Handbuch der Malediven




Kapitel  6 

Gliederfüßer

5

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Krebse der Malediven

Landeinsiedlerkrebse - Coenibitidae

Klasse
Ordnung
Unterordnung
Teilordnung
Überfamilie
Familie
Gattung
Art
Art
Art
Art
Höhere Krebse
Zehnfußkrebse 
Pleocyemmata
Mittelkrebse
Einsiedlerkrebse
Landeinsiedlerkrebse
Coenobita
Großer Landeinsiedler
Erdbeer-  Landeinsiedle
Kleiner Landeinsiedler
Violetter Landeinsiedler
Malacostraca 
Decapoda
Pleocyemmata, 
 Anomura
Paguroidae
Coenobitidae
Coenobita
C. caviper
C. perlatus
C. rugosus
C. violascens

Familie: Landeinsiedlerkrebse - Coenobitidae Dana, 1851


mit 17 Arten

Großer Landeinsiedler - Coenobita cavipes Stimpson, 1858

E: Passionfruit Hermit

Größe : 4 cm                                                                           Angaga, Ari-Atoll, 2015

Großer Landeinsiedler - Coenobita cavipes Stimpson, 1858

Größe : 4 cm                                                                                Angaga, Ari-Atoll, 2015

Aber wenn das Haus so klein 

geworden ist, nimmt man alles…

Dass es sich bei den beiden Fotos um den jungen Großer Landeinsiedler - Coenobita cavipes handeln könnte  , wird nur wegen der orangenen Antennen vermutet.

Der  Landeinsiedlerkrebs lebt, wenn er klein ist, am Strand und schleppt sein Haus später auf Mangrovenbäume. Die Krabbe sind nachtaktiv.  Ihre Scheren sind unterschiedlich groß. Die größere, links, nutzen sie zum Klettern, die kleinere zur Nahrungsaufnahme.

 

Sie tauchen ihren Körper samt Haus oft ins Salzwasser. Das benötigen sie, um die Schale durch das Salz mit dem Rücken und der Bauchseite der Krabbe zu verbinden. Die Feuchtigkeit verhindert zudem  eine Dehydrierung und zur Senkung ihrer Körpertemperatur. Als Gehäuse werden bestimmte Schneckenarten verwendet, Thinoclavis sinesis z. B. Ob da die Chemie bei Gehäusen aus dem 3-D-Drucker stimmt, ist fraglich.

 

Landeinsiedlerkrebse sind Kanibalen. Sie zerren ihre Artgenossen nicht nur aus ihren Gehäusen, um diese zu erobern, sie fressen sie auch gleich auf. Sie verzehren menschliche Fäkalien, Vogelkot ,toten Fische, Vegtationsreste und alles organische Material, was sie bei Ebbe finden..

 

Die Weibchen entlassen ihre Larven ins Meer. Ihre orangefarbenen Antennen unterscheiden sie von den  Arten der Gattung Coenobita. Sie sind von Ostafrika über den gesamtenten Indischen Ozean bis Mikronesien verbreitet.

…oder man klaut sich was

My home is my castle

Erdbeer-Landeinsiedlerkrebs-Coenobita perlatus


H. Milne Edwards, 1837

Baa-Atoll, 2025

Angaga, 2016

Dieser ausgewacehse, richtig knallrote Landeinsiedlerkrebs ist ein Aasfresser. Er  ist aufgrund seiner Färbung als Erdbeer-Einsiedlerkrebs bekannt. Er ist im Indo-Pazifik weit verbreitet. Mit einer Körperlänge von 80 mm und einem Gewicht von 80 Gramm benötigt diese Art schon große Schneckengehäuse. Erstaunlich ist, dass die Tiere der Gattung Coenobita 25–30 Jahre alt werden können.

 

Nachts kehren diese Krebse ins Meer zurück. Sie erneuern den Wasservorrat, den sie den ganzen Tag über mit sich führen. Dass sie damit ihre Körpertemperatur regulieren können und sich vor Austrocknung schützen, liegt klar auf der Hand. Aber mit dem Salzwasser geschieht noch etwas Wichtiges:  Osmoregulation.

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Osmoregulation reguliert den  osmotischen Druck der Körperflüssigkeiten. Sie sorgt u. a. für die Stabilität des Verhältnisses von Blutdruck, Körpertemperatur, pH-Wert des Blutes  (Homöostase). Um den osmotischen Druck herstellen zu können, muss die Oberfläche im Inneren des Schneckengehäuses mitspielen. So wählen die krebse die zu ihnen passenden Gehäuse aus. Ist den Krebsen zu heiß, vergraben sie sich in feuchtem Sand und verschießen die Öffnung mit ihren Krallen.

