinen 9 Jahren auf Kuramathi gab es ihn definitiv nicht. Dieser Exot wäre mir nicht entgangen. Dank an Frau Dr. Hoffmann für die Überlassung des Fotos.
Mappa-Kugelfisch Arothron mappa (Lesson, 1831)
E: Map puffer, F: Ballon griffonné, J: Keshôfugu , D: Fuh kudhi koli
Mappa-Kugelfisch Arothron mappa (Lesson, 1831)
Größe: 65 cm, Tiefe: 3 m Medhufushi, Süd-Nilandu-Atoll, 1999
Größe: 50 cm, Tiefe: 2 m Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998
Größe: 50 cm, Tiefe: 2 m Ari Beach, Ari-Atoll, 1992
Größe: 50 cm, Tiefe: 1 m Ari Beach, Ari-Atoll, 1992
Größe: 50 cm, Tiefe: 2 m Ari Beach, Ari-Atoll, 1992
Bis 65 cm kann dieser auffallende Kugelfisch groß werden. Der oben ist es. Sein schnabelähnliches, an Papageifische erinnerndes Maul ist gewaltig, obwohl er nur von Algen, Schwämmen und von benetischen Wirbellosen lebt.
Als deutsche Namen geistern noch Karten- oder gar Landkarten-Kugelfisch herum.
Nachts versucht dieser große Fisch in ruhigen Gewässern der Lagune eine Höhle zu finden, die ihn aufnehmen kann. Selbst wenn nur der Kopf hineinpasst, reicht ihm das schon - was dem Verhalten der Drückerfische ähnlich ist.
Der ebenfalls ausgewachsene Kerl unten suchte nachts im nur metertiefen, ziemlich bewegten Wasser bei Ari Beach seinen Schlafplatz. Das Bild darunter könnte ein junger A. mappa sein, aber auch eine andere, unter Umständen noch nicht beschriebene Art.
Vorkommen: Indischer Ozean und westlicher Pazifik.
Größe: 50 cm, Tiefe: 1 m Ari Beach, Ari-Atoll, 1992
Schwarzer Kugelfisch Arothron meleagris (Lacèpéde, 1798)
E: Guineafowl puffer, F: Compère pintade, J: Mizorefugu , D: Koli
Größe: 45 cm, Tiefe: 3 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008
Schwarzer Kugelfisch Arothron meleagris (Lacèpéde, 1798)
Größe: 35 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2001
Größe: 40 cm, Tiefe: 1 m. Veligandu-Hurra, Süd-MaleAtoll, 1992
Der Schwarze- auch Sternen- oder Perlhuhn-Kugelfisch wirkt, aus einiger Entfernung betrachtet, schwarz, ist aber schwarzbraun. Der Kontrast der unzähligen kleinen weißen Punkte zum Untergrund lässt ihn jedenfalls sehr dunkel erscheinen. Ungefähr einen halben Meter wird er groß.
Diese Art ist nicht so oft zu sehen und dann ist er auch noch ziemlich scheu - keine guten Voraussetzungen für schöne Fotos. Seine Nahrung besteht, wie die der anderen Kugelfische, ebenfalls aus kleinen Krebsen, Weichkorallen, Schwämmen, Algen, Tunikaten, Schnecken und Muscheln. Wahrscheinlich ist die aufgeblasene Kugel trotz seiner braunen Farbe (rechts unten) ein Schwarzer Kugelfisch. Dafür wirkt der Fisch auf dem linken Bild eben richtig schön blau.
Vorkommen: Indopazifik, von der ostafrikanischen Küste ostwärts bis nach Panama.
Größe: 50 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2009