Kapitel 6
Gliederfüßer
Krebse der Malediven
Ordnung Zehnfußkrebse - Decapoda
Unterordnung Pleoyemata
Teilordnung Mittelkrebse - Anomura
Überfamilie Einsiedlerkrebse - Paguroidea
Familie Landeinsiedlerkrebse - Coenibitidae mit 17 Arten
Familie Landeinsiedlerkrebse - Coenibitidae
Immobilienkrise bei den Einsiedlerkrebsen...
...stand neulich im "Tagesspiegel". In den USA will man Schneckengehäuse aus Plastik ins Meer werfen, um den Einsiedlerkrebsen - es gibt weltweit immerhin 1100 Arten! - ein Zuhause zu geben. Wachsen die Tiere, benötigen sie alle paar Monate neue, größere Gehäuse.
Aber Schnecken gibt es immer weniger. Die Gehäuse lösen sich im immer sauerer werdenden Wasser der Weltmeere auf. Man hat beobachtet, dass stärkere Krebse schwächere aus den Gehäusen ziehen, um ihren weichen Hinterleib selber schützen zu können..
Den Quatsch mit den Plastikgehäusen kann man sich auf den Malediven nun wirklich sparen - es gibt weder Schnecken noch Einsiedlerkrebse.
Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es z. B. im Ari-Atoll jede Menge unbewohnter Inseln. Mit abnehmendem Licht kamen 100.000de Einsiedlerkrebse aus dem Dickicht hervor. Ein Naturschauspiel! Es waren so viele, dass der Sand nicht mehr zu sehen war. Blieb mal ein Handtuch aus Versehen dort liegen, war es nach kurzer Zeit vollkommen zerschreddert.
Aber die Gier der reichen maledivischen Familien kennt keine Grenzen mehr. Die Jahrhunderte lange unbewohnten Inseln wurden jetzt bebaut. Magala bei Ellaidhoo und Kandooma z. B. Man sehe sich ruhig mal den Wahnsinn auf dem Link zu Kandooma an. Man musste Sand aufschütten, da, wo mal eine schöne Lagune war.
Was sind da kleine Einsiedlerkrebse ohne Lobby wert, wenn dicke Touris hunderte von US$ pro Nacht da lassen und aus Canada eingeflogenen Fisch essen. Es ist zum Kotzen!
Twany hermit crab
Größe : 4 cm Angaga, Ari-Atoll, 2015
Kleiner Landeinsiedler - Coenobita rugosus (H. Milne-Edwards, 1837)
Sie suchen in regelmäßigen Abständen Süßwasser auf, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken. Mit Meerwasser füllen sie den Mineralbedarf auf. Die nachtaktiven Krebse sind Allesfresser. Früchte, Aas von toten Fischen oder Tieren, Pflanzen - sie fressen alles. Auch zerschneiden sie Handtücher. Als es in den 80er Jahren noch unbewohnte Inseln gab, waren die Böden lückenlos von den belebten Gehäusen der Einsiedler bedeckt. Da zerschnippelten sie alles, was sie vor die kleinen Scheren bekamen.
Landeinsiedlerkrebse leben an allen Stränden der warmen Regionen und in Mangrovenwäldern. Es gibt sie an jeder Koralleninsel. Sie sind ziemlich bedroht. Durch die Versäuerung der Weltmeere finden sie nicht mehr genug Schneckenhäuser, um ihre weichen Hinterleiber darin zu schützen.
Kleiner Landeinsiedler - Coenobita rugosus, ausgewachsen
Jedes Schneckengehäuse ist willkommen…
…hauptsache man passt rein
Aber wenn das Haus so klein
geworden ist, nimmt man alles…
…oder man klaut sich was
Liebesleben der Landeinsiedlerkrebse
Oh, man mag sich
Man kommt sich näher
Erster Austausch von Zärtlichkeiten
Bald gibt es ganz kleine Landeinsiedlerkrebse
Landeinsiedlerkrebse können sich begatten ohne ihr schützendes Gehäuse zu verlassen. Die Männchen haben nach den Seepocken im Verhältnis zur Körpergröße den längsten Penis im Tierreich.
Die Weibchen bleiben eh in ihren Schneckengehäusen (gewagte These: es ist der linke, kleinere Krebs). Ohne ihr Gehäuse sind die Krebse nicht lebensfähig. Ihr weicher Hinterteil wäre schutzlos, sie dehydrieren schnell und ihre begehrten Gehäuse würden ihnen auf der Stelle gestohlen.
Diese Szene hat Dagmar Biederer im Dezember 2019 auf der Insel Angaga eingefangen.
Größe : 1,5 - 2,5 cm Angaga, Ari-Atoll, 2018
Mama, Papa, Kind? Die sehen doch sehr interessiert aus!
Großer Landeinsiedler - Coenobita caviper Stimpson, 1858
E: Passionfruit Hermit
Größe : 4 cm Angaga, Ari-Atoll, 2015
Großer Landeinsiedler - Coenobita cavipes Stimpson, 1858
My home is my castle
Rotmeer-Landeinsiedlerkrebs Coenobita scaevola Forscål, 1775
Red Sea Land Hermit Crab
Größe : 3 cm Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1982
Die Art C. scaevola lebt im Roten Meer und im nördlichen Indischen Ozean. Die Aufnahmen auf der Sandbank von Kuramathi von 1982 war eines der ersten eigenen Bilder von den Malediven. Die Bestimmung ist allerdings ungewiss. Der Krebs sieht aber ganz anders aus als die oben beschriebene Art C. rugosus. Diese Einsiedler waren einst in so unendlicher Zahl zu finden, dass sich keiner um sie genauer gekümmert hat. Sie sind weitgehend unerforscht.