 

C. perlatus ist auf den Inseln beliebt. Die Aasfresser beseitigen die toten Fische vom Strand. So können Fliegen weniger Eier ablegen. Die Weibchen legen ihre Eier direkt in der Schale ab und entlassen sie nicht wie die C. cavipes (oben) ins Meer.

Falsches Bild bei Wiki

Die englische Wikipedia hat unter dem Beitrag zu diesem Krebs Coenobita perlatus hier  hier ein Foto des oben abgebildeten Coenobita cavipes eingestellt.

Immobilienkrise bei den Einsiedlerkrebsen...

...stand neulich im "Tagesspiegel". In den USA will man Schneckengehäuse aus Plastik ins Meer werfen, um den Einsiedlerkrebsen - es gibt weltweit immerhin 1100 Arten! - ein Zuhause zu geben. Wachsen die Tiere, benötigen sie alle paar Monate neue, größere Gehäuse. 


Aber Schnecken gibt es immer weniger. Die Gehäuse lösen sich im immer sauerer werdenden Wasser der Weltmeere auf. Man hat beobachtet, dass stärkere Krebse schwächere aus den Gehäusen ziehen, um ihren weichen Hinterleib selber schützen zu können.. 


Den Quatsch mit den Plastikgehäusen kann man sich auf den Malediven nun wirklich sparen - es gibt weder Schnecken und immer weniger  Einsiedlerkrebse.  Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es z. B. im Ari-Atoll jede Menge unbewohnter Inseln. Mit abnehmendem Licht kamen 100.000de Einsiedlerkrebse aus dem Dickicht hervor. Ein Naturschauspiel! Es waren so viele, dass der Sand nicht mehr zu sehen war. Blieb mal ein Handtuch aus Versehen dort liegen, war es nach kurzer Zeit vollkommen zerschreddert. 


Aber die Gier der reichen maledivischen Familien kennt keine Grenzen mehr. Die jahrhundertelangen unbewohnten Inseln wurden jetzt bebaut. Magala bei Ellaidhoo und Kandooma z. B. Man sehe sich ruhig mal den Wahnsinn auf dem Link zu Kandooma an. Man musste Sand aufschütten, da, wo mal eine schöne Lagune war.


Was sind da kleine Einsiedlerkrebse ohne Lobby wert, wenn dicke Touris hunderte von US$ pro Nacht da lassen und aus Canada eingeflogenen Fisch essen. Es ist zum Kotzen!

Immobilienkriese bekämpfen

Gekaufte Schneckengehäuse… 

… und sie werden angenommen!

Dass verantwortungsvolle Reisende mal ziemlich teure Schneckengehäuse im den Urlaub mitnehmen, hat wohl keiner gedacht. Legt man sie den kleinen Krebsen hin, werden sie sofort angenommen. Leider liegt hier noch keine Langzeitbetrachtung vor. So z. B., ob die Krebse die Gehäuse auch noch nach einem Jahr bewohnen.

Violetter Landeinsiedlerkrebs  -Coenobita violascens Heller, 1862

Baa-Atoll, 2024

Den  Violetten Einsiedlerkrebs scheint es nur dort zu geben, wo es Mangrovenwälder gibt. Den bevorzugen die Jungtiere. Erwachsene Krebse sind dagegen eher am Strand zu finden. Die Tiere werden mit 35 - 40 Jahre ziemlich alt und mit 15 cm auch recht  groß und 150 Gramm schwer. Sie sind Allesfresser.


Der gesamte Körper der Violetten Einsiedlerkrebse kann alle Nuancen von  Violett haben. Jungtiere sind blass bis orange oder rot, wobei die Farben mit zunehmendem Alter dunkler werden.  Die länglichen Augen sitzen auf schwarzen Stielen.


Als Gehäuse nutzen sie gerne die von Wellhornschnecken. Aber auch bei denen passt der Körper nicht ganz hinein und so ragt der Krebs mit seinen Scheren und dem Oberkörper weit aus dem Gehäuse  

heraus.

Kleiner Landeinsiedler - Coenobita rugosus


(H. Milne-Edwards, 1837)

Twany hermit crab

Kleiner Landeinsiedler - Coenobita rugosus, ausgewachsen

…Hauptsache man passt rein

Jedes Schneckengehäuse ist willkommen…

Das beste Erkennungsmerkmal  des Kleinen Landeinsiedlerkrebs  ist  das untere Paar der zweiten Fühler. Es  ist hellorange. Die Augenstiele sind sandfarben und können an der Unterseite einen braunen Streifen aufweisen. An der Färbung kann man die bis zu 15 cm groß werdenden Krebse jedenfalls nicht unterscheiden. Coenobita rugosus ist nämlich, je nach Nahrungsangebot, sehr variantenreich gefärbt . Er kommt Grau, Grün, Braun,  Hellbraun, Rosa , Blau,  Weiß  sogar in  Schwarz daher.


Wie alle Landeinsiedlerkrebse hat er  vier Laufbeine, eine kleine Schere und  eine große Schere. Mit dieser großen Schere kann der C. rugosus bei Bedrohung diese an der Schale reiben und eine Art Zwitschern erzeugen. Alle Arten Landeinsiedlerkrebse von C. rugosus sind Aas- und Allesfresser. Was nur irgendwie organisch ist, wird von ihnen verschlungen.


Als es in den 80er Jahren noch unbewohnte Inseln gab, waren die Böden lückenlos von den belebten Gehäusen der Einsiedler bedeckt. Da zerschnippelten sie alles, was sie vor die kleinen Scheren bekamen.  Als mal ein Handtuch auf der damals unberührten Insel Magala bei Ellaidhoo im Ari-Atoll vergessen wurde, war zwei Tage später nur noch so eine Art weißes Pulver übrig.


Vorkommen: Von der ostafrikanischen Küste bis Australien und zum südwestlichen Pazifik.

Land Hermit Crab

Liebesleben der Landeinsiedlerkrebse

Oh, man mag sich

Man kommt sich näher

Erster Austausch von Zärtlichkeiten

Bald gibt es ganz kleine Landeinsiedlerkrebse 

Landeinsiedlerkrebse können sich begatten ohne ihr schützendes Gehäuse zu verlassen. Die Männchen haben nach den Seepocken im Verhältnis zur Körpergröße den längsten Penis im Tierreich.


Die Weibchen bleiben eh in ihren Schneckengehäusen (gewagte These: es ist der linke, kleinere Krebs). Ohne ihr Gehäuse sind die Krebse nicht lebensfähig. Ihr weicher Hinterteil wäre schutzlos, sie dehydrieren schnell und ihre begehrten Gehäuse würden ihnen auf der Stelle gestohlen. Diese Szene hat Dagmar Biederer im Dezember 2019 auf der Insel Angaga eingefangen.

Was? So groß groß die Welt?

Größe : 1,5 - 2,5 cm                                                   Angaga, Ari-Atoll, 2018

Den roten Antennen nach könnten das ganz junge  Großer Landeinsiedler - Coenobita cavipes sein. Ein toller Schnappschuss wie die drei da neugierig in die Welt schauen. Wenn sie Glück haben, haben sie noch 30 Lebensjahre vor sich - wenn es ihre gefräßigen Artgenossen erlauben.

Größenwahn?

Land Hermit Crab

Größe : 3 cm                                                                         Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1982

Dieser Großer Landeinsiedler Coenobita cavipes hat sich offensichtlich schwer verschätzt.  Die Aufnahmen auf der Sandbank von Kuramathi von 1982 war eines der ersten eigenen Bilder von den Malediven. Der Krebs lag in praller Mittagshitze mitten auf der Sandbank am westlichen Ende von Kuramathi  und kam nicht weiter. Er wurde ins flache Wasser gebracht. Ob ihm das das Leben gerettet hat?

Genau hingesehen:

Spannende Geschichten sind auf den Inseln im Kleinen zu sehen. Man muss nur genau hinsehen. 

Das Bild erzählt eine Geschichte

Einst gab es Abermillionen dieser Schnecken. Sie waren so eine Art Grundnahrungsmittel für das Leben am Riff. Für die kleinen Landeinsiedlerkrebse gab es genug Schneckengehäuse , um ihren weichen Hinterleib darin zu verstecken. Jetzt sind die Gehäuse seltener geworden und sind begehrt. Wie sehr, zeigt das Bild oben.


Der kleine Krebs rechts - er passt auf eine 10-Cent-Münze - hat mitbekommen, dass der vor ihm ein neues, größeres Gehäuse gefunden hat. Beiden ist ihr Haus zu klein geworden. Er greift und reserviert sich die Behausung des Größeren, schon mal bevor der vor ihm überhaupt in das neue Gehäuse eingezogen ist. Der Wechsel geschieht dann blitzschnell


Man sieht, der Wohnungsmarkt hier ist genauso angespannt wie in Berlin im Jahr 2025.

Krustentiere Index